Neue Formen und Formate
Jo Lendle, der zukünftige Leiter des Hanser-Verlags, gestern im Interview mit der Deutschen Welle über neue Modelle der Erzählbarkeit (z.B. Digitalisierung, e-books etc.):
„Wir erfinden da nicht die Welt neu, aber wir öffnen bestimmte Kanäle. Verleger denken in Büchern. Und das Buch, wie es jetzt existiert, ist eine vergleichsweise standardisierte Größe. Das sind in der Regel eben die gewöhnlichen 200 bis 400 Seiten, nach oben und unten ein bisschen offen. Aber es ist eigentlich eine erstaunlich konforme Angelegenheit, egal ob auf Papier oder digital. Und das Digitale ist im Moment einfach nur ein Abbild dieser Realität, die wir aus den materiellen Gegebenheiten des Buchdrucks annehmen. Der Buchdruck ist perfekt für diese Form des Erzählens. Aber wenn man diese Formate gedanklich öffnet, können eben auch andere Formen des Erzählens entstehen und Leser finden - und zwar sowohl alte, als auch neue.“
Haben Sie ein Beispiel?
„Nehmen wir mal die klassische Erzählung. Die hat es als Gattung ungeheuer schwer in unserer Gegenwart. Und ich behaupte, unter anderem deswegen, weil man immer dieses komische Album konzipieren muss, in dem verschiedene Erzählungen zueinander gestellt werden, die das im Idealfall wollen und miteinander wirklich zu sprechen beginnen. Die aber im Nichtidealfall einfach aneinander geklatscht sind, weil man als Verleger glaubt, auf 250 Seiten kommen zu müssen. Das ist ein Denken aus den Anforderungen, die das gedruckte Buch stellt. Und das stimmt nicht unbedingt mit den Erfordernissen der einzelnen Geschichte überein. Stattdessen sagen zu können: Ich mache auch mal ein E-Book mit einem einzigen Gedicht oder einem Gespräch - das finde ich reizvoll. Oder etwa ein Abonnement: Jeden Tag ein Gedicht ...“
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