K: Du bist die Frau, mit der Oliverio fliegen kann, stimmt´s?
Frau, mit der Oliverio fliegen kann: Ja. Woher weißt du das?
K: Er hat vorhin gelächelt als er dich gesehen hat. Da war ich bei ihm. Hat mitten im Satz aufgehört zu sprechen. Und dann schaute er ganz traurig. Hat auch nicht wieder angefangen. Ist einfach weitergelaufen.
Frau, mit der Oliverio fliegen kann: Und da kommst du zu mir?
K: Ja! Weil ich von dir wissen will, wieso er dort ist und du hier? Versteckt ihr euch voreinander?
Frau, mit der Oliverio fliegen kann: Nein, das tun wir nicht. Aber das ist auch nicht so einfach zu erklären. Oliverio und ich, wir beide brauchen Asyl, sind sehr schutzbedürftig, und auch nur, weil wir das bemerkt haben.
K: Versteckt ihr euch vor ihr, dem Tod?
Frau, mit der Oliverio fliegen kann: Ja, das kann man wohl so sagen. Du musst wissen, wir haben beide vom langen Vergessen getrunken und uns erinnert. Zwei, das macht eine ganze Welt aus, weißt du. Auch du verstehst das einmal. Irgendwann. Ganz sicher.
K: Ich weiß, er hat gesagt, ihr müsst euch wie Hunde auf der Straße herumtreiben. Das ist traurig. Habt nichts als den Himmel über euch. Er sagt, das ist grauenhaft. Flucht auch sehr viel deswegen. Ich mag das nicht. Er erzählt auch immer irgendwas von einer Unverborgenheit.
Frau, mit der Oliverio fliegen kann: Ja, das ist leider so! Wir sind unverborgen. Sind nicht geborgen. Immer dann, wenn wir zusammen sind. Alle sehen uns das an. Obwohl wir etwas sehen. A-létheia. Etwas, das den Spross will. Etwas, das die Blüten beleckt, ihre Farben, sie mit roten Fingerkuppen der Sonne öffnet. Es ist ein Blick. Einer, den man hat, wenn man im Herzen glücklich ist.
K: Deswegen schaut Oliverio immer so komisch! Das will er also sehen?
Frau, mit der Oliverio fliegen kann: Das hat er längst.
K: Malst du mir meine Fingerkuppen rot?
Frau, mit der Oliverio fliegen kann: Du willst wieder zu ihm, nicht wahr?
K: Ja! Ich will meine Hände wie ein Dach über ihn halten.
Frau, mit der Oliverio fliegen kann: Ja dann …
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