08.07.17

Ich fehle in der Mitte

Keselground, heute
Vor einem Jahr:

Rauschend zog ich mir die Stadt an, sie passte wie ein Dorfkleid. Ich im Dorfkleid ... aber jetzt klingelt es, und die junge Postfrau hält mir "Ein schillernd-düsteres Schlachtengemälde der Gefühle. Ein Buch für die Jünger des Maßlosen." - unter die Nase, lächelt, als ob sie mich damit in Gold verwandeln könnte. Alan Pauls' Roman Die Vergangenheit. Ich reiße die Päckchen immer vor Ort auf, kaum hat es die Hand der Überbringer verlassen. Ungestüm werfe ich die Fetzen zu Boden, aber auch ich lächle dabei (was man bei mir "lächeln" nennen kann). Sobald ich sehe, dass sie mir das richtige Buch in die Hände gedrückt hat, lasse ich sie gehen. Sie ist neu (lernt das Briefewerfen erst gerade), ich bin neu und vertieft in Milliarden Gedanken. Das Treppenhaus ist dunkel, die Haare stehen mir zu Berge. Es hat sich also nichts verändert.

Wann breche ich auf?

Vor einem Jahr sah es in meiner Klause noch so aus. (Da hatte ich noch einen Schrank, man höre!) Die Schreibmaschine hatte sich später in ein Monstrum verwandelt. Das Problem war, dass ich stets davon überzeugt war, dass Literatur nur auf einer Schreibmaschine fabriziert werden kann - im Widerspruch zum Mainstream.


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