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...wie sich in ganz Gesaraland und auf dem Gesarameer eigentlich gar nichts richtig bewegt, sondern alles immer nur wartet und weiterwartet, bis entweder alle Menschen, die es vielleicht einst einmal gab, zu Tieren geworden sind und Gesara selbst zu einem Baum wird oder zu einer anderen Pflanze, obwohl sie manchmal auch schon selbst Tier war, zum Beispiel, wenn sie sich auszieht und dann ein richtiges Fell unter dem Kleid hat. Weil nämlich die Schwäne in Wahrheit gar nicht erlöst werden wollen, sondern sie wollen, daß auch alle anderen Menschen zu Schwänen werden. Das sind keine guten Häs‘chen, Papa, sondern die sind richtig gemein. Genau dafür haben sich die beiden auch verabredet, genau das haben sie vorgehabt, was man an den Ohren sehen kann, die Gesara da schon gewachsen waren. Das ist aber nicht das schlimmste dabei, sondern daß ich Gesara das nicht sagen konnte, weil sie mich ja einfach nicht wahrnahm. Daß ich merken mußte, es ist völlig vergeblich, wenn man sie da rausholen will. Weil das auch keine wirklichen Tiere, sondern so alte Spielzeuge sind, die man aufziehen kann, und dann tun sie eben so, als ob sie echte Tiere wären. Eigentlich war nur der kleine Eisbär echt. Darum hat er auch so geschrieen, weil er das eben gemerkt hat und wußte, daß er, wenn er aus der Kiste herausklettern würde, von den anderen Tieren ja doch nur für immer verzaubert werden würde.
Ja aber wozu?
Damit er für alle Zeit als Spielzeug leben muß und nicht etwa sich eines Tages, wenn er groß ist, eine Eisbärin suchen kann, mit der er darauf achtet, daß ihre Kinder wachsen können und nicht wie im Gesaraland für immer klein bleiben müssen. Das Gesaraland will, daß alle immer klein und hilflos bleiben, und wenn man davon berührt wird, will man das selber auch. Deshalb mußte ich da schnell weg, obwohl ich Gesara doch helfen wollte. Und das auch immer noch will.
Es ist doch nur ein Traum gewesen, Junior.
Nein, Papa. Das war nicht nur ein Traum. Guck hier, das hab ich von dort mitgebracht: - (Aus dem Entwurf.)
albannikolaiherbst - Donnerstag, 2. August 2012, 12:42- Rubrik: Entwuerfe
Das neue Institut in Frankfurt am Main, das mit 45 Mio. Euro vom Land Hessen mitfinanziert wird, soll mit wissenschaftlichen Methoden klären, welche psychischen, neuronalen und soziokulturellen Grundlagen ästhetische Empfindungen und Urteile beim Menschen haben. Warum empfinden Menschen etwa Musik und Literatur je nach Kultur, Gesellschaft, historischer Zeit und Individuum als unterschiedlich schön. Bislang gab es weltweit keine Einrichtung, die sich in dieser Form dem Thema widmet und dabei empirische Methoden nutzt, sagt Max-Planck-Präsident Peter Gruss.
Leiten wird das neue Institut ein Direktorium aus 4 Wissenschaftlern aus den Fachbereichen Literatur, Musik sowie empirische Kognitions- und Sozialwissenschaften. Im Mittelpunkt des Forschungsprogramms stehen Musik und Dichtung und - in Kooperation mit den kunsthistorischen Max-Planck-Instituten in Florenz und Rom - die bildende Kunst.
Gabriele Helbig - Dienstag, 7. August 2012, 10:12- Rubrik: evolution
albannikolaiherbst - Donnerstag, 9. August 2012, 07:30- Rubrik: Links
>>>> Zu den Übersetzungen. Wir beginnen nunmehr ein neues Netz-Projekt: nämlich die Neuübersetzung von James Joyce‘ frühen Aufzeichnungen „Giacomo Joyce“, worin in poetischer Prosa seine durchaus begehrenden Liebesgefühle zu einer seiner sehr jungen Triester Schülerinnen erzählt sind. Bislang liegt davon auf Deutsch allein die freilich sehr kluge Übersetzung Klaus Reicherts vor, die aber zum einen das Schicksal fast aller Übersetzungen teilt: nämlich daß sie altern. Zum anderen, und das finde ich zwingender, geht Reicherts genaue Texttreue, jedenfalls für meinen Geschmack, auf Kosten der so drängenden wie schwärmenden Männlichkeit des erotischen Gefühls, das Joyce damals getrieben zu haben scheint. Dieses möchte ich gerne, zusammen mit dem >>>> Übersetzer und Lyriker Helmut Schulze, deutlicher herausformen - auch wenn das bedeutet, ein stückweit die semantische Texttreue zugunsten einer des libidinösen Empfindens aufzugeben.  Das Unternehmen ist insofern gewagt. Um so wichtiger scheint es mir zu sein, daß Sie, meine Leser:innen, unserer Arbeit zusehen und auch selbst an ihr mitwirken können. Meines Wissens ist dieses das erste öffentliche Projekt dieser Art überhaupt.
Wir werden Aufzeichnung für Aufzeichnung vorgehen, möglichst jeden Tag eine nächste, gleich, ob sie nur aus einem Satz oder aus einem ausgedehnten Absatz besteht. Die einzelnen Aufzeichnungen werden jeweils miteinander verlinkt sein, so daß man ohne größeres Scrollen von Text zu Text springen kann. Unsere Vorschläge sind im Netz frei zugänglich, aber es ist auch durchaus an eine spätere Buchpublikation gedacht, deren Text dann das Ergebnis dieser Netzarbeit sein wird. Erste Gespräche wurden bereits geführt.
ANH
Berlin, im August 2012.
albannikolaiherbst - Montag, 20. August 2012, 17:05- Rubrik: UEBERSETZUNGEN
Und der Fußboden, die Wände, die Decke verschieben sich weiter, und ihre Gedanken verschieben sich ebenfalls, verlaufen, erschauern, bis plötzlich etwas einrastet, stillsteht - vielleicht erschöpft - und sie denkt, so ist es, er zu sein, Arthur - ein Mann, der so erfüllt ist von allem, daß er auf dem Trockenen zuckt und um sich schlägt, nicht geeignet für stabile Verhältnisse, doch wenn man ihn ins Chaos wirft, ist er ein Stück Frieden.
A.L.Kennedy, >>>> Das Blaue Buch, 241. Dtsch. von Ingo Herzke.
>>>> Das Blaue Buch 2
albannikolaiherbst - Dienstag, 21. August 2012, 19:16- Rubrik: Zitate
Er wußte nicht, was tun, stand nur da, wagte nicht, die Hand auszustrecken. Dollys Geist wehte nah an ihn heran. Seine Lippen wurden von einem Schatten geküßt, es war kaum zu spüren, merken aber ließ es sich schon. Dann ging die Tote, derweil sie auf dem Bett lag, zur Wand, es war ein leises Weinen im Raum, dann war es weg, die Erscheinung war, dachte Broglier, durch die Wand ins Paradies geschritten. Da machte er Licht. Dolly kam mit dem Kaffee. Willis stand unschlüssig im Wohnzimmer, ein wenig geniert, er wußte selbst nicht, warum. Die schöne Frau machte ihn bange, er war sonst ein handfester Kerl. Manchmal hat, wer nahe dem Tod, etwas an sich, das ihm einen mattierten Glanz verleiht, man weiß nicht recht, woran es liegt, doch er dämpft das Licht der anderen, wirft kleine konzentrische Kringel ins innige, ja selbst ins plaudernde Gespräch, man möchte auf Zehenspitzen hindurchgehen, den brüchigen Boden kaum betreten, so unheimlich, auch so heilig ist einem das, als sähen einen die Augen Sterbender halb bereits aus dem Jenseits an, durchsähen ganze Welten, so fern ist dieser Blick, so viel Zeit braucht er, um uns zu erreichen. Davon war bei Dorata aber gar nichts zu merken, eigentlich, sie lachte, scherzte, kleckerte versehentlich mit dem Kaffee, „wie ungeschickt! oh!“ lief voller Schwung in die Küche zurück, um einen Lappen zu holen, wischte auf, lachte, sie flirtete sogar ein wenig, eine Klonin, mit Willis, ihm, und er fand das schön, es durchrieselte ihn, er war so voller Sympathie, z u voller Sympathie. Wäre nicht dieser genauso sympathische Broglier gewesen, er hätte sich verliebt. So nun verliebte er sich a u c h, aber milde wie einer, der zu verzichten gelernt hat. Dabei war das ein grober Mensch. Ihm gefiel das nicht herzliche, nein, miteinander verschlungene, organisch ruhige Einverständnis der beiden, nie hatte er etwas gesehen, das derart zweifelsfrei zusammengehörte, und darin verliebte er sich ganz besonders: daß ein Paar wie dieses möglich war, daß es das gab. „Manche Beziehungen sind im Himmel gemacht“, hat der sonst ziemlich nüchterne Eisenhauer einmal gesagt, ich erinnere mich, vergesse ihn nie, diesen Satz. Doch Willis’ Beklemmung war und blieb erhalten wie die Melodielinie Brahms‘: Ihr habt nun Traurigkeit. Sie ließ Willis diese Freude dämpfen; er selbst aber konnte nicht sagen, was der Grund seiner wehen Skepsis war. Konnte nicht ulken wie noch vorhin im SANGUE SICILIANO. Stocherte in seinen Sätzen, dabei war Dorata ausgesprochen bemüht, ihn sich zuhause fühlen zu lassen.>>>> Argo 278 [Im Link um 13.40 Uhr.]
Argo 276 <<<<
albannikolaiherbst - Mittwoch, 22. August 2012, 06:30- Rubrik: ARGO-ANDERSWELT
Die Tür war wieder offen gestern Abend, es klopfte, und als ob nichts gewesen wäre, was immer wünschenswert ist, R., der ‘vorübergehende neapolitanische Nachbar’, der am Tag zuvor seine Kinder nach Amsterdam zur geschiedenen Mutter gebracht, die hier ihre Ferien in der Stadt verbracht hatten, in der sie lange Jahre zu Schule gegangen waren. “Schöne Musik.” Nämlich Late Night Willie. Er heirate ja nun (seine Dominikanerin). Hier in Amelia, wo sonst. Irgendwas von Papieren, insofern das “irgendwann im Oktober”. Er habe mit dem Geigenbauer hier vereinbart (ob ich ihn kenne - ja, aber nicht dem Namen nach), daß der dann auf der Violine spiele. Und dann so ein bißchen Text zum Vorlesen. Obbichnich... In allster Ruhe: ich solle drüber nachdenken (er), ich wolle mir das durch den Kopf gehen lassen (ich nach reichlichem Zögern). Ich hätte die Fähigkeit der Synthese, bis er dann ins Politische abrutschte, aus dem ich ihn glücklich ins Ephemere wieder heraufbeförderte. Ein Glas Wein hatte ich ihm auch angeboten. Er insistierte nicht mal mit seiner Anwesenheit, eine Zigarette noch und ging dann, während er mit den letzten Worten kämpfte, die sich ihm ins Spanische bogen. Natalia, so kam auch das über die Lippen, und freute sich, als ich das schon Mal einen “seme semantico” nannte für die eventuelle Aufgabe. Mich beruhigt eher die Zeit, die bis dahin noch verfließen wird. Sicher wird auch an Cristobal Colon zu denken sein. Denn: >>> Abbiamo perso la memoria del quindicesimo secolo (vorgestern Abend der Dokufilm über Demetrio Stratos am Rio Grande, aber auch hier hatte sich der Aufprall etwas verloren, mit dem mich dessen diplophonische Stimmenkünste vor ein paar Jahren zunächst in Staunen versetzten: die Virtuosität des “Technischen”). Morgen wird so ein Tag, an dem Alles passiert: Arbeit kam wieder reichlich, eine Deutschlektion ist zumindest nicht völlig zu improvisieren, und dann der monatliche Leseabend, Thema “Pathos / compassione”. Ein Stück zum Vorlesen habe ich schon, nämlich unbedingt ‘Last Exit to Brooklyn’. Morgen noch in meinen Papieren stöbern. Da ist es leicht, aus einem Tabakladen hervorzustürzen nach einem “Auff Fiterseen” und zusammenhanglos daraus hervorzusprudeln und gleich schon mal an der Ecke stehen zu bleiben, um nicht nach Freiern, sondern in der bevorstehenden engen Gasse nach entgegenkommenden Autos Ausschau zu halten.
Bruno Lampe - Donnerstag, 30. August 2012, 20:56- Rubrik: Tagebuch
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Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop,
meinen Sohn.
Herbst & Deters Fiktionäre:
Achtung Archive!
DIE DSCHUNGEL. ANDERSWELT wird im Rahmen eines Projektes der Universität Innsbruck beforscht und über >>>> DILIMAG, sowie durch das >>>> deutsche literatur archiv Marbach archiviert und der Öffentlichkeit auch andernorts zugänglich gemacht. Mitschreiber Der Dschungel erklären, indem sie sie mitschreiben, ihr Einverständnis.
Kontakt ANH:
fiktionaere AT gmx DOT de
E R E I G N I S S E :
# IN DER DINGLICHEN REALITÄT:
Mittwoch, den 5. April 2017
Bremen
Studie in Erdbraun
Mit Artur Becker und ANH
Moderation: Jutta Sauer
>>>> Buchhandlung Leuwer
Am Wall 171
D-28195 Bremen
19 Uhr
Sonnabend, 23. September 2017
Beethovenfest Bonn
Uraufführung
Robert HP Platz
VIERTES STREICHQUARTETT
mit zwei Gedichten von Alban Nikolai Herbst
>>>> Beethovenhaus Bonn
Bonngasse 24-26
D-53111 Bonn
16 Uhr
NEUES
Bruno Lampe - 2017/03/29 19:48
III, 280 - Bei Äskulap
Gegen zwei löste ich mich kurzentschlossen vom Schreibtisch. Es war nichts mehr abzuliefern. Aber die ... Die in einem ...
... Deckenlabyrinth sich mäandernde Inschrift...
Bruno Lampe - 2017/03/28 21:42
Vielhard, Leichtgaard:
albannikolaiherbst - 2017/03/28 07:53
Bruno Lampe - 2017/03/27 20:43
III, 279 - Oder auch nicht
Kühler Nordwind. Die Sicht ging bis zu Sant’Angelo Romano weit unten im Latium. Jedenfalls vermute ich ... Bruno Lampe - 2017/03/24 19:55
III, 278 - Einäugigkeiten und Niemande
Ein Auge fiel heraus, abends beim Zähneputzen. Es machte ‘klack’, und der Zyklop sah nur noch verschwommen. ... Danke, gesondert, an...
bei der sich in diesem Fall von einer "Übersetzerin"...
albannikolaiherbst - 2017/03/24 08:48
albannikolaiherbst - 2017/03/24 08:28
Schönheit. (Gefunden eine Zaubernacht). ...
Es juckt sie unter der Haut. Es juckt bis in die
Knochen. Nur, wie kratzt man seine Knochen?
Sein ... Bruno Lampe - 2017/03/22 19:39
III, 277 - Die Hühner picken
Irgendwas ist schiefgelaufen seit dem 9. März. Man könnte es so formulieren: die Verweigerung der Worte ... ich hör' ein heer...
ich hör’ ein heer anstürmen gegens...
parallalie - 2017/03/21 06:51
Ich höre berittene...
Ich höre berittene Landsknecht sich ballen vorm...
albannikolaiherbst - 2017/03/21 06:18
albannikolaiherbst - 2017/03/21 06:12
James Joyce, Chamber Music. In neuen ...
XXXVI.I hear an army charging upon the land,
And the thunder of horses plunging, foam about their knees: ... den ganzen tag lärmen...
den ganzen tag lärmen die wasser
ächzen schon
trist...
parallalie - 2017/03/18 09:55
Den ganzen Tag hör...
Den ganzen Tag hör ich des brandenden Meeres
Klagenden.. .
albannikolaiherbst - 2017/03/18 08:23
JPC

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Zuletzt aktualisiert am 2017/04/01 07:33
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