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Posted On Februar 20, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Jochen Schmidt: Triumphgemüse

Vollbluterzähler Mit einem breiten Spektrum von skurrilen Charakteren und sensiblen Alltagsbeobachtungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart schafft er hier einen funkelnden Erzählkosmos von großer atmosphärischer Dichte. Beim vorletzten Open Mike, der Berliner Talentbörse des deutschen Literaturbetriebs, wurde Jochen Schmidt von der Jury für seine Erzählung „Harnusch mäht als wärs ein Tanz“ mit dem Prädikat „Vollbluterzähler“ und einem der drei Preise ausgezeichnet. Prompt setzten sich daraufhin die Scouts der Verlage auf die Spuren des Talents und als Sieger des Rennens kann der Beck-Verlag nun einen gar nicht einmal so schmalen Erzählband präsentieren.Read More

Posted On Februar 20, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Max Aub: Das Magische Labyrinth, Band 6: Bittere Mandeln

Tragisches Ende eines großen Traums Zum seinem 100. Geburtstag liegt Max Aubs Romanzyklus über den Spanischen Bürgerkrieg nun auch in deutscher Übersetzung vor. Die spanische Literaturkritik feierte „Das Magische Labyrinth“ begeistert als literarisches Gegenstück zu Picassos Guernica. Dank einer verlegerischen Großtat und insgesamt fünfjähriger Übersetzungsarbeit liegt mit „Bittere Mandeln“ nun auch der grandiose Schlussstein von Max Aubs sechsbändigem Romanzyklus über den Spanischen Bürgerkrieg in deutscher Fassung vor –und so kann auch hierzulande ein bisher kaum bekanntes Stück Weltliteratur von den Lesern entdeckt und erobert werden. Max Aub, der heute zuRead More

Posted On Februar 20, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Juan Filloy: Op Oloop

Grandiose Entdeckung Der 1934 entstandene Roman „Op Oloop“ ist ein umwerfendes Stück Weltliteratur, das unbedingt in den Kanon der modernen Klassiker gehört und den Vergleich mit Mann, Musil oder Svevo nicht scheuen muss. Von Karsten Herrmann In Argentinien gilt Juan Filloy schon lange als geheimer Klassiker: 40 Bücher und rund 14.000 Palindrome hat er im Laufe seines langen Lebens verfasst. Im Juli 2000 starb Juan Filloy mit 105 Jahren in Cordoba – und erreichte damit sein erklärtes Ziel: „Ich möchte ein Schriftsteller dreier Jahrhunderte sein. Im 19. tat ich meineRead More

Posted On Februar 20, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Hans Henny Jahnn: Fluss ohne Ufer

Nicht lange überlegen, kaufen und lesen! „Ich war ein Schatten der Sehnsucht. Ein Sterbender, der noch auf Genesung hofft. Ein Gelangweilter, der in den Abgrund der ausgebrannten Hölle starrt.“ Wie ein schroffes, unzugängliches Felsengebirge steht Hans Henny Jahnns „Fluss ohne Ufer“ in der deutschen Literaturlandschaft. Voller Argwohn und vorsichtig tastend nähert man sich seinen abweisenden Ausläufern – um plötzlich hinein in eine Welt voller morbider Blüten, leuchtender Kristalle und schwarzer Abgründe gerissen zu werden. Nach der fiebernden Lektüre von über 2000 Seiten wird man nicht mehr derselbe sein wie zuvor:Read More
Jugend-Rebellion in den Zeiten von Techno und Ectasy Man denke sich eine literarische Mischung aus J.D. Salinger, Breat Easton Ellis und Rainald Goetz mit einem kleinen Schuß Alice Schwarzer – dann weiß man ungefähr, was Lucía Etxebarría, einer der kraftvollsten und spannendsten Stimmen in der jungen spanischen Literatur, zu bieten hat. In ihrem ersten Roman „Von Liebe, Prozac und Zweifeln“ buchstabiert die 34jährige Autorin am Beispiel von drei sehr unterschiedlichen Schwestern von A-Z das Alphabet heutiger Lebensgefühle durch – mit ungezügelter Energie und ohne jede Scham. Beginnen läßt sie ihrRead More

Posted On Februar 20, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Landschaften und Luftinseln

Zwischen Heimat, Exil und Erinnerung Polnische Erzählungen der Gegenwart. Seien wir doch mal ehrlich – wer aus der Generation X bis Golf kennt schon wahrhaftig einen polnischen Autoren, geschweige denn, dass er seinen Namen richtig aussprechen kann? Für all diejenigen, für die der diesjährige Messeschwerpunkt weitestgehend das Betreten von literarischem Neuland bedeutet, bietet die dtv-Anthologie „Landschaften und Luftinseln“ facettenreiche Einblicke in die polnische Gegenwartsliteratur. Zwanzig Autoren – von etablierten wie Pawel Huelle und Andrzej Stasiuk bis zu jüngeren Newcomern – präsentieren hier ihre oftmals zum ersten Mal ins deutsche übersetztenRead More

Posted On Februar 20, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Thomas Ernst: Popliteratur

Pop goes Mainstream In einem kleinen, aber ebenso prägnanten wie stichhaltigen Büchlein richtet Thomas Ernst nun seinen kritischen Blick auf das Phänomen der Pop-Literatur und stellt ihre Ursprünge dar. Seit gut fünf Jahren boomt die junge deutsche Literatur gewaltig – nicht zuletzt auch deshalb, weil viele Bücher unter dem „Pop“-Label vermarktet werden und einige ihrer Autoren wie Benjamin von Stuckrad-Barre, Alexa Henning von Lange oder Benjamin Lebert im Wirbel der Medien in den Himmel der „Popstars“ empor getragen wurden. In einem kleinen, aber ebenso prägnanten wie stichhaltigen Büchlein richtet ThomasRead More

Posted On Februar 20, 2004By Karsten HerrmannIn Litmag, Vermischtes

John Griesemer auf Lesung in Osnabrück

Fast eine Offenbarung John Griesemer ist mit seinem Roman „Rausch“ der Shootingstar der amerikanischen Literatur und wird schon in einem Atemzug mit Autoren wie Jonathan Franzen, Jeffrey Eugenides oder auch Don DeLillo genannt. Bei allem vorauseilenden Ruhm und sich überschlagenden Lobesworten erweist sich der 1947 in New York geborene Autor bei seiner Lesung in Osnabrück als ein auf den ersten Blick sympathischer Mensch – mit seinem jungenhaft-verschmitzten Lächeln, seinem legeren Outfit und quicklebendigen Augen wirkt er wie „der nette Kerl von nebenan“. Voller Respekt zeigt er sich geehrt zusammen mitRead More

Posted On Februar 17, 2004By Thomas WoertcheIn Bücher, Litmag

Gyula Halasz Brassaï: Proust und die Liebe zur Fotografie

Die Authentizität des Augenblicks Marcel Proust und die Fotografien von Paul Nadar, das ist zunächst einmal kein irgendwie theoriegeladenes Terrain, sondern eine pragmatische Angelegenheit. Wir wissen, dass Proust in seinem literarischen Werk unendlich viele Zeitgenossen und Zeitgenossinnen im wahrsten Sinn des Wortes verarbeitet hat. Überblendet, porträtiert, verschleiert, verschlüsselt, verfremdet und dies alles stets mit einem harten Kern an Referenz zu den realen Personen. Als William Howard Adams in den 80er Jahren an das Fotoarchiv von Nadar fils herankam, fand er dort bekanntlich eine riesige Galerie Proustscher „Vorlagen“, die ganze PariserRead More

Posted On Februar 16, 2004By Markus KuhnIn Bücher, Litmag

Amélie Nothomb: Im Namen des Lexikons

Packender Schicksalstanz Amélie Nothombs „Im Namen des Lexikons“ ist ein absurdes Spiel mit den Irrungen und Wirrungen des Lebens. Zuerst ist alles fast normal. Lucette, ein junges Mädchen, heiratet Fabien, einen jungen Mann. Beide lieben sich. Vielleicht sind sie noch etwas zu jung, doch Lucette ist mit 19 im achten Monat schwanger. So märchenhaft es beginnt, die Realität holt sie ein: Streit, Unverständnis, Entfremdung. Lucette konzentriert sich ganz auf das Kind in ihrem Bauch. Ein Ausnahmekind, davon ist sie überzeugt. „Es wird ein Tänzer oder eine Tänzerin“, verfügt sie, denRead More

Posted On Februar 16, 2004By Karsten HerrmannIn Litmag, Lyrik

Björn Kuhligk/Jan Wagner: Lyrik von Jetzt

Das Wunderbare im Alltäglichen In ihrer „Bestandsaufnahme der jüngeren und jüngsten Generation deutschsprachiger Lyrik“ präsentieren Björn Kuhligk und Jan Wagner facettenreiche Poesie für die Hosentasche – ein wenig mehr Aufbruch hätte dabei nicht geschadet! Schwellenangst lässt diese Lyrikanthologie von vornherein nicht aufkommen: Sie präsentiert sich als kompaktes, himmelblaues Paperback mit Plastikeinband, der sich geschmeidig handhaben und allerorten lesen lässt. Lyrik von jetzt ist der Band betitelt, und man möchte zugleich ergänzen: „Lyrik für jetzt“ – ohne den heiligen Hauch des Esoterischen und des ewig Bedeutsamen. Lyrische Subkulturen 74 Dichterinnen und DichterRead More

Posted On Februar 16, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Denis Johnson: Fiskadoro

Nach der großen Vernichtung In seinem schon Mitte der achtziger erschienen Roman „Fiskadoro“ führt Denis Johnson uns in eine ebenso fremde wie faszinierend Welt nach der atomaren Apokalypse. Denis Johnson, der mittlerweile als einer der wichtigsten und zugleich radikalsten amerikanischen Gegenwartsschriftsteller gilt, erlebt in Deutschland schon zu Lebzeiten seine Renaissance: So wurden in den letzten drei Jahren neben dem aktuellen Roman „Schon tot“ auch seine beiden Anfang der 80er Jahre entstandenen Frühwerke „Jesus Son“ und „Engel“ neu herausgegeben, deren eingedampfte Prosa von kristalliner Härte und trunkener Traurigkeit den Kultstatus desRead More

Posted On Februar 16, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Daniel Grey Marshall: No Exit

Ein Leben auf der Kippe Mit schockierender Wucht und autobiographischer Färbung zeigt Daniel Grey Marshall, wie Kids im Strudel von Sucht und Gewalt untergehen. Nachdem der jungen deutschen Literatur etwas die Luft ausgegangen ist, halten die Lektoren und Verleger hierzulande offensichtlich wieder verstärkt in den USA Ausschau nach vielversprechenden Debütanten. Einer von ihnen ist der heute fünfundzwanzigjährige Daniel Grey Marshall, der mit „No Exit“ eine autobiographisch gefärbte Geschichte vom Erwachsenwerden auf der Schattenseite des Glücks vorgelegt hat. Sein (Anti-)Held, der fünfzehnjährige Jim, wächst in einer zerrütteten Mittelklassefamilie auf, die vomRead More

Posted On Februar 16, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Lucía Etxebarria: Von allem Sichtbaren und Unsichtbaren

Einfühlsames Psychogramm Mit einem feinfühligen Entwicklungsroman etabliert sich die junge Spanierin Lucía Etxebarria als feste Literaturgröße. Lucía Etxebarria ist eine der talentiertesten und innovativsten Stimmen in der jungen spanischen Literatur. Flott, frech und provokant kreisen die Romane der 37-Jährigen um weibliche Identitäten und Lebensentwürfe in postmodernen, urbanen Szenarien. Das Spannungsfeld reicht dabei von der – in Spanien noch einen ungeheuer hohen Stellenwert einnehmenden – Familie und Tradition auf der einen bis zur Emanzipation und wilden Lebenslust auf der anderen Seite. Und im Zentrum steht, wie könnte es anders sein, dieRead More

Posted On Februar 16, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Heidi Julavits: Der Mineralpalast

Düstere Depression In ihrem Debüt „Der Mineralpalast“ führt uns die 1968 geborene und in der Millionen-Metropole New York lebende Heidi Julavits in die tiefe amerikanische Provinz zur Zeit der „Great Depression“ – maßgeblich inspiriert von den Erzählungen ihrer Großmutter. Zum Auftakt schickt Julavits ihre Protagonisten Bena, Ted und „Klein Ted“ aus dem grün-saftigen Minnesota in das trostlos-dürre Pueblo in Colorado, wo der Familienvater eine Stelle als Arzt im Krankenhaus gefunden hat. Für Bena, die auf verquere Zahlenmagie und Vorzeichen schwört, ist dieser Umzug ins Niemandsland eine Chance, um „in angenehmerRead More
Anleitung zum Unglücklichsein Foster Wallace’ virtuoser Kreuzfahrtreport ist ein Ausflug in die Abgründe der Konsumgesellschaft.  „Ich habe sacharinweiße Strände gesehen, Wasser von hellstem Azur. Ich habe erfahren, wie Sonnenmilch riecht, wenn sie auf 21.000 Pfund heißes Menschenfleisch verteilt wird. Ich bin in drei Ländern mit „Mään“ angeredet worden. Ich habe 500 amerikanischen Leistungsträgern beim Ententanz zugeschaut. Ich habe Sonnenuntergänge erlebt, die aussahen wie nach einer digitalen Bildbearbeitung. Ich habe erwachsene US-Bürger aus dem gehobenen Mittelstand gehört, erfolgreiche Geschäftsleute, die am Info-Counter wissen wollten, ob man beim Schnorcheln nass wird, obRead More

Posted On Februar 15, 2004By Markus KuhnIn Bücher, Litmag

Claude Simon: Die Trambahn

Mit der Straßenbahn in die verlorene Zeit Die Magie der Erinnerung – Der 88-jährige französische Nobelpreisträger folgt den Spuren seines Gedächtnisses. Ein Mann liegt im Krankenhaus und erinnert sich: an seine Kindheit zwischen den Weltkriegen im südfranzösischen Perpignan, an seine todkranke Mutter, eine verbitterte Kriegswitwe, an die grell lockenden Plakate des Lichtspielhauses, das er nicht betreten durfte und an die Straßenbahnfahrten, bei denen er es genoss, im Fahrerhaus stehen bleiben zu dürfen. Viel mehr geschieht nicht. Claude Simons „Die Trambahn“ kommt – wie seine Romane aus den 60‘ern und 70‘ernRead More

Posted On Februar 14, 2004By Markus KuhnIn Bücher, Litmag

Alexa Hennig von Lange: Woher ich komme

Tagebuchgeflüster Alexa Hennig von Lange kehrt der Popliteratur den Rücken und schreibt ein nachdenkliches Buch über die Erinnerung, das über weite Strecken blass bleibt. Hochsommer, Schulferien. Eine Familie verbringt den Urlaub im Ferienhaus am Wattenmeer: Vater, Mutter, 13-jährige Tochter, 6-jähriger Sohn. Mit dem Jungen an der Hand spaziert der Vater bei Ebbe übers Watt, Richtung Meer. Der Kleine ist glücklich, freut sich, winkt Mutter und Schwester zu, die ebenfalls im Watt wandern. Plötzlich füllen sich die Priele. Vater und Sohn gehen weiter, hören die warnenden Rufe nicht. „Lauf so schnellRead More

Posted On Februar 14, 2004By Markus KuhnIn Bücher, Litmag

Paulo Coelho: Elf Minuten

Zwischen Lust und Leidenschaft In seinem Roman Elf Minuten reflektiert der brasilianische Bestsellerautor Paulo Coelho über Sex und Liebe und hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Maximal elf Minuten dauert der sexuelle Akt beim Besuch einer Prostituierten. Elf Minuten, für die reiche Männer im Edelbordell „Copacabana“ in Genf mehr als 350 Franken ausgeben. Elf Minuten, vor denen Manager, Geschäftsleute, Banker, die bei ihrer Arbeit mächtig und arrogant sind, die sich tagsüber mit Angestellten und Kunden herumschlagen, die mit Heuchelei und Unterdrückung umgehen können, trotzdem riesige Angst haben. 45 Minuten minus die Zeit,Read More

Posted On Februar 14, 2004By Markus KuhnIn Bücher, Litmag

Philippe Djian: Sirenen

Ein Mann, drei Frauen und die Welt in Flammen Philippe Djian begibt sich mit seinem zwölften Roman auf die Demonstrationsschlachtfelder der Globalisierungsgegner und zieht sich damit einen Schuh an, der ihm nicht passt. Von seinem ersten Roman Blau wie die Hölle über die atemberaubende Liebesgeschichte zwischen einem Gelegenheitsschriftsteller und einem besessen-temperamentvollen Mädchen, die ihm zum Durchbruch verhalf (Betty Blue, 37,2 Grad am Morgen), bis zum Porträt eines verwitweten Schriftstellers (Schwarze Tage, weiße Nächte) war der viel gelesene Franzose Philippe Djian alles andere als ein politischer Schriftsteller. Klar, hinter der RebellionRead More

Posted On Februar 14, 2004By Markus KuhnIn Bücher, Litmag

Benjamin Lebert: Der Vogel ist ein Rabe

Weggefährten für die Dauer einer Nacht Zwischen Authentizität und Küchenphilosophie – Shooting-Star Lebert legt seinen zweiten Roman vor. Mit 16 Jahren wurde Benjamin Lebert mit Crazy zu einem der prominentesten Vertreter der jungen deutschen Literatur. Sein Debütroman über die Pubertät eines halbseitig gelähmten Jungen im Internat wurde vom Feuilleton hochgejubelt, in Deutschland 500.000 mal verkauft, in 33 Sprachen übersetzt und erfolgreich verfilmt. Jetzt ist er 21 Jahre alt und legt seinen zweiten Roman vor: Der Vogel ist ein Rabe. Egal ob der Inhalt lesenswert oder langweilig ist, ob die KritikerRead More

Posted On Februar 14, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Arthur Phillips: Prag

In Schönheit gestorben Im amerikanischen Feuilleton wurde das Debüt von Arthur Phillips geradezu überschwenglich gelobt: Von einem „Meisterstück“ ist da die Rede, von „hinreißender Scharfzüngigkeit und sarkastischer Großzügigkeit“. Die New York Times konstatiert knapp: „Most Notable Book of the year.“ Zusammen mit dem vollmundigen Versprechen des Schöffling Verlags – „ein großer Roman, den man verschlingen möchte“ – schrauben sich die Erwartungen so schon im Vorfeld ins Unermessliche. Doch dann, nach exakt 334 von 529 Seiten klappt der Rezensent das Buch angesichts seines definitiv erlahmten Interesses verzweifelt zu – und stelltRead More

Posted On Februar 14, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Don DeLillo: Cosmopolis

Im schwarzen Loch unserer Zeit In seinem neuen Werk legt Don DeLillo eine zynisch-verzweifelte Zeitanalyse vor und stellt erneut seine Ausnahmestellung in der Gegenwartsliteratur unter Beweis. Eric Packer ist ein erolgreicher und sagenhaft reicher Vermögensverwalter aus einer Generation, die „jung und clever“ und „von Wölfen aufgezogen“ worden ist. An einem Tag im April 2000 schwebt der Protagonist von Don DeLillos neuem Roman Cosmopolis in seiner mit Kork ausgekleideten Stretch-Limousine durch die hoffnungslos verstopften Straßen New Yorks, um sich die Haare am anderen Ende der Stadt schneiden zu lassen. Über seineRead More

Posted On Februar 14, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Tristan Egolf: Ich & Louise

Literarischer Amokläufer Zur Jahrtausendwende fegte Tristan Egolf mit seinem Debütroman „Monument für John Kaltenbrunner“ wie ein Hurrikan über die internationale Literaturlandschaft und sorgte mit seiner Schreibwucht für ungläubiges Staunen. Und auch in seinem zweiten Roman „Ich & Louise“ gibt der 1971 in Pennsylvania geborene Autor wieder ungebremst Vollgas und hetzt von einem Inferno zum nächsten. Tristan Egolf erzählt die Geschichte von Charlie Evans, dem „Viet-Man“, dem „Produkt eines schwarzen GI und (wie es hieß) einer kambodschanischen Prostituierten“. Der Geigenvirtuose hat gerade seinen Job verloren und will eigentlich nichts als rausRead More

Posted On Februar 14, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Jochen Schmidt: Seine großen Erfolge

Flotte Texte für zwischendurch Mit seinem Erzählband „Triumphgemüse“ und seinem Debut-Roman „Müller haut uns raus“ hat Jochen Schmidt sich in der vordersten Riege der jungen deutschen Erzähltalente festgesetzt – lässig, selbstironisch und immer ein Spur melancholisch nimmt die (Ost-) Berliner Schnauze die Schwierigkeit des Erwachsenwerdens und -Seins in einer Welt vor und nach der Wende atmosphärisch dicht ins Visier. Als dritten Streich legt Jochen Schmidt nun ganz unbescheiden schon „Seine großen Erfolge“ vor. Der 33jährige, der in Berlin auch die legendäre Lesebühne „Chaussee der Enthusiasten“ mit begründete und mit betreibt,Read More

Posted On Februar 14, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag

Juan José Millás: Die alphabetische Ordnung

Auf der anderen Seite der Wirklichkeit Stellen Sie sich vor, eines Tages begännen die Buchstaben und die Wörter nach und nach zu verschwinden und mit ihnen die Dinge, die sie bezeichnen – so dass man mit einem Löffel ohne L kaum noch essen, an einem Tisch ohne T schon gar nicht mehr sitzen könnte… Juan José Millás hat diese fantastische Vorstellung in „Die alphabetische Ordnung“ zum Ausgangspunkt einer amüsanten Kreuzfahrt zwischen Traum und Realität gemacht. So als stülpe man einen Strumpf um, so ist sein Protagonist Julio als Kind inRead More