Ich muss heute
wieder viel an Trigorin denken. Ich sehe die Dinge, wahre mir aber genügend
Distanz, um sie ausführlich betrachten zu können. Erst, wenn ich sie
entsprechend katalogisiert habe, trete ich näher, um die Details zu studieren.
Ich habe das seit jeher so gemacht, aber lästig fällt es mir, ähnlich wie dem
Möwenvernichter, nur dann, wenn ich mit der Nase drauf gestoßen werde. Wenn
sich jemand bemüßigt fühlt, mich darauf aufmerksam zu machen, wie ich so bin,
und was ich so tue. Als wüsste ich das nicht selbst. Ich habe so gut wie
keine Vorurteile. Aber es gibt Sätze, die ich einfach nicht mehr hören kann. „Willst Du nicht einmal…“, ist ein halber davon, der mir den Rest völlig verleidet.
Der Sommer ist
zurück. Vor der Tür riecht es nach Chlorwasser und Heliotrop. Später treibt es mich in die Innere Stadt um mir die Kulisse einzuprägen. Mein Hund
wird sich über die umfassende Wanderung freuen. Es ist ja nicht so, als ob laue
Sommerabende nichts Schönes hätten. Wenn zwischen den aufgeheizten Häusern die
Gespräche der Passanten gefangen gehalten werden, dann schwimme ich gerne auf
diesem Muschelrauschen durch die Stadt. Im Sommer sickert die Dunkelheit gemächlich aus dem Boden und kraxelt die Fassaden entlang nach oben. Das Firmament wird indes fahler. Entleert sich langsam jeglicher Farbe und wartet darauf, von der
Nacht erobert zu werden. Das ist zum Beispiel schön.
Heute Abend bade
ich im Hali.
„…im Kopfe rollt schon eine eiserne Kugel, ein neues
Sujet, und zieht mich schon zum Tisch, und ich muss wieder schreiben und
schreiben. Und so geht's in einem fort, in einem fort, und ich hab' keine Ruhe
vor mir selbst, und ich fühle, wie ich mein eigenes Leben aufzehre, wie ich um
des Honigs willen, den ich da für irgend jemand im weiten Raum sammle, den
Staub von meinen schönsten Blumen abstreife und die Blumen selbst zerpflücke
und ihre Wurzel zerreiße…“ (Anton Tschechow: Die Möwe)
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