08.07.17

Die Straße 'Malheur' (Gestrichene Passagen)

Heute erscheint im Phantastikon meine Geschichte "Die Straße 'Malheur'" aus der Sammlung "Gespenstersuite". In dieser Sammlung wird sie mit den folgenden Streichungen zu lesen sein; zur besseren Lesbarkeit jedoch - und für jene Leser, die nicht mit mäandernden Texten vertraut sind - habe ich sie von allzu großen Ablenkungen befreit.

Von meinem Platz aus konnte ich die Straße gut einsehen, während ich am Fenster sitzend Kaffee trank und hin und wieder etwas Gebäck in meinen Sorbetschnabel nahm, mehr aus Gewohnheit, denn schon seit längerer Zeit plagte mich das Unwohlsein gegenüber jeder Nahrung, die zwar zum Erhalt gedacht mir dennoch wie der Versuch einer Selbstvergiftung erschien. So aß ich kaum mehr etwas, dessen Geschmack sich eindeutig bestimmen ließ. Geschmäcker verwirrten mich und ließen mich an der Entscheidung zweifeln, was wirklich zu schmecken war. Meine Parageusie trat besonders in meinen nervösen Zeiten auf, in denen ich selbst in einem Glas Wasser mehr entdeckte als ich eigentlich wollte. Rost, Kalk und der Geschmack von Chitin, auch wenn man annimmt, dieser Stoff reize die Geschmacksknospen nicht, waren dann die Hürden, die ich während einer hypersensiblen Phase zu überwinden hatte, um mich am Leben zu halten.

Ich kenne dich, habe dich gesehen in den frühen Niederungen meiner Unrast. Hast dort immer alle geneckt, warst doch mein Schatten. Weil nicht du mir folgtest, wie das Licht es wollte, sondern ich dir nachkam wie die Nacht es gebot, befanden wir uns getrennt nur, wenn das Gelichter schwieg, von dem du schwer zu unterscheiden warst. Nur dann gingen wir getrennter Wege Staub. Du erzähltest mir nie, was dich veranlasste. Dein Vorteil bestand darin, mich beobachten zu können, wenn dich gerade nicht die Lampe malte, wenn dich nicht die Sonne von mir zog, denn du hattest dich in mir eingenistet, so dass alles ganz dunkel und konturlos auf mir zu liegen kam, was sonst sein eigenes Leben besaß. Auf die Frage, was denn Dies oder Jenes gewesen sei, die man oft in meiner Nähe stellte, wusste ich nicht wirklich zu antworten und tat dann auch so, als hätte ich nicht mitbekommen, wie du deine Eulenspiegelei veranstaltetest, wie du alles durcheinander brachtest. Schwankende Leuchten veränderten dich, Feuerkerzen ließen dich tanzen. Dir stand im Gegensatz zu mir jeder Anzug ungesehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen