herbert m hurka (Gast) meinte am 2008/02/29 14:08:
mit neuem kredit
Was mir gut gefällt, ist diese Heine'ische Leichtigkeit, die, soweit ich um mich blicke, in der zeitgenössischen Lyrik ausgestorben zu sein scheint. Ein Widerspruch fällt mir zwischen gehen-müssen und der Freiwilligkeit im letzten Vers auf. Eine Geste des "Unberufen" würde die Linearität der Todesrichtung untergraben.
Was halten Sie von Goethes Grundsatz, Marotte, um Friedhöfe einen Bogen zu machen?
http://albannikolaiherbst.twoday.net/stories/4745861/#4746806
albannikolaiherbst antwortete am 2008/03/01 05:52:
@hurka. Kredit?
In welcher Form sind die Zinsen zu zahlen?Der von Ihnen gefühlte Widerspruch ist da, gar keine Frage. Aber wenn "sich die Schmerzen nicht mehr lohnen", muß man in der Tat gehen, alles andere wäre unlogisch. Wenn Sie diesen Gedanken haben, ist das "Mein Junge, ich muß gehen" ein Resultat aus dem "lohnen sich nicht mehr" - damit hebt sich dann der Widerspruch auf. Einmal abgesehen davon, daß das, was man muß, nicht ausschließt, daß man es will - wahrscheinlich ist das insgesamt die einzige Weise, in der wir mit Freiwilligkeit reagieren können. Meine grunddeterministische Haltung ist bekannt.
Ich habe Friedhöfe immer gemocht, vor allem sich auflösende, verfallende. Als Junge habe ich in Braunschweig aus den Gräbern und von den Grabsteinen gern Weinbergschnecken gesammelt. Leider wußte ich damals noch nicht, wie gut sie schmecken, hätte sie aber wohl auch nicht zubereiten können. Sofern Goethes Grundsatz Marotte war, scheint er mir liebenswert zu sein; nicht so, wäre diese Art der Vermeidung ein Augenschließen gewesen.
http://albannikolaiherbst.twoday.net/stories/4745861/#4748421