Tamagotchi Tanzmusik
Günter Vallaster bespricht für das Literaturhaus Wien den Band „Tamagotchi Tanzmusik“ von Paul Divjak, neu erschienen im Ritter Verlag, Klagenfurt:
„Bisweilen entsteht bei der Lektüre der Eindruck, als würde ein ganzer Tsunami aus Fast-Food-Wörtern der heutigen Zeit über eine im Grunde traditionelle Gedichtform hereinbrechen, wodurch Wörter lyrisch werden, die sonst nie in ein Gedicht gekommen wären. Manchmal wirkt der Text auch so, als würde er in Echtzeit Wörter präsentieren und arrangieren, die beim Surfen im Internet von unterschiedlichsten Web-Sites der Reihe nach aufgelesen, ja aufgesogen worden wären, gewissermaßen wie eine Such- und Sortiermaschine von Sprachmaterial als literarische Text-Partitur. Und darüber schwebt stets Googles Frage beim Suchen: "Meinten Sie ...?" En passant wird damit auch der Wegwerfcharakter des gegenwärtigen Medienwortmaterials deutlich vor Augen geführt, Einwegwörter, jederzeit variier- und recycelbar. Nicht zuletzt ist "Tamagotchi Tanzmusik" auch eine große Dada-Party, auf der nach Herzenslust collagiert und montiert und von Wortklang zu Wortklang getanzt wird.“
wir machen als Pianisten auf uns aufmerksam,
sind der Schneider Kakadu,
Trisomie 21 und Hartz IV
– Bravo! –
die Hexen von Eastwick, Dr. Sommer,
– Lutschbonbon –
Wolfman, Kodak,
Wikipedia und die starken Männer,
der Tropfen auf dem heißen Stein,
das Lachen und ein Zahn der fehlt
– Bohren & der Club of Gore –
wir sind die schöne Müllerin und das Echo auf der Wand
Edgar Alan Poe im Blaumann,
Obi-Man Kenobi und Bob der Baumeister
– Prefab Sprout –
(S. 82 f.)
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