Elsa (Gast) meinte am 2005/11/05 03:17:
Nein, werter Herbst,
ich KRITISIERE (derzeit) nicht (auch nicht als "Vorkritkerin"), ich versuche zu VERSTEHEN, stelle Fragen. Das ist mir wichtig. Was nun Stromberg tut, ich weiß es nicht. Ich bin einmal vor einer päpstliche Bulle aus dem 13. Jahrhundert gesessen, habe das erstaunlich dicke und widerstandsfährige Pergament bestaunt, die Worte, die Schrift, unähnlich unserer, das schwere Siegel in der Hand gewogen, eine sinnliche Erfahrung gehabt. Die Vision eines Schreibers, der Buchstaben sorgfältig zieht auf kostbarem Pergament. Vielleicht im Schein von Unschlittkerzen. Der kybernetische Raum ist nicht nur flüchtig, er bietet auch keine derartige Sensation.
Keine Kritik.
Nur ein Bedauern.
http://albannikolaiherbst.twoday.net/stories/1121289/#1121870
albannikolaiherbst antwortete am 2005/11/05 04:54:
Das ist ein sehr schönes Bild mit den Kerzen.
Zwischen Ihrem Erleben und seinem Anlaß liegen allerdings siebenhundert Jahre, "zwischen" uns und dem Netz noch keine dreißig; dennoch ist 'der' Cyberraum bereits eine Legende geworden wie ein Ort, an dem sich der Gral verwahrt. Das ist bedeutend, finde ich. In mir lösen kybernetische Räume insofern durchaus Sensationen, wenn auch andere, aus; davon (unter vielem anderen) erzählen die ANDERSWELT-Romane, das fangen sie (mit vielem anderen) ein. ['Vor-Kritikerin' ist z e i t l i c h gemeint, und 'Kritikerin' ruht auf critein, 'trennen', 'analysieren'. (Bei Kant etwa hat "Kritik der Urteilskraft" genau den Sinn, in dem nun ich - mit Schlegel und Benjamin - das Wort verwendete; ich spräche sonst von 'Rezensent(in)'.]
http://albannikolaiherbst.twoday.net/stories/1121289/#1121893