15.08.17

Von der fellmantelblauen Blume

Als Müdin flink durch die Nacht gegrundelt, durch den Schlauch des Hauses der zu Bett Gebrachten. Als gähnende Abgründin wieder heimgekehrt. Schwarzes Käppi, schwarze Jogginghose, schwarze Turnschuhe (Turmschuhe allerdings wären eine Offensive für sich), Fledermausjacke. Nur die Socken waren blau. Zustand: zwischen Baum und Borke. Bereits früher Mittag. Mich mitnehmen lassen von Einem in Lederhose. Hochgesessen, die Abfahrt verpasst, I. noch nen wundervollen Tag gewünscht, mich wieder vom Sitz gelassen und den Rest des Sonnenscheinweges zu Fuß getan. Den Berg hinan. Eine Riege älterer Frauen mit Stöcken vorweg walken sehen. Walküren, die sich verabredet hatten, den Tag früh zu kapern (vielleicht gen Schnackenburg). Will ich auch immer. Früh kapern. Aus den Blattachsen der Zweige wachsen erbsengroße Blütenknospen an Stielen von morgens bis mittags. Nur IMMER ist nicht vermählbar. Obwohl ich mich gerade fühle als hätte ich meine Hoch:zeit hinter mir.

Oblasn hat mich auf die letzten Meta ja nix. Hab mich nur selbst inspiriad.

 : Dich vorgefunden : Schwer mit Nacht behangen. Gehst jedes Mal mit mir in die Borke, habe ich diese Schäferinstunden. Muss dann stets an das Großmutterhäubchen denken, das der Wolf sich aufzog, bevor er sich, nachdem er sie verschlungen hatte, in ihr Bett legte. Müdigkeit behäubt mich. Das ist ganz schön, ist es mir möglich die Gelegenheit wahrzunehmen, direkt in die Federn zu gehen, um in den Schlaf zu steigen: rise, rose, risen: besonders dann, wenn die Glutrose den Himmel durchprankt. Zuvor ging es für mich aber noch unter unsere Edenfalls, die Borke abzuwaschen. Und dann: endlich eingedrungen, spazierte ich mit dir durch eine mitternachtsblaue Mondlandschaft mit Bergen, die uns umgaben. Wir liefen an weiten Weizenfeldern vorbei, die Schritte später dem Meer gewichen waren, das, liegend zu unserer Linken, kaum, aufgrund des Lichts, von der restlichen Mondlandschaft zu unterscheiden war.

Was soll ich auch scheiden?!

Ich entdeckte eine blaue Blume am Wegesrand. Erkannte sie sofort als eine mir bekannte. Ich zeigte sie dir. Sie war heller als das dunkle Blau der Mondlandschaft. Ich dachte fast an Aquamarin, du aber meintest: Preußenblau. Ihre vielen kleinen Blüten, die Augen glichen, waren von einem feinfelligen Mantelblatt umgeben.

Wir sprachen beide viel miteinander. Liefen und liefen. Ich drehte mich um 180 Grad, spazierte weiter mit dir, lief nun aber rückwärts. Ließ mich langsam in der Manier einer sterbenden Schwänin mit geschlossenen Augen in Zeitlupe nach hinten. Schwerkraftlos, bis ich fast den Boden berührte. Ich sah, wie es dich verängstigte, du standest daraufhin diagonal im Raum, berührtest den Boden nicht mehr, ein Ausdruck des Erschreckens hielt sich in deinen Gesichtszügen. Auch du warst nun in Zeitlupe. Ich hob mich schnell wieder auf, dich zu beruhigen. Ich hatte dir wohl spielerisch etwas gezeigt, das dir Angst machte. Und so verstand ich selbst erst in diesem Moment, was für eine Gebärde ich da vollzog. Eine, die ich auch nur durch den Vollzug selbst als eine Übersetzung des Sich-gewahr-Werdens der Endlichkeit eines Lebens mit dir begriff. Denn an einem anderen Ort, jenseits des Schlafs, würden wir in dieser vielleicht doch nicht viel mehr als eine Akrobatin entdecken.

Vor nicht allzu langer Zeit hatten wir ein Gespräch, in dem wir uns über das Sterben unterhielten. Wir beide sind der Ansicht, ich sollte nicht vor dir sterben. Du wünschst dir, vor mir gehen zu können.

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