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Neben dem – vielleicht trügerischen – Eindruck des Verlustes an Zauberhaftem in der Kultur aber gibt es noch eine weniger trügerische, unzweifelhafte Erfahrung von dessen Verschwinden; nämlich aufgrund aktiver Bekämpfung: So wird – insbesondere innerhalb einer sich als aufgekklärt und politisiert begreifenden Praxis – in der Kunst derzeit äußerst rigoros gegen alles vorgegangen, was mit „Aura“, „Charisma“ und „Glamour“ zu tun hat oder gar die Anmutungen von Eigenwilligkeit, Obsession, Extravaganz, Spleen, Heldentum, Exzeß oder Verrücktheit an sich trägt. Was zum Beispiel ein Andy Warhol durchaus mit einem gewissen Amüsement an seiner eigenen Person – insofern sie von anderen gesehen wurde – wahrnahm, woöllen Künstlerinnen und Künstler eines bestimmten, in erster Line durch öffentliche Gelder finanzierten Feldes von heute kaum mehr haben. Während das Magische in der Kultur scheinbar mehr oder weniger von selbst verloren geht, wird es in der Kunst aktiv zum Verschwinden gebracht.
Robert Pfaller, >>>> Das schmutzige Heilige
und die reine Vernunft, S. 77/78
albannikolaiherbst - Freitag, 6. März 2015, 09:59- Rubrik: Zitate
albannikolaiherbst - Montag, 9. März 2015, 08:07- Rubrik: Rezensionen
Insassen sind wir, mit den Augen von Scharfschützen.
Die Festung wird gestürmt. Kinder fallen auf die Welt,
Dislozierte Astronauten in ihren Spacehelmen.
Der Schock der Atmosphäre. Die Deklination des Lebens.
Straflager und Käfig der Individuation. Wellen und Wind.
In den Wäldern, die Liebe. Abendhimmel und Blicke der Ungeborenen.
Abseits in den Zisternen der Zeit nistet der Tod direkt neben dem ewigen Leben.
findeiss - Mittwoch, 11. März 2015, 00:24- Rubrik: Gedichte
albannikolaiherbst - Dienstag, 17. März 2015, 08:44- Rubrik: Traumprotokolle
(...) Schließlich tauchte ich unter, streifte mit beiden Händen Sand von der Haut und hielt dabei unter Wasser die Augen geöffnet: Lichtfächer im Türkis, treibende Algenfäden, die Schönheit der Schattenspiele, ein Krebs mit drohend erhobenen Scheren.
Erschöpft wie ich war, argwöhnte ich, dies alles schon einmal oder zumindest Ähnliches erlebt zu haben, doch das mußte eine Täuschung sein: Niemals zuvor hatte ich mich derart mit Schlamm abgerieben – und nie hatte ich mich nach einem Bad im Meer nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich derart gereinigt gefühlt. Kopfschmerzen und Übelkeit waren verschwunden.
Im Mysterium der Taufe, erkannte ich, verbirgt sich eine tiefe, von geflügelten Sanduhren und Jahrhunderten des Pfaffenwesens fast völlig vernichtete Wahrheit.
Chistopher Ecker, >>>> Die letzte Kränkung, S. 93
albannikolaiherbst - Mittwoch, 18. März 2015, 08:26- Rubrik: Zitate
Alles, was an den Zauber der Kunst erinnert – das Extravagante ihrer Formen, ihr Glamour, der Starkult, das Ekstatische, Exzessive, Auratische, Überraschende, Hinreißende, Obsessive, das Charisma, die Ansprüche auf Größe und überzeitliche Geltung – all das wird nun mißtrauisch beäugt, wenn nicht bekämpft und aus dem Betrieb ausgeschlossen; ganz so, als hätte man soeben zum ersten Mal in der Geschichte erkannt, daß es sich dabei nicht um Wahrheiten, sondern um Mythen handelt. Die früheren Habitusformen der Kunst werden nunmehr als autoritär und übertrieben feierlich betrachtet, und darum erlebt und feiert man jenes Programm, das der Kunstheoretiker Wolfgang Ulrich unter der Maxime „Tiefer hängen!“ treffend zusammengefaßt und analysiert hat, als eine Befreiung.
(…)
Die Strategie der Postmoderne bestand im Versuch, dem Prinzip der Autorschaft auszuweichen (z.B. durch kollektives Arbeiten oder Publikumsbeteiligung). Denn sie erblickte in der inividuellen Autorschaft eine narzißtische Pose – und Anspüche auf eine selbsttransparente Subjektivität, die durch die Kritiken von Psychoanalyse und Strukturalismus philosophisch überholt schienen (…).
Die Moderne der klassischen Avantgarden (…) hatte jedoch zuvor bereits das Gegenteil bewiesen.; gerade durch indiviuelle Autorschaft wird „kopfloses“ Gestalten (das die Gruppe um Georges Bataille als „acéphale“ bezeichnete) möglich. Zum Autor werden heißt hier daum, sich als Autorenperson auflösen und unpersönlich werden – wie es Giorgio Agamben in einem schönen Essay über das Genie bemerkt hat (…). Wenn man in der Kunst der Avantgarde (selbst) spricht, dann um (von etwas anderem) gesprochen zu werden. Und nur wenn jemand die Rolle des Autors übernimmt, kann das zustande kommen, was Roland Barthes den „Tod des Autors“ genannt hat (…): eine unpersönliche, von jeglicher Individualität abgekoppelte artifizielle Stimme, die (in welchem Medium auch immer) einen bestechenden Text spricht.
(…)
Alles, was einen solchen Effekt erzeugt, was so stark „einfährt“ und spontan den Eindruck erweckt, daß es nur so sein kann, wie es ist, besitzt diese Qualitäten (…) deshalb, weil es „überdeterminiert“ ist: in einem einzigen solchen perfekten Zeichen sind mehrere Gedankenlinien zusammengeführt. Darum sind sie nicht paraphrasierbar – jedenfalls nicht ohne Verlust. Man kann nur der Reihe nach die einzelnen Linien fomulieren, aber dann geht eben das Großartige ihre Kopräsenz in einem einzigen Zeichen verloren.
Der Triumph, den solche Herrensignifikanten auslösen, rührt daher, daß sie mehrere, oft sogar einander widersprechende Bedeutungen in sich vereinen. Sie setzen sich damit, wie es eben die Art von richtigen Herren ist, über alle Regeln hinweg: sie sagen, anders als die Sprache es sonst fordert, in einem Moment nicht nur das eine, sondern auch noch etwas anderes; sie ordnen sich nicht dem Satz vom ausgeschlossenen Dritten unter und behaupten nicht nur etwas, sondern zugleich auch noch dessen Gegenteil. Sie sind „perfekte Kompromißbildungen zwischen den verdängten und den verdängenden Vorstellungen“ (…).
Wenigstens im Moment blitzt darum in solchen perfekten Zeichen das Totale einer Wuncherfüllung auf, die alle mäßigenden Einschränkungen jeglicher symbolischer Ordnung überschreitet (…): Die perfekten Zeichen erlauben uns eine totale Bejahung (denn mit ihnen sind wir mehr als dafür; wir sind zugleich auch dagegen (…), denn alles, was an einschränkenden Vorbedingungen bedacht werden müßte, kann nun vergessen werden).
Robert Pfaller, >>>> Das schmutzige Heilige
und die reine Vernunft, S. 243, S. 281-283.
albannikolaiherbst - Montag, 23. März 2015, 07:49- Rubrik: Zitate
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Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop,
meinen Sohn.
Herbst & Deters Fiktionäre:
Achtung Archive!
DIE DSCHUNGEL. ANDERSWELT wird im Rahmen eines Projektes der Universität Innsbruck beforscht und über >>>> DILIMAG, sowie durch das >>>> deutsche literatur archiv Marbach archiviert und der Öffentlichkeit auch andernorts zugänglich gemacht. Mitschreiber Der Dschungel erklären, indem sie sie mitschreiben, ihr Einverständnis.
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E R E I G N I S S E :
# IN DER DINGLICHEN REALITÄT:
Mittwoch, den 5. April 2017
Bremen
Studie in Erdbraun
Mit Artur Becker und ANH
Moderation: Jutta Sauer
>>>> Buchhandlung Leuwer
Am Wall 171
D-28195 Bremen
19 Uhr
Sonnabend, 23. September 2017
Beethovenfest Bonn
Uraufführung
Robert HP Platz
VIERTES STREICHQUARTETT
mit zwei Gedichten von Alban Nikolai Herbst
>>>> Beethovenhaus Bonn
Bonngasse 24-26
D-53111 Bonn
16 Uhr
NEUES
Bruno Lampe - 2017/03/29 19:48
III, 280 - Bei Äskulap
Gegen zwei löste ich mich kurzentschlossen vom Schreibtisch. Es war nichts mehr abzuliefern. Aber die ... Die in einem ...
... Deckenlabyrinth sich mäandernde Inschrift...
Bruno Lampe - 2017/03/28 21:42
Vielhard, Leichtgaard:
albannikolaiherbst - 2017/03/28 07:53
Bruno Lampe - 2017/03/27 20:43
III, 279 - Oder auch nicht
Kühler Nordwind. Die Sicht ging bis zu Sant’Angelo Romano weit unten im Latium. Jedenfalls vermute ich ... Bruno Lampe - 2017/03/24 19:55
III, 278 - Einäugigkeiten und Niemande
Ein Auge fiel heraus, abends beim Zähneputzen. Es machte ‘klack’, und der Zyklop sah nur noch verschwommen. ... Danke, gesondert, an...
bei der sich in diesem Fall von einer "Übersetzerin"...
albannikolaiherbst - 2017/03/24 08:48
albannikolaiherbst - 2017/03/24 08:28
Schönheit. (Gefunden eine Zaubernacht). ...
Es juckt sie unter der Haut. Es juckt bis in die
Knochen. Nur, wie kratzt man seine Knochen?
Sein ... Bruno Lampe - 2017/03/22 19:39
III, 277 - Die Hühner picken
Irgendwas ist schiefgelaufen seit dem 9. März. Man könnte es so formulieren: die Verweigerung der Worte ... ich hör' ein heer...
ich hör’ ein heer anstürmen gegens...
parallalie - 2017/03/21 06:51
Ich höre berittene...
Ich höre berittene Landsknecht sich ballen vorm...
albannikolaiherbst - 2017/03/21 06:18
albannikolaiherbst - 2017/03/21 06:12
James Joyce, Chamber Music. In neuen ...
XXXVI.I hear an army charging upon the land,
And the thunder of horses plunging, foam about their knees: ... den ganzen tag lärmen...
den ganzen tag lärmen die wasser
ächzen schon
trist...
parallalie - 2017/03/18 09:55
Den ganzen Tag hör...
Den ganzen Tag hör ich des brandenden Meeres
Klagenden.. .
albannikolaiherbst - 2017/03/18 08:23
JPC

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Zuletzt aktualisiert am 2017/04/01 07:33
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