Alban Nikolai Herbst / Alexander v. Ribbentrop

e   Marlboro. Prosastücke, Postskriptum Hannover 1981   Die Verwirrung des Gemüts. Roman, List München 1983    Die blutige Trauer des Buchhalters Michael Dolfinger. Lamento/Roman, Herodot Göttingen 1986; Ausgabe Zweiter Hand: Dielmann 2000   Die Orgelpfeifen von Flandern, Novelle, Dielmann Frankfurtmain 1993, dtv München 2001   Wolpertinger oder Das Blau. Roman, Dielmann Frankfurtmain 1993, dtv München 2000   Eine Sizilische Reise, Fantastischer Bericht, Diemann Frankfurtmain 1995, dtv München 1997   Der Arndt-Komplex. Novellen, Rowohlt Reinbek b. Hamburg 1997   Thetis. Anderswelt. Fantastischer Roman, Rowohlt Reinbek b. Hamburg 1998 (Erster Band der Anderswelt-Trilogie)   In New York. Manhattan Roman, Schöffling Frankfurtmain 2000   Buenos Aires. Anderswelt. Kybernetischer Roman, Berlin Verlag Berlin 2001 (Zweiter Band der Anderswelt-Trilogie)   Inzest oder Die Entstehung der Welt. Der Anfang eines Romanes in Briefen, zus. mit Barbara Bongartz, Schreibheft Essen 2002   Meere. Roman, Marebuch Hamburg 2003 (Verbotene Fassung)   Die Illusion ist das Fleisch auf den Dingen. Poetische Features, Elfenbein Berlin 2004   Die Niedertracht der Musik. Dreizehn Erzählungen, tisch7 Köln 2005   Dem Nahsten Orient/Très Proche Orient. Liebesgedichte, deutsch und französisch, Dielmann Frankfurtmain 2007    Meere. Roman, Letzte Fassung. Gesamtabdruck bei Volltext, Wien 2007.

Meere. Roman, „Persische Fassung“, Dielmann Frankfurtmain 2007    Aeolia.Gesang. Gedichtzyklus, mit den Stromboli-Bildern von Harald R. Gratz. Limitierte Auflage ohne ISBN, Galerie Jesse Bielefeld 2008   Kybernetischer Realismus. Heidelberger Vorlesungen, Manutius Heidelberg 2008   Der Engel Ordnungen. Gedichte. Dielmann Frankfurtmain 2009   Selzers Singen. Phantastische Geschichten, Kulturmaschinen Berlin 2010   Azreds Buch. Geschichten und Fiktionen, Kulturmaschinen Berlin 2010   Das bleibende Thier. Bamberger Elegien, Elfenbein Verlag Berlin 2011   Die Fenster von Sainte Chapelle. Reiseerzählung, Kulturmaschinen Berlin 2011   Kleine Theorie des Literarischen Bloggens. ETKBooks Bern 2011   Schöne Literatur muß grausam sein. Aufsätze und Reden I, Kulturmaschinen Berlin 2012   Isabella Maria Vergana. Erzählung. Verlag Die Dschungel in der Kindle-Edition Berlin 2013   Der Gräfenberg-Club. Sonderausgabe. Literaturquickie Hamburg 2013   Argo.Anderswelt. Epischer Roman, Elfenbein Berlin 2013 (Dritter Band der Anderswelt-Trilogie)   James Joyce: Giacomo Joyce. Mit den Übertragungen von Helmut Schulze und Alban Nikolai Herbst, etkBooks Bern 2013    Alban Nikolai Herbst: Traumschiff. Roman. mare 2015.
________________________________


 

Melusine Walser (17). Arbeitsnotat: Landras Augen.

Den Roman nicht chronologisch durcherzählen, sondern er muß erzählt sein so, daß jede Leserin/jeder Leser ein höchstpersönliches Innenbild Frau Walsers bekommt, die ich ja kenne (selbstverständlich heißt sie anders); es ist nach den bösen Erfahrungen mit >>>> MEERE ganz unbedingt darauf zu achten, daß keinerlei Ähnlichkeit mit dem „Urbild” entsteht. Zwar weiß Frau Walser um mein Projekt und heißt es sogar, gewissermaßen, sehr gut, da sie aber im öffentlichen Leben steht, wenn auch immer in einer zweiten Reihe noch hinter dem Schatten, sollte vor allem ihrer Mäzene wegen vermieden werden, daß jemand auf sie aufmerksam wird. Denn ihre (erotische) Macht lebt von der Tarnung.
Deshalb kam ich gestern auf die Idee, den Roman aus Splittern zusammenzusetzen, zu denen auch diese gehören, die in Der Dschungel zu finden sind. Es wird die Vorstellung untermauern, daß die Figur Figur i s t. Ich werde also mischen: sowohl die Tonbandprotokolle (die noch zu übertragen sind) als auch die Briefe, die mir Frau Walser schrieb, dazu >>>> die Briefe von und an MelusineB (ist es ein Zufall, daß eine Melusine sich meldete? daß ausgerechnet jetzt meine „Undine”-Komödie ihre Uraufführung erlebt? >>>> daß eine andere, eine Undine, gleichfalls in Der Dschungel erscheint?), aber auch Notate zum Geschlechterverhältnis/Geschlechterkampf usw. Ich bin mir übrigens sicher, daß noch mehr >>>> Wasserfrauen erscheinen werden, allein, weil mein Projekt sie r u f t; s i e, letztlich, werden es sein, die meinen Roman schreiben. Dabei wird der Eindruck des Authentischen, den ich anstrebe und den ich in ähnlicher Weise bislang nur >>>> bei Moravia perfektioniert fand, davon abhängen, wie ich das Buch collagiere, zumal ich in die Figur der „wirklichen” Melusine Erfahrungen/Erlebnisse mit ganz anderen Frauen projezieren will, die aber mit Frau Walser in Hinsicht auf die erotischen, sagen wir mal Raffinessen einiges gemein haben. So wird („soll”, selbstverständlich) Melusine Walser dann unbestimmt, aber spürbar vibrieren: ein Leuchten, das von ihr ausgeht, dem man sich so wenig entziehen kann, wie es all jene Männer können, die sie süchtig gemacht hat und die bis heute um so mehr an ihrer Leine zappeln, als sie vermeinen, dominant zu sein und deshalb das Spiel zu bestimmen. Die Unbestimmtheit wiederum erlaubt es mir, eine mythische Grundschicht unter alles zu legen, die ebenfalls nicht direkt erzählt werden soll; die Anspielungen werden alleine dann klarwerden, wenn sich die Leser allezeit den Namen Melusines bewußthalten, der ein Gattung bezeichnet. Das wird, stelle ich mir vor, auch der konkreten biografischen Erzählung - der Entwicklung also - eine ganz ähnliche Unbestimmtheit geben. Die entspricht dem Wasser.Landras-AugenWie ich den Roman beginnen werde, weiß ich noch nicht, ganz sicher aber nicht mit seinem (mit MWs) biografischen Anfang. Wir brauchen vielleicht eine Party. Plötzlich steht Frau Walser da. Es wäre dafür gut, spielte abermals i c h mit und erzählte als Ich. Das war an einem Augusttag eines derart heißen Sommers, daß mich die ständigen Regenschauer völlig verrückt machten: man wurde komplett naß von ihnen, aber die Nässe verdampfte immer sofort, wir konnten dabei zusehen. Schließlich der parkähnliche Garten am Stechlinsee, die alten Weiden, deren Geäst selber hinabzufließen schien, seine Arme und Finger glitzten wie Fischhaut. Darinnen spielten die Kinder der Gäste. Es waren Lampioons an aufgespannte Leinen gehängt. Immer wieder mußten wir in die Villa, weil es abermals schüttete, dann schon wieder verdampfte, glühend, kann man sagen, fast. Ich ging durch ostdeutsche Tropen, ich war auf Jagd. Gernot hatte mich Dr. Beschmat vorgestellt, „der Schriftsteller Herbst... Heinrich Beschmat”, die Rechte vom einen zum anderen weisend, den Jüngeren, mich, dem Älteren und wegen seiner für diese Zeit ungewöhnlichen Haltung im Investitionsskandal gemiedenen Bankier, der gar kein Interesse an mir zu haben schien. Weshalb auch? Er gab mir nicht die Hand. Erst, als ich Frau Walser entdeckt hatte und sie sich tatsächlich auf ein Gespräch mit mir einließ, ließ auch er sich ein. Sie war, dachte ich damals, seine Geliebte. Das erfaßte die Wirklichkeit aber nur halb.


>>>> Melusine Walser 18
Melusine Walser 16 <<<<

Artgerechte Männerhaltung. Die neue Reihe.

Ab >>>> dort.

Nichts provoziert so sehr.

Wie die Wahrheit.

(DXVI).

Ostersonntagsjournal. 4. April 2010.

6.22 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Jetzt aber... Latte macchiato... Morgenzigarette... – ganz schnell zur Familie.Osterstrauss-2010

Auf Facebook: Lana Briede.

LB

>>>> Ist es ok, wenn man wenigstens zu Ostern sich sagt: heute arbeite ich nicht?

ANH (indem er das Reflexivpronomen sanft herauslöst und nach vorne umpflanzt)

Ja, ist es. Es sei denn, Sie haben I d e e n. (Ich hocke über einer Liebeserklärung an Berlin und komme zwar mit den Sätzen weiter, nicht aber mit der Form, die nicht leicht zu finden ist bei all den vielen Sätzen anderer, die es für diese Leidenschaft schon gibt. Man will ja verführen, und so allgemein Eros immer auch i s t, das Wild wäre verletzt, fühlte es sich nicht ganz persönlich gerissen.)

Übertretungen.

Müssen öffentlich sein. Erst, daß man sie sieht, verleiht ihnen die politische Kraft: Sie weisen Ansprüche der πόλις als einer gemeinschaftlichen Verfassung zurück, die sie, geschehen sie im GeheimenStillenIntimen, wahren, ja denen sie noch dann dienstverpflichtet bleiben, wenn sie ein Mißbrauch sind. In jedem Fall, als verschwiegene, gleichen sie Männern, die sich zu Schlüssellöchern bücken; ertappt, verliert man seine Ehre, die eine öffentliche Übertretung nicht einmal tangiert: sie nämlich ist Widerstand.
Dies ist wider die Rede vom Exhibitionismus gesagt.

(DXVII).

(Es entfaltet der öffentliche Akt auch den ganzen R e i z der Übertretung, all ihre Lust, während die verschwiegene intime sich immer mit schlechtem Gewissen versäuert, das man nicht wahrhaben will. Man muß sie verleugnen, ja vor sich selbst verdrängen. Dem häßlichen Character, den das ergibt, warf man vor Jahren ein vergessenes Wort vor: doppelte Moral. Darin sind Heuchler eingeklemmt.).

Briefwechsel mit einer Undine.

Ab >>>> dort.

[So sei's verwiesen: >>>> Jost Eickmeyer "Umarmung und Wellenspiel" .]

Hymnos B (1. Entwurf des Anfangs).


Jede denkbare Bausünde hier aus der Not und einer Geschmacklosigkeit die von Gier rührt/
jede Schönheit der Architekturen Gebäude aus Sandluft geblasen/
Kanäle Hausboote: schwimmende Datschen Wagenburgen verzauberte Seen /
das Verb ist ein Wunder der Schmock und der Schmick der Ausländerdrang/
verhütet den Inzest schützt vor Beschütztheit Rattengift im Strandsand Wälder/
sind darangeschmiegt umfassen rauschend das Privileg des Raums:/
nirgends ist Platz wie ach! noch hier die Kieze die öd sind Geheimnis der Brachen/
geiles Wuchern sommers der Starre ach winters fersenhoch Eis/
noch eine Molle im Spatzenfrühling logiert und toscanisch/
als sich Inès in der Opernkantine zwischen den Beinen die Strumpfhose einriß und zerrte/
dem Mund unterm Tisch sich beidhändig auf/
oben war Tosca und unten Organ/
genäßte Erde unter Berlin schob der geschlagene Mann und wischte den Mund/
auf die Bühne zurück da ihn der Lautsprecher rief:/

weil der Abend fast aus war/
die Taxen standen in Reihen fallenden Regens bereit für den Pelz bis zum Knie/
reichten die Lachen morgens verdampfend über den Tag jenes Sommers/
in dem mir die Stadt die letzte Unschuld n a h m/
sie mußte jedes Verb ist ein Wunder nur zupfen im Winter/
nichts so verloren riecht es nach Pilzen im Herbst durch den Wedding/
Gleise führen ins Anhalter Nichts Morde die nie einer merkt: Hallen voll Kunst/
bäumen sich schäumen strunzdummen Bullen entgegen/
nicht ist so lüstern wie dein hitziges Grün das aus den Steinen herausrankt/
Vergewaltigungen verwandeln sich in Akte einer Verführung im glänzenden Harnisch/
ritterlichster Eroberung vergeblich auf TeufelKommRaus/
wird anreguliert doch die Reichen dürfen hier frei sein/
sind nicht in Hochsicherheitstrakte verschanzt wie die kleinen Verdiener/
leben sie weiteren Herzens als sonstwo/

wo sonst schmeckt das heimische Bier noch nach Nekrophilie?/
Rosa Luxemburg: wo? dein leichter haut goût unterm schwulrosa Alex/
morst der Turm zu den Engeln mit seinem Kreuz in die Sonne hinauf/
(...)


Große Kunst.

Ist ohne Ambivalenz nicht zu haben. Zumindest d i e s e r Stachel sitzt ihr inne.

(DXVIII).

Wunderschön bei hor.de.

>>>>Es müsste noch Windrosen geben
Karten mit eigenem Namen
Luftwege an Land
<<<<

Schwarz auf Braun.

... obwohl ich konsequent die grüne Hölle meide, wo schwarz auf Braun geschrieben wird.

Daß man das Kirchenviolett nicht erkennt, es für „braun” hält und ohne Gespür für drohende Assoziationen den üblen Sand der politischen Nachrede streut.

Hyänen. Neues bei Eisenhauer.

Warum lacht >>>> die Hyäne? Um Verstärkung anzufordern. So vertreiben sie den Löwen.
Nämlich >>>> d o r t.

Politisierung. Kleine Theorie des Literarischen Bloggens (124).

Auch dies ist zu spüren: Verschiebt sich die Arbeit eines Dichters vom - mehr oder minder hermetischen, nämlich monadischen - Buch auf das prinzipiell unabgeschlossene Netz, dann p o l i t i s i e r t das die Poetik. Dies ist >>>> den Verächtern des Netzes entschieden entgegenzuhalten.

>>>> Litblog 125
Litblog 123 <<<<

Im FREITAG: ANH antwortet auf THOMAS HETTCHE. Literatur & Internet.

Am 9. April 2010 erschien von Thomas Hettche in der FAZ >>>> jener Artikel, im FREITAG von gestern, 15. April, erschien meine Antwort. Sie stand bereits gestern >>>> online: Gegen ein ärgerliches Schisma.

Es gibt in der Druckfassung der Zeitung eine Entstellung, die eine falsche Aussage mitträgt: "Diese Rhetorik wischt Rainald Goetz vom Tisch, den Konkurrenten aus Suhrkamptagen, sogar den Freund Paulus Böhmer und jeden sonst, der im Netz publiziert und doch auch wichtige Bücher schrieb, zum Beispiel Banjamin Stein."
Tatsächlich sollte dastehen: "Das ist nicht ohne Verrat: Auch Paulus Böhmer, ein enger Freund Hettches, hat ihn nicht unterschieben. Die Polemik wischt aber auch Rainald Goetz, den Konkurrenten aus Suhrkamptagen, und Jelinek vom Tisch und Benjamin Stein."
Der Fehler kam, und ich übersah ihn, durch einen redaktionellen Eingriff zustande, der kürzen mußte.
Die ursprüngliche Version lautet n o c h anders. Ich zitiere den entsprechenden Absatz der Originalfassung ganz, es ist Punkt 2: "Das Urheberrecht werde durchs Netz bedroht. Büchern freilich gestattet Hettche die Verletzung des „vom Autor bestimmten Textes”; sie soll nur auf hohem Niveau geschehen. Dem ist beizupflichten. Nur wer bestimmt die Kriterien? Auch hier sieht Hettche nicht wirklich die Dichtung, sondern seine wohlbezahlte Deutungshoheit gefährdet, weshalb er alle, die den Hei­delberger Appell nicht unterschrieben haben, „keine ernstzunehmenden Schriftsteller” nennt. Die Behauptung scheut den Verrat nicht: Auch Paulus Böhmer, ein enger Freund Hettches, hat den Appell nicht unterschrieben. Anders als der, so lautet suggestiv der Schluß, sind die 2600 Unterzeichner ernstzunehmende Dichter. Die gleiche Rhetorik wischt Rainald Goetz vom Tisch, den Konkurrenten aus Suhrkamptagen, und jeden sonst, der im Netz publiziert und doch auch wichtige Bücher schrieb, zum Beispiel Benjamin Stein."
ANH, 15.4.2010.
ICE Mannheim-Berlin.

Morgenmeditation, postmodern sonntags: „Das Leben findet einen Weg.”

Je ärmer der Mensch, desto höher die Zahl seiner Geburten. Je belasteter die Umwelt, desto höher die Lebenserwartung. Kommen Armut und Umweltbelastung zusammen, beschleunigt sich der Zyklus. (Je höher der Lebensstandard, desto geringer die Zahl der Geburten: der Zyklus wird langsamer. Steht er schließlich still?)

Sonnenaufgang in der Spiegelfläche des Hochhauses am Alex: die ganze Front ein leuchtender Ball. Nordwärts strömt sein goldschweres Licht durch die Schönhauser Schneise.

Von Syberberg Oder Die Trauer.

Frage, ob die Mehrheit des Zeitgeistes auch hier bestimmt, was, wie konsumiert wird oder jene Schweigenden, die inzwischen aus den Theatern, der Filme auch, und Museen oder an allen Orten sich entfernen, wo die Diktatur herrscht der Zeit-Interpretation, ihrer Imperien und Produktionsmittel, teils mit geballten Fäusten in den Taschen oder still, sich entfernen von allem, was Kunst einmal war oder Kultur: der eigentliche Kern aller unserer Wünsche und Bemühungen, längst aufgegeben, verloren und doch immer unter allem lebendig, wenn wir daran appelieren, als des Menschen innerstes Streben. Auch hier, im Netz, erneut, soll daran appelliert sein.

>>>> Dort.

Mein Bac, dein Bac. Unser Adorno. Aus den Archiven des Zeitgeists.

Schon toll, wer Adorno alles gelesen hat! Immerhin hatten zu meiner Zeit 7/5 der philosophischen Hauptfachstudenten unter seiner Lektüre eher gestöhnt, hörten nämlich Led Zeppelin lieber. Als sie der Rausch des Erkenntnisstils griff. Nun verwirrten sie sich quer durch die Mensen. Oh, ich sah sie sich bücken! über die Sätze zurück und zu Boden, wo immer verspätete Reflektion(!)spronomina flusten, die sie aufpflückten, um sie zu sich zu stecken. Woraufhin aus ihnen wirklich was wurde, das muß man sagen, alle hatten Adorno im Schrank, gefleddert fielen aus der Ästhetik die Blätter. Doch Verona Feldbusch erst (to put s.th. to it’s G-spot) bracht es auf den Punkt: „Verweigerung ist geil” hauchte sie und leckte sich bei Kerner den Nagellack trocken. Der Philosoph der Verweigerung, der uns Lesern aus Furcht, wir könnten gemissbraucht werden, alle normativen Sätze entzog, damit wir stundenlang über Schönheiten brüten, die nicht begreifbar sind, - dieser selbstverschworene Gegner, Negativmacher, Ächter der Pops, macht nun seit Feldbusch die Popper an den Büschen naß. Wobei Thea Dorn noch zuerstkam, die Adorno, da war er schon tot, auf das Bett ihres Prokrustesnamens schnallte. Eine Krimiautorin darf nekrophil sein, ich find das pc. Noch ein Stück meiner Leber gefällig? Ein Stück Hinterkopf konnte Thea aber nicht brauchen: „Schöne Stellen“ hieß ein Aufsatz zu Auswahlkonzerten, die vom Leierkastenmann allein die Leier spielen. Classic Radio hat das perfektioniert. „Wenn das nicht Dialektik ist!“ rief mein PD Rohs also aus, 1983, und antezipierte, hätte der Alte gesagt, Motto zu Motte (Dr., 120 bps): „A-Dorn-oh!“, „A-Dorn-oh!“, womit der Doktor Thea aber nicht meinte, sondern Adorno als Tattoo. Und auf den schwarzen Jeans der Love Parade 2004 kein Lovestern länger, Galactica auch nicht, sondern, nun: was? da, auf dem rechten Arschback getragen? Das Design kommt zur Wahrheit, sofern man sich setzt. Und erhebt man sich wieder... ah, Adorno und der Tanga. Das Muster eines geflochtenen Sitzes, Pressing statt Branding im Arschgesicht.
Nun kommt die Sache überhaupt erst ins Rollen, doch Dorn und Feldbusch sei Dank: Adorno als Cocktail (2 oz Fendant Sils Maria und so, 3 oz Cynar, das Ganze mit Cola und Eis zur „Fränkfurt Coketale“ aufgeshaket). Adorno auf Bettzeug bei Woolworth. Adorno für VIPs und Adorno für Prolls, da bleibt kein Auge ohne Splitter. Thomas Steinfeld verfaßt „Adornos nordischer Sozialgermanismus“ und Iris Radisch bekennt „Im Bett mit Adorno“. Harald Schmidt trägt eine Adornomaske, ist sonst aber Latex. Howard Carpendale komponiert „Ein Wiesengrund, Mein Musical“ (Michael Gielen am Pult, die Regie hat Carolin Reiber), und Liebeskind baut das „Adorneum 111“, quasi una judaica, an den Landwehrkanal. Die Einweihung, mit Karaoke, bestreitet Didi Hallervorden (Thomas Anders im Playback: Alternberglieder). Negative Dialektik als Schnittchen wird gereicht, mal mit Lachs, mal mit Nutella. Wochen der Frankfurter Schule selbst bei MacDonalds, das Mega-Spar-Menü für den philosophischen Nachwuchs: Adornonuggets mit Horkheimerdip, dazu gibt es Habermasfritten, Catchup, gebackene Gretes, zusammen 6.99, inklusive Softdrink. Gesamtbeflaggt am 11. September unser Schloß Bellevue: lauter Adornos auf Sternenbannern. „Nur im falschen Leben”, sagt Günther Jauch und gibt sein Mikro an Effenberg weiter, „ist ein wahres möglich.” Der spricht Goldene Toasts in die Runde, bevor man sie röstet. Eduard Zimmermann glänzt im Norbert-Miller-Duett, die Burgers kommen gar nicht mehr nach. Unser Adorno, Adorno als Waffe, Adorno & Ökologie. Wo Brummi war, Adorno soll werden. Adorno trifft auf Pittiplatsch. Der Vorschul-Adorno, Adorno als Sandmann, subversiver als Ulbrich, zumal so rasiert. Schließlich die Handbücher in, das wäre ihm wichtig gewesen, neuer deutscher Rechtschreibung: „Mit Adorno in die Südsee“, „Adorno und Tai Chi“, „Adornos nichtidentische Hausapotheke“, „Adornos Wasser- und Hausgeburt“, sowie „Adorno für das wundernde Fräulein”, von Volker Hage zusammengestellt. - Doch nicht nur Jugend ist bedacht. „Der Adorno des Dritten Lebensalters“, Adorno-Pastillen (Veilchen) dazu und Habermaskugeln. „Adorno”, das Deodorant. Merchandizing & Sockel. Im Stil von Schindler’s List wird sein Leben verfilmt, Robin Williams als „Teddy” Adornerl und Julia Roberts als Gretel. Welch glückliche Sitcom - maximalest Moralia.

(2003, Erstveröffentlichung).

Kiehls Fluchgut der deutschen Hausschatzes.

Zum >>>> mitlmachen.

ANH, Sämtliche Erzählungen. Band II, Azreds Buch, Kulturmaschinen Berlin. Überarbeitung (1): IM TAL DER TEMPEL. Auszug.

Von drüben drang lautes Lachen herüber, Geschrei, es waren Rufe. Man hörte auch den schrillen Krawall von Carretti. Anlieferer vielleicht für das Hotel, für die Gaststätte oder die Geschäfte am nahen Meer. Arndt fing an, Käse und Salami sorgsam ins Ölpapier wieder einzuschlagen, führte einmal die Fingerspitzen an die Nase, schnupperte, sagte: „Ich mag diesen Geruch. Er ist organisch. Er ist nicht sauber wie die Abstraktion. Man hat mir gerade ein Angebot unterbreitet. Lybien. Aber ich weiß noch nicht, ob ich annehmen werde.”
„Lybien?”
„Ich bin nicht parteiisch. Das Geld muß in angemessenem Verhältnis zum Risiko stehen. Und zum Aufwand. Bei Regierungen stimmt das meistens, außerdem ist man besser gecovert. Aus Waffenschiebereien halte ich mich raus, es sei denn, sie laufen in Brüssel über die Bücher.”
„Brüssel?”
„Bruxelles, wenn Sie wollen. Über Belgien gehen die Waffengeschäfte. Auch die illegalen.”
„Was wolln Sie mir erzählen?!”
„Ich erzähle Ihnen nichts. Selbstverständlich.” Er zuckte mit den Schultern. „Auch von Genscher sage ich nichts Es kann aber sein, daß ich von Zeit zu Zeit nach Deutschland muß. Finde ich bei Ihnen dann eine Couch?” Dabei sah er mich nicht an, sondern plazierte die Nahrungsmittel sorgsam in den Beutel zurück. Sah dann doch her: „Noch einen Schluck?”
Er goß zwei nächste Fingerbreit nach, verploppte den Schlauch und knöpfte das weiche, hängende Ding in den Riemen. Es gluckste.
„Lybien ist nicht gut”, sagte er. „Ich mag mich ideologisch nicht einspannen lassen. Europäer abzuschießen, muß eine Frage der Nahrungsmittel bleiben. Ich bin da ein bißchen gefährdet. Zu viel Engagement, zu wenig Distanz, wenn es um Europa geht. Es gibt bei Ihnen kaum mehr Bauern, nur noch den Landwirt mit Diplom. Äcker als Fließband, wenn Sie verstehen. Keiner setzt sich mehr an den Rain, um zu atmen.”


Selzers-Singen-Titel-kleinErster Band, Selzers Singen <<<<

Das Wissen der Spione

für wen sind wir spione?
wer ist das - und was will er wissen?
denn er weiss nur was wir ihn wissen lassen:
es ist das wissen der spione.

und die spione, die sind wir.
wir sind es, die man schickt.
und es ist das was die spione wissen,
und das was niemand ausser ihnen weiss.

Zu Leonore ODER „Fidelio”. Von Benedikt von Peter.

Ich weiß nicht, ob Benjamins marxistisch-messianische Erlösung die Zielfigur sein muß. Sicher aber ist sein archäologischer Umgang mit Geschichte, sein „Buddeln” und der Versuch, zeitgenössische Realtäten mit scheinbar überholten Ideen und Vorstellungen erneut zu konfrontieren, wünschenswert und wird als Denk-Methode momentan eher selten praktiziert. Für mich ist sie allerdings eine Möglichkeit, mit der eigenen Geschichte auf nicht-ideologische oder fundamentalistische Art und Weise umzugehen.
Im Programmheft der Komischen Oper Berlin zu >>>> Fidelio.


[>>>> Rezension der Premiere.]

 



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