Vater und Sohn
Vater und Sohn - Angebrannt
Erich Ohser, alias e.o.plauen, war mit Erich Kästner eng befreundet, illustrierte u. a. dessen Gedichtbände und arbeitete als Karikaturist für den sozialdemokratischen Vorwärts. Einem breiteren Publikum ist der Künstler Erich Ohser durch seine »Vater und Sohn«-Bildgeschichten bekannt. Sie veröffentlichte er ab 1934 unter dem Pseudonym e.o.plauen, da er nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wegen unliebsamer politischer Karikaturen nur noch als unpolitischer Zeichner wirken und unter seinem Künstlernamen publizieren durfte. Ohsers Illustrationen zu Kästners Gedichtbänden landeten mit diesen auf den Scheiterhaufen der Bücherverbrennung.
Die »Vater und Sohn«-Geschichten aber kamen bestens an und gelten, nach den Veröffentlichungen von Wilhelm Busch, als die ersten Comics in Deutschland.
Zum 111. Geburtstag von Erich Ohser im März erscheinen nun im Südverlag zwei Bücher, die Leben und Werk des Künstlers würdigen. Zum einen erzählt die ausgewiesene Ohser-Expertin Dr. Elke Schulze in »Erich Ohser alias e.o.plauen Ein deutsches Künstlerschicksal« das Leben des genialen und vielseitigen Zeichners, zum anderen erscheinen die 33 schönsten »Vater und Sohn«-Bildgeschichten erstmals in Farbe. Titel des Buches: »Vater und Sohn Zwei, die sich lieb haben«. Erich Ohser selbst verschickte übrigens zu Geburtstagen oder besonderen Anlässen handkolorierte Karten von »Vater und Sohn«.
Die Kunsthistorikerin Dr. Elke Schulze ist als Vorstand der Erich Ohser-e.o.plauen Stiftung Kennerin von Leben und Werk Ohsers; u. a. arbeitet sie auch den Nachlass des Künstlers auf. Sie beleuchtet in ihrer einfühlsamen Biografie anhand zahlreicher, z.T. bis dato unveröffentlichter Text- und Bilddokumente nicht nur das Schaffen des genialen Zeichners aus Plauen, sondern bringt uns auch den Menschen Erich Ohser und sein Schicksal nahe.
Nach Denunzierung und anschließender Verhaftung durch die Nazis erhängte sich Ohser in der Nacht zum 6. April 1944. An diesem Tag sollte er vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt werden. Auch Ohsers Freund, der Redakteur Erich Knauf, der ihn mit Kästner bekannt machte, wurde verhaftet und im Mai 1944 hingerichtet.
In »Vater und Sohn Zwei, die sich lieb haben« präsentiert der Verlag zum 111. Geburtstag Ohsers zum ersten Mal 33 »Vater und Sohn«-Bildgeschichten, ansprechend in Aquarelltechnik von Christiane Leesker koloriert. Die hochwertige Ausstattung und Gestaltung des Buches lädt Kenner wie Neuentdecker in Ohsers witzige und hintergründige »Vater und Sohn«-Welt ein. Die liebevoll gezeichneten Bilder vom pfiffigen Sohn und seinem gutmütigen und beleibten Vater begeistern auch heute noch durch den ganz eigenen Charme der Zeichnungen.
Neuen Kommentar schreiben