Lieber Leser,
ich will Ihnen heute von blauen Augen erzählen, die in einen Bildraum schauen. In ein weites gelbes Leuchtblattbecken. Und wie da einer steht, als Schlemihl, so überhaupt nicht märchenhaft. Eher stämmig, breitbeinig geil. Wie ein Durchreisender, der sich verstieg, hinein in diesen herbstlich warmfarbenen Wald. Als hätte er seinen Trupp verloren. Als Schatten sich jedoch bewusst abgesondert, um Halt zu machen. Sich zu positionieren, einen festen Stand einzunehmen. Ihn abzuschießen, diesen Schatten ins Bild zu bannen, für sich, wenn man wieder in den eigenen vier Wänden gedankenweitläufig quadratmetertigert. Als der, den man sonst ganz gut kennt. Oder auch nicht.
Verliere mich in diesem Bild. Unglaublich schnell! Bin darinnen. Stehe inmitten dieses Beckens, in das die Bäume ihre gelbgoldenen Hände fallen ließen. Sie sehen mich nicht! Aber ich schaue von dort unten herauf, sehe nicht den Schatten, sondern
Einen, hinter dem sich ein Wald auftut, der sich mit seinen eigenen Farben bedeckt, sich bettet. Als hätten die Bäume einen ganzen vorangegangenen Sommer ausgeschüttet. Den ganzen Ertrag einer Jahreszeit: unzählige Dächer für
>>>Igel. Vor dem Schlaf eine letzte Sonnenflut.
read An - Mittwoch, 26. November 2014, 18:58- Rubrik: Tagebuch
@Franny
Ich halte es mehr mit der Baronin Sidonie Nádherny von Borutin.
für kein Plagiat, höchstens für einen ähnlichen Tonfall, nachdem ich mir die "Quelle" angeschaut habe. Seit wann ist das ehrenrührig?
Mies scheint mir hier nur der Hinweis zu sein.
Und lese hier auch gern weiter.
Lieber ANH, ich danke Ihnen fürs Löschen, und ich kann Ihren Unmut verstehen. Aber wir können am Besitz eines Textes nicht festhalten. Er ist nicht mehr unser Eigentum. Denn jedem Text ist sein Verlust, seine Löschung und Auslöschung eingeschrieben, durch Fehllelktüren und durch den unermeßlichen Verlust: Bis hin zur untilgbaren Spur, und das gilt auch für die Archive. (
Dem Archiv verschrieben) Dieser verschwundene Text, der „glühende Leertext“ (Celan) ist ja noch einmal eine Kategorie für sich – auch für den Schriftsteller –, und als Derrida-Schüler habe ich für den unwiederbringlichen Verlust des Textes ein Faible. Da, wo es sich wandelt.
The purloined letter. Ein Brief erreicht immer seinen Bestimmungsort? Nein,das tut er nicht! Im Gegenteil.
Ich habe mit Frau Wunder gesprochen. Es können all die übrigen Texte bleiben, die ansonsten noch unter der Überschrift „Notiz“ und anderswo dastehen.
Sowieso: Die beste Form der Datenlöschung ist die Überschreibung und das Verschwinden, irgendwo im Unterstrang eines Unterstranges, in den Archiven der Nacht. Arché steckt ja darin. Grundloser Grund.
Mir ist all das Textgeschehen mittlerweile egal. Ich habe in der Realität etwas Unermeßliches verloren. Nächstes Projekt, neues Schreiben. „Die alten Fragen, die alten Antworten, da geht nichts drüber.“ So Hamm in: „Endspiel“.
Muss das jetzt als Ausdruck von Gnade verstanden werden? Rechts nebenan steht
Achtung Archive!
DIE DSCHUNGEL. ANDERSWELT wird im Rahmen eines Projektes der Universität Innsbruck beforscht und über >>>> DILIMAG, sowie durch das >>>> deutsche literatur archiv Marbach archiviert und der Öffentlichkeit auch andernorts zugänglich gemacht. Mitschreiber Der Dschungel erklären, indem sie sie mitschreiben, ihr Einverständnis.
Was Hegel wohl dazu gesagt hätte, zu so einem billigen Geschwurbel.
Gliederfüßer. Beim Menschen die Bildung als Exoskelett, das den zu weichen Inhalt schützt; der flösse sonst aus wie ein Brei.
Wissen ist nicht mit Bildung zu verwechseln. Auch manche Schüler Derridas erhielten negative Beurteilungen wenn ihr Wissen gezielt geprüft wurde. Darüber wird äußerst ungern gesprochen, lieber wird es schon als Bildung ausgegeben, überhaupt geprüft worden zu sein . Und von den ungebildeten Idioten, dafür halten sie die Umwelt nämlich überwiegend, wird erwartet, jeden abgesonderten Schwachsinn zu glauben. Einfach lächerlich.
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