Fix Zone

Milchwald

Redaktion: 

Heute am Sa, den 21. Dezember  um 18:05 Uhr im Deutschlandradio Kultur:  Gefallener Engel. Mit Dylan Thomas unter dem Milchwald | Von Michael Marek
Dylan Thomas galt als begnadeter Dichter und "Enfant terrible" der Literaturszene. In seinem bekanntesten Werk "Unter dem Milchwald" ("Under Milk Wood") beschreibt der walisische Nationaldichter lautmalerisch und wortgewaltig das Leben und die Menschen in einem kleinen Fantasieort. In seiner literarischen Reportage hat Michael Marek mit der Tochter von Dylan Thomas, mit Künstlern, Literaturwissenschaftlern und mit Menschen aus seinem Heimatort Swansea gesprochen.

Anlass zu erinnern:
„Es begibt sich Unter dem Milchwald nichts weiter als eines langen Kleinstadt -Tages Reise in die Nacht. Personen der Handlung sind „die Babies und die Bauern, die Fischer, die Händler und Rentner, der Schuster, Schullehrer, Schankwirt und Briefträger, der Leichenbestatter und das leichte Weib, Säufer und Schneider, Pfarrer und Polizist, die schwimmfüßigen Muschelweiber und reinlichen Hausfrauen".
Alle diese Waliser Kleinstadttypen aber erscheinen bei Thomas verformt durch eine unbändige Phantasie. "Ein Dichter hebt heimlich das Dach von den Häusern", fand Friedrich Luft. Der Blick in das Innere erweist sich als Besuch in einem Menschen-Zoo, dessen Insassen nur durch die Gitterstäbe der Konvention daran gehindert werden, sich aus Gier oder Gemeinheit oder trunkener Verzückung selber oder gegenseitig zu zerfleischen. Mit der Fauna und Flora seiner Pans-Szenerie rührt Thomas an den Schlaf der Welt "unter dem Milchwald". Es melden sich anonyme Stimmen und die Stimmen Ertrunkener, zuweilen klopft und jault und schreit irgend etwas im Hintergrund.

Das wesentliche Ereignis des Stücks aber ist seine Sprache, die Luft "eine große Ohrenlust" nannte: eine "krause, weltverliebte, von barocken Wortballungen schäumende Dichtung". Anders als Thornton Wilders Schauspiel "Unsere kleine Stadt" wird das Kleinstadt-Stück des Walisers Dylan Thomas von keiner auch noch so dünnen Handlung vorangetragen, sondern allein von einer in Lautmalerei verliebten, mit Klangzeichen und Assoziationen magisch arbeitenden Wortmusik.“ DER SPIEGEL 51/1956

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