Es ist heute so schwül,
dass sich wieder alle bemüßigt fühlen,
durch die Gegend zu schreien, um ihre hitzigen Gemüter zu kühlen. „Wo bist
Du?“, ist dabei die Frage der Wahl. „Ich bin genau hier, verdammt nochmal. Wo
soll ich schon sein?“ Der Bus rauschte klimatisiert durch die Gegend und ich fühlte
mich veranlasst, wildfremden Leuten auf meinem Weg zum Nachmittagskaffee
freundschaftlich zuzuwinken. Ich war Tourist in der eigenen Stadt. Bestaunte
die vorbeigleitenden Häuserzüge in der flimmernden Luft und musterte interessiert
die architektonischen Schnörkel der Jugendstilhäuser entlang des Wienkanals.
Normalerweise schlendere ich diesen Weg zu Fuß und denke über meine Geschichten
nach, aber der Hund und ich bewegen uns momentan lieber mit Air-Conditioner
fort.
Überall riecht es heute
nach Palmwedel und Kokosöl. Eine klebrige Melange die selbst mir offensichtlich
aus allen Poren trieft, obwohl ich mich eigentlich nicht damit identifizieren
kann. Was soll´s. Über die Hitze jammern ist mitten im Sommer obsolet. Da gibt
es diesbezüglich ohnedies nur eine gangbare Richtung: Augen zu und durch.
Ich widme mich heute dem entzügelten
Cover für Alberas „Rote Bastarde“, das ich in meiner Art zuerst an die Leine
legen musste, um es anständig striegeln zu können. Später darf es ohnedies frei
auf der Wiese laufen, wie es ihm gefällt. Ich dichte dem König in Gelb eine Liebesaffäre
an. Ich denke über den Teufel nach. Wie er sich wohl gäbe, wenn er bereits
in Frühpension wäre und auf seinem Altenwohnsitz einen neuen Nachbar zu
malträtieren bekäme. Wäre er einsam? Lädt er den Neuzugang daher vielleicht
sogar zu Kuchen und Kaffee, um ihm freudig von vergangenen Zeiten und seiner
verblassten Größe erzählen zu können?
Ein Busfahrtheorem,
mittags notiert, nicht weiter darüber nachgedacht: Unbekannterweise kann man
für andere Menschen eine Frage, oder die Antwort sein. Aber niemals beides
zugleich.
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