The Automatic Poetry Project
Das „automatic poetry project“ versteht sich als eine offene Plattform, auf der jede/r ein Gedicht, das nach den Vorgaben entstanden ist, publizieren kann. Zugrunde liegt eine Mischung aus klassischer Cut-up Technik, wie sie in dieser Form von Burroughs und Gysin entwickelt wurde, und der Idee des „Score“ aus der neuen Musik bzw. der Fluxus Bewegung. Der performative Aspekt der „Scores“ wird hier allerdings zu einer persönlichen Auseinandersetzung mit einem Text.
THE DRILL
i. nehme dein Lieblingsbuch
ii. öffne es auf einer zufällig gewählten Seite
iii. Unterstreiche zehn Wörter auf dieser Seite, zusammen mit Präpositionen und Artikeln, wenn gewünscht
iv. schreibe deine Auswahl mit einem mechanischen Schreibgerät auf ein weißes Blatt Papier
Nach Zusendung eines Gedichtes, das nach der zugrundeliegenden Handlungsanweisung entstanden ist, wird dieses auf der Webseite des Projektes unter Angabe des zugrunde gelegten Textes veröffentlicht.
Neben der spielerischen Annäherung an Sprache, Literatur und Lyrik kann mit dieser speziellen Technik auch sprachlichen Besonderheiten nachgespürt werden. So wurden im Anschluss an eine Lesung mit Gedichten von der Website von den Gästen Gedichte aus Pressemitteilungen von Kunstausstellungen herausgearbeitet, nach einer anderen aus verschiedenen „populären“ Magazinen. In Duktus und Wörtern unterscheiden sich beide Textgattungen derart, dass sich dies auch in den so entstandenen Cut-ups zeigt. Bei der ursprünglichen Intention, Literatur zu benutzen, ist das Feld der Möglichkeiten und der verschiedenen Sprachstile gewaltig, dennoch zeigt sich mitunter auch hier eine Übertragung der Sprachwelt des Autors in den neu entstandenen Text. Im Vordergrund steht aber immer der Formungswille des „Cutters“, seine sprachlichen Vorlieben und Abneigungen sowie dessen Neigung zu Sinn oder Absurdität – beides funktioniert.
Für weitere Informationen: https://theautomaticpoetryproject.wordpress.com/
Video einer Performance mit Gedichten aus der Datenbank: https://www.youtube.com/watch?v=byEpmEohmtk
Zehn Gedichte zur Ausstellung „Lockere Wolken“ in der Galerie Parterre (März 2016): https://www.youtube.com/watch?v=WcMBco0XDb4"https://www.youtube.com/watc...
© Philipp Koch
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