Das Leben eines
Geschichtenerzählers ist voller Eingänge, Durchgänge, Abgänge, geschlossener
Türen und offener. Fenster, durch die man einsteigen kann, wenn man sich nur
ein Herz nimmt. Manchmal auch Schaufensterfronten, auf denen fingerdick der
Dreck von Jahren klebt. Dahinter stieren, zerlegt und durcheinandergeworfen,
Kleiderpuppen mit leeren Gesichtern, auf denen schon vor langer Zeit die
Beschichtung gerissen und abgebröckelt ist, direkt durch einen durch. Sie waren einmal weiß, aber mittlerweile hat die Sonne sie gilb gemacht.
Es ist eine Passage, die
man nur durchqueren kann, wenn man den verborgenen Zugang kennt. Oder durch
Zufall entdeckt. Direkt neben der lebendigen Touristenhauptschlagader einer blühenden
Weltstadt. Wenn einem das Ambiente
gefällt, kann man sich zu den ausrangierten Plastikkörpern in der Auslage
gesellen und leer auf die Straße starren. So tun, als gehörte man dazu. Zu
allem.
Das tausendstimmige
Murmeln von draußen schwirrt durch die Stille dieses abgelegten Orts. Es kann
etwas Befreiendes haben, ganz nahe an der Welt zu sein, und trotzdem unbemerkt.
Man kann die Umgebung völlig ungeniert beobachten. Dabei den sommertäglich
flirrenden Staub tief in den Brustkorb inhalieren und sich bewusst darüber sein, dass
es die Reminiszenzen längst vergessener Tage sind, was einem da in der Lunge
kratzt. Kleingerieben von unaufhaltsamen Äonen. Das anschließende Husten
befreit. Macht den Moment nur umso wertvoller.
An Tagen wie diesen, auf
Stimmungsjagd, beim Pflücken von Hintergründen für seine Geschichten, beim
Fremdsein in Geborgenheit, weiß man, was man daran hat, ein Mitteiler sein zu dürfen. Man wandert auf leisen Sohlen durch die Aufbauten und Verstrebungen
hinter den Alltagskulissen und sucht sich geeignete Gucklöcher, um die Dinge
aus ungewohnten Perspektiven wahrnehmen zu können. Man trägt den farbenprächtigen
Strauß an Eindrucksblumen, den man sich in liebevoller Kleinarbeit
zusammensucht, stets mit sich herum, um ihn bei jedem gegebenen Anlass
hervorzuholen und stolz der Welt zu präsentierten.
Nun gut, vielleicht nicht
der ganzen Welt. Halt jedem, der ihn sehen will. Aber immerhin.
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