Gute Destillation
Katja Horn - Mengenleere
„Ein Verlag, der sich ganz der Veröffentlichung heutiger Gedichte verschrieben hat, nennt sich Distillery und wird von Alexander Krohn in Berlin betrieben. In unregelmäßigen Abständen bringt er kleine, schön gestaltete Hefte heraus; jüngst erschienen »Mengenleere« von Katja Horn und »ineinandersetzung« von Tone Avenstroup.
Die 29 Gedichte von Katja Horn sind kurz, manchmal nur wenige Zeilen lang. Es gibt keine Strophen und selbstverständlich auch keinen Reim. Es herrscht konsequente Kleinschreibung – ein möglicherweise heute als Marotte zu beschreibendes Gestaltungsprinzip, das in der Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg, und zwar insbesondere in linken Kreisen, die Konzentration auf die wesentlichen Inhalte ermöglichen sollte. Zugleich steckt – übrigens analog zur Begründung der Zwölftonmusik – ein die Unterschiede nivellierender, gleichmacherischer Ansatz dahinter. Also eine Art formalistische Übertragung aus der politischen Sphäre.
Katja Horn arbeitet dicht an der Sprache. Was zum Beispiel heißt, daß sie mit Floskeln spielt. Gleich das erste Gedicht, das mit »der kreislauf des lebens« überschrieben ist, lautet: »mit jedem herzschlag / unter druck gesetzt«. Das Positive an einem solchen Verfahren ist, daß es wortwörtlich »gewitzt« ist: Wie bei einem guten Witz muß der Leser nämlich zurückdenken, um die Pointe, die günstigenfalls auch etwas über die Sprache selbst ausdrückt, zu verstehen.“
Martin Rautenberg heute in der Jungen Welt über Katja Horn „Mengenleere“ und „ineinandersetzung“ von Tone Avenstroup, beide distillery.
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