Mit Die acht Namenlosen aus der Feder Christian Montillons liegt der Mittelpunkt der Lepso- Trilogie vor. Der 1974 geborene Montillon begann seine Karriere mit einem Coco Zamis Roman für den Zaubermond- Verlag , arbeitete dann einige Zeit für den Bastei- Verlag bei Professor Zamorra, Jerry Cotton oder Maddrax mit, bevor einige Roman zu der kurzlebigen ATLAN Heftromanserie zugesteuert hat. Im Jahre 2006 veröffentlichte er seine ersten beiden Perry Rhodan Roman und legt jetzt seine erste längere Taschenbucharbeit vor. Ihn zeichnet ein sehr ruhiger, ansprechender Schreibstil aus und die Kunst, sich unglaublich schnell in fremden Universen einleben zu können. Auf der anderen Seite wirkte insbesondere sein Doppelroman in der Heftromanserie trotz aller technischen Raffinesse und einem richtigen Konzept ein wenig leblos. Bei der Lepso- Trilogie ist das Einleben in den Perry Rhoodan/ Atlan Kosmos um so wichtiger, da man ja auf die alten USO Zeiten zurückgreift und mit einem nostalgischen, aber nicht verklärten Hintergrund eine moderne und vor allem spannende Geschichte erzählen möchte. Diese Leblosigkeit legt er mit dem vorliegenden - zumindest auf den ersten Blick und vom Korsett des nicht immer überzeugenden Expose abgesehen - Taschenbuch ab.
Atlan kehrt erneut auf den Planeten Lepso zurück. Auf dem Flug vom Raumhafen zu den da Onur stürzt sein Gleiter ab, er wird im berüchtigten Schweißöde-Gefängnis inhaftiert. Nachdem er sich hieraus befreit hat, gelangt er zu Patriarch da Onur und erfährt, was es mit den acht Namenlosen auf sich hat. Er hört von einem seit über tausend Jahre währenden Krieg zweier arkonidischer Khasurn, der vom akonischen Energiekommando in eine Eskalation getrieben werden sollte. Da die Akonen sich versklavter Tyarez bedienten, griff das geheimnisvolle Volk ein und machte acht da Onur zu Tyarezträgern, um zu helfen, die entführten Tyarez zu retten. Durch politische Intrigen erfolgte eine Geschichtsfälschung, die aus acht Helfern acht Verfehmte, akonische Kollaborateure und damit Verräter am arkonidischen Imperium machte, deren Namen aus der Geschichte und der Khasurnchronik getilgt wurden. In der Gegenwart sind die acht Namenlosen offenbar zerstritten und jagen sich gegenseitig
Die Serie spielt ja im so genannten Tausendjahressprung zwischen den Perry Rhodan Romanen 399 und 400. Obwohl das Ambiente phasenweise an die sechziger Jahre erinnern könnte, hat sich das Team um Exposeautor Michael Marcus Thuner der auch den dritten Roman geschrieben hat-, Hartmut Kasper Autor des Auftaktbandes unter Pseudonym und Christian Montillon zum Ziel gesetzt, eine moderne Geschichte aus den Tagen der USO zu erzählen. Diese Modernität sollte sich in den einzelnen Charakteren von ATLAN herunter gebrochen und der Handlung zeigen. Der große Vorteil dieser Trilogie ist die Konzentration
der Handlung. Ein Vergleich zu dem ebenfalls von Thuner konzipierten Der Posbi-Krieg Zyklus bietet sich förmlich an. Bei dieser Serie ist nach der Hälfte der Taschenbücher nur der Auftaktbank wirklich plottechnisch fordernd und fördernd. Die beiden anderen Romane sind routiniert, teilweise lesenswert geschrieben, wirken allerdings eher wie Füllmaterial, um die obligatorischen sechs Taschenbücher abliefern zu können. Dagegen sind die ersten beiden ATLAN Taschenbücher deutlich kompakter und vor allem stringenter geschrieben. Bei der Betrachtung des vorliegenden Roman ist allerdings sehr kritisch zwischen den einzelnen Charakteren und der insbesondere in der zweiten Hälfte des Buches stark klischeehaften Handlung zu unterscheiden.
Der Ermittlungen um seinen fiktiven Tod vom Fernsehen aufgezeichnet und galaxisweit ausgestrahlt führen Atlan wieder zurück nach Lepso und fast direkt ins Gefängnis in einer menschenfeindlichen Wüste. Dort finden immer wieder Gladiatorenkämpfe statt, der Sieger darf in die Wüste fliehen. Selbst ein kräftiger Mann hat dort keine Überlebenschance, für die oft schwer verletzten Überlebenden dieser blutigen Schauspiele ist es unmöglich, diese Gegend zu überqueren. Auch wenn diese Episode nur einen Teil des Romans einnimmt und sich Christian Montillon um eine gewisse Originalität bemüht, kann es nicht darüber wegtäuschen, dass diese Art der Unterhaltung und in diesem Fall Schlüssel zu mehr seit Fredric Browns Arena einen langen Bart erhalten hat. Ähnlich sieht es mit dem allerdings sehr ironisch überzeichnet geschriebenen Ende des Buches aus. Atlan erhält weitere wichtige Informationen und einen Hinweis auf die acht Namenlosen in Form eines verbalen Berichtes eines sterbenden alten Mannes, der dank des Interesses des Lordadmirals noch einmal die Familienkasse aufbessert. Dafür musste der Leser aber fast dreihundert Seiten in diesem Buch verbringen und wird zusammen mit dem Protagonisten und einer weiteren schönen Frau zu einem anderen Planeten und vor allem einem weiteren Buch geschickt. Dieses Ende in klassischer Cliffhangermanier ist auf der einen Seiten wenig befriedigend, auf der anderen Seite hat sich Thuner zumindest entschlossen, dem Leser weitere wichtige Informationen am Ende des Buches zu geben und so zumindest in Kooperation mit Montillon den Handlungsbogen befriedigend abzuschließen. Der über die Romane hinweg greifende Spannungsbogen bleibt allerdings erhalten. Dabei wäre im vorliegenden Band mehr als ausreichend Raum gewesen, die Handlung deutlich schneller ohne sich zu überschlagen und prägnanter voranzutreiben. Das Atlan auch bei der Geburt eines Ara Zwillingspärchens unter primitiven Umständen Hebamme spielen muss, ist ebenfalls eine Szene, die eher unter der Rubrik exzentrisch denn wirklich die Handlung fördernd eingeordnet werden muss. Die acht Namenlosen erfüllt plottechnisch alle Attribute eines Lückenfüllenden Schlüsselromans. Manchmal von einer Szene auf die andere.
Zu den Stärken sowohl Hartmut Kaspers als auch Christian Montillons gehört die Charakterisierung der Nebenfiguren. Während ATLAN zwar überzeugend, aber nicht herausragend beschrieben worden ist, ist die Begegnung mit dem Smiler Tekener zu Anfang des Buches ein angenehmes Beiwerk. Auf dem Krankenbett gepflegt von einer wunderschönen Ärztin, unsterbliche Machos werden in der Perry Rhodan Serie wieder groß geschrieben, immerhin ist jede Frau für diese übergroßen Männer eine junge Geliebte gibt er Atlan einige Ratschläge und später einen Agenten auf Lepso an die Seite. Es ist schade, dass man Tekener oder seinen Partner Kennon nicht besser in die Handlung eingebunden und sie mit dem auf den Einsatz genommen hat. Der Hökerer hat wieder seinen Auftritt. Und verkauft Atlan einen Gleiter, der fast postwendend in der Wüste verendet. Es sind diese Mitglieder eines Kuriositätenkabinetts, die insbesondere in den langatmigen Szenen da reicht das Spektrum von unmittelbar nach der Landung bis zum Lager der Gefängnisflüchtlinge, die sich zumindest eine primitive Infrastruktur aufgebaut haben und ihre Kinder in Frieden erziehen wollen mit lesenswerten Leben erfüllen.
Die acht Namenlosen ist ein guter Unterhaltungsroman, im Vergleich zu einigen unterdurchschnittlich von Altautoren geschriebenen Heftromanen der mit Band sechzig eingestellten Serie und vor allem den oft zu sehr in die Länge gezogenen Minizyklen im elften oder manchmal auch zwölften Band hat sich die Exposeredaktion bequemt, zumindest diesen Minizyklus plottechnisch eher abrupt denn überzeugend zu beenden und auf die nächsten zwölft Bände hinzuweisen - wirken die bei Fanpro erscheinenden Taschenbuch wie ein lange vermisster Jungbrunnen, aus dem die Serie gestiegen ist. Dieser Verjüngungsprozess bei den Autoren und handlungstechnisch in die zum Teil allerdings nicht immer glorreiche, aber glorifizierte Vergangenheit der Rhodan Serie - im positiven Sinne dauert noch an, nicht alles an diesem Zyklus ist wirklich rund, teilweise dehnt sich die Handlung der beiden vorliegenden Taschenbücher auch gegen Ende, um eine vernünftige Überleitung zum nächsten Band zu konstruieren, aber als seperates Buch betrachtet unterhalten sie sehr gut und könnten eine neue alte Leserschaft zum Arkoniden zurückbringen.
29. Jan. 2007 -