Alban Nikolai Herbst / Alexander v. Ribbentrop

e   Marlboro. Prosastücke, Postskriptum Hannover 1981   Die Verwirrung des Gemüts. Roman, List München 1983    Die blutige Trauer des Buchhalters Michael Dolfinger. Lamento/Roman, Herodot Göttingen 1986; Ausgabe Zweiter Hand: Dielmann 2000   Die Orgelpfeifen von Flandern, Novelle, Dielmann Frankfurtmain 1993, dtv München 2001   Wolpertinger oder Das Blau. Roman, Dielmann Frankfurtmain 1993, dtv München 2000   Eine Sizilische Reise, Fantastischer Bericht, Diemann Frankfurtmain 1995, dtv München 1997   Der Arndt-Komplex. Novellen, Rowohlt Reinbek b. Hamburg 1997   Thetis. Anderswelt. Fantastischer Roman, Rowohlt Reinbek b. Hamburg 1998 (Erster Band der Anderswelt-Trilogie)   In New York. Manhattan Roman, Schöffling Frankfurtmain 2000   Buenos Aires. Anderswelt. Kybernetischer Roman, Berlin Verlag Berlin 2001 (Zweiter Band der Anderswelt-Trilogie)   Inzest oder Die Entstehung der Welt. Der Anfang eines Romanes in Briefen, zus. mit Barbara Bongartz, Schreibheft Essen 2002   Meere. Roman, Marebuch Hamburg 2003 (Bis Okt. 2017 verboten)   Die Illusion ist das Fleisch auf den Dingen. Poetische Features, Elfenbein Berlin 2004   Die Niedertracht der Musik. Dreizehn Erzählungen, tisch7 Köln 2005   Dem Nahsten Orient/Très Proche Orient. Liebesgedichte, deutsch und französisch, Dielmann Frankfurtmain 2007    Meere. Roman, Letzte Fassung. Gesamtabdruck bei Volltext, Wien 2007.

Meere. Roman, „Persische Fassung“, Dielmann Frankfurtmain 2007    Aeolia.Gesang. Gedichtzyklus, mit den Stromboli-Bildern von Harald R. Gratz. Limitierte Auflage ohne ISBN, Galerie Jesse Bielefeld 2008   Kybernetischer Realismus. Heidelberger Vorlesungen, Manutius Heidelberg 2008   Der Engel Ordnungen. Gedichte. Dielmann Frankfurtmain 2009   Selzers Singen. Phantastische Geschichten, Kulturmaschinen Berlin 2010   Azreds Buch. Geschichten und Fiktionen, Kulturmaschinen Berlin 2010   Das bleibende Thier. Bamberger Elegien, Elfenbein Verlag Berlin 2011   Die Fenster von Sainte Chapelle. Reiseerzählung, Kulturmaschinen Berlin 2011   Kleine Theorie des Literarischen Bloggens. ETKBooks Bern 2011   Schöne Literatur muß grausam sein. Aufsätze und Reden I, Kulturmaschinen Berlin 2012   Isabella Maria Vergana. Erzählung. Verlag Die Dschungel in der Kindle-Edition Berlin 2013   Der Gräfenberg-Club. Sonderausgabe. Literaturquickie Hamburg 2013   Argo.Anderswelt. Epischer Roman, Elfenbein Berlin 2013 (Dritter Band der Anderswelt-Trilogie)   James Joyce: Giacomo Joyce. Mit den Übertragungen von Helmut Schulze und Alban Nikolai Herbst, etkBooks Bern 2013    Alban Nikolai Herbst: Traumschiff. Roman. mare 2015.   Meere. Roman, Marebuch Hamburg 2003 (Seit Okt. 2017 wieder frei)
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Arbeitsjournal. Sonnabend, der 7. November 2009. Brüste. Das Leben als Roman (10).

10.39 Uhr:
Die Füße im Fußbad. Mich vorbereitend pflegen. شجرة. Vorabends auf der Ausstellung bei >>>> Sigurd Wendland: U‘s Bildnis, der schiefgelegte Kopf, der aufmüpfige Blick, immer noch ein bißchen zu männlich, als hätte der Maler diese Aufforderung (unbewußt) abwehren, sich ihr gar nicht erst ausliefern wollen. Angst vor Kontrollverlust? Lüsternheit hätte hineingemußt, diese weibliche, fordernde Lüsternheit: Hältst du? Den Oberkörper entblößt, die Narbe, wo die Brust war, die andere Brust, die noch da ist, der Nippel erigiert. Mutig, sich so malen zu lassen, mehr: triumphierend wie die Deneuve, als sie, auf dem Balkon stehend, das amputierte Bein zeigt ( d a s zeigt sie, eben w e i l es nun fehlt).
Wendland hat ein sehr gutes Gefühl für Körper. Er kann >>>> Brüste malen, so, daß ich sie in der Hand spüre. Er kann malen, wie sie fallen. Wo sie fallen. Wie ihre Organik mit der Schwerkraft agiert. Aber er will zum einen immer ihre Verwundungen fassen („wäre dein Krebs nicht, hätte ich kein Interesse, dich zu malen“, habe er zu U. gesagt), und er überlädt seine meisten Bilder mit Botschaften, meist politischen. Das Elend nahezu aller politischen Kunst. Man möchte ihm zurufen: laß das Phänomen doch mal s e i n, einfach sein, es ist schwer genug, einen Fuß zu malen, eine Hand, einen Hals. Mehr braucht es doch nicht. Der Profi spricht vom „Malerischen“; die scheinbar harmlosesten Bilder sind Wendlands besten: eine Landschaft, eine Aktstudie von alter Frau, die verfettet ist und besonders fette Klunker an den in die verschwemmte Taille gestemmten Händen trägt, die Bewegungsstudie einer nackten Frau, die, das linke Bein anhebend, über das Seil des Boxrings steigt. Im Atelier hängen Fotos von Ensslin und Baader, eines zeigt die beiden nach dem Geschlechtsakt: Baader dahingestreckt, sehr innig und da in der kindhaften Ergebung nach dem Orgasmus, Enssling bereits wieder voll Pragmatismus, Nacktheit als Hülle.
U. beteuert mehrfach, daß sie immer habe mit mir schlafen wollen. Seit sie mich zum ersten Mal sah. Aber das sei halt nicht gegangen, gehe halt nicht, wegen meiner Freundschaft zu W. Der sitzt dabei und hört alles an, mir ist das peinlich, zumal uns der in sich hineingrinsende Profi beobachtet. Um es nun doch irgendwie hinzukriegen, und sei's symbolisch, versucht U., mich und ihre Freundin zu verkuppeln, mit der sie sich schon einmal in einen Mann geteilt hat, nacheinander allerdings; der habe die Lust gehabt, den katholischen Priester zu geben, auch Predigten gehalten, öffentliche, tatsächlich, und dabei Frauen pikant zu berühren. Die Freundin, nennen wir sie Ismaela, ist dem weißen Wal nicht abgeneigt, der aber denkt شجرة. Dabei wäre er selber nicht abgeneigt. Aber شجرة. Ismaela, beim Abschied, spricht davon, wie reizvoll auch sie sich wölbende Bruste finde, die sie selber nicht hat und habe, ja, sie sagt es so, durchaus mit Blick auf den Wal. Die Wendland-Bilder haben das Gespräch, auch dann noch >>>> in der Bar, völlig durchsexualisiert, es ist kein Entkommen. Es ist, als müßten wir wahrmachen, was die Bilder selber wieder schnell wegwischen - als müßten wir diese Bilder erfüllen, wie ihnen die Wahrheit zu geben, die ihnen der Maler vorenthält. Eine spannende Interaktion zwischen Bild und Betrachter. Wir reden über Schwänze, „Fleisch“schwänze und „Blut“schwänze, auch das aufgrund eines Bildes. Der Profi ist dabei, W. ist dabei und U., sowie Ismaela und ich. U. macht mich zum Sexualobjekt, was mir gut gefällt, auch wenn ich mich mit ironischer Delikatesse unberührbar gebe, es ja b i n, derzeit: شجرة. Auf meinem Schreibtisch das Bild, das mir Αναδυομένη geschenkt hat, die leicht gekippte Celloform ihres Körpers, die eine freie Brust. Ein rasend schönes Bild, aber sanft und (bewußt?) n i c h t von der erotischen Schärfe, die der Löwin Bilder haben (ich meine nicht das im Regal, das Αναδυομένη sah und das sie verletzte, sondern die hingebenden, anbietenden auf meinem Schreibtisch).
Beide Brüste für den Mann zu entblößen, ist Natur, eine für ihn zu entblößten, Erotik. Das übrigens ist die gut-perverse Erotik an U.'s Gemälde: sie kann den ganzen Oberkörper freimachen, es wird fortan immer Erotik sein. Egal wo. Auch in der Sauna. Die Amputation schützt diese Frau fortan vor jeder Profanierung durch FKK. Genau das ist die Erotik der Deneuve gewesen; dies zu erfassen, war angestrebt.

Morgen sind wir in Pamplona, Jan van Mersbergen. Ich habe das Buch vorgenommen, das mir Manuela Reichart zur Rezension für den WDR geschickt hat. Es wird sich gut in einem, höchsten zwei Tagen lesen lassen, so daß ich, bevor ich am Montag in die Serengeti reisen werde, die Rezension ebenfalls fertighaben kann. Geldarbeit, aber der Text läßt sich gut an; eine Qual wird das nicht. Danach >>>> Danz. Eines nach dem anderen, ruhig, entschieden, mich nicht nervös machen zu lassen von dem Wust an Arbeit.
Wegen Scelsi noch keine Nachricht von Büning. Aber ich bin da gefaßt. Sowieso.

Der Rotwein im Atelier und das Bier in der Bar vertrugen sich nicht: erzählte mir heute morgen mein Kopf. Aber er war mild mit mir. Ich mußte nur aufstehen, schon war der Kater leispfötig weg durch den.Türspalt zum Flur. Ich habe den Eindruck, mein Schwanz wird schwerer. Seltsam. Wie ein Organ, das sich, nach etwas Ruhe, bereitmacht und füllt.

11.37 Uhr:
Wenn ich am Ende meines Lebens sagen kann: Ich wurde von Frauen g e l i e b t, dann hat sich mein Leben gelohnt. Es braucht gar nicht mehr. Doch, meinen Sohn, meine Kinder. Aber dann kommt lange nichts. „Du bist der erste Mann, der schon in mir war, bevor ich ihm begegnete; seit Ewigkeiten“, sagte die Löwin. Ein ebenso magischer Satz wie >>>> „Du wirst mich nie wieder los“. Die pure sinnlichste Literatur. Das Leben als einen Roman begreifen (10).

diadorim meinte am 2009/11/07 12:38:
meinen sie das bild?
http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-7208-3.html

'urbinos venus, nur seiten-
verkehrt im abonnement
beschämend schön im kopf verdrehen
erschöpftes geschlechterverzeichnis'

...

vielleicht sollte ich doch beim condorschen battle noch mitschreiben... 
albannikolaiherbst antwortete am 2009/11/07 12:56:
@diadorim.
Je, genau dieses hängt dort (neben anderen). In dieselbe Reihe gehört >>>> das beklemmende Bild des toten Che Guevaras, hinter dem pubertär triumphierend die Soldateska posiert; Wendland verschneidet es auf einem Gemälde mit dem erschossenen >>>>> Benno Ohnesorg, über den sich Friederike Hausmann beugt. Besonders das Dokumentarische der Che-Guevara-Fotografie ist sehr viel eindringlicher, als irgend eine neorealistisch-nach-malerische Behandlung sein könnte. Diese profaniert das Geschehen. 
Olaf Condor antwortete am 2009/11/07 13:24:
Herbst,
"soldateska" pubertär?
Ein Che-Bild an der Pinwand eines Jugendzimmers oder auf dem T-Shirt- einer Neunzehnjährigen - okay. Ist erlaubt.
Das wäre auch noch in einem Erwachsenenzimmer zulässig, dort, wo man sich Risiken verpflichtet fühlt, oder wenigstens versucht, mehr Welt, mehr Veränderung in der Welt zu bewirken, und nicht nur am eigenen Schwanz.
Das ist nun aber hier und heute nicht der Fall. Die unreflektiert ikonografische Vernutzung von Che Guevara in einer Welt, deren mentaler Horizont auf Armlänge oder Handbreite geschrumpft wird, scheint mir der Ikone Che Guevara ebenso unangemessen, wie dem Menschen, Abenteurer, Stalinist Revolutuionär und Kleinbürger Che-Guevara, der er letztendlich auch war.
Das nur zu Bedenken gebend. 
albannikolaiherbst antwortete am 2009/11/07 13:59:
@Condor. Erze.
Wie so oft, lasen Sie auch diesmal nicht genau. Ich habe nicht geschrieben, daß die Soldateska pubertär sei; bei mir steht etwas anderes.

Im übrigen unterschätzen Sie nach wie vor den Schwanz. Er und nichts anderes ist der Antrieb, den s i e lockt und bestimmt. >>>> Courbet, in jedem Fall, hat recht. Der Geist ist bloß Sublimation, und was er schafft, ist wie die Derivate sind an den internationalen Börsen. (Auch, was "i c h" schaffe, das ich eben, gerade nach meiner Scelsi-Arbeit, wie zu Anfang Der Dschungel immer in Häkchen setzen oder durchstreichen sollte, also: auch, was ich schaffe, ist nur Sublimation, ein sich selbst heroisierendes Surrogat: >>>> tönendes Erz.) 
Olaf Condor antwortete am 2009/11/07 15:31:
Herbst,
was sie nicht verstehen: Sie unterstellen mir, dass ich den Schwanz abwerte, den Sex oder die Liebe..das ist ganz falsch. Was ich abwerte, ist der Missbrauch geistiger Ressourcen, an unkörperlichen Orten, der Missbrauch von mental-informellen Haushalten, um Prozesse zu wiederholen, die seit 2000 Jahren gesagt sind. (Niemals würde ich kritisieren, wenn jemand erotisches an eine Geliebte schreibt als Brief oder so, keinesfalls) Und wenn Sie über Musik schreiben, dann find ich das auch relativ lesbar, weil das ein Feld ist, das evolutionär noch nicht so beackert ist, und dort tatsächlich etwas - auch im Sprachlichen, Denkerischen zu holen ist, weil es ein interessantes Spannungsfeld ist, wie sich Sprache zur Musik im Ausdruck verhält. Aber sehen Sie doch einfach mal ein, dass das Thema Liebe und Intimität, auf dem schriftlichen, denkerischen, lyrischen Feld, den sie versuchen wollen, nun einfach mal übervollständig ausgelotet wurde. Da ist einfach Pumpe. Mehr geht da nicht, auf konventionellem Weg.
Das Hohelied ist doch nun einfach mal on top. Ovid ist on top. Medea ist on top. Und von mir aus dann noch Casanova, Flaubert, de Sade, Bataille, Miller, Nin..und der Rest ist dann schlechte Wiederholung, Tagebuch oder Porno.
Etwas ganz anderes wäre es, man würde Sex, Intimität, Erotik, oder Bdsm völlig neu codieren, oder in einen überraschenden Zusammenhang einspiegeln, dann wäre es auch wieder interessant, das zu beschreiben. So wie Nicholson Baker das in Vox 1992 gemacht hat, als er den Sex im zusammenhang mit telemedial vermittelter Beziehung beschrieben hat. Telefonsex. Aber es war eben Baker 1992. Nicholson Baker ist nun einfach auch schon mal da gewesen. Und der Ansatz von Nicholson Baker war damals richtig und auch eine neue zeitgemäße Form. Nur hat das eben Nicholson Baker gemacht.
Oder sie würden es in einen speziellen zeitdiagnostischen Zusammenhang stellen, wie Huellebec, der das ja gemacht hat. Oder auch Botho Strauß. Auch seine Paardiagnosen waren zu ihrer Zeit richtig und fällig. Sie aber halten sich in der komplett überkommenden und völlig abgeackerten Codierung auf, die aber nun schon komplett ausgefüllt ist, und repetieren hier lediglich, also auch erotisches Schreiben muss irgendwo "stand" halten können, Herbst, und das meint vor allem einen eigenen Stand. 
albannikolaiherbst antwortete am 2009/11/07 15:50:
@Condor. Endgültig.
Ich halte das, was Sie hier sagen, für einen wirklich vollkommenen, ja in seiner Unsinnlichkeit geradezu dummen Schwachsinn. Aber darüber haben wir schon oft kommuniziert. Ich verstehe deshalb nicht, was Sie hier noch wollen, oder zumindest, weshalb Sie meine Position, die von Ihrer prinzipiell abweicht (ich wiederhole es: wir sind F e i n d e), immer wieder neu mit Ihren ganz ebenso immergleichen Meinungen "kritisch" kommentieren zu müssen meinen. Jesses, was wollen Sie denn hier? Allmählich bekommt das tatsächlich den Anschein eines puren Herumgetrolles. Ich habe gar nichts dagegen, daß Sie Ihre Meinung haben, aber tun Sie sie doch bitte auf Ihrer eigenen Site kund, nachdem wir alle es hier ohnedies schon bis zum Abwinken gelesen haben. Ich habe auch nichts dagegen, daß Sie hier in Der Dschungel und mir weiterdiskutieren, aber doch bitte nicht mit der permanent gleichen Redundanz gegenüber meiner, der Ihren völlig entgegengesetzten Meinung. Sie ermüden mich. Aber vielleicht ist das ja der Sinn.
Ich werde es deshalb im Folgenden s o halten: Wann immer Sie sich abermals zu meinen Einlassungen im erotisch/poetischen Bereich nur wiederholen, lösche ich das. Es gibt Hunderte andere Sites, Tausende, ja Millionen; es hat sogar schon Leute gegeben, die gegen mich eigene Blogs aufmachten, was ich nett fand. Da Sie es sowieso auf Redundanz anlegen, könnten Sie's denen doch nachmachen, das fänd ich dann n o c h netter. Also: Weiteres von Ihnen "in Sachen Erotik und Sex" wird fortan gelöscht, und zwar, weil es öde ist und mir die Kommentarbäume verstopft. 
diadorim antwortete am 2009/11/07 16:49:
unverfärbliche großläsionen? radischschnaken? walserfrescen?
gebote? in stein? mit cheftinte? darf ich einmal drunter hertauchen? buedde...

unterm fujikato schoss ich mit meine einmalkamera noch ein bild, da war der berg dann weg, schad schad.

aber condoren ablichten, iss auch nicht so einfach. 
albannikolaiherbst antwortete am 2009/11/07 17:05:
lächelnd zu diadorim:
den ersten neuen Condor h a b ich jetzt gelöscht; ihn abzulichten, in der Tat, wäre schwieriger gewesen. Er erwarte, schrieb er in pathetischsten Worten, "von einem Intellektuellen" ein Z e i c h e n: ganz offenbar das, das er >>>> auf seiner eigenen Site poetisch nicht zu geben vermag; also sucht er einen bosonischen Führer. Und wurmt sich rein krumm, daß sein Auserwählter andere Leidenschaften hat als er und also Prioritäten, zumal solch fleischliche. Ich aber sage, wann immer einer will, daß Du ihn führest, schieß ihn ab. Im Weblog ist das die Löschung.

... und jetzt schon den zweiten Eintrag gelöscht; den Spaß an sowas lernte ich an dem selbsternannten ovid
albannikolaiherbst antwortete am 2009/11/07 17:39:
@sun-ray.
Ich habe auch Ihren Eintrag jetzt gelöscht, weil er - wenn auch aus anderer Warte und ironisch mit ihm umspringend - in Condors Dussel-Bresche springt. Wenn Sie Ihren Text anderswo in Der Dschungel noch einmal unterbringen mögen, als Replik auf Condor direkt, etwa >>>> in dem extra für ihn eröffneten Predigtenbeitrag, fände ich das wiederum in Ordnung, und auch wenn der Condor sich d o r t weiterhin ausläßt und auch gerne gegen meine Auffassungen polemisiert. Nicht hingegen hier unter meinem Arbeitsjournal. (Es ist mir bewußt, daß mein Verhältnis zu Frauen bei einigen Menschen Neid erregt, Männern w i e Frauen; aber erstens ist niemand gezwungen, hier zu lesen, und zweitens ist Erotik für mich d a s Fundament aller Kunst; mit den Meinungen Verliebter hat das wenig zu tun, sondern ganz allein mit der Schöpferkraft durch Geschlecht, der ich unterstehe. Wenn mir also jemand vorhielte: Sie denken mit dem Schwanz, würde ich lächelnd antworten: Aber gewiß.) 
Sun-ray antwortete am 2009/11/07 18:13:
Niemals würde ich Ihnen derlei vorhalten, Herr Herbst.
Wozu auch, da Sie wie auch ich wissen,
dass Sie so und nicht anders darauf reagierten?
Auch diesen Beitrag können Sie gerne löschen,
wenn er Ihren Sinn für Ordnung empfindlich stört.
Aber tun Sie mir bitte einen Gefallen,
und machen Sie mich nicht ebenfalls kleiner, als ich bin.
Wenn Ihnen meines hier nicht schmeckt,
wischen Sie's halt weg.
Doch unterstellen Sie mir bitte nicht oberflächenhöflich,
ich nähme meine Worte wichtiger, als sie für mich sind.

Mir scheint, Sie denken derzeit sehr schlicht Schwarz-Weiß.
Anders kann ich mir viele Ihrer Reaktionen nicht erklären.
Dazu zählt auch der Versuch, mich einem Lager zuzuordnen.
Wissen Sie, es vergeht kaum ein Tag,
an dem ich Ihre Zeilen lese
und diese mich nicht auf hausinterne Palme treiben.
Tatsächlich sind Sie mir seit einiger Zeit Inspirationsquelle.
Palme hin oder her - das weiß ich zu schätzen.
Selbstverständlich respektiere ich
hiesigen Tempel Ihres Glaubens.
Weshalb ich mich relativ selten zu Wort melde,
denn als Menschenfrau muss ich
um manche Contenance erst ringen,
bevor ich ihrer habhaft bin.
Was nicht wirklich von Bedeutung ist,
da allein meine Angelegenheit.
Betrachten Sie es als Zeichen aufrichtiger Sympathie,
dass ich es explizit erwähne.
Und als ebensolches, wenn ich Ihnen sage:
Sie bewegen sich derzeit auf zunehmend schmaler werdendem Brett.
Ob Sie das glauben mögen oder nicht, geht mich nichts an.
Ich mag Sie, darum sage ich es.
Andere lasse ich in solchen Fällen
ungerührt in selbstgewählte Abgründe spazieren.

Mein Lieber (für mich sind Sie das),
Sie sind gerade dabei, eine Religion zu schnitzen.
Und wie immer, wenn so etwas passiert,
rollen die ersten Köpfe.
Ihre Begründungen dafür mögen Ihnen derzeit reichen -
aber überlegen Sie mal eines:
Wie authentisch und hingebungsvoll ist Liebe zur Erde,
die andere Opfer kostet als eigenes?

Unzweifelhaft machten Sie sich Ihr Bild von mir.
Doch maßen Sie sich bitte nicht an,
dieses für mich zu halten.
Von mir aus können Sie
über den Stellenwert des Geistes denken,
wie Sie wollen. Wie gesagt:
Sie sind mir stets willkommener Antagonist.
Aber auf Kleinmachen reagiere ich empfindlich.
Denn es verletzt nicht nur meine (die zuletzt),
sondern vor allem Ihre Würde.
Solches ist mir arg.

Ja, der 'ältere Herr' war giftig.
Weiß ich.
Aber Sie haben um ihn gebettelt.
Schon recht lange.
Schade, dass Sie sich außerstande sahen,
ihn mit angemessener Größe zu beantworten.

Doch, ja - ich mag Sie immer noch.
Wären Sie nicht der, welcher Sie zu sein belieben,
nennte ich Ihnen die Gründe meiner Sympathie.
Da Sie aber für sich beschlossen,
der zu sein, den Sie der Welt zu zeigen belieben,
gehe ich flexibel wie Gras darauf ein:
Ich mag Sie, weil es bis zu jenem Moment,
da man auf echten Meister trifft,
nichts Befriedigenderes gibt,
als sich angeblicher Meister zu bedienen.

Oh je, für diesen letzten Satz werde ich mich verachten.
So sicher, wie nur irgendwas.
Was soll's - Sie schenken sich ja auch keine Niederung.
Was hiesig zwar kein Maßstab ist,
jedoch in ehrlichen Momenten schon ein bisschen Trost.
Ich freue mich auf den Tag,
an dem Ihnen aufgeht,
welche Tiefen das Spiel,
welches sie unsicher als Nichtspiel deklarieren,
tatsächlich hat.

In diesem Sinne Ihnen ergötzlichen Samstagabend.
S. 
albannikolaiherbst antwortete am 2009/11/07 19:55:
@sun-ray.
Ach, wissen Sie, sun-ray, das ist mir alles viel zu viel unterschwellige Marshmallow-Esoterik. Schon von "Meister" zu sprechen und selbst sowas zu hören, hat etwas, das mir zu weiche Knochen macht. Nicht meine Welt, seien'S net bös. 
Sun-ray antwortete am 2009/11/07 20:37:
Bin ich seltenst.
Weil wenn, nur ganz privat und äußerst temporär.
Erholen Sie sich ein bisschen. 
Sun-ray antwortete am 2009/11/07 22:57:
Derweil Sie es tun,
schenk ich trotzdem nochmal nach:

An Tabu kommt niemand vorbei.
Nicht aus kleinbürgerlichen Moralgründen,
wie euphorischer ABC-Schütze meinen möchte,
sondern weil Mysterium auf sich besteht.
Sonst bliebe es nämlich keines.
Zerrt man es vor Zuschauerbänke,
wird es blass und verweigert sich.
Ist wie mit Wiesenschaumkraut und blutrotem Mohn:
eben noch Zeugnis inbrünstig puren Lebens,
wird's im Moment des Pflückens schales Zeug.
Mysterien wissen sich zu schützen -
auch und besonders vor ihren eiferndsten Verfechtern. 
albannikolaiherbst antwortete am 2009/11/07 23:18:
@sun-ray.
So spricht - die Einsamkeit. Also: versteh ich's. 

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