DTs. 17. Juni 2005. Freitag.
5.09 Uhr:
Spontan mit dem Wecker um kurz vor fünf auf, wie um zu verhindern, daß ich noch einmal, wie vorletzte Woche, die Musikschule meines Jungen verschlafe. Aber es ist auch das DSCHUNGELBUCH, das mich zieht. Leises Grinsen, wenn ich an die nicht-nur-Assonanz an Kipling denke, die natürlich nicht gemeint ist, aber eben d o c h gemeint ist, da sie sich ja aus den DSCHUNGELBLÄTTER-Jahren ironisch auf Kipling b e z i e h t. Kaffee gekocht, an dieses DTs gesetzt.
Die formalen Probleme, die mir das DSCHUNGELBUCH stellen, sind allein schon wegen der Fülle gewaltig; das wird irgendwann wie die Kommentare so vor allem die Tagebucheinträge und DTs’e betreffen, deren strukturierende Elemente (“Tagesplanung”) ich einerseits erhalten will, andererseits ist mir völlig bewußt, wie redundant und wohl auch überflüssig in einer Druckversion das Verhaltenstheapeutische, das Disziplinierende daran sind. Möglicherweise ein- oder zweimal nur insgesamt die “Tagesplanung” mit hineinnehmen, sie im übrigen als Tagesplanung nur als Begriff zitieren. Das muß sich zeigen. Ebenfalls unklar ist mir noch, ob ich tatsächlich, wie bislang vorgesehen, auf die Datierungen verzichte. Momentan lege ich den Text wie oft Nietzsche an, nämlich die einzelnen Abschnitte einfach untereinander, jeweils Überschriften über die Partikel, aber anders als bei ihm keine Numerierung. Was mir wiederum gestern den Eindruck vermittelte, an sich gehöre d a n n, einem Lexikon gleich, ein Stichwort-, vielleicht auch Namensregister dazu. Sowas beginn ich aber gar nicht erst. Solln das die Germanisten machen. (Ich hab das mal für Roberto Calassos Die Hochzeit von Kadmos und Harmonia begonnen, aber wieder fallengelassen; ein Buch, das für den mythischen Untergrund von ARGO wichtig wurde. Es ist eine Irrsinns-Arbeit, die einem weder gedankt noch bezahlt wird; es sei denn, man wäre Student und holte sich damit einen Schein heim.) Immerhin breitet sich allmählich in mir das Gefühl aus, an einem wichtigen Stück meines Werkes zu sitzen.
Ich sollte auch dabeigehen, DIE-DSCHUNGEL-im-Netz von der Deutschen Bibliothek erfassen und aufnehmen zu lassen; das g e h t, aber es ist viel Verwaltungsaufwand. Möglicherweise wird das für eine Meldung bei der VG Wort die Grundlage werden, also daß dortseits nunmehr auch Netzpublikationen für die Jahres-Ausschüttung bedacht werden müssen. Wenn der Gesetzgeber Netzpublikationen rechtlich Printpublikationen gleichstellt (so kann das nun durchaus ausgelegt werden), wird das auch auf andere Bereiche ausstrahlen müssen. Sowieso schert mich das neue Gesetz sehr wenig, das ab dem 1. Juli von Weblogs ein Impressum fordert, aus welchem die pressegesetzlich Verantwortlichen hervorgehen. Die Dschungel sind ja eh nicht anonym. Dennoch ist das Gesetz netzttheoretisch, besonders aber netz-ontologisch ausgesprochen bedenklich; es kann die ganze Richtung blockieren und die sich bislang im Netz realisierende Fantasietätigkeit grundsätzlich zensieren. Das soll es ja wohl auch. Etwa die erotischen Fantasien, die manche Weblogs wiedergeben und für was sie überhaupt angelegt werden. Nun müssen sich die betreffenden Frauen und Männer ‘outen’, so daß sie für Partner, Verwandte, Kollegen kenntlich werden – mit möglicherweise der Gefahr von sozialen Sanktionen, die dazu führen könnten, daß solche Netz-Publikationen signifikant weniger geschrieben, wenn nicht sogar eingestellt werden. Der gesetzliche Angriff zielt auch hier, wie teils bei dem Prozeß um mein verbotenes Buch, gegen die Öffnung des Privaten und will die anthropologische Kehre hemmen, d.h. ein sich verflüssigendes moralisches Gebilde auf die vorherrschende Ideologie zementieren. Aber ich bin mir sicher, man wird Wege finden, auch das wieder zu unterlaufen. Es wird zu überlegen sein, inwieweit nicht die Güter (von “gut”) der Globalisierung genutzt werden können.
Tagesplanung.
5.10 Uhr:
DTs.
DSCHUNGELBUCH.
6.30 Uhr:
Den Jungen wecken, Frühstück, Musikschule.
Aus der Arbeitswohnung den Rucksack etc. holen.
Den Jungen wieder abholen usw.
Packen. Für morgen das Das Zelt richten.
10 Uhr:
Je nachdem, wieviel Zeit ist:
DIE DSCHUNGEL.
11 Uhr:
Aufbruch nach Hamburg.
Im ICE: DSCHUNGELBUCH.
Unbedingt Mutations weiterlesen. Stadt-Notate für ARGO.
13.28 Uhr
Hamburg-Ankunft.
Wenn der Kleine Mittagsschlaf hält: ARGO.
15.30 Uhr:
Kinderzeit.
19.30 Uhr:
Britten, The Turn of the Screw; Musikhochschule Hamburg.
(Ich werde für opernnetz.de schreiben.)
7.05 Uhr:
Tut s c h o n weh, daß einen selbst die, die man im Literaturbetrieb für Freunde hielt, “vergessen”, nachdem sie einen eingeladen haben. Hab eben den Fehler begangen, mir die Teilnehmerliste zum zehnjährigen Literaturfestival Leukerbad anzuschauen, zu dem Ricco Bilger mich zweimal mündlich und sehr explizit eingeladen hatte, so daß ich Katanga den Termin fest auf der fiktionären Website eintragen ließ. “Du bist mir einfach entgangen”, hat Bilger am Telefon gesagt. Was einer d e u t l i c h e n Ausladung gleichkommt. - Aber Ana hat sich über yahoo gemeldet. Das hellt den kleinen, wenn auch erwartet-schmerzlichen Schock etwas auf.
Nachtrag, Hamburg:
Nach wie vor, immer wieder: Welch ein wunderschönes Stück von Shakespeare/Britten! (Ich werde auf der Rückfahrt nach Berlin die Kritik schreiben.) Jedenfalls: “Pünktlich” zur Opernnacht, zwischen Elfen und probenden Handwerkern, schläft der kleine Junge ein, in der ersten Reihe zwischen mich und Annika sich kauernd, zu den fallenden ungefähren Baßlinien des Orchesters, das zum märchenhaften Geheimnis der Nacht wird. Er muß in der Pause hinaus- und nach der Pause in den Konzertsaal wieder hineingetragen werden. Bis zum nächsten Morgen, quasi, wacht er nicht mehr auf. Und schlief in der Pause auf der Bank im Garten der Musikhochschule den Sommernachtstraum weiter:

Arbeitsfortschritt.
DSCHUNGELBUCH.
Nächste Korrekturen an CLARA GROSZ (“Jubelkind”).
Spontan mit dem Wecker um kurz vor fünf auf, wie um zu verhindern, daß ich noch einmal, wie vorletzte Woche, die Musikschule meines Jungen verschlafe. Aber es ist auch das DSCHUNGELBUCH, das mich zieht. Leises Grinsen, wenn ich an die nicht-nur-Assonanz an Kipling denke, die natürlich nicht gemeint ist, aber eben d o c h gemeint ist, da sie sich ja aus den DSCHUNGELBLÄTTER-Jahren ironisch auf Kipling b e z i e h t. Kaffee gekocht, an dieses DTs gesetzt.
Die formalen Probleme, die mir das DSCHUNGELBUCH stellen, sind allein schon wegen der Fülle gewaltig; das wird irgendwann wie die Kommentare so vor allem die Tagebucheinträge und DTs’e betreffen, deren strukturierende Elemente (“Tagesplanung”) ich einerseits erhalten will, andererseits ist mir völlig bewußt, wie redundant und wohl auch überflüssig in einer Druckversion das Verhaltenstheapeutische, das Disziplinierende daran sind. Möglicherweise ein- oder zweimal nur insgesamt die “Tagesplanung” mit hineinnehmen, sie im übrigen als Tagesplanung nur als Begriff zitieren. Das muß sich zeigen. Ebenfalls unklar ist mir noch, ob ich tatsächlich, wie bislang vorgesehen, auf die Datierungen verzichte. Momentan lege ich den Text wie oft Nietzsche an, nämlich die einzelnen Abschnitte einfach untereinander, jeweils Überschriften über die Partikel, aber anders als bei ihm keine Numerierung. Was mir wiederum gestern den Eindruck vermittelte, an sich gehöre d a n n, einem Lexikon gleich, ein Stichwort-, vielleicht auch Namensregister dazu. Sowas beginn ich aber gar nicht erst. Solln das die Germanisten machen. (Ich hab das mal für Roberto Calassos Die Hochzeit von Kadmos und Harmonia begonnen, aber wieder fallengelassen; ein Buch, das für den mythischen Untergrund von ARGO wichtig wurde. Es ist eine Irrsinns-Arbeit, die einem weder gedankt noch bezahlt wird; es sei denn, man wäre Student und holte sich damit einen Schein heim.) Immerhin breitet sich allmählich in mir das Gefühl aus, an einem wichtigen Stück meines Werkes zu sitzen.
Ich sollte auch dabeigehen, DIE-DSCHUNGEL-im-Netz von der Deutschen Bibliothek erfassen und aufnehmen zu lassen; das g e h t, aber es ist viel Verwaltungsaufwand. Möglicherweise wird das für eine Meldung bei der VG Wort die Grundlage werden, also daß dortseits nunmehr auch Netzpublikationen für die Jahres-Ausschüttung bedacht werden müssen. Wenn der Gesetzgeber Netzpublikationen rechtlich Printpublikationen gleichstellt (so kann das nun durchaus ausgelegt werden), wird das auch auf andere Bereiche ausstrahlen müssen. Sowieso schert mich das neue Gesetz sehr wenig, das ab dem 1. Juli von Weblogs ein Impressum fordert, aus welchem die pressegesetzlich Verantwortlichen hervorgehen. Die Dschungel sind ja eh nicht anonym. Dennoch ist das Gesetz netzttheoretisch, besonders aber netz-ontologisch ausgesprochen bedenklich; es kann die ganze Richtung blockieren und die sich bislang im Netz realisierende Fantasietätigkeit grundsätzlich zensieren. Das soll es ja wohl auch. Etwa die erotischen Fantasien, die manche Weblogs wiedergeben und für was sie überhaupt angelegt werden. Nun müssen sich die betreffenden Frauen und Männer ‘outen’, so daß sie für Partner, Verwandte, Kollegen kenntlich werden – mit möglicherweise der Gefahr von sozialen Sanktionen, die dazu führen könnten, daß solche Netz-Publikationen signifikant weniger geschrieben, wenn nicht sogar eingestellt werden. Der gesetzliche Angriff zielt auch hier, wie teils bei dem Prozeß um mein verbotenes Buch, gegen die Öffnung des Privaten und will die anthropologische Kehre hemmen, d.h. ein sich verflüssigendes moralisches Gebilde auf die vorherrschende Ideologie zementieren. Aber ich bin mir sicher, man wird Wege finden, auch das wieder zu unterlaufen. Es wird zu überlegen sein, inwieweit nicht die Güter (von “gut”) der Globalisierung genutzt werden können.
5.10 Uhr:
DTs.
DSCHUNGELBUCH.
6.30 Uhr:
Den Jungen wecken, Frühstück, Musikschule.
Aus der Arbeitswohnung den Rucksack etc. holen.
Den Jungen wieder abholen usw.
Packen. Für morgen das Das Zelt richten.
10 Uhr:
Je nachdem, wieviel Zeit ist:
DIE DSCHUNGEL.
11 Uhr:
Aufbruch nach Hamburg.
Im ICE: DSCHUNGELBUCH.
Unbedingt Mutations weiterlesen. Stadt-Notate für ARGO.
13.28 Uhr
Hamburg-Ankunft.
Wenn der Kleine Mittagsschlaf hält: ARGO.
15.30 Uhr:
Kinderzeit.
19.30 Uhr:
Britten, The Turn of the Screw; Musikhochschule Hamburg.
(Ich werde für opernnetz.de schreiben.)
7.05 Uhr:
Tut s c h o n weh, daß einen selbst die, die man im Literaturbetrieb für Freunde hielt, “vergessen”, nachdem sie einen eingeladen haben. Hab eben den Fehler begangen, mir die Teilnehmerliste zum zehnjährigen Literaturfestival Leukerbad anzuschauen, zu dem Ricco Bilger mich zweimal mündlich und sehr explizit eingeladen hatte, so daß ich Katanga den Termin fest auf der fiktionären Website eintragen ließ. “Du bist mir einfach entgangen”, hat Bilger am Telefon gesagt. Was einer d e u t l i c h e n Ausladung gleichkommt. - Aber Ana hat sich über yahoo gemeldet. Das hellt den kleinen, wenn auch erwartet-schmerzlichen Schock etwas auf.
Nachtrag, Hamburg:
Nach wie vor, immer wieder: Welch ein wunderschönes Stück von Shakespeare/Britten! (Ich werde auf der Rückfahrt nach Berlin die Kritik schreiben.) Jedenfalls: “Pünktlich” zur Opernnacht, zwischen Elfen und probenden Handwerkern, schläft der kleine Junge ein, in der ersten Reihe zwischen mich und Annika sich kauernd, zu den fallenden ungefähren Baßlinien des Orchesters, das zum märchenhaften Geheimnis der Nacht wird. Er muß in der Pause hinaus- und nach der Pause in den Konzertsaal wieder hineingetragen werden. Bis zum nächsten Morgen, quasi, wacht er nicht mehr auf. Und schlief in der Pause auf der Bank im Garten der Musikhochschule den Sommernachtstraum weiter:

Arbeitsfortschritt.
DSCHUNGELBUCH.
Nächste Korrekturen an CLARA GROSZ (“Jubelkind”).
albannikolaiherbst - Freitag, 17. Juni 2005, 05:48- Rubrik: Tagebuch
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