Farben. 29.05. 2008. Paul Reichenbach sieht Rot.
Die lebendigste, kräftigste und aggressivste Farbe, die wir kennen, ist Rot. Sie steht für Viriltät, für Liebe und für das Leben allgemein, und es ist nur ein scheinbarer Widerspruch, dass in früheren Zeiten Scharfrichter und Henker sich in Rot gekleidet haben. Rot, Farbe des Feuers, das uns ebenso wie Liebe verbrennen kann, ist Ausdruck jener Kraft, die gleichermaßen erhebt oder vernichtet. Rot das ist in Visualität gegossene Energie, die zu Taten anspornt oder sie zu verhindern weiß. Lieben und Hinrichten. Was auf dem ersten Blick, bei ersten spontanem Nachdenken als Gegensatzpaar erscheint, ist sich sehr ähnlich, oder, was die Folgen betrifft sogar austauschbar. Sind nicht die, die weniger lieben, die Henker derer, die mehr lieben? Lieben und Hinrichten, beide elementare Eingriffe ins Leben unterliegen besonderen Bedingungen und starken Motivationen, die uns in der Farbe Rot symbolhaft entgegen leuchten. Dass Schwarz in diesem Zusammenhang als einzig mögliche komplementäre Farbe zu Rot uns einfällt, entspringt dieser Logik. Rouge et noir, Gewinn und Verlust, Leben und Tod liegen also nicht nur nahe beieinander, sie sind Eins. Parzival erinnern 3 Blutstropfen im Schnee auf seinem Weg an die Liebe und lenken ihn in ihre Richtung, und da kommen wir wieder zum Sterben, zum vitalsten Ausdruck für die Farbe Rot, hin zum "Kleinen Tod".
La petite mort, wer erlebt ihn nicht gern öfter...
Der kleine Tod ist dunkelrot
hat Tau am Saum
ist Sonnenboot
und Sternenschaum.
La petite mort.. kopiert mit freundlicher Genehmigung von Lutz Hesse.
>>>> Bildquelle: Max Ernst, The Robing of the Bride.
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