Das Arbeitslot wieder senkrecht hinab, und ich steh schauend hier oben in meinem Argo- und Galouye-Journal. An diesem Dienstag, dem 3. April 2012.
9.04 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
[Arbeitswohnung.]
Zehn nach halb fünf auf. Das übliche Ritual. Um fünf am Schreibtisch. Mit einer Unterbrechung, um kurz vor acht, zu pflegender Fingernägel halber, die das Cello kurz verlangt, sowie der nötigen, ebenfalls kurzen Staubsaugerei danach, bis neun Uhr durchgearbeitet; gekommen bis TS 375 erstes Drittel. Ab einer Stelle hab ich völlig neu formuliert, ich stelle das noch ein, muß indessen meine Handschrift dafür in lesbaren Text übertragen. Jetzt geht es erst einmal, nach diesem Arbeitsjournal, wieder an den Galouye; mit etwas Konsequenz lese ich das Buch noch heute vormittag aus. „Etwas auslesen“, was ein Begriff! Als wär es danach nicht mehr da.
Woran etwas ist. Bücher, die nicht gelesen werden, sind nicht.
Während zu dem >>>> dort und >>>> hier folgendes nachzutragen ist:
Gern, liebe Frau Diadorim, begäbe ich mich für einige Zeit hinfort und schwiege für das öffentliche Leben, also auch für die Literatur. Nur muß zum einen wirklich erst Argo fertig und herausgekommen sein; das Buch ist überfällig als dritter Band einer Trilogie, deren erster vor vierzehn Jahren erschien, so daß an den dritten keiner mehr glaubt. Was freilich nicht an mir liegt, sondern schlichtweg daran, daß sich seit dem Prozeß um >>>> Meere kein großer Verlag mehr meiner angenommen hat. Für kleine Verlage ist das Projekt aber imgrunde zu groß. >>>> Elfenbein möchte es stemmen, aber die Finanzierung steht nach wie vor nicht, zumal der dritte Band, ohne daß die beiden ersten noch greifbar wären, eigentlich nicht verstanden werden kann. Um die muß ich mich also ebenfalls kümmern. Das tut niemand sonst.
Zum anderen würde mein Verschwinden ganz sicher begrüßt, und käm ich dann zurück, kennte mich niemand mehr. So etwas ist einigen Autoren widerfahren, auch solchen, die in ihrer Zeit davor bekannt gewesen sind. Dennoch setzte ich mich gerne dann auf ein Schiff, um den Sterberoman zu schreiben, der mir seit >>>> der Kreuzfahrt nicht aus dem Kopf geht. Ein halbes, dreiviertel Jahr auf See, das käme mir entgegen. Da schriebe ich auch keine Dschungel weiter, sondern nur, nicht mehr, je eine Seite Prosa täglich, macht nach einem halben Jahr 182 1/2 Seiten, die ein nach Umfang brauchbares Buch ergäben. Im übrigen wandelte ich auf Deck oder setzte mich an die Bar für zwei tägliche Margariten morgens und abends den Sundowner, selbstverständlich >>>> Talisker. Ich wüßte auch die verbleibende Zeit sinnierend gut zu nutzen, meditativ, wenn Sie so wollen, oder in den Häfen, wie mir die Löwin gestern vorschlug, mit jeweils einer Geliebten, die ich selbstverständlich, so verlangte sie, stets wieder zu verlassen hätte, wenn das Schiff wieder ablegt, und zurückkehren dürfte ich nicht. So wollte sie das akzeptieren, wofern ich Anzüge aus hellem Leinen trüge.
Bevor ich meinen letzten „großen“, dem Umfang nach, Roman beginne, will ich tatsächlich diesen schreiben; >>>> Marebuch wartet auf mein Exposé. Der Vorschuß wird mir zu leben gestatten, wenn ich an Land bin der Ausflüge halber. Doch steht mein Sohn dagegen: er protestierte schon, als ich ihm von der Idee erzählte: „Ein halbes Jahr? Nein, Papa, das ist zu viel.“ Kinder haben ganzes Recht auf beide Eltern. Daß die da sind. Geben Sie mir noch drei Jahre. Mit sechzehn wird er alt genug sein, seinen Vater diese Zeit lang zu entbehren, vielleicht sogar ein bißchen froh, denn er hat dann die Arbeitswohnung ganz für sich. Pubertierende macht sowas glücklich. Damit haben sie recht, genau so wär es mir gegangen, als ich in seinem Alter war. Allein für seine Freundinnen wird es ein Segen werden. Da muß man nicht in den Park oder, wie in Italien, die Vorzüge von Autos schätzen lernen. Vielleicht, wenn ich zurückkomm, werd ich schon Opa. Mir würde das gefallen. Sehr.
Also erste Tagesbilanz: Zwei Gläser Latte macchiato, zwei Pfeifen und ein Cigarillo. Nebenbei löschte, die er über Nacht fand, mein Esed Nod 32 sechs Viren, bzw. Trojaner, die fürs Copy in meinem Werk spionierten, um dann mit Paste das Leere aufzufüllen, das das die Intruders spüren. Um etwas anderes kann es bei mir nicht gehen, da ich bekanntlich kein Konto mehr habe.
Irgendwann im Lauf des Tages wird mein Junge kommen, um mit mir die Duos weiterzuüben, die wir morgen auf dem kleinen Konzert aufführen wollen. Wann er hiersein wird, weiß ich nicht; deshalb ist >>>> das DTs letztlich provisorisch. Es soll den Tag auch nur strukturieren, ist mitnichten ein Gesetz. Freie Arbeiter, die etwas vorhaben, das in sich so viel mit Chaos zu tun hat, brauchen, glaube ich, Geländer.
Ist meine Galouye-Lektüre abgeschlossen, nehme ich ein schmales Buch her, das >>>> meine Impresaria mir zugeschickt hat, damit ich es, vielleicht, bespreche. Wenn ich Rezensionen schreibe, muß der Gegenstand es wert sein; gegen Verrisse rechnet sich seltenst der Aufwand, nicht einmal pekuniär.
Außerdem liegt eine CD für die Besprechung hier, Auftrag der FAZ, sowie eine zweite zur Besprechung in Der Dschungel. Dann ist immer noch das Gedicht für >>>> Robert HP Platz zu schreiben, das er in seinem Streichquartett vertonen möchte. Ich hab aber noch keine Idee; anders als viele Komponisten arbeite ich nach Einfall, nicht Auftrag.
Abends vielleicht >>>> Bar.
Reicht das für heute?
13.36 Uhr:
Sp, Mittagsschlaf. Bin ein bißchen zu spät dran, habe aber alles geschafft, was ich wollte. Den Galouye krieg ich heut nachmittag „aus“, sind nur noch wenige Seiten. Aber >>>> diadorim antworten, das mußte ich jetzt noch.
Eine Einladung zu einer Lesung nach Wiesbaden kam, zusammen mit Ricarda Junge. Und eine Einladung zu >>>> dem Urheberrechts-Symposion; ich habe beides zugesagt.
16.04 Uhr:
So, fertiggeworden mit dem Buch, das
Woran etwas ist. Bücher, die nicht gelesen werden, sind nicht.
Während zu dem >>>> dort und >>>> hier folgendes nachzutragen ist:
Gern, liebe Frau Diadorim, begäbe ich mich für einige Zeit hinfort und schwiege für das öffentliche Leben, also auch für die Literatur. Nur muß zum einen wirklich erst Argo fertig und herausgekommen sein; das Buch ist überfällig als dritter Band einer Trilogie, deren erster vor vierzehn Jahren erschien, so daß an den dritten keiner mehr glaubt. Was freilich nicht an mir liegt, sondern schlichtweg daran, daß sich seit dem Prozeß um >>>> Meere kein großer Verlag mehr meiner angenommen hat. Für kleine Verlage ist das Projekt aber imgrunde zu groß. >>>> Elfenbein möchte es stemmen, aber die Finanzierung steht nach wie vor nicht, zumal der dritte Band, ohne daß die beiden ersten noch greifbar wären, eigentlich nicht verstanden werden kann. Um die muß ich mich also ebenfalls kümmern. Das tut niemand sonst.
Zum anderen würde mein Verschwinden ganz sicher begrüßt, und käm ich dann zurück, kennte mich niemand mehr. So etwas ist einigen Autoren widerfahren, auch solchen, die in ihrer Zeit davor bekannt gewesen sind. Dennoch setzte ich mich gerne dann auf ein Schiff, um den Sterberoman zu schreiben, der mir seit >>>> der Kreuzfahrt nicht aus dem Kopf geht. Ein halbes, dreiviertel Jahr auf See, das käme mir entgegen. Da schriebe ich auch keine Dschungel weiter, sondern nur, nicht mehr, je eine Seite Prosa täglich, macht nach einem halben Jahr 182 1/2 Seiten, die ein nach Umfang brauchbares Buch ergäben. Im übrigen wandelte ich auf Deck oder setzte mich an die Bar für zwei tägliche Margariten morgens und abends den Sundowner, selbstverständlich >>>> Talisker. Ich wüßte auch die verbleibende Zeit sinnierend gut zu nutzen, meditativ, wenn Sie so wollen, oder in den Häfen, wie mir die Löwin gestern vorschlug, mit jeweils einer Geliebten, die ich selbstverständlich, so verlangte sie, stets wieder zu verlassen hätte, wenn das Schiff wieder ablegt, und zurückkehren dürfte ich nicht. So wollte sie das akzeptieren, wofern ich Anzüge aus hellem Leinen trüge.
Bevor ich meinen letzten „großen“, dem Umfang nach, Roman beginne, will ich tatsächlich diesen schreiben; >>>> Marebuch wartet auf mein Exposé. Der Vorschuß wird mir zu leben gestatten, wenn ich an Land bin der Ausflüge halber. Doch steht mein Sohn dagegen: er protestierte schon, als ich ihm von der Idee erzählte: „Ein halbes Jahr? Nein, Papa, das ist zu viel.“ Kinder haben ganzes Recht auf beide Eltern. Daß die da sind. Geben Sie mir noch drei Jahre. Mit sechzehn wird er alt genug sein, seinen Vater diese Zeit lang zu entbehren, vielleicht sogar ein bißchen froh, denn er hat dann die Arbeitswohnung ganz für sich. Pubertierende macht sowas glücklich. Damit haben sie recht, genau so wär es mir gegangen, als ich in seinem Alter war. Allein für seine Freundinnen wird es ein Segen werden. Da muß man nicht in den Park oder, wie in Italien, die Vorzüge von Autos schätzen lernen. Vielleicht, wenn ich zurückkomm, werd ich schon Opa. Mir würde das gefallen. Sehr.
Also erste Tagesbilanz: Zwei Gläser Latte macchiato, zwei Pfeifen und ein Cigarillo. Nebenbei löschte, die er über Nacht fand, mein Esed Nod 32 sechs Viren, bzw. Trojaner, die fürs Copy in meinem Werk spionierten, um dann mit Paste das Leere aufzufüllen, das das die Intruders spüren. Um etwas anderes kann es bei mir nicht gehen, da ich bekanntlich kein Konto mehr habe.
Irgendwann im Lauf des Tages wird mein Junge kommen, um mit mir die Duos weiterzuüben, die wir morgen auf dem kleinen Konzert aufführen wollen. Wann er hiersein wird, weiß ich nicht; deshalb ist >>>> das DTs letztlich provisorisch. Es soll den Tag auch nur strukturieren, ist mitnichten ein Gesetz. Freie Arbeiter, die etwas vorhaben, das in sich so viel mit Chaos zu tun hat, brauchen, glaube ich, Geländer.
Ist meine Galouye-Lektüre abgeschlossen, nehme ich ein schmales Buch her, das >>>> meine Impresaria mir zugeschickt hat, damit ich es, vielleicht, bespreche. Wenn ich Rezensionen schreibe, muß der Gegenstand es wert sein; gegen Verrisse rechnet sich seltenst der Aufwand, nicht einmal pekuniär.
Außerdem liegt eine CD für die Besprechung hier, Auftrag der FAZ, sowie eine zweite zur Besprechung in Der Dschungel. Dann ist immer noch das Gedicht für >>>> Robert HP Platz zu schreiben, das er in seinem Streichquartett vertonen möchte. Ich hab aber noch keine Idee; anders als viele Komponisten arbeite ich nach Einfall, nicht Auftrag.
Abends vielleicht >>>> Bar.
Reicht das für heute?
13.36 Uhr:
Sp, Mittagsschlaf. Bin ein bißchen zu spät dran, habe aber alles geschafft, was ich wollte. Den Galouye krieg ich heut nachmittag „aus“, sind nur noch wenige Seiten. Aber >>>> diadorim antworten, das mußte ich jetzt noch.
Eine Einladung zu einer Lesung nach Wiesbaden kam, zusammen mit Ricarda Junge. Und eine Einladung zu >>>> dem Urheberrechts-Symposion; ich habe beides zugesagt.
16.04 Uhr:
So, fertiggeworden mit dem Buch, das
mit einem grandiosen Armageddon endet, das in einem, treu nach astrophysikalischer Kosmologie, neuen Big Bang explodiert. Witzigerweise ist das neue Universum nicht nach Kugelformen, sondern nach Quadern organisiert: das sei vielleicht besser, denkt sich, denke ich mir, die höchste Kraft.
Das Buch war Galouyes letzter Roman und ist ganz sicher sein literarisch bester – auch in dem Weltentwurf, den er enthält.
Jetzt geht’s, als Intermezzo, an Silligs >>>> Skoda. Um zu gucken, ob ich's rezensieren mag. Danach übertrage ich die Anstreichungen aus dem Unendlichen Mann in die Galouye-Notate-Datei.
Zwischendurch eine Anfrage des Schweizer Fernsehens für seine Online-Präsenz: ob ich wohl bitte... - verrate ich nicht, sondern verlinke, wenn alles steht.
Das kleine Konzert morgen fällt aus. Die alten Herrschaften möchten lieber eine Schlagerparade haben. Schade. Doch „umsonst“ geübt hat man ja nie: Jetzt soll unser Konzertchen nächste Woche stattfinden. Trotzdem sind mein Junge, der gerade anrief, und ich ein bißchen enttäuscht. In einer Stunde etwa wird er hier sein. Einfach weiterüben, denk ich mir.
Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, den nächsten >>>> Argo-Beitrag, von dem ich heute morgen schrieb, abzutippen und für Die Dschungel zu formatieren. Es wird vielleicht doch erst morgen drüber werden. Vielleicht schreib ich's dann gleich ganz in der Frühe.

Das Buch war Galouyes letzter Roman und ist ganz sicher sein literarisch bester – auch in dem Weltentwurf, den er enthält.
Jetzt geht’s, als Intermezzo, an Silligs >>>> Skoda. Um zu gucken, ob ich's rezensieren mag. Danach übertrage ich die Anstreichungen aus dem Unendlichen Mann in die Galouye-Notate-Datei.
Zwischendurch eine Anfrage des Schweizer Fernsehens für seine Online-Präsenz: ob ich wohl bitte... - verrate ich nicht, sondern verlinke, wenn alles steht.
Das kleine Konzert morgen fällt aus. Die alten Herrschaften möchten lieber eine Schlagerparade haben. Schade. Doch „umsonst“ geübt hat man ja nie: Jetzt soll unser Konzertchen nächste Woche stattfinden. Trotzdem sind mein Junge, der gerade anrief, und ich ein bißchen enttäuscht. In einer Stunde etwa wird er hier sein. Einfach weiterüben, denk ich mir.
Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, den nächsten >>>> Argo-Beitrag, von dem ich heute morgen schrieb, abzutippen und für Die Dschungel zu formatieren. Es wird vielleicht doch erst morgen drüber werden. Vielleicht schreib ich's dann gleich ganz in der Frühe.
albannikolaiherbst - Dienstag, 3. April 2012, 16:11- Rubrik: Arbeitsjournal
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