„Die meisten wollen gerade Linien. Den wenigsten steht der Sinn nach Bögen.“ Il giornale amerino di mercoledì, 24 mese di agosto 2016. In essa alcun‘ cunni.
[Casa di Schulze
Il nuovo posto di lavoro, ore 8.23
>>>> Hildur Guðnadóttir, Erupting Light]
Versuchen Sie, liebste Freundin, niemals, einen Schluck Wein zu nehmen, derweil sie noch husten müssen. Einer zerfaserten Fontäne gleich sprüht dann nämlich eine computerverätzende Wein/Speichel-Mischung über Tastatur und Bildschirm, der danach, wiewohl man sofort mit Haushaltstüchern sämtliches Naß aufgesaugt zu haben glaubte, s o aussieht:
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Il nuovo posto di lavoro, ore 8.23
>>>> Hildur Guðnadóttir, Erupting Light]
Versuchen Sie, liebste Freundin, niemals, einen Schluck Wein zu nehmen, derweil sie noch husten müssen. Einer zerfaserten Fontäne gleich sprüht dann nämlich eine computerverätzende Wein/Speichel-Mischung über Tastatur und Bildschirm, der danach, wiewohl man sofort mit Haushaltstüchern sämtliches Naß aufgesaugt zu haben glaubte, s o aussieht:
Können Sie diese langgezogene Geodreick-Schraffur erkennen, die allmählich, was Sie natürlich n i c h t erkennen können, nach oben wandert? Irgendwann wird der gesamte Bildschirm schraffiert sein. Ach mein armes, Freundin, Arbeitsgerät! - Nerviger ist freilich, daß es jetzt auch noch begonnen hat, langsam zu werden; manche Programme springen auf Anhieb g a r nicht mehr an - „auf Anhieb“, denn wenn ich ein paar Säuberungstools drüberlaufen lasse, funktionieren sie wieder. Nur weiß ich nie, wie lange.
Erschwerte Arbeitsbedingungen also plötzlich. Dennoch bin ich die Ruhe selbst, eine geradezu amüsierte Ruhe. Denn wie hieß es heute morgen in meinem >>>> Kjaerstad? : Und dann, gänzlich unerwartet, neue Hoffnung. Dinge können sich schnell ändern. Von Mist zu Möglichkeit. (S.131). So ja erging es mir in diesem noch nicht vergangenen Monat. Muß man sehen. Darf man dankbar ‚für‘ sein. Und wenn ich „meinen Kjaerstad schreibe, m e i n e ich das unterdessen auch so: „um einen Streich gegen all das Puritanische, die Reinheitshysterie, die ernsthafte Uniformität, die er in Norwegen“ - wie ich in Deutschland - „am meisten verachtete, zu führen.“ Gut, man hätte das „zu führen“ a bisserl weniger unelegant vorziehen können, die Einschachtelung wirkt verklemmt. Aber man soll nicht dauernd den Beckmesser spielen. Dennoch, das ärgert mich besonders, ist man beim Korrektorat ein bißchen s e h r lax gewesen: „gegenüber eines Abstellraums“ tut weh, ebenso „daß die edlen Neigungen des Menschen stärker war als die niederen“; wieso lesen die Leute nicht genau? Hingegen daß der Konjunktiv I nun gar nicht mehr vorkommt, sondern statt seiner dauernd der Irrealis steht („wäre“, wo es „sei“ heißen muß), - nun, daran hab ich mich unterdessen gewöhnt, schon damit nicht wieder irgendeine Lektorin, die überdies noch hübsch ist, mich einen >>>> Sprachfaschisten schimpfen darf. Von gutaussehenden Frauen – und klugen obendrein - tut mir das weh, denn ich will ja eigentlich mit ihnen flirten und nicht streiten, vielleicht sogar mehr, und plötzlich fällt das aus wegen is' nich'.
Also in Sachen Konjunktiv bin ich unterdessen erotoman voll korrupt, wobei ich zur Zeit ja eher asketisch bin, schon weil auch kaputte Computerprogramme „korrupt“ genannt werden, und zwar zu recht, wie ich spüre. „Die meisten wollen gerade Linien. Wenigen steht der Sinn nach Bögen“, schreibt Kjaerstads Held Alf Veber dazu, Alf I. Veber; das „I.“ steht für „Identität“, eine unausgeschriebene, mithin noch zu erschaffende.
Vieles kommt mir bekannt vor. Auch die hübsche Abhandlung übers Meditieren mit dem Gesicht im nackten Schoß einer Frau. >>>>Die Spalte der Erdspalt von Delphi. Hat mir sehr gefallen; nur daß der Übersetzer hier das grobe Wort „Fotze“ benutzt, macht einem lange Zehennägel, die sich auch noch aufrichten vor Widerstand. Schon bleibt man überall hängen.
„Auf diese Weise verschwand mehr als ein Jahr von Alf Vebers Leben in einer Spalte, die nicht viel anders war als das I., das er inmitten seines Namens trug.“ (S.95). - Hübsch ist übrigens, daß er das Wort „Cunnilingus“ fälschlicherweise erst einmal von „lingua“ im Sinne von „Sprache“ ableitet anstelle von „lingere“, lecken. Nun hängt beides ja zusammen; weshalb, so wäre gegen Vebers schließlich ernüchterte Einsicht zu fragen, sollte der eigentümlich männliche cunnus - das andere und bis heute im Englischen als „cunt“ erhaltene lateinische Wort für Vulva ( im Asturischen coñu, im Katalanischen cony, im Galizischen cona und Französischen con) – also weshalb sollte er (sic!) nicht eine eigene Sprache haben, die tatsächlich ein Orakel kündet? In der Tat hat Diderot ihn, „den“ Cunnus, in >>>> Les Bijoux indiscrets ziemlich v i e l sprechen lassen:
Erschwerte Arbeitsbedingungen also plötzlich. Dennoch bin ich die Ruhe selbst, eine geradezu amüsierte Ruhe. Denn wie hieß es heute morgen in meinem >>>> Kjaerstad? : Und dann, gänzlich unerwartet, neue Hoffnung. Dinge können sich schnell ändern. Von Mist zu Möglichkeit. (S.131). So ja erging es mir in diesem noch nicht vergangenen Monat. Muß man sehen. Darf man dankbar ‚für‘ sein. Und wenn ich „meinen Kjaerstad schreibe, m e i n e ich das unterdessen auch so: „um einen Streich gegen all das Puritanische, die Reinheitshysterie, die ernsthafte Uniformität, die er in Norwegen“ - wie ich in Deutschland - „am meisten verachtete, zu führen.“ Gut, man hätte das „zu führen“ a bisserl weniger unelegant vorziehen können, die Einschachtelung wirkt verklemmt. Aber man soll nicht dauernd den Beckmesser spielen. Dennoch, das ärgert mich besonders, ist man beim Korrektorat ein bißchen s e h r lax gewesen: „gegenüber eines Abstellraums“ tut weh, ebenso „daß die edlen Neigungen des Menschen stärker war als die niederen“; wieso lesen die Leute nicht genau? Hingegen daß der Konjunktiv I nun gar nicht mehr vorkommt, sondern statt seiner dauernd der Irrealis steht („wäre“, wo es „sei“ heißen muß), - nun, daran hab ich mich unterdessen gewöhnt, schon damit nicht wieder irgendeine Lektorin, die überdies noch hübsch ist, mich einen >>>> Sprachfaschisten schimpfen darf. Von gutaussehenden Frauen – und klugen obendrein - tut mir das weh, denn ich will ja eigentlich mit ihnen flirten und nicht streiten, vielleicht sogar mehr, und plötzlich fällt das aus wegen is' nich'.
Also in Sachen Konjunktiv bin ich unterdessen erotoman voll korrupt, wobei ich zur Zeit ja eher asketisch bin, schon weil auch kaputte Computerprogramme „korrupt“ genannt werden, und zwar zu recht, wie ich spüre. „Die meisten wollen gerade Linien. Wenigen steht der Sinn nach Bögen“, schreibt Kjaerstads Held Alf Veber dazu, Alf I. Veber; das „I.“ steht für „Identität“, eine unausgeschriebene, mithin noch zu erschaffende.
Vieles kommt mir bekannt vor. Auch die hübsche Abhandlung übers Meditieren mit dem Gesicht im nackten Schoß einer Frau. >>>>Die Spalte der Erdspalt von Delphi. Hat mir sehr gefallen; nur daß der Übersetzer hier das grobe Wort „Fotze“ benutzt, macht einem lange Zehennägel, die sich auch noch aufrichten vor Widerstand. Schon bleibt man überall hängen.
„Auf diese Weise verschwand mehr als ein Jahr von Alf Vebers Leben in einer Spalte, die nicht viel anders war als das I., das er inmitten seines Namens trug.“ (S.95). - Hübsch ist übrigens, daß er das Wort „Cunnilingus“ fälschlicherweise erst einmal von „lingua“ im Sinne von „Sprache“ ableitet anstelle von „lingere“, lecken. Nun hängt beides ja zusammen; weshalb, so wäre gegen Vebers schließlich ernüchterte Einsicht zu fragen, sollte der eigentümlich männliche cunnus - das andere und bis heute im Englischen als „cunt“ erhaltene lateinische Wort für Vulva ( im Asturischen coñu, im Katalanischen cony, im Galizischen cona und Französischen con) – also weshalb sollte er (sic!) nicht eine eigene Sprache haben, die tatsächlich ein Orakel kündet? In der Tat hat Diderot ihn, „den“ Cunnus, in >>>> Les Bijoux indiscrets ziemlich v i e l sprechen lassen:
Davon waren dann nicht nur die Herren entsetzt; es kam da unten einfach zuviel Wahrheit heraus. Auch Sie, liebe Freundin, wollten das nicht.
Nun aber an die Contessa-Arbeit, für heut das DTs >>>> schon verfaßt. Hab Lust, das erste Kapitel zu skizzieren, bevor ich mich zwischendurch mal rasieren und übrigens auch duschen will. Man verlottert in den eremitischen Höhlen recht leicht, weil es auch gar nicht darauf ankommt, wie man aussieht; überdies geht drin der reale Kontakt zu den Bijoux so ziemlich verloren, selbstverständlich abgesehen von den restlos infektionsfreien Kontakten über moderne Technologien. Die Kommunikation per Telefon, FaceTime, Email, Chats kann noch so intensiv sein, sie bleibt desinfiziert, hygienisch geradezu; nicht einmal schwanger kann man werden.
(Ich komm von Herrn Cunnus nicht los.)
Reiß dich am Rie - ... nein, schon wieder falsche Assoziation.
Kusch ins neue Buch jetzt aber! Witzig beginnen, ‚oberflächlich‘ hätt ich fast geschrieben – doch hier sind wir bei der Ästhetik als der Lehre von der schönen Erscheinung. ‚Schein‘ und ‚scheinen‘ hängen beisammen, sogar zusammen ab - auch im Sinne von ‚leuchten‘.
Freundin, bleiben Sie mir gut.
Heute mal total seriös,
Ihr ANH
Nun aber an die Contessa-Arbeit, für heut das DTs >>>> schon verfaßt. Hab Lust, das erste Kapitel zu skizzieren, bevor ich mich zwischendurch mal rasieren und übrigens auch duschen will. Man verlottert in den eremitischen Höhlen recht leicht, weil es auch gar nicht darauf ankommt, wie man aussieht; überdies geht drin der reale Kontakt zu den Bijoux so ziemlich verloren, selbstverständlich abgesehen von den restlos infektionsfreien Kontakten über moderne Technologien. Die Kommunikation per Telefon, FaceTime, Email, Chats kann noch so intensiv sein, sie bleibt desinfiziert, hygienisch geradezu; nicht einmal schwanger kann man werden.
(Ich komm von Herrn Cunnus nicht los.)
Reiß dich am Rie - ... nein, schon wieder falsche Assoziation.
Kusch ins neue Buch jetzt aber! Witzig beginnen, ‚oberflächlich‘ hätt ich fast geschrieben – doch hier sind wir bei der Ästhetik als der Lehre von der schönen Erscheinung. ‚Schein‘ und ‚scheinen‘ hängen beisammen, sogar zusammen ab - auch im Sinne von ‚leuchten‘.
Freundin, bleiben Sie mir gut.
Heute mal total seriös,
Ihr ANH
[12.30 Uhr]
Großartige, übrigens, Parallel-, hätte Musil gesagt, -aktion >>>> bei Madame TT, nur sozusagen von der anderen Seite aus.
Bin schriftlich noch keinen Romanschritt weiter. War auf der Piazza, bin wieder aufgestiegen, süße Ricotta im Magen. die eingehüllt war in süß zersplitternde Pasticceria. Dabei immer die erste Begegnung meiner Heldin mit dem Grandseigneur im Sinn. Zum ersten Mal werde ich einen >>>> piropo in einer Erzählung einbauen können. Do machte mich zuerst mit ihm bekannt: „Weißt du, es ist, als würdest du dauernd geküßt... aus der Luft, ohne daß etwas gefordert würde. Ja, die Männer gehen vorbei und weiter und drehen sich nicht einmal um. Doch ihre Bewunderung weht um deine Schultern noch minutenlang nach.“
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Großartige, übrigens, Parallel-, hätte Musil gesagt, -aktion >>>> bei Madame TT, nur sozusagen von der anderen Seite aus.
Bin schriftlich noch keinen Romanschritt weiter. War auf der Piazza, bin wieder aufgestiegen, süße Ricotta im Magen. die eingehüllt war in süß zersplitternde Pasticceria. Dabei immer die erste Begegnung meiner Heldin mit dem Grandseigneur im Sinn. Zum ersten Mal werde ich einen >>>> piropo in einer Erzählung einbauen können. Do machte mich zuerst mit ihm bekannt: „Weißt du, es ist, als würdest du dauernd geküßt... aus der Luft, ohne daß etwas gefordert würde. Ja, die Männer gehen vorbei und weiter und drehen sich nicht einmal um. Doch ihre Bewunderung weht um deine Schultern noch minutenlang nach.“
albannikolaiherbst - Mittwoch, 24. August 2016, 12:41- Rubrik: Arbeitsjournal
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