Schlaftaub erregt ODER Vor der Arbeit das Journal. Freitag, der 8. Juni 2012. Das Radio und der Mainstream. Sowie die Vorerzählung eines Traums.
8.40 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Noch überhaupt keinen Handschlag getan, keinen Strich mit den beiden Bleistiften, deren einer unterdessen, und der zweite auch, nach 663 Seiten Argo-Bearbeitung s o aussieht:
[Arbeitswohnung.]
Noch überhaupt keinen Handschlag getan, keinen Strich mit den beiden Bleistiften, deren einer unterdessen, und der zweite auch, nach 663 Seiten Argo-Bearbeitung s o aussieht:
Ich schlafe momentan, schlafe und schlafe, woran gestern sicher die „Bombe“ schuld ist, das japanische Wort weiß ich nicht mehr, die ich gemeinsam mit Ralf Schnell in einem japanischen „In“-Lokal abschließend zu mir nahm: man hat zwei Stunden Zeit zu essen, dann wird man rausgeschmissen. „Genau wie in Tokyo“, sagt Schnell, „da ist das in Szene-Restaurants jetzt genauso.“ Das Essen war gut, aber diesen Druck muß man sich nicht geben. So zogen wir nach erst einem Salat von Wasserspinat, dann Sashimi, dann Sushi, dann noch einer Misosuppe und dieser Bombe ab - ins Beakers hier vor dem Haus, wo‘s sich geruhsam sitzen ließ. Lange sprachen wir über die Entwicklung des Öffentlich Rechtlichen Rundfunks; Schnell sitzt im Rundfunkrat und gehört zu denen, die sich gegenstemmten. Sehr vergeblich, wie es aussieht. Heute früh erreichte mich der neue >>>> Rundbrief der Radioretter zu ihrer Niederlage: „Ihre qualifizierten Unterschriften unter unseren Offenen Brief wurden als Internet-Klicks, die Forderungen nach einem anspruchsvollen Kulturradio als elitär oder gestrig, die vielfältigen Plädoyers für ein Moratorium als unerlaubte Einmischung denunziert. Statt öffentliche Auseinandersetzungen um die Zukunft und die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu führen, wurde hinter verschlossenen Türen nach Marketingformulierungen gesucht, mit denen den Hörerinnen und Hörern der Programmabbau als Programmverbesserung verkauft werden sollte.“ Ich fürchte indes, daß die Mehrzahl der Hörer die Meinung der WDR-Leitung teilt; übrigens nicht nur die Leitung, sondern die meisten WDRler, die in den Programmen für die Massen, sehen das genau so. Die Unterhaltungsindustrie führt es vor, deren Konsumenten sie, und zwar sehr gerne, sind. Pop sei, schrieb ich schon oft, die Ästhetik und Ideologie des Kapitalismus; genau das ist hier erneut durchgeschlagen, und an dem Vorwurf, daß wir wenigen anderen (wie in einem kleinen Dorf in Nordfrankreich, doch ohne Zaubertrank) elitär seien, ist so gesehen leider vieles dran. Wir müssen uns angewöhnen, es g e r n e zu sein. Das war, im übrigen, nie anders, und es ist eigentlich nur konsequent, daß der Markt den Massen nachläuft, die er zugleich bestimmt, weil er die Demokratie nutzen muß. Worum es deshalb geht, ist letztlich Minderheitenschutz. Und wir sind selbst von dem Bedürfnis, beentertaint zu werden, überhaupt nicht frei, tragen der Industrie unsere eigenen Schafe mit zur Nutzung in die Fabriken. Auch das ist zu erwägen.
Also ich komm nicht aus dem Bett morgens, mein rigider Arbeitsplan ähnelt zur Zeit einer Pusteblume, in die das Träumen bläst; und tags versuche ich, die auseinanderschwebenden Samen irgendwie noch einzufangen. Unterm Strich kommt auch einiges dabei heraus, aber nicht so viel, wie möglich wäre, wär ich mit mir konsequent. Zugleich, wie oft in solchen Phasen, rasseln neue Ideen in meinem Kopf zusammen, die das ihrige tun, mich von den eigentlichen Vorhaben abzuhalten, die Durchführungen sind. Immerhin schaffe ich täglich einige Seiten Argo und Neue fröhliche Wissenschaft; also ganz ohne Ergebnis gehn die Tage n i c h t zuende. Und jetzt also dieser Traum, in dem mein Hirn C‘s Angebot, zur Arbeit in sein Haus nach Portugal ans Meer zu fahren, bizarr erotisch vermengt hat, ich seh noch jetzt den Felshang, bewachsen von der Subtropik, vor mir, und wie ich hinabsteige: dort unten direkt an der See ein Dorf, das - und jetzt wird‘s eben irre - voller Verwandter ist, Tanten, Onkels, Neffen, Enkel, quer durch drei oder vier Generationen. Man kennt sich aber nicht, so bifurkiert sind die Linien. Nicht schön, aber hübsch, dieses Mädel, das mit uns tändelt an einer Bushaltestelle - wiewohl hier ein Bus gar nicht fahren kann; der Ort ist von den hohen Felsen eingeschlossen, ist ein Landbusen und nicht einmal groß. - Aber sehn Sie? Ich fange schon an zu erzählen. „Willst du das aufschreiben?“ fragte die Löwin am Telefon vor einer Stunde. „Nein“, sagte ich, „ich falle sonst aus der Arbeit heraus.“ Weiß aber, daß es eine Geschichte ergäbe, neue Kurzgeschichte, erotische Geschichte, an der prekär ist, daß ein Onkel oder Vater sagt: „Das Mädchen ist dreizehn!“ Immerhin bin ich anfangs noch gar nicht ihr Ziel, sondern jemand anderes. Der aber nach dieser Information zurückschreckt, deren Wahrheit dem Mädchen gar nicht anzusehen ist. Jedenfalls, das fehlte noch, daß er sich strafbar macht. Woraufhin sie m i c h strafbar macht, und zwar ziemlich direkt im Vorstoß gegen Körpermitte. Die Erektion war ungeheuer, noch, als ich aufwachte. Da waren wir, so muß man das sagen, abgehauen, sie mir vorweg. „Wo gehen wir hin?“ Kompaktes blondes, lüsternes Ding. Ich wußte es, wußte, wohin. Es gab eine Höhle, gibt eine Höhle... - vor der ich aber, zugleich, Furcht hatte - keine rasende, keine panische, sondern eine, die vor allem Unbehagen ist: ein mystisches Unbehagen, das ich momentan noch nicht erfasse, auch nicht, was uns in der Höhle erwartet; d a ß uns aber etwas erwartet, weiß ich noch jetzt. Und denke unentwegt darüber nach. Irgendwo in den Felsen -
Das Mädchen und der ältere Mann. Vielleicht, daß der Traum ja d arauf zielte? Ich hab keine Ahnung, es ist auch völlig neu, daß in meine Fantasien Frauen drängen, die noch zur Hälfte Kind sind. Deshalb weiß ich auch nicht recht, ob ich diese Geschichte niederschreiben soll, zumal ich auch im Wachen das Unbehagen vor dieser Höhle spüre. Zum ersten Mal seit sechs Jahren, also seit dem Ende meiner Psychoanalyse, hätte ich gerne wieder ein Gespräch.
Bin konfus. - Was nun >>>> mein Hörstück anbelangt, das gestern nach im WDR lief und das ich selbst da noch einmal gehört habe: falls Sie‘s verpaßt haben sollten und das bedauern, dann melden Sie sich einfach bei fiktionaere at gmx Punkt de.
Ich muß mich, will mich wieder sammeln. Erst einmal, jetzt, Argo.
13.31 Uhr:
Sehr fein am Cello gewesen; ein neues Stück einprobiert, das ich glücklicherweise nicht nur als Noten, sondern zum Mitspielen auf CD habe. Noch immer höre ich die Noten nicht. Das muß sich dringend ändern.
Nebenbei ein hübscher Flirt in den Mails, und Argo landete bei TS 669 oben. Immerhin. Wobei man, wie ich‘s eben tat, >>>> den da einfach ernstnehmen sollte; dann läßt sich auch aus Trollereien, unter die brsma den Kommentar gezählt hat, etwas Erkenntliches machen.

Also ich komm nicht aus dem Bett morgens, mein rigider Arbeitsplan ähnelt zur Zeit einer Pusteblume, in die das Träumen bläst; und tags versuche ich, die auseinanderschwebenden Samen irgendwie noch einzufangen. Unterm Strich kommt auch einiges dabei heraus, aber nicht so viel, wie möglich wäre, wär ich mit mir konsequent. Zugleich, wie oft in solchen Phasen, rasseln neue Ideen in meinem Kopf zusammen, die das ihrige tun, mich von den eigentlichen Vorhaben abzuhalten, die Durchführungen sind. Immerhin schaffe ich täglich einige Seiten Argo und Neue fröhliche Wissenschaft; also ganz ohne Ergebnis gehn die Tage n i c h t zuende. Und jetzt also dieser Traum, in dem mein Hirn C‘s Angebot, zur Arbeit in sein Haus nach Portugal ans Meer zu fahren, bizarr erotisch vermengt hat, ich seh noch jetzt den Felshang, bewachsen von der Subtropik, vor mir, und wie ich hinabsteige: dort unten direkt an der See ein Dorf, das - und jetzt wird‘s eben irre - voller Verwandter ist, Tanten, Onkels, Neffen, Enkel, quer durch drei oder vier Generationen. Man kennt sich aber nicht, so bifurkiert sind die Linien. Nicht schön, aber hübsch, dieses Mädel, das mit uns tändelt an einer Bushaltestelle - wiewohl hier ein Bus gar nicht fahren kann; der Ort ist von den hohen Felsen eingeschlossen, ist ein Landbusen und nicht einmal groß. - Aber sehn Sie? Ich fange schon an zu erzählen. „Willst du das aufschreiben?“ fragte die Löwin am Telefon vor einer Stunde. „Nein“, sagte ich, „ich falle sonst aus der Arbeit heraus.“ Weiß aber, daß es eine Geschichte ergäbe, neue Kurzgeschichte, erotische Geschichte, an der prekär ist, daß ein Onkel oder Vater sagt: „Das Mädchen ist dreizehn!“ Immerhin bin ich anfangs noch gar nicht ihr Ziel, sondern jemand anderes. Der aber nach dieser Information zurückschreckt, deren Wahrheit dem Mädchen gar nicht anzusehen ist. Jedenfalls, das fehlte noch, daß er sich strafbar macht. Woraufhin sie m i c h strafbar macht, und zwar ziemlich direkt im Vorstoß gegen Körpermitte. Die Erektion war ungeheuer, noch, als ich aufwachte. Da waren wir, so muß man das sagen, abgehauen, sie mir vorweg. „Wo gehen wir hin?“ Kompaktes blondes, lüsternes Ding. Ich wußte es, wußte, wohin. Es gab eine Höhle, gibt eine Höhle... - vor der ich aber, zugleich, Furcht hatte - keine rasende, keine panische, sondern eine, die vor allem Unbehagen ist: ein mystisches Unbehagen, das ich momentan noch nicht erfasse, auch nicht, was uns in der Höhle erwartet; d a ß uns aber etwas erwartet, weiß ich noch jetzt. Und denke unentwegt darüber nach. Irgendwo in den Felsen -
Das Mädchen und der ältere Mann. Vielleicht, daß der Traum ja d arauf zielte? Ich hab keine Ahnung, es ist auch völlig neu, daß in meine Fantasien Frauen drängen, die noch zur Hälfte Kind sind. Deshalb weiß ich auch nicht recht, ob ich diese Geschichte niederschreiben soll, zumal ich auch im Wachen das Unbehagen vor dieser Höhle spüre. Zum ersten Mal seit sechs Jahren, also seit dem Ende meiner Psychoanalyse, hätte ich gerne wieder ein Gespräch.
Bin konfus. - Was nun >>>> mein Hörstück anbelangt, das gestern nach im WDR lief und das ich selbst da noch einmal gehört habe: falls Sie‘s verpaßt haben sollten und das bedauern, dann melden Sie sich einfach bei fiktionaere at gmx Punkt de.
Ich muß mich, will mich wieder sammeln. Erst einmal, jetzt, Argo.
13.31 Uhr:
Sehr fein am Cello gewesen; ein neues Stück einprobiert, das ich glücklicherweise nicht nur als Noten, sondern zum Mitspielen auf CD habe. Noch immer höre ich die Noten nicht. Das muß sich dringend ändern.
Nebenbei ein hübscher Flirt in den Mails, und Argo landete bei TS 669 oben. Immerhin. Wobei man, wie ich‘s eben tat, >>>> den da einfach ernstnehmen sollte; dann läßt sich auch aus Trollereien, unter die brsma den Kommentar gezählt hat, etwas Erkenntliches machen.
albannikolaiherbst - Freitag, 8. Juni 2012, 13:35- Rubrik: Arbeitsjournal
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