Fix Zone

Lyrik Kabinett im Mai 2017

Redaktion: 

... und die knisternden Feuer des Kosmos springen von einem Ding aufs andere ... (Jáchym Topol, übersetzt von Lutz Seiler)

Stiftung Lyrik Kabinett · Amalienstraße 83a · 80799 München

Mittwoch, 3. Mai· 20 Uhr

Christoph Buchwald (c) Irwan Droog für Schöffling & Co. Das Jahrbuch der Lyrik 2017 - Buchpremiere
Seit 1979 spiegelt das Jahrbuch der Lyrik jüngste Entwicklungen der deutschsprachigen Poesie wider. Ab 2017 erscheint es bei Schöffling & Co. Für die aktuelle Ausgabe konnte Christoph Buchwald die Lyrikerin Ulrike Almut Sandig als Mitherausgeberin gewinnen. Die von beiden ausgewählten Gedichte loten aus, in welchem Maße die Gegenwartslyrik Spiegel unserer Zeit ist und wie sie sich zu aktuellen Fragen stellt. Als Grundhaltung wird deutlich: Nur mit einer subjektiven Herangehensweise kann die Sicht auf Geschichte und Gesellschaft glaubwürdig vermittelt werden. Erstmals enthält das Jahrbuch auch Bildgedichte und ein Kapitel mit Übersetzungen. Christoph Buchwald, 1951 geboren, ist seit den Anfängen des Jahrbuchs dessen ständiger Herausgeber. Seit 2002 leitet er den literarischen Verlag Cossee in Amsterdam. Ulrike Almut Sandig, 1979 geboren, vielfach ausgezeichnet (u.a. mit dem Leonce-und-Lena-Preis 2009) veröffentlichte bislang vier Gedichtbände sowie Hörbücher, Erzählungen und Hörspiele. Anja Bayer, Mara-Daria Cojocaru und Markus Breidenich zählen zu den Autorinnen und Autoren des Jahrbuchs und lesen daraus ihre eigenen und ausgewählte weitere Gedichte.

Montag, 15. Mai · 20 Uhr

Poetry in Motion
Mit Dalibor Markovic (Frankfurt/Main), Jan Möbus (Remscheid) und Philipp Potthast (München)
Moderation: Ko Bylanzky; an den Turntables: Poetry DJ Rayl Patzak

Donnerstag, 18. Mai · 20 Uhr

Ludwig Steinherr (c) Tony Ward Alpenüberquerung
Im jüngsten seiner über fünfzehn Gedichtbände entfaltet Ludwig Steinherr einen faszinierenden Mikrokosmos seines Schreibens. Er integriert frühere Phasen seines Werks und schließt mit einem tief berührenden Zyklus über das Sterben seiner Mutter. Der Münchner Steinherr, der im Mai seinen 55. Geburtstag feiert, ist ein Dichter sowohl der psycho- und ontologischen Abgründe unter der Oberfläche des Alltags als auch metaphysischer Ekstasen. Philosophisch geschult und geschliffen reflektierend, vergegenwärtigt er jeden einzelnen poetischen Augenblick mit assoziationsfindiger Sinnlichkeit und lässt ihn zugleich als unmittelbar plastisch und in all seiner existentiellen Brisanz erleben. Seine Bände erscheinen bei Allitera. Paul-Henri Campbell, geboren 1982 in Boston (USA), Übersetzer vieler zeitgenössischer Dichter ins Englische, promoviert in Theologie. In diesem Frühjahr erschien sein vierter Gedichtband nach den narkosen /  after anesthesia (Wunderhorn 2017).

Dienstag, 23.Mai · 19 Uhr

Felicia Brembeck (c) Michael Stehr Neue Lyrik-Perlen aus Neuperlach
Abenteuer Neuperlach: eine ganze Welt der Sinne – die in Traumgeschichten über die Grenzen der Realität hinausführt! Unter der Anleitung der Dichter Felicia Brembeck, Carmen Wegge und Pierre Jarawan hat sich die Klasse 6d des Werner-von-Siemens-Gymnasiums auf poetische Entdeckungs-reise begeben: Hat gereimt, coole Collagen gebaut, Worte geschmeckt und den Sound des Viertels mitten aus dem Leben eingefangen. Acht Doppelstunden des Deutschunterrichts haben die Dichter mit den Jugendlichen gearbeitet und ihnen (wie es im Titel des pädagogischen Modellprojekts der Stiftung Lyrik Kabinett heißt) „Lust auf Lyrik“ gemacht. Jetzt lädt die Klasse das Publikum ein, diese Lust und fantastische Entdeckerfreude zu teilen!

Freitag, 26.Mai · 20 Uhr

Stefan Weidner (c) privat Sehnsüchte übersetzen
Ibn Arabi (1165-1240) ist einer der bedeutendsten mystischen Schriftsteller des islamischen Mittelalters, vergleichbar nur mit Hafis, Rumi und Omar Khayyam. Sein poetisches Hauptwerk mit dem Titel Der Übersetzer der Sehnsüchte, von dem bisher nur wenige Auszüge in Anthologien zu lesen waren, wurde jetzt von Stefan Weidner erstmals vollständig ins Deutsche übersetzt. Der Islamwissenschaftler zeigt in seiner an der modernen Poesie geschulten Übertragung, wie frisch und freizügig diese Gedichte noch heute sind und arbeitet die Bezüge zu Goethes West-östlichem Divan heraus. Spiritualität und Eros verschmelzen in beiden Werken zu einen ununterscheidbaren Ganzen und laden einander symbolisch auf. Goethe und Ibn Arabi sind Brüder im Geist, auch wenn Goethe mangels Editionen Ibn Arabi nicht kennen konnte. Die mit Musikbeispielen unterlegte deutsch-arabische Performance-Lesung von Stefan Weidner bringt zwei der größten Dichter der Weltliteratur in einen Dialog, der ihnen selbst verwehrt war.

Mittwoch, 31. Mai · 20 Uhr

Jáchym Topol (c) Ondřej Němec In den Untergrund
Jenseits der offiziellen Verlage entwickelte sich in Tschechien bereits seit den 1950ern Jahren eine starke, unabhängige Poesie-Szene. Die Gedichte wurden im Samisdat gedruckt und verbreitet und wurden zur Inspiration der Underground-Musik. Gerade die Lyrik setzte – mit den Stimmen von Egon Bondy, Ivan M. Jirous oder Jáchym Topol – der von Lüge dominierten Umwelt ein Ringen um Ehrlichkeit und Offenheit entgegen. Jáchym Topol, geboren 1962, prägte mit seinem Bruder Filip (Musiker) in den 1980ern Jahren die junge inoffizielle Kunstszene Tschechiens. Sein Werk – das Lyrik und Prosa gleichermaßen umfasst – zeugt von der Erfahrung einer Fragmentierung der Welt und den historischen Gräueln des 20. Jahrhunderts. Charakteristisch für ihn ist ein expressiver Sprachgestus, mit dem er tradierte Konventionen aufsprengt. Zuzana Jürgens ist Bohemistin und Lehrbeauftragte für Slavistik an der LMU sowie Kuratorin des Gesamtprojekts „Papagei auf dem Motorrad“.

Noch wenige Restplätze für die externe Veranstaltung:
Freitag, 12. Mai · 18.00 Uhr bis Sonntag, 14. Mai 2017 · 14.00 Uhr

Nico Bleutge (c) Ekko von Schwichow Über die Kunst und das Vergnügen zeitgenössische Gedichte zu lesen
Mit Holger Pils und dem Lyriker Nico Bleutge
Was sagen uns die Gedichte unserer Zeit? Die aktuelle Lyrik-Szene ist atemberaubend vielfältig und spannend. Dabei sind die Gedichte der Gegenwart nicht nur etwas für wenige Eingeweihte, sondern erfreuen sich zunehmender Popularität. Gedichte öffnen unsere Wahrnehmung und zeigen uns die Beweglichkeit von Sprache und Welt. Das macht ihren Reiz und ihre sprachliche Schönheit aus. Durch gemeinsame Lektüre verschiedener Neuerscheinungen der letzten Jahre soll die Lyrik unserer Gegenwart erkundet werden. Die Gedichte können zur Vorbereitung gelesen werden. Der Leiter des Münchner Lyrik Kabinetts, Dr. Holger Pils, lädt in diesem Jahr den Lyriker Nico Bleutge ein, um mit ihm über neue Gedichte zu sprechen und mit den Teilnehmern Lese-Erfahrungen auszutauschen. Nico Bleutge (geb. 1972) gehört zu den markantesten Stimmen seiner Generation und wurde für sein dichterisches Werk vielfach ausgezeichnet. Er ist zudem ein profunder Kenner der Gegenwartslyrik und regelmäßiger Lyrik-Rezensent der Süddeutschen Zeitung. Im Februar 2017 erscheint sein Gedichtband "nachts leuchten die schiffe" (C.H. Beck), aus dem er im Rahmen des Seminars exklusiv lesen wird.

 

 

 

 

 

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