22.07.17

Sturmwarnung

Blaulichtgewitter heute in allen Gassen. Der Sommer bricht, und die gellenden Sirenen der Einsatzfahrzeuge blasen unablässig Warnungen vor dem anrollenden Sturm. Die Straßen sind leerer als zuletzt. Ich vermute, die Menschen sitzen in ihren aufgeheizten Häusern und schwelgen in der süßen Melancholie vergangener Sommerabende, die einem von der unerträglichen Schwüle vorgegaukelt werden. Mein Hund und ich schleichen unterdessen bei unseren kurzen Wanderungen im kargen Schatten an den Mauern entlang und kämpfen uns tapfer von Klimagebläse zu Klimagebläse. Die Intervalle zwischen den Straßenbahnen sind enorm und kaum abzuwarten. Wir gehen erst später wieder raus, wenn hoffentlich der Orkan die Straßen der Stadt völlig leergefegt hat und die Menschen damit beschäftigt sind, sich trotz des infernalen Heulens vor der Haustür lächelnd an ihre atemlosen Leben zu klammern, und dabei ihre verbissene Hoffnung verschweigen, dass der Sturm ihnen nicht die Dächer direkt über den Köpfen abträgt. Diese Zeilen sind zuversichtlicher gemeint, als sie sich eventuell anhören mögen. Ich freue mich auf den Regen auch dann, wenn er erst morgen kommen sollte.

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