Contessa ff: Vor der ersten Recherchereise. Das Arbeitsjournal des Montags, dem 19. September 2016. Darinnen Deuschland und zum Narzissmus.
[Arbeitswohnung, 6.05 Uhr
Stille, nur durchs offene Oberlicht vorn fern ein höhlern-metallnes, flüchtiges...
läßt es sich „Raunen“ nennen? der SBahn
Und das verhaltene Rauschen der Laptopslüftung]
Ich darf die Insel nicht nennen, die Contessa bat mich darum. Es wäre zu schnell heraus, wer sie ist. Schon, daß ich Griechenland nannte, hat sie ein wenig düpiert. Doch sind es ja hunderte Inseln, die derzeit >>>> unter den Hammer kommen. Und es ist mein erstes Mal überhaupt, Griechenland, mein‘ ich, für mich. Und dies bei meiner >>>> Verbundenheit mit Ovid. Wie kann ich da schweigen?
So sagte ich es ihr. Wobei ich ein wenig bezweifle, daß meine Argumentation mit der für mich wichtigen klassischen griechischen Mythologie ihr wirklich nahe ging; als einen Spleen aber sah sie sie ein - und war mir wieder gut. (Allerdings, zugegeben, Ovid ist mehr das Schwarze Meer, also nach seiner Verbannung; doch aber auch vorher eher Rom).
Außerdem habe ich das Kinderbuch schon fertigbekommen, das sie für eine ihr sehr nahstehende Cousine geschrieben haben wollte.. nein, Sie irren, keine Hohenzollern. Ich schob den sanft-phantastischen Text in die andere Romanarbeit kurzerhand ein, nachdem mir beim Laufen die Grundidee gekommen war. Daß es so kommen würde, hatte ich ihr auch angekündigt. Nun funktionierte es wirklich.
Deshalb habe ich mich in den letzten Tagen hier nur sporadisch melden können, immer nur vermittels eines >>>> DTs und indem ich >>>>> Bruno Lampes >>>> Tagebücher je auf die Hauptsite stellte oder auch schon mal auf einen Kommentar antwortete. Im übrigen war ich mit diesem Kinderbuch beschäftigt, aber auch mit der technischen Ausstattung meiner nun anstehenden Recherchereise.
Ich brauchte ein Netbook, das nicht so schwer und unhandlich wie mein Laptop ist und vor allem über lange Akkulaufzeiten verfügt, fand auch eines, erstand es, und mußte es dann aber einrichten. So ganz fertig bin ich damit noch nicht, aber doch so, daß mir jetzt die Arbeit unterwegs gut von den Fingern gehen kann. Die ebenfalls neu gekaufte externe und sehr kleine 2TB-Platte liest das Gerät leider nicht; zu wenig Stromversorgung, denke ich. Also bin ich auf einen 128GB-Stick gekommen, der imgrunde alles speichern kann, was direkt mit meiner Arbeit zusammenhängt; vielleicht hole ich mir nach Griechenland und Sardinien n o c h einen solchen Stick dazu, außerdem eine 64GB- oder sogar 128GB-Flashcard. Momentan kann ich mir das leisten, bzw. wird es sowieso gegen die Steuer gerechnet werden, bzw. gibt die Contessa etwas hinzu. Wichtig ist, daß diese Zusatzteilchen nicht vorstehen, also während der Reisebelastungen nicht abbrechen können; mein USB-Stick jetzt ist extrem klein und sitzt bombenfest.
Abflug morgen, Göttindseidank von Tegel, bereits um 6.55 Uhr, dann leider ein Stop in Brüssel, dort weiter um 9.15 Uhr und Ankunft in Athen um 13.20 Uhr. Spätere Flüge ließen mich erst gegen Abend ankommen. Aber ich muß ja noch aufs Boot. „Etwa zwei Stunden Überfahrt“, erklärte die Contessa. Vielleicht hat sie auch „anderthalb Stunden“ gesagt oder „drei“ - ich will ja nicht, daß Sie – auch Sie nicht, liebste Freundin – die durchschnittliche Knotenzahl einer Privatyacht ermitteln und dann den Zirkel nehmen...
Daß ich überhaupt auf die Insel reise, hängt daran, daß ich das Gebäude sehen muß, um dann auf Sardinien einen Ort zu finden, wohin ich‘s für den Roman stellen kann. Deshalb wird mein Aufenthalt auch nur anderthalb Tage betragen; jede Ecke der Villa werde ich mir da einprägen, jeden Treppenhandlauf, jedes Portalchen. Auch der 25m-Pool muß ja irgendwo hin. Danach dann, wieder von Athen aus, der Privatjet. Die Insel sei selbst für eine Chessnalandebahn zu klein, jedenfalls nicht gefahrlos so nutzbar... aber einen Hubschrauber könnten wir nehmen.
Ob man auf der Insel tauchen könne, fragte ich bescheiden, gebe es da einen Tauchclub? - Die Contessa, in FaceTime, lachte laut auf. „Verzeihung, die Insel gehört alleine mir... also meiner Familie natürlich. Also Touristen haben da gar nichts zu suchen.“ Womit sie freilich unterschlägt, daß die unmittelbaren Küsten, bzw. Meereszugänge in Griechenland prinzipiell öffentlich sind. (Ich weiß das aber auch erst, seit ich den oben verlinkten Artikel las.) „Aber mein Verwalter ist ein Taucher. Wenn Sie sich verstehen, wird er Sie sicher auf einzwei Gänge mit hinausnehmen.“ - Nein, morgen und übermorgen nicht, da ist keine Zeit. Aber ich plane für Ende Oktober (erst geht‘s Anfang Oktober noch nach Sizilien, dann kommt die Frankfurtmainer Buchmesse) einen ein/anderthalbwöchigen Rückzug auf die Insel, um direkt vor Ort zu schreiben. Die Contessa hat es schon abgenickt. Außer dem Verwalter, der auf dem Gelände sein Häuschen stehen hat, und ein paar Zuwartkräften wird dann niemand dort sein. Da dann werde ich morgens Zeit für je einen Tauchgang haben, statt des Sports – das „statt“ selbstverständlich in Häkchen. Während es hierzustadt regnen wird und regnen und klamm werden, nebelnovembrig. Ach, laßt mich doch im Süden leben! - Dies ist für meine Seele die wohl schönste Seite dieser Ghostwriter-Arbeit, daß ich im Süden so oft sein kann.
„Aber wenn du da jetzt“, fragte mich Freund Christoph von >>>> Arco in Wien, „ein wirklich ein gutes Buch schreibst, hinter dem du zur Gänze stehst, tut es dir dann nicht weh, wenn der Titel deinen Namen nicht nennt?“ - Ich >>>> deutete es in Umbrien schon an: Nein, gar nicht. Sondern die Freude darüber, einmal nicht gegen Widerstände und Vorurteile, bzw. hinter mehr oder minder vorgehaltener Hand längst gefällte Verurteilungen anzuschreiben und zu wissen, daß meine Arbeit gewollt ist, überleuchtet alles andere. Es ist doch ganz falsch, den zweifellos wirkenden künstlerischen Narzissmus für einen persönlichen zu halten; es ist ein Narzissmus der Arbeit, der wird von Mobbing und Abwehr gekränkt, nicht etwa die Person des Künstlers selbst, bzw. nur insofern Künstler und Arbeit identisch sind oder sich als identisch empfinden. Dies unterscheidet sich gewaltig von jedem Individualnarzissmus. Genau deshalb spielt eine Nennung meines Autorennamens gar keine Rolle. Es befriedigt mich, tun zu dürfen, was ich kann und möchte, ich gehe in der Arbeit-selbst auf. Möge sie unter welchem Namen auch immer hinausgehen. Oder meinen Sie, Freundin, daß ich, wenn dem nicht so wäre, diese zahllosen Dschungelbeiträge (in der Numerierung meines Archivs mit diesem hier 18.209 [!]) in das Netz geworfen hätte, ohne etwas dafür zu bekommen und frei und durch jedermann kopierbar? Es kommt darauf nicht an. Nicht fecit, sondern invenit, Freundin! Und ein „invenit“ schreibt man nicht...
Man kann meine jetzige Arbeit aber auch wie die eines Unternehmenskünstlers betrachten, sagen wir für Apple. Kennen Sie die Entwickler dort? Wer kennt die Zeichner bei Disney? Eingeweihte, ja, aber ein größerer Kreis wohl nicht. Ecco. Doch die Dinge gehen in die Welt und strahlen in sie aus – vielleicht kräftiger, als es ohne nennenswerten Support oder „Lobby“ einem Einzelnen überhaupt möglich wäre.
Nein, ich werde bei dieser Ghostwriterarbeit nicht unter mein Niveau gehen, aber es anders als bisher realisieren, mit einer anderen als der bisherigen „rein“ ästhetischen Zielsetzung. Dies sei meinen Gegnern lächelnd gesagt. Lächelnd, weil sie eh schon grollen. Da muß ich keinen Bauchschmerz hinzutun. Nachzutreten ist feige.
So, an die Vorbereitungen. Das nächste Arbeitsjournal wird auf der Insel geschrieben. Sofern die Contessa mir Zeit läßt. (Ich freue mich auf sie, ihre kapriziöse, dabei extrem schnelle Art kommt mir ausgesprochen entgegen; auch ihren Spott mag ich sehr. Und ihre Lebensfreude, die auch sie nicht einfach so geschenkt bekommt, sondern die sie sich täglich erringt. Daß sie mich quasi dauerbeansprucht, kommt mir dabei entgegen; ich kenne keine Abgrenzungsproblematik, brauche das nicht, „mal für mich zu sein“, brauche keine sogenannte Freizeit, muß nur arbeiten dürfen. Wobei die Contessa, als die Löwin hier war, kurz schrieb, sie wolle nicht stören, wir sollten unsere Zeit genießen. Was wir denn auch taten. „Format“, kommentierte die Löwin, „ist halt Format.“
Zu meiner bisweilen schon geäußerten Auffassung, daß „Freizeit“ ein Quatsch ist, werde ich mich in einem späteren Journal noch mal äußern, dann nämlich dezidiert. In der DDR nannte man Altersheime „Feierabendheim“. Das Grauen, das von diesem Wort ausgeht, sitzt mir in den Knochen, seit ich‘s zum ersten Mal las. Es kann dies aber wohl nur mitempfinden, wer nichtentfremdet arbeitet. Für die „normalen“ Angestellten ist es was andres. Das gebe ich zu.)
Genießen Sie Ihren Tag. Hier kommt gerade, unter einem grollend verhangenen Himmel, die Sonne durch. Und surreal erglänzt Berlin. Meine Güte, über 11% AfD! Nicht in einem bayerischen Hinterweltsdorf, nicht in einem desparaten DDR-Ort, sondern hier. Was sind das für Menschen, die andere Menschen in den Tod schicken wollen, in Krieg und Elend zurückschicken, Frauen, Kinder, Väter? Man kann sich vor denen nur ekeln. Die, am liebsten, trieb‘ ich dort hin. Auch wenn ich weiß, daß sie letztlich erkrankt sind vor innerer umfassender Unfreiheit. Denn Deutschland? Was ist bitte Deutschland? Da bin ich >>>> um den Schlaf gebracht.
Ihr, Freundin, Europäer:
ANH
Stille, nur durchs offene Oberlicht vorn fern ein höhlern-metallnes, flüchtiges...
läßt es sich „Raunen“ nennen? der SBahn
Und das verhaltene Rauschen der Laptopslüftung]
Ich darf die Insel nicht nennen, die Contessa bat mich darum. Es wäre zu schnell heraus, wer sie ist. Schon, daß ich Griechenland nannte, hat sie ein wenig düpiert. Doch sind es ja hunderte Inseln, die derzeit >>>> unter den Hammer kommen. Und es ist mein erstes Mal überhaupt, Griechenland, mein‘ ich, für mich. Und dies bei meiner >>>> Verbundenheit mit Ovid. Wie kann ich da schweigen?
So sagte ich es ihr. Wobei ich ein wenig bezweifle, daß meine Argumentation mit der für mich wichtigen klassischen griechischen Mythologie ihr wirklich nahe ging; als einen Spleen aber sah sie sie ein - und war mir wieder gut. (Allerdings, zugegeben, Ovid ist mehr das Schwarze Meer, also nach seiner Verbannung; doch aber auch vorher eher Rom).
Außerdem habe ich das Kinderbuch schon fertigbekommen, das sie für eine ihr sehr nahstehende Cousine geschrieben haben wollte.. nein, Sie irren, keine Hohenzollern. Ich schob den sanft-phantastischen Text in die andere Romanarbeit kurzerhand ein, nachdem mir beim Laufen die Grundidee gekommen war. Daß es so kommen würde, hatte ich ihr auch angekündigt. Nun funktionierte es wirklich.
Deshalb habe ich mich in den letzten Tagen hier nur sporadisch melden können, immer nur vermittels eines >>>> DTs und indem ich >>>>> Bruno Lampes >>>> Tagebücher je auf die Hauptsite stellte oder auch schon mal auf einen Kommentar antwortete. Im übrigen war ich mit diesem Kinderbuch beschäftigt, aber auch mit der technischen Ausstattung meiner nun anstehenden Recherchereise.
Ich brauchte ein Netbook, das nicht so schwer und unhandlich wie mein Laptop ist und vor allem über lange Akkulaufzeiten verfügt, fand auch eines, erstand es, und mußte es dann aber einrichten. So ganz fertig bin ich damit noch nicht, aber doch so, daß mir jetzt die Arbeit unterwegs gut von den Fingern gehen kann. Die ebenfalls neu gekaufte externe und sehr kleine 2TB-Platte liest das Gerät leider nicht; zu wenig Stromversorgung, denke ich. Also bin ich auf einen 128GB-Stick gekommen, der imgrunde alles speichern kann, was direkt mit meiner Arbeit zusammenhängt; vielleicht hole ich mir nach Griechenland und Sardinien n o c h einen solchen Stick dazu, außerdem eine 64GB- oder sogar 128GB-Flashcard. Momentan kann ich mir das leisten, bzw. wird es sowieso gegen die Steuer gerechnet werden, bzw. gibt die Contessa etwas hinzu. Wichtig ist, daß diese Zusatzteilchen nicht vorstehen, also während der Reisebelastungen nicht abbrechen können; mein USB-Stick jetzt ist extrem klein und sitzt bombenfest.
Abflug morgen, Göttindseidank von Tegel, bereits um 6.55 Uhr, dann leider ein Stop in Brüssel, dort weiter um 9.15 Uhr und Ankunft in Athen um 13.20 Uhr. Spätere Flüge ließen mich erst gegen Abend ankommen. Aber ich muß ja noch aufs Boot. „Etwa zwei Stunden Überfahrt“, erklärte die Contessa. Vielleicht hat sie auch „anderthalb Stunden“ gesagt oder „drei“ - ich will ja nicht, daß Sie – auch Sie nicht, liebste Freundin – die durchschnittliche Knotenzahl einer Privatyacht ermitteln und dann den Zirkel nehmen...
Daß ich überhaupt auf die Insel reise, hängt daran, daß ich das Gebäude sehen muß, um dann auf Sardinien einen Ort zu finden, wohin ich‘s für den Roman stellen kann. Deshalb wird mein Aufenthalt auch nur anderthalb Tage betragen; jede Ecke der Villa werde ich mir da einprägen, jeden Treppenhandlauf, jedes Portalchen. Auch der 25m-Pool muß ja irgendwo hin. Danach dann, wieder von Athen aus, der Privatjet. Die Insel sei selbst für eine Chessnalandebahn zu klein, jedenfalls nicht gefahrlos so nutzbar... aber einen Hubschrauber könnten wir nehmen.
Ob man auf der Insel tauchen könne, fragte ich bescheiden, gebe es da einen Tauchclub? - Die Contessa, in FaceTime, lachte laut auf. „Verzeihung, die Insel gehört alleine mir... also meiner Familie natürlich. Also Touristen haben da gar nichts zu suchen.“ Womit sie freilich unterschlägt, daß die unmittelbaren Küsten, bzw. Meereszugänge in Griechenland prinzipiell öffentlich sind. (Ich weiß das aber auch erst, seit ich den oben verlinkten Artikel las.) „Aber mein Verwalter ist ein Taucher. Wenn Sie sich verstehen, wird er Sie sicher auf einzwei Gänge mit hinausnehmen.“ - Nein, morgen und übermorgen nicht, da ist keine Zeit. Aber ich plane für Ende Oktober (erst geht‘s Anfang Oktober noch nach Sizilien, dann kommt die Frankfurtmainer Buchmesse) einen ein/anderthalbwöchigen Rückzug auf die Insel, um direkt vor Ort zu schreiben. Die Contessa hat es schon abgenickt. Außer dem Verwalter, der auf dem Gelände sein Häuschen stehen hat, und ein paar Zuwartkräften wird dann niemand dort sein. Da dann werde ich morgens Zeit für je einen Tauchgang haben, statt des Sports – das „statt“ selbstverständlich in Häkchen. Während es hierzustadt regnen wird und regnen und klamm werden, nebelnovembrig. Ach, laßt mich doch im Süden leben! - Dies ist für meine Seele die wohl schönste Seite dieser Ghostwriter-Arbeit, daß ich im Süden so oft sein kann.
„Aber wenn du da jetzt“, fragte mich Freund Christoph von >>>> Arco in Wien, „ein wirklich ein gutes Buch schreibst, hinter dem du zur Gänze stehst, tut es dir dann nicht weh, wenn der Titel deinen Namen nicht nennt?“ - Ich >>>> deutete es in Umbrien schon an: Nein, gar nicht. Sondern die Freude darüber, einmal nicht gegen Widerstände und Vorurteile, bzw. hinter mehr oder minder vorgehaltener Hand längst gefällte Verurteilungen anzuschreiben und zu wissen, daß meine Arbeit gewollt ist, überleuchtet alles andere. Es ist doch ganz falsch, den zweifellos wirkenden künstlerischen Narzissmus für einen persönlichen zu halten; es ist ein Narzissmus der Arbeit, der wird von Mobbing und Abwehr gekränkt, nicht etwa die Person des Künstlers selbst, bzw. nur insofern Künstler und Arbeit identisch sind oder sich als identisch empfinden. Dies unterscheidet sich gewaltig von jedem Individualnarzissmus. Genau deshalb spielt eine Nennung meines Autorennamens gar keine Rolle. Es befriedigt mich, tun zu dürfen, was ich kann und möchte, ich gehe in der Arbeit-selbst auf. Möge sie unter welchem Namen auch immer hinausgehen. Oder meinen Sie, Freundin, daß ich, wenn dem nicht so wäre, diese zahllosen Dschungelbeiträge (in der Numerierung meines Archivs mit diesem hier 18.209 [!]) in das Netz geworfen hätte, ohne etwas dafür zu bekommen und frei und durch jedermann kopierbar? Es kommt darauf nicht an. Nicht fecit, sondern invenit, Freundin! Und ein „invenit“ schreibt man nicht...
Man kann meine jetzige Arbeit aber auch wie die eines Unternehmenskünstlers betrachten, sagen wir für Apple. Kennen Sie die Entwickler dort? Wer kennt die Zeichner bei Disney? Eingeweihte, ja, aber ein größerer Kreis wohl nicht. Ecco. Doch die Dinge gehen in die Welt und strahlen in sie aus – vielleicht kräftiger, als es ohne nennenswerten Support oder „Lobby“ einem Einzelnen überhaupt möglich wäre.
Nein, ich werde bei dieser Ghostwriterarbeit nicht unter mein Niveau gehen, aber es anders als bisher realisieren, mit einer anderen als der bisherigen „rein“ ästhetischen Zielsetzung. Dies sei meinen Gegnern lächelnd gesagt. Lächelnd, weil sie eh schon grollen. Da muß ich keinen Bauchschmerz hinzutun. Nachzutreten ist feige.
So, an die Vorbereitungen. Das nächste Arbeitsjournal wird auf der Insel geschrieben. Sofern die Contessa mir Zeit läßt. (Ich freue mich auf sie, ihre kapriziöse, dabei extrem schnelle Art kommt mir ausgesprochen entgegen; auch ihren Spott mag ich sehr. Und ihre Lebensfreude, die auch sie nicht einfach so geschenkt bekommt, sondern die sie sich täglich erringt. Daß sie mich quasi dauerbeansprucht, kommt mir dabei entgegen; ich kenne keine Abgrenzungsproblematik, brauche das nicht, „mal für mich zu sein“, brauche keine sogenannte Freizeit, muß nur arbeiten dürfen. Wobei die Contessa, als die Löwin hier war, kurz schrieb, sie wolle nicht stören, wir sollten unsere Zeit genießen. Was wir denn auch taten. „Format“, kommentierte die Löwin, „ist halt Format.“
Zu meiner bisweilen schon geäußerten Auffassung, daß „Freizeit“ ein Quatsch ist, werde ich mich in einem späteren Journal noch mal äußern, dann nämlich dezidiert. In der DDR nannte man Altersheime „Feierabendheim“. Das Grauen, das von diesem Wort ausgeht, sitzt mir in den Knochen, seit ich‘s zum ersten Mal las. Es kann dies aber wohl nur mitempfinden, wer nichtentfremdet arbeitet. Für die „normalen“ Angestellten ist es was andres. Das gebe ich zu.)
Genießen Sie Ihren Tag. Hier kommt gerade, unter einem grollend verhangenen Himmel, die Sonne durch. Und surreal erglänzt Berlin. Meine Güte, über 11% AfD! Nicht in einem bayerischen Hinterweltsdorf, nicht in einem desparaten DDR-Ort, sondern hier. Was sind das für Menschen, die andere Menschen in den Tod schicken wollen, in Krieg und Elend zurückschicken, Frauen, Kinder, Väter? Man kann sich vor denen nur ekeln. Die, am liebsten, trieb‘ ich dort hin. Auch wenn ich weiß, daß sie letztlich erkrankt sind vor innerer umfassender Unfreiheit. Denn Deutschland? Was ist bitte Deutschland? Da bin ich >>>> um den Schlaf gebracht.
Ihr, Freundin, Europäer:
ANH
albannikolaiherbst - Montag, 19. September 2016, 09:55- Rubrik: Arbeitsjournal
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