Selbstentblumung. Melusine Walser (12).
Es geht mir nicht aus sämtlichen Sinnen, es dreht sich aus meinem Herzen (dieser Pumpe!) durchs Sonnengeflecht und schickt von daher und dort aus Impulse ans Hirn, das einen Film beginnt: wie sie das Messer nimmt (Messer? ein Skalpell?) und den Schnitt akkurat durchführt. Welch ein wahnsinniger Protest einerseits, welche Selbstbehauptung andererseits. Ich lasse kein Ungeschick zu. Sie öffnet sich selber. Es ist beides: sich öffnen und sich schließen. Es hat diese Endgültigkeit, diese Irreversibilität, eine sinnliche, n i c h t abstrakte; eine solche Frau wird auch ihren Tod keinem Zufall überlassen. Sie rührt ans Beschlossene, Geschlossene, Geworfene, wirft selber, es ist Ermächtigung, Selbstermächtigung, und das Gefühl, das sie danach gehabt habe - Stolz -, ist berechtigt. Dann schnippt sie mit zwei Fingern, und der Phallus steht da. Wußte er, wie vorbereitet sie war, wie - darum - überlegen? Ihm und jedem, der dann käme?
Ein anderer Satz >>>> Melusine Walsers, der mir im Ohr blieb: „Eifersucht? Das gibt’s an jeder Straßenecke, man muß sich nur bücken. Wenn man sich bücken will.“
Ich denke seit ein paar Jahren über sie nach - und dann: begegne ich ihr.
>>>> LM 13
MW 11<<<<
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