neue zwischen/miete
Martin Kordić (Quelle: zehn Seiten)
Raus aus der Wohngemeinschaft, hinein in den Salon! Zum Leitungswechsel im Literaturbüro Freiburg öffnet sich am 08.02. die studentische Reihe „zwischen/miete“ einmalig einem breiten Publikum: Junge Literaturfans treffen auf erfahrene LeserInnen, Bier und Brötchen auf Schampus und Schnittchen. Im Mittelpunkt steht, wie gewohnt, Literatur aus der jüngsten Schriftstellergeneration. Eingeladen ist mit Martin Kordić, 1983 in Celle geboren, eine spannende Entdeckung des Bücherfrühjahrs. In seinem Debütroman „Wie ich mir das Glück vorstelle“ erzählt er von der großen Reise eines kleinen Jungen, von Krieg, Freundschaft und der Kraft der Poesie. Mit dem Autor ins Gespräch kommt Martin Bruch.
Da auch diese „zwischen/miete“ in einem Privatraum mit begrenztem Platz stattfindet, wird um Reservierung dringend gebeten; Parkplätze stehen leider so gut wie nicht zur Verfügung; Sitzkissen bitte mitbringen.
„In der Stadt der Brücken lebt ein Junge namens Viktor. Es herrscht Krieg, die Stadt ist geteilt, die berühmteste Brücke, die einst ein Sultan gebaut hat, wurde durch Granaten zerstört. Viktor hat keine Familie mehr, aber er lebt nicht allein. Seine Gefährten sind ein Hund, ein Mädchen, das sich als Prostituierte durchschlägt, und ein Hütchenspieler, den Viktor nur den "einbeinigen Dschib" nennt. Sie hausen in einer Bruchbude am Stadtrand, sammeln, betteln und klauen sich das Lebensnotwendige und auch allerlei Unnötiges zusammen. Das Wichtigste aber von allem, was Viktor zum Leben braucht, ist ein Heft, in das er mit einem Bleistift seine Geschichte schreibt. …
Überall Zeichen, in denen Verlorenes aufbewahrt ist. Wenn im letzten Kapitel endlich erzählt wird, wie Viktor sich das Glück vorstellt, ist das von einer solchen Heftigkeit, dass es dem Leser das Herz zerreißt. Dann erfährt man auch, warum er für jede Seite einen Elefanten an die Wand malt.
"Irgendwann gegen Ende des Lektorats konnte ich das ganze Buch auswendig, mit einer Abweichquote von vielleicht fünf Prozent." Das könnte angeberisch klingen, doch wer das Buch gelesen hat, glaubt Martin Kordić sofort – und liest es selbst gleich noch einmal. "Hätte ich zuerst über etwas anderes geschrieben, hätte ich gedacht: Sterben kann ich jetzt immer noch nicht, weil: Das muss ich noch machen." Jetzt ist es da, ein schmales, schweres Buch, todtraurig und doch voller Hoffnung und, ja, für den Leser eine fragile Art von Glück.“ Bespricht Die WELT das Buch von Martin Kordić: Wie ich mir das Glück vorstelle. Hanser, München.
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