Vor einem Jahr
Ich habe gestern in mir herumgestochert und herumgeforscht, aber nichts gefunden. Der Bahnhof, an den ich dachte, ist mir oft ein flüchtiges Thema, in meiner Erzählung Martraum (Sandsteinburg) sogar ein großes Symbol, das mir aber auch keine andere Wahl lässt. Mit einem Bahnhof beginnt die Geschichte, die sich nicht schließen lässt, mit einem Bahnhof beginnt die Geschichte in der Mitte.
Ich habe gestern in mir herumgestochert und herumgeforscht, aber nichts gefunden. Der Bahnhof, an den ich dachte, ist mir oft ein flüchtiges Thema, in meiner Erzählung Martraum (Sandsteinburg) sogar ein großes Symbol, das mir aber auch keine andere Wahl lässt. Mit einem Bahnhof beginnt die Geschichte, die sich nicht schließen lässt, mit einem Bahnhof beginnt die Geschichte in der Mitte.
Die Furcht, so lange schon gewesen zu sein, ein Gleichnis zu finden, ein Gleiches, ein Entsetzen dieser Ferne, die näher rückt, oder die Nähe, die hinaus führt, fragil über die Weichen schleicht, über donnerndes Eisen. Ein anderes Ankommen ist kein Ritual. Sarina Mira erinnerte mich gestern indirekt an das große Feuerwerk der Lärmenden Akademie vor zehn Jahren. Es ist kaum fasslich, aber vielleicht war mir gestern so greinerlich zu Mute, weil sich etwas längst Vergessenes gejährt hat. Ich vermute, dass ich mich vor zehn Jahren hier habe sitzen sehen, ein erbärmliches Schauspiel, und mein emotionaler Beinahezusammenbruch der von vor zehn Jahren war und nicht der gestrige. Ich hatte noch versucht, mich wieder etwas in den Griff zu bekommen, indem ich mir Milch (die aus war) und - natürlich - Haferflocken (wären wohl heute aus gegangen) besorgen ging. Das Forum (es ist ja eigentlich eine Mall hier um die Ecke) war voller Menschen, die Mädchen im Dirndl, die Burschen in allen möglichen Lederhosen (es ist ja auch noch Festwoche in Kempten), und ich, verwildert wie ein Zeitgenosse Dürers, torkelte durch die Hallen (ich finde in ganz Kempten kein gelbes Hemd, aber ich brauche unbedingt ein gelbes Hemd!). Irgendwas war mit meinen Augen nicht in Ordnung, meine Brille übertrug stellenweise nicht die richtigen Informationen. Im Markt dann gelang es mir kaum, auf den Beinen zu bleiben, nicht aus Schwäche, ganz und gar nicht, mein Kreislauf war nur etwas durcheinander. Wenn man mich sieht, will man ohnehin gleich den Sicherheitsdienst rufen, entspannt sich aber, wenn ich Milch und Haferflocken aufs Band lege. Gut.
Dann heute Steve Earle; eine völlig andere Atmosphäre als etwa der Train Song. Aber auch diese Wahl als Soundtrack zur Sandsteinburg ist nicht unbegründet.
I had a melancholy malady Went to see the doctor and the doctor say Too bad, nothin' he could do He knew a man in Louisiana if I’m willin' to pay Laid my money on the barrelhead Man behind the bar began to shimmy and shake Can't lie, I reckoned I was dead When he picked my money up and I heard him say Meet me in the alleyway minute to midnight Don't be late, meet me in the alleyway Better come runnin' the spirits won't wait Thirteen tiger teeth in my talisman St. John the Conqueror and a black cat bone Been seen walkin' with the guardians Now I’m in the alley and I’m all alone Can't run, can't hide from destiny Knew this day was callin' nearly all of my life Been done ain't the only boy from Tennessee To carve his name in cypress with a jawbone knife So you wanna be the king of America Say you wanna know the oracle's mind Say you wanna see the Marquesses of Mardi Gras dancin' with the devil at the end of the line
"Money on the Barrelhead" (in der ersten Zeile) bedeutet hier Barzahlung. Der Song strotzt vor Anspielungen auf den New Orleans-Kult, Mardi Gras (offiziell als Karneval gehandelt) und das teuflische Treiben. Und auch hier transportiert die musikalisch geschaffene Atmosphäre perfekt den Text. Earle lässt mir hier die Möglichkeit, eines meiner Lieblingsthemen zu verfolgen, das Faustische Prinzip.
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