Alles Kalomel!
Ulrich Greiner hat für die ZEIT eine neue, interessante Darstellung zu Hölderlins angeblicher Verrücktheit gelesen:
„Reinhard Horowski, seines Zeichens Arzt und Pharmakologe, wandelt auf den Spuren von Bertaux und erreicht in seinem Büchlein zweierlei: Erstens zerpflückt er die überall verbreitete Diagnose, es habe sich um Schizophrenie gehandelt, und zweitens erklärt er die Absonderlichkeiten des späten Hölderlin mit den Folgeschäden einer barbarischen Misstherapie. Hölderlin war in Homburg für krank erklärt und nach Tübingen überwiesen worden, wo er in die Hände eines Arztes fiel, der ihn mit Kalomel (Quecksilberchlorid), einem damals gerne angewendeten Mittel, dauerhaft vergiftete. Hölderlin, so sein Verteidiger Horowski, sei zwar körperlich zerrüttet gewesen, aber geistig auf der Höhe. In der Tat hat er bis zuletzt sehr schöne und bemerkenswerte Gedichte geschrieben, die nicht dafür sprechen, ein Verrückter habe sie verfasst.“
Reinhard Horowski: Hölderlin war nicht verrückt – Eine Streitschrift. Verlag Klöpfer & Meyer, Tübingen 2017
Turmgedichte – gelesen von Christian Reiner
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