"Arbeit und Struktur"
„Der Gegenstand von "Arbeit und Struktur" ist Wolfgang Herrndorf, Jahrgang 1965, früher Maler in Nürnberg, später Schriftsteller in Berlin. Ein anarchistischer Reaktionär, der die Lasurmalerei liebt und für Satirezeitschriften altmeisterliche Helmut-Kohl-Cartoons verfertigt. Er ist umschweiflos unglücklich verliebt, dafür umso ausdauernder. Er kann sehr schnell tippen, 600 Anschläge pro Minute, was überhaupt nur sinnvoll ist, weil er auch entsprechend schnell denkt. Er ist ein unsentimentaler Romantiker, ein pragmatischer Nostalgiker. Er ist mit vielen Menschen befreundet, die in Deutschland mehr oder weniger das Internet erfunden haben, Kathrin Passig und Sascha Lobo von der Zentralen Intelligenz Agentur zum Beispiel. Er spielt gern Fußball, wobei er eines Tages Ende 2009 an einem unsichtbaren Gegenspieler hängen bleibt und fluchend auf ein Foul tippt.
Es war auch ein Foul, aber der Gegenspieler ist der eigene Kopf. Drei Monate später, nach einer Woche mit Kopfschmerzen, die ihn umkippen und im Bad umherkriechen lassen, finden die Ärzte ein Glioblastom, einen bösartigen Hirntumor, garantiert tödlich. Es ist eine Frage von Monaten, bestenfalls ein, zwei Jahren. Andere würden zusammenbrechen, Herrndorf reißt sich zusammen, er weiß, was er braucht: Arbeit und Struktur.“ Jan Küveler bespricht in der WELT das Buch „Arbeit und Struktur“ von Wolfgang Herrndorf.
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