Alban Nikolai Herbst / Alexander v. Ribbentrop

e   Marlboro. Prosastücke, Postskriptum Hannover 1981   Die Verwirrung des Gemüts. Roman, List München 1983    Die blutige Trauer des Buchhalters Michael Dolfinger. Lamento/Roman, Herodot Göttingen 1986; Ausgabe Zweiter Hand: Dielmann 2000   Die Orgelpfeifen von Flandern, Novelle, Dielmann Frankfurtmain 1993, dtv München 2001   Wolpertinger oder Das Blau. Roman, Dielmann Frankfurtmain 1993, dtv München 2000   Eine Sizilische Reise, Fantastischer Bericht, Diemann Frankfurtmain 1995, dtv München 1997   Der Arndt-Komplex. Novellen, Rowohlt Reinbek b. Hamburg 1997   Thetis. Anderswelt. Fantastischer Roman, Rowohlt Reinbek b. Hamburg 1998 (Erster Band der Anderswelt-Trilogie)   In New York. Manhattan Roman, Schöffling Frankfurtmain 2000   Buenos Aires. Anderswelt. Kybernetischer Roman, Berlin Verlag Berlin 2001 (Zweiter Band der Anderswelt-Trilogie)   Inzest oder Die Entstehung der Welt. Der Anfang eines Romanes in Briefen, zus. mit Barbara Bongartz, Schreibheft Essen 2002   Meere. Roman, Marebuch Hamburg 2003 (Verbotene Fassung)   Die Illusion ist das Fleisch auf den Dingen. Poetische Features, Elfenbein Berlin 2004   Die Niedertracht der Musik. Dreizehn Erzählungen, tisch7 Köln 2005   Dem Nahsten Orient/Très Proche Orient. Liebesgedichte, deutsch und französisch, Dielmann Frankfurtmain 2007    Meere. Roman, Letzte Fassung. Gesamtabdruck bei Volltext, Wien 2007.

Meere. Roman, „Persische Fassung“, Dielmann Frankfurtmain 2007    Aeolia.Gesang. Gedichtzyklus, mit den Stromboli-Bildern von Harald R. Gratz. Limitierte Auflage ohne ISBN, Galerie Jesse Bielefeld 2008   Kybernetischer Realismus. Heidelberger Vorlesungen, Manutius Heidelberg 2008   Der Engel Ordnungen. Gedichte. Dielmann Frankfurtmain 2009   Selzers Singen. Phantastische Geschichten, Kulturmaschinen Berlin 2010   Azreds Buch. Geschichten und Fiktionen, Kulturmaschinen Berlin 2010   Das bleibende Thier. Bamberger Elegien, Elfenbein Verlag Berlin 2011   Die Fenster von Sainte Chapelle. Reiseerzählung, Kulturmaschinen Berlin 2011   Kleine Theorie des Literarischen Bloggens. ETKBooks Bern 2011   Schöne Literatur muß grausam sein. Aufsätze und Reden I, Kulturmaschinen Berlin 2012   Isabella Maria Vergana. Erzählung. Verlag Die Dschungel in der Kindle-Edition Berlin 2013   Der Gräfenberg-Club. Sonderausgabe. Literaturquickie Hamburg 2013   Argo.Anderswelt. Epischer Roman, Elfenbein Berlin 2013 (Dritter Band der Anderswelt-Trilogie)   James Joyce: Giacomo Joyce. Mit den Übertragungen von Helmut Schulze und Alban Nikolai Herbst, etkBooks Bern 2013    Alban Nikolai Herbst: Traumschiff. Roman. mare 2015.
________________________________


 

James Joyce, Chamber Music. In neuen Nachdichtungen von Helmut Schulze und ANH. Chamber Music (12): Das zwölfte Gedicht. (Entwürfe).


XII.

What counsel has the hooded moon
Put in thy heart, my shyly sweet,
Of Love in ancient plenilune,
Glory and stars beneath his feet -- -
A sage that is but kith and kin
With the comedian Capuchin?

Believe me rather that am wise
In disregard of the divine,
A glory kindles in those eyes
Trembles to starlight. Mine, O Mine!
No more be tears in moon or mist
For thee, sweet sentimentalist.




>>>> Chamber Music 13
Chamber Music 11 <<<<

„Wer und wo sind wir überhaupt?“ Almut Oetjen über „Argo. Anderswelt“ in literaturkritik.de, März 2014.

>>>> D o r t.

Jetzt bei Faust-Kultur: NÄHER, MEIN WORT, ZU DIR! Bemerkungen eines Ketzers zur Dichtung, dem Buch als Fetisch und Ware sowie zur Freiheit des Wortes im Netz.


>>>> D o r t.

IDEENFLO(O)R

IDEENFLOOR

Auf dass sie es selbst finden dürfen: >>>mein Wort, und sich lösen können von den Büchern.

James Joyce, Chamber Music. In neuen Nachdichtungen von Helmut Schulze und ANH. Chamber Music (13): Das dreizehnte Gedicht. (Entwürfe).


XIII.

Go seek her out all courteously,
And say I come,
Wind of spices whose song is ever
Epithalamium.
O, hurry over the dark lands
And run upon the sea
For seas and lands shall not divide us
My love and me.

Now, wind, of your good courtesy
I pray you go,
And come into her little garden
And sing at her window;
Singing: The bridal wind is blowing
For Love is at his noon;
And soon will your true love be with you,
Soon, O soon.




>>>> Chamber Musik 14
Chamber Music 12 <<<<

Fahlmanns Welten 3: Die Sprecheraufnahmen. ARD-Hauptstadtstudio, Regie 4, 11. März 2014, 18 bis 21.30 Uhr.



Fahlmanns Regie

Pünktlich waren alle da, Chohan und v. Ribbentrop (>>>> Victimfx) saßen bereits in der Loggia, als Broßmann und ich angeradelt kamen.- Ich habe ja schon oft in diesem Studio, das ich liebe, aufgenommen, aber diesmal war ein für mich neuer Toningenieur, Holger Merten, dabei. „Erst mal will ich mit jedem von Ihnen sprechen, über die Mikros, um mich zu entscheiden, welches für wen das geeignetste ist.“ Ich ging derweil Wasser für die Sprecher holen. Broßmann, gegen schaumiges Sprechen, packte einen Apfel aus, von dem er zu unserer Irritation auch während der Aufnahmen immer wieder abbiß. „Säure“, sagte er. „Klärt die Stimme.“ - Da ich mitsprach, nahm ich nicht im Regieraum, sondern bei den Sprechern Platz, dirigierte während der Aufnahmen die Einsätze, besonders wichtig bei der „Liturgie“, die wir, einem Vorschlag Broßmanns folgend, schließlich chorisch sprachen, also alle zusammen mit von der Technik aus geleiteter Anhebung der „eigentlichen“ Sprecherstimmen, als derjenigen, für die die Passage geschrieben ist, Broßmann und v. Ribbentrop nämlich, im Wechselsprechsang: Coda des Stücks.
Erstmals damit, daß ich dirigiere, habe ich vor sechs Jahren bei dem >>>> Marianne-Fritz-Hörstück gearbeitet und es seitdem für beinahe jede neue Funkarbeit beibehalten. Es entspricht meiner Idee solcher Hörstücke, sie nämlich wie musikalische Kompositionen zu bauen; das, sagen wir, „Referat“ tritt in den Hintergrund zugunsten des Klangerlebens, aus dem sich ein dem Thema anschmiegendes und nicht es distanzierendes Hörerleben ergibt. Das Verfahren ist, vermittelt über Walter Benjamin, Schlegel verpflichtet, aber eben vom normativen Wort auf den Klang gespiegelt.
Großartig dabei, wie jedesmal, Kavita Chohan:

Fahlmanns Chohan.
(An den Mischpults Holger Merten.)

Entdeckten sie doch nur auch andere Regisseure! Es stünde ihr eine grandiose Sprecherinnenkarriere bevor. Die Hörer würden sie l i e b e n. Merten dazu, nachher: „Wenn Sie mögen, können Sie mir auch das Telefonbuch vorlesen, und ich wäre glücklich.“ - Aber auch der Junge war klasse: zwei Stunden intensivster Konzentration. Als sie verstrichen waren, erst dann, gab es Sprünge in seiner Intensität. Kurz bekam ich da ein schlechtes Gewissen, ihn überfordert zu haben. Hinterher aber, wir gingen noch etwas trinken, war er enorm stolz:

Fahlmanns v. Ribbentrop (Victimfx).
Broßmann wiederum, sowieso, stürzte sich von Anfang an mit aller Energie in seine Rolle(n): Das muß man manchmal etwas bremsen, damit die Gestaltung der Parts nicht outriert:

Fahlmanns Broßmann.
(Man beachte den Apfel.)

Ich habe in den letzten Jahren gelernt, auch Stimmen simultan zu hören, und zwar selbst dann, wenn meine mit dabei ist, sie also Teil der Inszenierung ist. Ein bißchen ist das vielleicht wie ein Konzert zu dirigieren, dessen Klavierpart man selbst spielt, oder vom Cembalo/Basso continuo aus. Man braucht dazu zwei Köpfe, die Hände gehorchen dem Körpergedächtnis: Es wird nicht mehr mit Willen gespielt, nicht mehr mit Willen gesprochen, sondern gleichsam allein noch aus Instinkt.
Jedenfalls, daß ich mit „Laien“ arbeite, die über ebenso intime, gleichzeitig weiche und rigide, kompromißlose Leitung schließlich Leistungen erbringen, die professionellen Ansprüchen mehr als nur genügen, hat sich als sehr segensreich für die Stücke erwiesen; was nämlich völlig „fehlt“, ist die Nachlässigkeit der Routiniers: nicht, gar nichts wird einfach so runtergerissen. Unterdessen kann ich Profis und Amateure sogar mischen, ohne daß auch nur im entferntesten Unterschiede der Qualität hörbar sind; es kommt sogar vor, daß solche „Amateure“ die Profis in den Schatten sprechen.
Eine „eigene“ Crew, das war für die Hörstücke mein Ziel. Und ich hab es erreicht. Dennoch, für Chohan, weil ihre Stimme göttlich ist, eine unfaßbare Begabung, wäre zu wünschen, es entdeckten auch andere Regisseure sie – und andere Autoren, die manche ihrer Stücke vielleicht allein für sie noch schrieben. „Das“, sagte sie selbst, später beim Bier, „würde ich so gern beruflich machen!“


(Victimfx in der Loggia des Hauptstadtstudios,
von draußen fotografiert.)

Die Seele sieht mit ihrem Leid

sich selbst vorüberfließen.

(Nikolau Lenau, >>>> Blick in den Strom
nach: Othmar Schoeck, Notturno op. 47.)

James Joyce, Chamber Music. In neuen Nachdichtungen von Helmut Schulze und ANH. Chamber Music (14): Das vierzehnte Gedicht. (Entwürfe).


XIV.

My dove, my beautiful one,
Arise, arise!
The night-dew lies
Upon my lips and eyes.

The odorous winds are weaving
A music of sighs:
Arise, arise,
My dove, my beautiful one!

I wait by the cedar tree,
My sister, my love,
White breast of the dove,
My breast shall be your bed.

The pale dew lies
Like a veil on my head.
My fair one, my fair dove,
Arise, arise!




>>>> Chamber Music 15
Chamber Music 13 <<<<

Über die Zeit. Am vorletzten Tag vor der Großen Fahrt. PP133, 27. März 2014: Donnerstag. Darinnen: Internet & Mitnehmchaos.

(6.52 Uhr.)
Es sieht wild aus hier quer durch die Arbeitswohnung. An verschiedenen Stellen liegen die Dinge herum, teils gestapelt, die ich mitnehmen will, auch solche, von denen ich mir noch nicht sicher bin, ob ich sie überhaupt brauchen werde. Aber es kam endlich Bescheid wegen des Internets an Bord. Der WiFi-Zugang kostet 90 Australdollars pro zwölf Stunden, macht pro Stunde 7,5, das sind nach heutigem Umrechnungskurs 5,43 EUR. Rechne ich mit täglich einer Stunde, komme ich auf 217 Euro nochwas, rechne ich mit, was realistischer wäre, zwei Stunden, auf 434 Euros. Damit rückt die Möglichkeit sehr nahe, daß ich direkt von der Fahrt tatsächlich immer mal wieder erzählen kann – Voraussetzung ist freilich, daß der Netzzugang auch wirklich gut funktioniert. Das wird sich erst während der Fahrt herausstellen; zumindest jeden dritten oder vierten Tage werde ich aber berichten können. Sollte >>>> das da noch gelten, siehe auch die darauffolgenden Kommentare, dann würde das alles sehr erleichtern.
Nun, wir werden sehen. Von >>>> Jim Hawkins' Kreuzfahrt weiß ich, daß die Verbindung selbst in europäischen Seegefilden hochproblematisch war, jedenfalls Nerven kostete, und damals war der der Zugang ein Teil meines Engagements; besonders, wenn ich Bilder hochladen wollte, brach oft die Verbindung mittendrin ab; selbstverständlich wird die verbrauchte Zeit dennoch berechnet. Wichtig, für mich, ist vor allem, daß ich auf den neuen Roman und das neue Hörstück konzentriert bleibe; es läßt sich aber denken, daß ich aus der Rolle heraus schreibe, also als Gregor Lanmeister, der zwar nicht die spätere Handlung erzählt, aber eben das, was auch ich, tatsächlich, sehen und riechen und spüren werde: konzentriert auf die Wahrnehmungen also, die wir ja teilen werden. Oder ich spalte mich nochmals: in ihn, in den Regisseur des Hörstücks und in mich; in diesem Falle ähnelten die Einträge den bisherigen PPs, wobei ich mir auch dann vorbehielte, Realität und Erfindung zu mischen. Das tun wir alle aber sowieso täglich: Wir interpretieren, was wir erleben, interpretieren es sogar nicht selten „voraus“, so daß auch eintritt, was wir erwartet haben, oder doch eintreten könnte, bzw. davon gefärbt ist.
Die ersten zwölf Stunden, übrigens, gibt mir der Veranstalter unentgeltlich; das ist genügend Zeit, um auszuprobieren. Ich werde auch >>>> Faustkultur fragen; vielleicht möchte man dort meine jeweiligen Beiträge übernehmen. Wenn denn alles reibungslos klappt. Jedenfalls, liebe Leserin, werde ich, lieber Leser, nicht völlig schweigen, wenn ich unterwegs bin. Übermorgen früh, um sieben, geht‘s los.
Es ist jetzt, in Fremantle („Freo“), meinem Abfahrthafen, halb drei Uhr nachmittags; das erste Mal von der Reise, ganz sicher, werden Sie deshalb spät am 31. hören, das ist der kommende Montag. Am 30. spätnachts komme ich an; nach 32 Stunden Flug werde ich sicher nicht gleich schreiben, sondern erst einmal schlafen. Angenommen, ich melde mich nach dann meiner Zeit um neun Uhr morgens, wird es bei Ihnen vier Uhr nachmittags sein. Besser also, ich schreibe abends, und Sie finden den Text dann morgens gleich zum Kaffee.
Witzigerweise wird sich der Zeitunterschied auf meiner Seereise zunehmend verkürzen, meine Stunden werden also immer weniger Zeit haben, die Stunden selbst kürzer werden, eine Minute ist nicht mehr eine Minute, sondern eine jede staucht sich – ein Umstand, von dem ich gerade denke, daß ich ihn zu einer Grundstimmung des Romans machen sollte, oder vielleicht wird der Roman eben daraus seine Stimmung beziehen, von sich aus, ohne daß ich etwas dazutun muß: Sie wird sich ergeben. Was mir wiederum dem Thema sehr angemessen zu sein scheint.
Aber bei allem weiß ich selbstverständlich nicht, was die Realität für mich dort bereithält: Solch ein Schiff auf solch ununterbrochener Fahrt ist auch ein Sozialsystem, eine, stell ich mir vor, Gesellschaft für sich, wie herausgehoben aus der übrigen Welt.
*******
Habe gestern noch Dollars besorgt, damit ich für die eine und/oder andere Exkursion valutenflüssig bin und auch die acht Stunden Aufenthalt am Flughafen Hongkong füllen kann (immer noch denke ich: wenigstens mal in die Stadt fahren; es wird mich wahnsinnig jucken; andererseits könnte ich dort bereits zu schreiben beginnen, vorausgesetzt, ich finde einen ruhigen Ort, wo es vielleicht auch einen Stromanschluß gibt – unbedingt an die Stecker-Netzadapter denken!.. Moment, notier ich gleich auf der Liste... -).
Ich reise mit drei Währungen. Das neue Notizbuch, mir abermals von der Löwin geschenkt, wird morgen früh eingeweiht werden, der Finger streicht über die Vergoldung der Blattstöße.
Zahlen.
Soundsoviel AUDs, soundsoviel US-Dollars, soundsoviel Euros. Drei Spalten, je für die Tagesrechnung eine.
Umrechnungsformeln, Fahrenheit in Celsius etwa.
Kurse (Rupien in Mauritius, Rand in Südafrika).
Die Zeitzonen. Eine Reise nach Westen ist eine Reise in den Abend; das entspricht der Erfahrung unserer Lebensalter, daß die Zeit immer schneller vergeht: in dieser Paradoxie scheint sich ein Lebensgesetz zu verbergen, sagen wir: ein Lebensmodus. Auch das entspricht meiner Traumschiff-Idee.
*******
Um Internetzeit „zu sparen“, werde ich jeden Beitrag sehr sehr genau vorformatieren müssen; im Netz-selbst zu korrigieren, triebe die Kosten zu hoch.
Lassen Sie mich einfach probieren.
*


Alban Nikolai Herbst


IN DEN ABEND
oder
LANMEISTERS LEBENS MEERESFAHRT
(Traumschiff)

Roman

***

James Joyce, Chamber Music. In neuen Nachdichtungen von Helmut Schulze und ANH. Chamber Music (XV): Das fünfzehnte Gedicht. (Entwürfe).


XV.

From dewy dreams, my soul, arise,
From love's deep slumber and from death,
For lo! the treees are full of sighs
Whose leaves the morn admonisheth.

Eastward the gradual dawn prevails
Where softly-burning fires appear,
Making to tremble all those veils
Of grey and golden gossamer.

While sweetly, gently, secretly,
The flowery bells of morn are stirred
And the wise choirs of faery
Begin (innumerous!) to be heard.




Chamber Music 14 <<<<

In den Abend ODER Lanmeisters Lebens Meeresfahrt (1). Mit den Anreisedaten seines Chronisten. Traumschiff (9).




[Berlin 29.3.2014, 9.35 Uhr
Frankfurtmain 29.3.2014, 10.50/12.55 Uhr
Hongkong, 30.3.2014, 6.55/15.05 Uhr
Perth, 30.3.2013, 22.35 Uhr
Freemantle, 31.3.2013, ungefähr 0.30 Uhr
Einschiffung, 1.4.2014, 15 Uhr.
Das Traumschiff legt um 18 Uhr ab:
hinein in den indischen Ozean.]

Aus Hong Kong. In den Abend (2)/Traumschiff 10. Der Chronist erzählt noch von der Anreise. PP135.

[Auf dem iPad direkt in Die Dschungel getippt.]
12.10 Uhr Hongkonger Zeit
Caffelatte nach Rückkehr aus der Stadt.)

Um vorzuformulieren und vor Einstellen zu korrigieren, ist zu wenig Zeit; in zwei Stunden geht mein nächster Flieger, nunmehr zum Fastzielort Perth in Westaustralien ab. Ich werde deshalb auch die Fotos, die ich nebenbein aufgenommen habe, erst später einstellen können; eines immerhin können Sie sich auf meiner Facebook-Site schon ansehen.
Es ist Regenzeit in Südchina; eine Witterung, die mir zusagt: feucht und dampfend warm. Ich habe das immer geliebt, seit es mich zum ersten Mal umfing. Wir kriegten die Witterung allerdings auch im Flugzeug mit, ab - Moment, ich hab es notiert - ja, ab etwa fünf Uhr: da flogen wir plötzlich hinauf und sacktemn plötzlich ab - und so weiter, eine halbe Stunde lang. Ich war recht froh, grad von der Toilette zurückgekommen zu sein. Darauf, es war Frühstückszeit, den Kaffee, bzw. Tee zu servieren, verzichtete die Crew klugerweise: Flüssigkeit und Tassen wären - wahrascheinlich getrennt voneinander - zur Decke geflogen und wieder heruntergeklatscht. Wir blieben, ohnedies etwas mau von der langen Nacht, indessen alle überaus ruhig.
In Frankfurtmain hatte mir einer der ausghesprochen freundlichen Mitarbeiter von Cathay Pacific gerarten, ganz unbedingt nicht am Hongkonger Flughafen zu bleiben, sondern auf jeden Fall in die Stadt zu fahren, um meine hiesige Wartezeit zu überbrücken - was ich dann auch tat und was sich als sehr viel kommoder und auch schneller herausstellte, als es mir von verschiedenen Seiten erzählt worden war; die Angaben hatten zwischen einer Dreiviertelstunde und anderthalb Stunden geschwankt. Tatsächlich braucht die Schnellbahn nur vierundzwanzig Minuten bis Hong Kong Central und ist überdies mit, für hin und zurück, 100 HK-Dollars (das sind etwa 6,70 Euros) ausgesprochen preiswert. Es war fast teurer, mein schweres Handgepäck (die gesamte Elektronik darin, die ich auf keinen Fall mitschleppen wollte) zwischenzuparken. Die "Left Luggage"-Stelle war freilich erst einmal zu suchen. Aber dann saß ich wirklich schon im Zug und fuhr den langen Meerbusen, der voller Inseln und Schiffe, nach Hong Kong hinein. Und flanierte schon die neue, hochmodern-architektonisch atembenehmende Neue "Harbour Front" entlang.
Es war ziemlich still, ich hatte es mir wirbliger vorgestellt; aber vieles ist auch noch Baustelle: langgezogen, langgezogen; und von der Bucht hat man den Eindruck eines riesigen Binnensees, weil man gegenüber immer die Küsten mit weiteren Hochbauten sieht. Erstaunlich besonders Hochhäuser in riesigen verworrenen Gerüsten, die nicht aus Metall und Holz, sondern völlig aus Bambus sind, Naturbambus, man faßt es beinah nicht. Und Neues und Aberneues wird gebaut; zum Teil sieht es aus wie die Architekturen, die ich in Anderswelt beschrieben habe. Auch deshalb hatte ich sofort eine Art Heimatgefühl. Außerdem hatte ich nicht damit gerechnet, wie ähnlich meinem Neapel diese Stadt ist; das kommt, da bin ich mir sicher, nicht nur von beider, mitsamt den Häfen, Lage am Meer.
Für Fußgänger, die sich noch nicht auskennen, ist HK erst einmal eine Zumutung, was schlichtweg daran liegt, daß eine Fußgängerüberführung der nächsten folgt, oft ineinander, wie Genome, verwickelt; bisweilen muß man Strecken zurücklegen, bis man den Aufgang erreicht. Doch gewöhnt man sich bald dran.
Und selbstverständlich gibt es Märkte, aber man muß sie kennen, sie sind, im Zentrum jedenfalls, fast alle überacht; außen an den Hallen ziehen sich dann Stände entlang, die man vorher gar nicht sah. Auch hier - wie in jeder Stadt, die ein Rechht darauf hat, daß man sie so nennt - muß man wissen, bzw. erfahren, sich einlassen, den jeweiligen Rhythmus instinktiv erspüren. Um das tatsächlich auch nur ein bißchen wenigstens auszureizen, blieb mr aber nicht genug Zeit.
Doch Neapel-als-Hongkong, ja: auch hier das Zentrum hohen, allerdings bewaldeten Hügeln vorgelagert, und die Wohnstätten ziehen sich über Kwangloon und Ying Tsi bis fast auf die Flughafeninsel hin: Tausende, Hunderttausende Wohnunen in Hochhausmietskasernen, die bedrückend eng aneinanderstehen und jetzt, in der Regenzeit, bedrückend wirken, grau, vor allem im Kontrast zu dem vielen freien weiten Wassser.
Ein paar Dschunken sah ich auch und enorm schöne Frauen; man bekommt sehr schnell den Blick für diese, scheint mir, sehr spezielle chinesische Schönheit, die mir, seltsam, sehr viel vertrauter vorkommt als mir je die einer Japanerin war. Icvh habe hier heute morgen nicht einen Moment die Fremdheit verspürt, mit der es in meiner Tokyoter Zeit mein Empfinden fast täglich zu tun hatte.

Und zwischen den neuen repräsentativen mutigen irren himmelstürmenden Neubauten der Hafenfront, gleich ab der dritten Reihe, nicht ganz so hohe, hohe aber eben doch, alte Gebäude, die vor allem verwirrtend schmal sind, was ihre Höhe insofern betont. Man glaubt manchmal nicht, was man sieht ---- aber ich, Leserin, muß, Leser, los! sonst verpasse ich den Anschlußflug, und das wolln Sie sicher nicht.....

Aus Fremantle. In den Abend (3)/Traumschiff 11. Weiteres von der Anreise. PP136.

[Sundancer‘s, Fremantle („Freo“),
High Street 81. Terrasse zur Straße.]

Ein größerer Unterschied zwischen Städten läßt sich nicht denken: dort eben noch das riesige verschlungene wie verschlingende und auf- und übereinandergetürmte verschachtelte Hong Kong, hier der verschlafene, deutlich viktorianisch anmutende ruhige und niedrige Ort der alten, teils verschnörkelten Fassaden. Zwar war ich, als ich ankam – und ein angenehmes Gespräch mit dem indienstämmigen Taxifahrer führte, der mich für 60 AUD in einem gleitenden Rutsch hierherbrachte – nicht die Spur müde; dabei hatte ich seit runden 36 Stunden allenfalls zweie geschlafen. Dennoch brach ich den Nachtgang zum Hafen ab, weil ich mich in den Zubringer/Zuleiterequipments, zwischen halbtoten Lagerhallen und dösenden Parkplätzen nicht verlaufen wollte; man hörte das Meer auch gar nicht, wiewohl es keine dreihundert oder fünfhundert Meter weg sein soll. Den Gang also hab ich mir für heute morgen reserviert, auch für die kleine Suche nach einem Power Supply, denn ich brauche dringend einen Adapter für den Stromanschluß; nahezu alle meine Geräte ächzen auf den letzten Akkureserven; vielleicht immerhin bekomme ich diesen Eintrag hier noch ins Netz – auf dem Umweg eines USB-Sticks. Direkte Computerterminals werden hier frei zur Verfügung gestellt; WiFi hingegen, nachdem die erste geschenkte Stunde vorüber, kostet Geld. Aber bislang bin ich ganz gut finanziell gefahren, auch wenn ich einen „wirklichen“ Überschlag erst morgen an Bord machen werde. Ich mag hier nicht mit dem Geld herumhantieren.
Das immer ist klein und voll belegt: zwei Doppelbetten mit, wenn man mich mitrechnet, drei deftigen Schnarchern. Erst mochten meine Augen gar nicht zufallen, ich war noch viel zu sehr auf der Reise, dann wachte ich bereits auf, und es war sieben und ich selbst war frisch. Die andren pennten weiter, insgesamt hier im Haus, was den Vorteil hat, daß mir die Duschen ganz ohne Wartezeit zur Verfügung standen: dringend, nach der duschlosen Reise – wobei, hat man die lange Strecke Frankfurtmain-Hong Kong hinter sich, kommen einem die sieben Stunden von dort nach Perth geradezu kurz vor. Die letzten Kapitel Mieville, ein Spielfilm noch, und schon ist man da.
Die Nacht empfing mich, kaum daß der Flughafen verlassen war, mit einem rauschhaft betörenden Duft nach Koniferenrinde, einer Süße, die durch die Nase direkt in das Herz dringt und es vor Glück hochschlagen läßt; man kann sich dagegen nicht wehren und möchte das auch nicht. Wobei es schon eine kleine Prozedur ist, wenn nicht nur, wie gewöhnt, beim Abflug, sondern auch bei der Ankunft alles Gepäck noch einmal durchgecheckt wird. Australien hat, wahrscheinlich aus böser Erfahrung – denken Sie an die Kaninchenplage, Sie kennen das noch alle aus ihrem Erdkundeunterricht -, ausgesprochen restriktive Einfuhrgesetze, besonders, was Nahrungsmittel anbelangt. Ich durfte nicht mal meinen Malt-Whisky mitbringen; in Hong Kong warnte mich, als ich für meine Kabine zollfreien Ardbeg kaufen wollte, die wie insgesamt auf dieser Reise beinah alle Leute freundliche Dutyfree-Verkäuferin: „Lassen Sie‘s bleiben. Das würden Sie abgeben müssen.“ So hatte ich 500 Hongkong-Dollars gespart, die ich nun freilich wieder zurücktauschen mußte; ich tauschte sie aber besser gleich in AUDs. (Zu HongKong-selbst tippte ich gestern >>>> dazu noch eine Ergänzung ins Ipättchen, die ich heute später noch einstellen will, zusammen mit einigen weiteren Fotos; jetzt aber erstmal weiter der „akute“ Bericht.)
Frisch geduscht und rasiert, eine Wohltat. Nebenan im Coffeeshop einen Latte macchiato getrunken, vor der Tür auf einem mit Leder bezogenen Schemelchen, in der West Australien geblättert dazu, ein „Almond Croissant“ gefrühstückt dabei, das lecker war, aber ganz sicher kein Croissant. Junge Leute, die das Geschäft betreiben, wie auch hier im >>>> Sundancer‘s, das zu wählen eine vorzügliche Idee gewesen ist. Ich fühle mich also pudelwohl. Und konnte nachts noch übers WiFi und mit Facetime mit der Löwin sprechen, man sieht sich ja sogar an über halb die Welt hinweg; und danach per Skype mit meinem Sohn. Jetzt hingegen steht der Laptop auf der Terrasse zur Straße:

Ich fühle mich beim Tippen wohler mit ihm als mit dem iPad, die Finger hüpfen, gleiten, springen über die Tasten, fast möcht ich leichtfüßig schreiben. Von hinter mir, aus der offenen Tür, schallt eine Mischung aus Folk und Rolk, und plötzlich singt Johnny Cash: A Ring of Fire. Das war mitten in meiner Jugend. Die Jungs hinter der Theke sind tätowiert, tragen Rasta, gestern nacht der Mann hatte ein fensterblindes Auge. Aber man würde ihn feuern, gäbe er mir noch - „Best bar in town“ gehört zu des Sundancer‘s schlagendsten Slogans – um diese Zeit ein Bier: Nix mehr nach Mitternacht. Hm, dachte ich und war es zufrieden. Da lagen und saßen und fläzten alleraufenthaltsraumsorts die jungen Leute herum.
Strikte Rauchverbote auch hier, auch im Sundancer‘s. Meine eCigarillos erweisen sich abermals als Segen. Auch während der Flüge dampfte ich vor mich hin, sah aber zu, möglichst wenig „Rauch“ zu machen – was bei diesen Gerätchen, anders als bei Rauchwaren, geht: man zieht, dann püstelt man die Dämpfchen vorsichtig aus. Und niemand ist gestört, ja kaum jemand nimmt es wahr. Andernorts wiederum zieht man heftig und entwickelt wahre Wolken: ha!:: wW's... -
Während ich Ihnen, meinen Leser:innen, dieses schreibe, schlafen Sie wahrscheinlich alle tief. Es ist 3.30 Uhr bei Ihnen, hier hingegen schon halb zehn. Und gleich gegenüber, sehen Sie?:
... ich dachte: frag doch mal... Und sie haben den Adapter tatsächlich, also ist auch bereits dieses Problemchen gelöst. - Jetzt mach ich mich zum ersten Spaziergang auf. Es regnet leicht: auch daher der schwere süße Duft, der mich gestern nacht umfing und allenthalben weiter in den Straße, auf den Straßen liegt, nun, am Vormittag, vermischt mit der Süße von Backwerk. Und hier wachen immer mehr junge Leute auf, indes für den Abend das Pool-Billard wartet:

*******
(12.42 Uhr.)
(Fish 'n Chips {>>>> Ships} futtern gehn.)
*
(19 Uhr.)
Was noch ist zu erzählen, wenn nicht, daß ich selbstverständlich den Gang getan habe, den ich gestern nacht gehen wollte, dann aber einer vermeintlichen Unübersichtlichkeit halber abbrach? - die schlicht daher rührte, daß mein Gefühl die Himmelsrichtungem verschob: Fremantle öffnet sich dem Meer nicht nach Süden, sondern - i m Süden freilich - gegen den Westen, auch wenn es eine Südmole gibt, vermittels derer die einander gegenüberliegenden Kais der Passagier- und Cointainerhäfen von Fischerei- und auch Sporthafen getrennt sind, deren Einfahrttiefen also, wobei heute nachmittag meine greenhornigste Fehlleistung darin bestand, statt in Richtung des eben a u c h nur vermeintlichen Südens gen vermeintlichen Norden loszuziehen. Irgendwann kriegte ich das natürlich mit, drehte um, und dann begriff ich die Topologie. Hätte nicht meine Achillessehne derart gemotzt, ich hätte lauthals aufgelacht.
Schließlich stand ich an der südlichsten Spitze der Mole in eben Fremantles Westen. Auf den sie, kaum daß die Fleetstreet zuende, gegen die "fleet" säumenden Steinen saßen beidseits Angler, meist indischer Herkunft, und kurz vor dem kleinen, die Einfahrten weisenden Leuchtturm hatten paar junge Leute ihren Abendplatz gefunden; auf einem ihrer Wagen, einem kleinen Bus, war auf der Beifahrerseite eine lasergedruckte Annonce außen aufgeklebt: We are looking for any kind of work. Ich hätte die Globetrotter ansprechen können, doch gefiel mir meine Fantasie so sehr gut, demzufolge sie sich auf dieser Weise durch den Kontinent schlügen, daß ich es bei ihr beließ - eine Option im übrigen, die auch mir offenstehen würde, sollte es in vierfünf Jahren zu meiner - "geplanten" ist noch zu viel gesagt - Weltreise kommen. - Ich hatte aber einen weiteren, zeitlich näher liegenden Gedanken. Nämlich las ich, Australien habe einen der größten durchgehenden Regenwälder der Welt. Das wußte ich nicht, und wenn schon ich es nicht weiß, den Regenwälder anziehen wie sonst nur noch außer den Meeren Vulkane, wird es vielen Menschen so gehen - ein guter Grund, dies als ein künftiges O-Ton-Hörstück vorzuschlagen; nicht eine Seefahrt, sondern eine Expedition in die Waldtiefen dann. Überhaupt könnte es mir gut gefallen, einen Großteil meines künftigen Lebens auf Reisen zu verbringen, über die ich dann regelmäßig schriebe.
An der Molenspitze nahm jemand ein Bild von mir auf, mit der MS Astor im Hintergrund; ich werde es aber morgen erst, zum Tag der Abfahrt, einstellen. So nun, bitte, gedulden Sie sich. Ich gehe ohnedies jetzt erstmal etwas essen. Nebenan, "at the corner", gibt es malayisches Curryhuhn; zusammen mit einem Pint für grade mal 9 AUD.
*****
 



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