Rauschlagern
Peter Wawerzinek (© Julia Baier)
Peter Wawerzinek stellt am 10.04.2014 um 19.30 Uhr im Literaturhaus Hamburg seinen neuen Roman »Schluckspecht« vor: »Tod klebt an den Gläsern.«
Los geht’s mit Palinka, dem ungarischen Obstbrand, der so einladend duftet, dann Tante Lucis berühmter rosa Pudding mit Rum drin, »schnapsgetränkte Erdbeeren«, Eierlikör mit Kakao, Eierlikör mit Vanille, Eierlikör aus reinem Spiritus: »Ich finde am Likör alles rundum bekömmlich.« Und schon ist der Junge mittendrin in einer 1A-Säuferkarriere: Peter Wawerzinek gönnt dem Helden seines neuen Romans »Schluckspecht« (Galiani) keine Sekunde Gnade: Abstürze, Weltschmerz, Prügeleien, Selbstekel und zwischendrin immer wieder kreative Phasen und die Hoffnung auf Heilung lassen die unselige Autodestruktionsmaschine auf Hochtouren schnurren, bis der Protagonist endlich auf wundersame Weise den Absprung schafft.
»Schluckspecht« ist ein aufrüttelnder Text, dicht gewebt, voller Klarheit und Humor, der keine Zeile lang den Alkoholmissbrauch des Helden verteidigt, aber doch mit großer Poesie und Hellsicht um Verständnis wirbt. Und dieses auch bekommt, denn hier schreibt einer mit weitem Herzen und reiner Seele: Mit »Schluckspecht« führt Bachmann-Preisträger Wawerzinek sein großes autobiografisches Romanprojekt fort, das 2010 mit der für den Deutschen Buchpreis nominierten »Rabenliebe« begann, in der er von seiner verwundeten Kindheit erzählte: »Unerträglich und laut, leise und liebevoll, geduldig und unduldsam, sprachmächtig und sprachlos zugleich« (NDR).
"Peter Wawerzinek erzählt in dem Roman mit dem überaus passenden Titel „Schluckspecht“ seine eigene Geschichte. Es ist die eines Menschen, der das Leben nur gedimmt erträgt. Der sich zulötet. Der sich anderen zumutet mit seiner versoffenen Grandiosität und Anmaßung, seinen Pöbeleien und Gedankenblitzen. Es ist ein großartiges Buch geworden über Suff in den Zeiten des Pietismus, über die komischen, die peinlichen und dramatischen Aspekte des Saufens, über das, was der Alkohol mit dem Trinker und seinen Mitmenschen macht. Viel Schlimmes. Viel Absurdes." taz
Moderation: Michael Hametner
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