Wortspielhalle
Café - Photo: Peter Ettl
Das Projekt Wortspielhalle wurde kürzlich mit dem lime_lab ((ein temporäres interdisziplinäres Labor zur Entwicklung neuer medien überschreitender Hörspiele, das anlässlich seines 90. Geburtstags zu Ehren von Emil Breisach gegründet wurde. (Lime ist ein Ananym seines Vornamens,der schon zu Schulzeiten sein Spitzname war.) Ziel ist, neue Erzählformen im Sog des beschleunigten Medienwandels und im Dialog mit anderen künstlerischen Genres zu finden.)) ausgezeichnet. Aus einem Doppelgedächtnis rufen Sophie Reyer und A.J. Weigoni ein k.u.k. in Erinnerung, daß sie als ‚Kunst und Klang’ sinnfällig dekonstruieren. Die Komponistin und der Hörspieler präsentieren in ihrer Wortspielhalle eine Literatur als Gegenprogramm zu Alltag und Banalität. Hier findet keine experimentelle Textzertrümmerung statt, diese Poesie spiegelt eine fragmentarische Gesellschaft, diese Autoren öffnen den Blick auf die Gegenwart. Nicht nur die Literatur bedarf der Befreiung durch den Sprachwitz, mehr noch der Leser. Und manchmal steckt eine solche Subversion in einem Diminutiv, gelegentlich in einem dialektalen Wispern. Die Wienerin Sophie Reyer hält nicht ostentativ an ihrer Sprachfärbung fest, ihr Schmäh hat keine Sanftheit behalten, sondern eine polemische Schärfe gewonnen, die man dieser zierlichen Frau nicht zutraut. Diese sprachmächtige Autorin wird umso bissiger, je lyrischer sie textet.
Weit davon entfernt sich von ihrem Charme abwatschen zu lassen, setzt der ungarisch rheinische VerDichter A.J. Weigoni auf Snobismus, analytische Tiefe und der Verfolgerung der etymologischen Spuren. Wie seiner Mitverschwörerin geht es ihm darum die Monumentalität der Musik in Poesie einzuschmelzen, ohne Ehrfurcht. Die Aufmerksamkeitsspanne, die Weigoni seinem Gegenüber und dem Leser abfordert, ist von enormer Gewitztheit. Sein Eindampfen stellt in jedem Fall eine Verdichtung war. Seine Twitteratur läßt einen philosophischen Bildungsroman auf wenige Zeilen zusammenschnurren, während er als Erzähler auf der Suche nach dem Sinn des globalisierten Lebens ist – wie wir alle.
Das Konzept von Sophie Reyer und A.J. Weigoni kann man hier nachlesen. Vertiefend das Kollegengespräch :2= Verweisungszeichen zur Twitteratur. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier und ein Porträt von A.J. Weigoni hier.
Fixpoetry gratuliert!
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