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Die OhnmächtigenLink Rezi2Book: Buch konnte nicht gefunden werden.
Mit Die Ohnmächtigen legt die Hobbit Presse des Klett Cotta- Verlages den zweiten Soloroman Boris Strugatzki auf. In der alten UdSSR gehörte die zusammen mit seinem 1991 verstorbenen Bruder Arkadi geschriebenen phantastischen, oft ironischen Geschichten zu Bestsellern. Dabei haben sie sich bemüht, eine gewisse Gesellschaftskritik in ihre wissenschaftlich fundierten Geschichten zu integrieren. Mit dem Zusammenbruch des alten Regimes hat sich auch für Schriftsteller und Wissenschaftler ihr Hauptberuf die Welt komplett verändert. Die Suche nach der Vorherbestimmung ebenfalls von Erik Simon für die Klett Cotta Reihe übersetzt ist seine erste lange Soloarbeit gewesen, mit dieser Parabel folgt eine Abrechnung mit der Ohnmacht der Intellektuellen in einem postkommunistischen Russland, wie der Klappentext suggeriert. Dabei lässt sich allerdings die eher traditionelle Sichtweise der Strugatzki sehr gut mit den neuen Wilden der russischen phantastischen Literatur vergleichen. Auch ein Sergej Lukianenko integriert kritische Ansätze insbesondere in seine Science Fiction Geschichten, in der Wächter Tetralogie erschafft er ein fiktives Russland zwischen Amerikanismus und Tradition. Diese Welt wirkt in erster Linie durch ihre frische, verzerrte Puzzelstruktur so überzeugend. Wenn zwischen den riesigen Plattenbauten der Cola Automat stet, wirkt dieses Bild überzeugender als seitenlange Exkurse über die Bedeutung des geistiges Gutes in einer Diktatur. Auch wenn Lukianenko Wehmut für die Vergangenheit empfindet, hindert es ihn nicht, seine Bücher für eine ungewisse, aber aufregende Zukunft zu schreiben. Boris Strugatzki geht einen anderen Weg. Zu sehr teilt sich sein Roman in philosophische Exkurse und eine dünne Handlung, aus der man mehr hätte machen können. Es gibt eine Gruppe von Menschen mit ungewöhnlichen Fähigkeiten. Jeder dieser Menschen besitzt eine Gabe. Einer kann Lügen erkennen, ein anderer besitzt das unfehlbare Gedächtnis, es gibt in Sankt Petersburg das Gerücht über einen alten Mann, der fast mit Handauflagen den Lebensweg seiner Mitmenschen verändern kann. Neben der Beherrschung des Insektenreichs und des Tötens mittels Gedanken gibt es noch einen Menschen, der für die Politmafia eine Waffe im Kampf um die Macht vor und hinter den Kulissen des modernen Russlands darstellen kann: Der Meteorologe Wadim hat die Fähigkeit, Massenentscheidungen vorherzusagen. Wie durch ein Fernglas kann er die potentiellen Zukünfte sehen. Gleich zu Beginn des Romans versucht die Politmafia in mittels brachialer Gewalt einzuschüchtern und seine Fähigkeiten kennen zulernen. Anscheinend geht diese über den reinen Beobachterstatus hinaus, denn mit jeder Veränderung in der Gegenwart ändert sich auch seine politische Vorhersage. In Bezug auf Wadims Fähigkeiten macht Boris Strugatzki zu Beginn des Romans klar, dass es sich um eine passive Beobachterrolle handelt. Erst im Verlauf des Buches stellt sich heraus, dass zur Beobachtung auch die Manipulation kommt. Damit wird er zum größten Pfand in den Machtplänen eines gewissen Ajatollah, der ihn mit brachialer Gewalt unterdrückt und die anstehenden Gouverneurswahlen in Sankt Petersburg in eine bestimmte Richtung gelenkt haben möchte. Strugatzki ist als Autor zu erfahren, um diese interessante Prämisse sofort und gänzlich vor dem Leser auszubreiten. Nach einem geradlinigen Schlagabtausch zu Beginn des Buches fächert sich der Handlungsbogen auf. Boris Strugatzki versucht die Entstehung der besonderen Menschengruppen natürlich aus der Stalinzeit und den Menschenexperimenten unter ihrem Lehrer genauso zu erläutern wie die Bedeutung dieser Außenseiter in einer Gesellschaft, deren Kontrolle durch die Verbrecherorganisationen sich dem Stand der Sowjetunion des Kommunismus nähert. Diese Ideen muss sich allerdings der Leser aus dem Text heraussagen, Strugatzki bleibt in seiner Kritik zum Teil zum ambivalent und vorsichtig. Im Gegensatz zu den grotesk überzeichneten und handlungstechnisch vor Ideen überfließenden Wächter- Romanen wirkt Die Ohnmächtigen eher wie das Manifest eines Intellektuellen für seine Mitstreiter, fundiert geschrieben, aber ohne inneres Feuer. ZU sehr verliebt sich Strugatzki in seine vielen kleinen Ideen, welche die Handlung nicht vorantreiben und den Leser vom zugrunde liegenden roten Faden mehr und mehr ablenken. So möchte dieser die sich gleich zu Beginn zu spitzende Situation zwischen der brutalen Politmafia und Wadim weiterverfolgen, landet aber erst einmal in einem Exkurs über Briefmarken. Die einzige skurrile Idee an dieser Handlungsebene ist die vielleicht sogar historisch belegbare Idee, dass Stalin um Roosevelt ein Geschenk zu machen, Briefmarken russischer Sammler beschlagnahmt hat. Um dem Klassenfeind ein Set komplettes Russland übergeben zu können. Diese guten Ideen finden sich zu selten und zu weit verteilt in der oft ruhig dahinplätschernden Handlung. Nicht selten hat der Leser das Gefühl, als lausche er ungläubig einem guten Freund, der von der guten und schlechten alten Zeit berichtet und eher ungläubig die Veränderungen bestaunt. http://www.sf-radio.net/buchecke/science_fiction/i... Der RezensentThomas Harbach![]() Total: 732 Rezensionen Weitere Rezensionen
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