PHG (Gast) meinte am 2012/11/26 13:26:
Es reicht halt nicht, das ...
... Trinken aufzugeben. Man muss sich auch einen Schreib-Ramadan verordnen.Aber ich denke, das Problem senkt seine Wurzeln weit tiefer hinab, in den Brunnen der Vergangenheit. Und ich frage mich deshalb schon lange, was für einen evolutionären Vorteil das Schreiben auf dem Wege der Menschwerdung einmal gehabt haben kann? Dass heute noch von vielen sogenannten "Autoren" so stoisch daran festgehalten wird, obwohl es sich für die allermeisten von ihnen längst auf verheerende Weise als nachteilig erwiesen hat, muss einen gattungsgeschichtlichen Grund haben. Man greift ja auch, wenn man nach dem Kaffeekränzchen auf einen Verdauungsspaziergang in den Wald geht, immer noch reflexhaft nach einem Stock, als müsse man sich gegen wilde Tiere zur Wehr setzen.
Andererseits, wenn man in quasi schon historische Zeiten blickt, etwa ins 24. vorchristliche Jahrhundert, so wird man finden, dass der erste überlieferte Autor eine Frau und Priesterin war, die Prinzessin Enheduanna, Hohepriesterin in der Stadt Ur. Könnte es also sein, dass Autoren unbewusst ihrer unterdrückten weiblichen Seite Ausdruck zu geben versuchen, wenn sie dieser sich längst nicht mehr lohnenden Tätigkeit des Schreibens nachgehen?
Das erscheint mir allenfalls als zweit- oder drittrangiges Erklärungsmodell tragfähig. Weit eher wäre da schon zu mutmaßen, dass jeder, der heute ernsthaft schreibt, die alte Deutungshoheit der Priester zurück zu gewinnen trachtet.
Mir scheinen dies freilich beides bereits späte Verkleidungen eines weit tiefer reichenden Defektes zu sein. Unser Bewusstsein ist ja bekanntlich eine noch recht junge und deshalb auch nach wie vor instabile Entwicklung. Warum sollte es deshalb nicht bereits weit vorher einen Versuch der Natur gegeben haben, sich selbst zu objektivieren, indem es den Prozess der DNA-Replikation gewissermaßen in den makroskopischen Bereich gespiegelt hat. Ein auf Zellebene operierendes zeichencodiertes System erschafft sich eine Eiweishülle, die selbst wieder zeichencodierte Systeme zu produzieren beginnt. Ich denke, so muss es gewesen sein.
Natürlich wurde dieser Weg der Evolution dann recht schnell wieder verlassen, da er keinen Selektionsvorteil erbrachte. Nur geht ja im Genom in der Regel nicht wirklich etwas verloren, und so geschieht es leider immer wieder, dass dieser Teil unseres Erbes nicht wie vorgesehen in den inaktiven Abschnitten unserer DNA vor sich hinschlummert.
Die mit diesem Defekt gestraften Individuen bringen mitunter massenhaft sinnlose Texte hervor, die unter der unscharfen Bezeichnung 'Roman' nur unvollkommen ihre Daseinsberechtigung vorzutäuschen vermögen.
Es steht zu hoffen, dass schon in naher Zukunft auch für diesen Gen-Defekt eine Abhilfe gefunden werden wir. Craig Venter sei Dank!
http://albannikolaiherbst.twoday.net/stories/arbeitsjournal-26112012/#219027025
albannikolaiherbst antwortete am 2012/11/26 15:23:
Daran@PHG scheint mir.
Einiges zu sein. Sogar vieles. Denn sogar das Trinken ist zu mir unterdessen ziurückgekommen. Zur Begegnung bei einer Frau. Urtriebe also, Frauen, Trinken, Schreiben.
http://albannikolaiherbst.twoday.net/stories/arbeitsjournal-26112012/#219027215