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DIELMANN(…) Als ich vor paar Jahren >>>> das {4.55 Uhr, zweiter Absatz ff.} einmal jemandem zu erklären versuchte, und auf wüste Ablehnung stieß…ANH Wie sah diese Ablehnung denn aus, zumal wüst? Und Ablehnung wovon? Daß meine 'Martialität' Vorteile habe? Interessant in diesem Zusammenhang eine Erzählung LH’s: Er habe mit den XYZ-Leuten zusammengesessen, meinen Namen genannt - und folgendes dann zu hören bekommen: "Der Herbst ist ein verdammt guter Mann. Aber er macht zuviel Entertainment, er stellt sich zu sehr in die Öffentlichkeit." Es habe sich dann ein kleines Streitgespräch entfacht, worin Hesse darauf aufmerksam gemacht habe, welche Bedeutung meine Netzpräsenz habe und sie, die XYZ-Leute, hätten ja bei meiner Einlassung >>>> zu der Kafka-Angelegenheit deutlich zu merken bekommen, welche Kreise das a u c h wegen des Dschungelbeitrages gezogen habe. Hier spiele jemand auf den Saiten einer neuen Literatur-Strategie; das sei mir wohl kaum zu verübeln. Was bleibt: 1) Die haben offenbar vor meiner Literatur selbst hohe Achtung. 2) Es stört sie, daß ein Autor s e l b s t seine Literaturauffassung durchkämpft. Autoren sollten die Zurückhaltung Kurzecks und Genazinos zeigen. Das heißt, den Leuten ist ein nicht-introvertierter Autor verdächtig - vielleicht, weil er unbequem ist. DIELMANNDie Ablehnung zum Stichwort »martialisch« war zunächst eine Ablehnung der Sache: Vor diesem Kämpferisch-Sein, vor der, sagen wir: Kampf-Lust (wo es um was Entscheidendes geht), ist Angst. Ist ja nach wie vor verbreitet wie Milben, daß Leute sich in einer öffentlichen Veranstaltung mit regelrecht nassen Hosen fürchten, aufzustehen und etwas zu sagen, geschweige denn die Hand mal zur Faust zu rollen, wenns denn sein muß, die würden glatt den Daumen in die Hand einrollen und ihn sich brechen, boxten sie. Daumenhalten statt Faust (wenigstens) zeigen. – Das andere ist, daß bei denjenigen im Betrieb, die Deine Familiengeschichte kennen, gleich die Kette aufspringt: Kampf = Krieg = Faschisten – schwup, bist Du in der braunsten Schublade. Daß die Leute keine kalibrierten Begrifflichkeiten (und handhabbaren Vorstellungen) von Meinungsverschiedenheit – Auseinandersetzung – Streit – Kampf – Schlacht – Krieg (etc. und zig Zwischenstadien) haben, ist einerseits »natürlich« ideologisch bedingt, weil unisono an Gewalt gekoppelt, und inzwischen ist bei etlichen die Mitteilung einer Meinungsverschiedenheit bereits psychische Gewaltmaßnahme einem andern gegenüber … Ich überzeichne (geringfügig), aber der Kern gilt.
Jetzt kommt folgendes dazu: Sicher hat man (nicht nur bei den XYZlern) viel Achtung vor Deiner Arbeit und schätzt Deine Literatur. Und sicher stört es viele Leute des Betriebes, daß ein Autor s e l b s t seine Literaturauffassung durchkämpft – den Leuten IST ein nicht-introvertierter Autor verdächtig, aber nicht, weil er unbequem im landläufigen Sinne ist. Sondern, weil er sie selbst darauf verweist, was sie eigentlich tun müßten: Antreten! Nun ist das bei einem wie Z. sicher kein Problem, der tritt ja gerne, an und aus und überhaupt (ich halte ihn da nachgerade für ein Vorbild), aber er weiß dabei auch, daß ein selbst-antretender Autor ALLE darauf verweist, daß sie antreten müßten. Es aber nicht tun: die Lektoren, die Verleger, die Feuilletonisten, die Buchhändler, ja, letztlich dann sogar die Leser, beim Weiterempfehlen nämlich dessen, was wichtig ist, Wucht hat, eben: die Auseinandersetzung lohnte. Und damit forderst Du implizit alle heraus, eintreterisch, bewußt, entschieden zu sein. Was sie eben nicht sind, sich nicht trauen, oft einfach zu müde sind, obwohl das sicher zu den meisten Selbstbildern dazugehört: sich zu trauen, entschieden aufzutreten, bewußt zu sein – und damit bist Du / ist der selbst-durchkämpfende Autor / Künstler / Mensch dann generell eine doppelte Provokation.ANH Die spinnen, mit ihrem "Braun"... hat nicht das demokratische Deutschland jetzt selbst Soldaten im Krieg? Also solch ein Unfug. Außerdem sollten die alle mal Bloch lesen, dessen Aufsatzsammlung "Kampf, nicht Krieg" es wahrlich lohnt. Und darüber hinaus: was ist das für ein unrealistisches Weltbild... als w ü r d e nicht das meiste eben durch Kampf entschieden...
Impotenz, wohin man blickt...
Und natürlich, wenn keiner selbst für die eigene Sache kämpft, dann m u ß man's doch tun, selber. Oder man geht unter. So einfach ist das.
P.S.: Diesen Briefwechsel, vor allem die Kriegs-Partien, stellte ich gern in Die Dschungel ein... entsprechend zurechtformuliert. Einverstanden?DIELMANN... ja, Du hast völlig recht, und ja, stelle das ruhig in den Blog ein. – Ich glaube übrigens, daß diese »Braun«-Vorwürfe mehr eine fadenscheinige Ausrede sind, meistens jedenfalls, weil's angenehmer ist, auf die Nazi-Gräuel anzuspielen, als sich einzugestehen, daß man lieber die Klappe hält, wo man sie auftun müßte. Persönlich will ich da aber auch nicht den ersten Stein ... in beiderlei Sinn – weiß nämlich, welcher bittere Lehrstoff das ist, sich aus den zugeklebten und vernähten Mäulern rauszustottern und mählich in geraden Gang zu kommen, wenn Du's nie und nirgends zu sehen bekommen hast! – – Herrn Z. rausnehmen, bitte.
Korrespondenz - Freitag, 1. Dezember 2006, 12:57- Rubrik: Krieg
Wir betraten ein Portal. An der Seite rechts war ein Messingschild angebracht: GARRAFFF S.A. MADRID. Es ging durchs Portal in eine Halle, die
LA FASCINACIÓN DE LO AUTENTICO
hieß. So stand es auf einem überbreiten, von Wand zu Wand gespannten Band. Überall standen Regale voller Organe. Es gelang mir, eine Lunge anzufassen. Sie sah zwar echt aus, aber war aus einem harten Plastik. Weiter vorn war ein Regal mit pruebos olfatorias beschildert. Hunderte Reagenz-, sogar Weckgläser standen darauf. Sie sahen aus, als wären sie leer. Aber jedes trug eine lateinische Bezeichnung. Ein anderes Regal hieß Votos. Enorme Mengen Tonbandcassetten stopften es voll. Und über dem in dickem Edding geschriebenen Mondos fanden sich Hunderte Gehirne in bauchigen Formalinvasen. Es war alles sehr sauber. Nichts roch. Man hätte ein Pausenbrot futtern können in dieser Wachsfigurenpathologie. Ich wurde von den anderen freundlich weitergeschoben. Sie plauderten mit mir. So locker wie möglich versuchte ich, Antwort zu geben.
Mitten in der Halle stand >>>> ein riesiger Reiter auf einem noch viel größeren Hengst. Beide waren gehäutet. Der Reiter beugte sich über den Rist des aufgebäumten Pferdes und hielt uns zwei Gehirne hin. Auf der flachen Linken hatte er seines, auf der flachen Rechten das sehr viel kleinere des Tiers. Die Männer, Frauen und Kinder stiegen über einen dreistufigen Tritt dem Pferd in den Unterbauch. Ein sich erweiternder Darm führte in den nächsten Raum. Dort entkleideten wir uns. Dabei lachten wir und scherzten. Einige faßten sich sogar an. Mir war nicht einmal mulmig. Weggekonnt hätte ich sowieso nicht mehr.
Im wieder nächsten Raum hoben die Leute ihren linken Arm. Sie suchten etwas in den Achselhöhlen, zogen daran den Reißverschluß auf. Dann schlüpften sie und stiegen aus ihrer Haut. Manche legten sie sich über die Unterarme, andere falteten sie sorgfältig zusammen. Sie verstauten ihre Häute in Spinden. Manche hingen sie auch über Bügel in einen großen Metallschrank. Dabei paßten sie auf, daß kein Blut hinuntertropfte.
Weil ich meine Haut anbehielt, fiel ich auf. Alle wandten mir ihre Gesichter zu. Auch der Wirt vom CABALLO. Sie lachten aber weiter und ließen mich stehen, als die Trillerpfeife eines Wächters schrillte. Ich stand hilflos da. Sollte ich warten? Worauf? Die Tür war offen geblieben.
Ich trat in einen schmalen Flur. Rechts und links gingen Türen ab. Ich öffnete eine. Auf einem gynäkologischen Stuhl saß eine der enthäuteten Frauen. Die Spitzen ihrer Finger und Zehen und die Brustwarzen waren an Elektroden angeschlossen. Um den Kopf saß ein Helm. Auch von dem gingen Kabel ab. Ein Kabel war ihr zwischen die Beine geschoben. Sie hatte überall Sonden, und alle Kabel verschwanden in der Wand. Ich konnte hören, daß sie stöhnte. Aber sie stöhnte nicht vor Schmerz. Manchmal kicherte sie.
Im nächsten Zimmer saß ein Mann. Er war ganz ähnlich aufgebockt. Nur hatte man seine Eichel wie die Finger und Zehen mit der Wand verbunden. Er verhielt sich nicht anders als die Frau.
So ging es Tür um Tür. Diese Menschen waren sehr glücklich.
>>>> Buenos Aires, Anderswelt; 109-111.
albannikolaiherbst - Samstag, 2. Dezember 2006, 08:51- Rubrik: ARGO-ANDERSWELT
Die Beurteilung all unserer Haltungen und Handlungen - also auch Rechtsfähigkeit – hängt davon ab, ob wir glauben, daß es einen freien Willen gebe, oder ob wir das nicht glauben, sondern glauben, jegliches Bewußtsein sei letztlich das Erzeugnis von Chemie. D a ß beides Glaube ist, ist ausgemacht: für die Richtigkeit des letzteren gibt es allerdings Belege, und zwar zuhauf, für den ersteren hingegen k e i n e, geschweige einen Beweis. Darüber hinaus gibt es Indizien, die es nahelegen, ganz unabhängig vom individuellen Bewußtsein und von individueller Handlungsfähigkeit wirkten objektive Strukturen: Muster, die sich wieder und wieder in uns und durch uns (und durch Welt insgesamt) erneuern, sei es, sich weiterentwickelnd, sei es unverändert; die Kunst faßt sie als Allegorie, was eine projezierte Form-in-sich ist, in der sich das Allgemeine am Beispiel des Individuellen geradezu durchführt. Insofern ist alle Kunst immer auch (spekulative) Erkenntnistheorie und doch zugleich, wenn man - wie ich - an den freien Willen n i c h t glaubt – stets naturwissenschaftlich rückgebunden.
Jedenfalls bleibt der sog. freie Wille eine kulturgeschichtliche B e h a u p t u n g, der jeder heilende Ansatz widerspricht, der von notwendigen und hinreichenden Gründen ausgeht. (Die es für die Vorstellung einer freien Wahl nicht geben kann; denn schon ein GRUND schränkt die Wahlfreiheit ein, zumal, wenn er derart mächtig ist, daß man sich seinethalben für etwas entscheidet. Wie aber entschiede man sonst? Aus Daffke g e g e n den mächtigen Grund? Oder gegen ihn aus Stolz? Woher kommt dann dieser? Und Verantwortung? Wer setzt sie? Und w e n n man sie setzt: weshalb? Niemand kommt aus diesem Zirkel heraus.)
albannikolaiherbst - Sonntag, 3. Dezember 2006, 10:16- Rubrik: NOTATE
>>>> Species I gesehen nachts: wo ist Niam zitiert, wo weicht sie ab? Ich merkte: ich habe dem bedrohlichen Fremden - i h r - S e e l e gegeben. Was der Film nicht herauszuarbeiten wagt, in THETIS geschieht es; also wenn man sich die Figur der Niam Goldenhaar aus dem Roman-Zusammenhang löst und dann mit der Figur der Sil vergleicht. Das ist das eigentlich Spannende daran: THETIS nimmt immer b e i d e Perspektiven ein, die des Bedrohten u n d die der Bedrohenden. Dadurch löst sich das moralische Grundrecht auf, bzw. es existiert auf b e i d e n Seiten. Und schließt sich doch aus. Auch hier wieder eine tragische Konstellation, die moralisch nicht aufzulösen ist. In >>>> Ein ungezähmtes Leben sagt Morgan Freeman, als der den Bären, der ihn angefallen und für sein weiteres Leben versehrt hat, eingesperrt sieht: „Wir dürfen ihn nicht bestrafen. Wir sind in sein Revier eingedrungen. Er tat nichts anderes, als Bären t u n.“ Dies geht in dieselbe Richtung. Man kann hier eine Interessenhaltung entwickeln und muß das auch, wenn man überleben will. Sie ist aber mitnichten eine moralische. Kunst arbeitet genau das heraus und macht sinnlich erfahrbar, was sonst verdrängt wird. Dabei richtet sie ihren Blick über den Einzelmenschen und sogar über den Menschen hinaus. Das ist ihr "kalter", objektiver, un-härtling'scher Anteil. Schmerz wiederum (und Lust) bewahrt sich, indem zugleich das Gefühl des Einzelnen - in der Lyrik: das lyrische Ich - nicht verleugnet, sondern ihm Ausdruck verliehen wird. Daher die bleibende Macht der Sonnenauf- und untergänge, die jemand sieht. [Poetologie.]
albannikolaiherbst - Sonntag, 3. Dezember 2006, 08:16- Rubrik: ARGO-ANDERSWELT
Daß etwas nicht weiter befragbar sei, sondern als moralisches A x i o m feststehe und verwurzelt sei in den Überzeugungen einer Gesellschaft (daher das Tabu), sichert die Handlungsfähigkeit und Selbstbehauptung jeder Kultur. Darin sind moderne demokratische Systeme von religiösen und/oder totalitären nicht verschieden. Wer über solche Grundsätze hinausfragt, ist bei diesen wie bei jenen - ein Feind. Die Systeme unterscheiden sich ausschließlich in den Maßnahmen, die sie gegen ihre Apostaten ergreifen - also in den M i t t e l n, sie mundtot zu machen. Dabei gilt: je komplexer das Gesellschaftssystem, um so feiner, ‚sublimierter’ und versteckter, offenbart sich die Gewalt. Gewalt aber bleibt es - und muß es auch bleiben; denn schon die Befragung von Tabus beweist die Schwächung eines moralischen Systems: es hat sich nicht restlos internalisieren lassen. Werden Tabus befragt, beginnt die Zersetzung - Profanierung - moralischer Werte, und zwar eben darum, weil sie sich nicht logisch begründen l a s s e n. Daher Kants, eines Skeptikers, notwendige Proklamation Gottes. Der ‚Gesellschaftsvertrag’ ist dagegen eine ausgesprochen fahle Konstruktion: denn diesen Vertrag müssen Menschen ‚freiwillig’ unterzeichnen. Er wird in den westlichen Demokratien aber gleichsam vererbt und unterscheidet sich strukturell darin nicht von der jüdisch-christlichen Erbschuldslehre. Darum haben auch die Kirchen recht, die in den letzten zwei Monaten die normative Aussage haben plakatieren lassen: >>>>WERTE BRAUCHEN GOTT
Deutlicher und ‚wahrer’ ist das Grundproblem nicht zu benennen. Interessanterweise sind hier ausgerechnet sie, die Kirchen, und nicht etwa die Befürworter eines konfessionslosen Ethik-Unterrichts auf der erkenntnistheoretisch richtigen Seite. Zugleich sind sie damit auf der Seite des Krieges. Ob sie das wissen, weiß ich nicht. Die >>>> Jesuiten allerdings wissen’s ganz sicher.
albannikolaiherbst - Montag, 4. Dezember 2006, 11:29- Rubrik: LOYOLA
Er, Beutlin, versichere den Studierenden, daß Lerches Charakterprofil durchaus nicht so programmiert worden sei - er habe dem Avatar nur den Namen Lerche gegeben -, sondern der Mann habe sich selbstregulativ aus den Systemparametern entwickelt. „Sie begreifen gewiß, daß das nicht unbedingt angenehme juridische Schlüsse erzwingt.“
Buenos Aires. Anderswelt. 158. Hervorhebung nicht im Buch. Was ist >>>> ‚Recht’?
albannikolaiherbst - Montag, 4. Dezember 2006, 09:00- Rubrik: ARGO-ANDERSWELT
Nimmt Schuld auf sich. Immer. Er >>> m a c h t sich schuldig und weiß das. Wer immer richtet - egal, was und über wen - und das n i c h t weiß oder das gar bestreitet, der ist nicht moralisch.
(CCCCXXV).
[I.
Ein andres ist’s, wenn einer den Kindsmörder spontan erschießt: der handelt bloß; und dieses Handeln ist weder ein moralisches noch ein nicht-moralisches. Sondern der spontane und wahre Ausdruck von Emotion. R e c h t beginnt aber da, wo ein überlegen(d)es Bewußtsein die Handlung bestimmt. Dabei kann das e i n e Recht, das im tätigen Krieg mit einem anderen liegt, ganz genau so schwere und also in ihrer Bedeutung gleich zu wertende Wahrheitsgründe haben. Voltaire sagt: „Alles zu verstehen, bedeutet, alles zu entschuldigen.“ Und lehnt das ab. Das ist der exakte Ausdruck eines Machtinteresses: im Interesse des Menschenrechts ruft die Aufklärung dazu auf, schuldig zu werden. Darin wirkt einesteils ihr christliches Erbe, andernteils fällt sie eben darum in den Mythos zurück und bindet sich ihrerseits an den Glauben. Jedoch heiße zu glauben, schreibt Nietzsche, nicht wissen zu w o l l e n.
II.
Den Verbrecher leitet deshalb die Frage, ob die Durchsetzung seines Interesses stärker sei als das Interesse der Kultur, gegen die es steht. Oder in der politischen Dimension: Vermag ich es, mein Interesse als ein Kulturinteresse zu fundieren. Genau das ist die Basis jeglichen sogenannten ‚gerechten’ Krieges. Was gerecht sei und was nicht, bestimmt ausschließlich der Sieger. Der Naturzusammenhang perpetuiert sich.]
albannikolaiherbst - Montag, 4. Dezember 2006, 06:37- Rubrik: Paralipomena
Wir sehen’s am Sand.
albannikolaiherbst - Mittwoch, 6. Dezember 2006, 17:40- Rubrik: Gedichte
albannikolaiherbst - Mittwoch, 6. Dezember 2006, 15:25- Rubrik: ARGO-ANDERSWELT
Ich habe sechzigjährige Eltern, die müssen hin und wieder versorgt werden. Und einmal im Jahr brauchen sie emotionale Zuwendung.
[Auf dem Weg zur Schule im Vorrüberradeln durch den Nieselregen zugeweht: eine junge Mutter zur anderen. Und merkt nicht, daß sie möglicherweise ihre eigene Zukunft erzählt. Wiederholungen & Muster: wie unbemerkt sie bleiben! Und wie alleine die Alten! Zudem: Welch ein Ausdruck von Entfremdung schon in den verwendeten Begriffen!]
albannikolaiherbst - Mittwoch, 6. Dezember 2006, 09:27- Rubrik: NOTATE
Ein Sieger sollte demütig sein, wie jeder Besiegte - stolz.
[Was einen Sieger wirklich ausmacht. Zur Haltung. (Moral).] (CCCCXXVI).
albannikolaiherbst - Mittwoch, 6. Dezember 2006, 06:56- Rubrik: Paralipomena
LH Heute in der FAZ: >>>> Dietmar Dath über Pynchon. Großartig.ANH Ich sprach gerade mit Delf Schmidt darüber. Das Problem besteht darin, daß eigentlich noch keiner das Buch wirklich gelesen haben kann. UND, vor allem: die deutsche Ausgabe (der Übersetzer hockt dran und ist erst auf den ersten Seiten!) wird, wenn die Leute dazu übergehen, die Originalausgaben bis zu zwei Jahren vor Erscheinen der deutschen Ausgabe zu besprechen, KEINE BESPRECHUNGEN MEHR BEKOMMEN. Das wird auf Dauer für die Verlage dazu führen, Übersetzungswagnisse wie bei Pynchon nicht mehr einzugehen. Man wird dann immer im Original lesen müssen. Was im Fall Pynchons nur sehr wenigen Englisch-Kennern möglich ist. Die US-amerikanischen Kritiken seien bislang durchweg hilflos und drückten das, so Delf Schmidt, auch aus: es sei ein derart schwieriges Englisch! Also welchem deutschen Leser erschließt sich das dann noch? Eine Übersetzung ist deshalb dringend nötig, aber sie wird dann nicht mehr wahrgenommen im Rahmen dieser Feuilleton-Politik.
P.S.:
Übrigens, Delf Schmidt wörtlich: „Sie schreiben alle bei den US-Kritiken ab, nahezu im Wortlaut.“ Inwieweit das bei Dath zutrifft, was ich bei ihm allerdings nicht glaube, kann ich dennoch nicht wirklich entscheiden - und auch kein anderer, der nicht wenigstens die US-Kritiken kennt und sowieso den Roman selber im Original gelesen hat. Genau hier liegt ein weiteres enormes Problem: der Leser muß glauben.
Korrespondenz - Donnerstag, 7. Dezember 2006, 08:29- Rubrik: Korrespondenzen
albannikolaiherbst - Montag, 11. Dezember 2006, 13:53- Rubrik: Links
Wo der Gedanke hineinbiß, da nagen hungrig die Zähne
jenseits der Sättigung weiter: Nur Glaube wird satt. [Distichon 14.]
albannikolaiherbst - Montag, 11. Dezember 2006, 09:48- Rubrik: DISTICHEN
albannikolaiherbst - Montag, 11. Dezember 2006, 08:17- Rubrik: NOTATE
„Ich mag Siegertypen… deshalb tu ich’s.“
Und ist drum besorgt, daß er es i s t.
(CCCCXXVII).
albannikolaiherbst - Dienstag, 12. Dezember 2006, 08:49- Rubrik: Paralipomena
Sozusagen hat uns der Computer das Epos zurückgebracht... ein gelebtes, zu lebendes Epos, einen Mythos, der gerade w i r d.
Beutlin in ARGO. TS 184.
albannikolaiherbst - Mittwoch, 13. Dezember 2006, 09:32- Rubrik: ARGO-ANDERSWELT
Ein Schreien, ein Wühlen, ein Bluten.
Den Geist gibt’s dazu Er betrachtet.
Und wendet nichts. Mit Substituten
blufft er. Oder er, offen geöffnet, achtet.
albannikolaiherbst - Mittwoch, 13. Dezember 2006, 06:47- Rubrik: Gedichte
ihr auf das Haar gelegt
anderen Versprechen
Verhängnis aber ihr
doch Fülle g a n z trug
das Göttergeschenk
wie eine j e d e Begabung
nimmt’s ohne Not kein Mensch
sie wundlos licht zu h a l t e n
albannikolaiherbst - Donnerstag, 14. Dezember 2006, 17:09- Rubrik: Gedichte
Da diese Beiträge, ohne zu argumentieren, nur verunglimpfen. Ich habe Pausenbrot auf die Sperrliste gesetzt. Sollte dennoch ein weiterer - nicht-argumentierender - Beitrag von diesem Kommentator hier erscheinen, wird er ebenfalls gelöscht werden.
(Sinngemäß schrieb 'pausenbrot' zu >>>> d i e s e m Komplex folgendes: "W i e d er ein Mißbrauch für Mißbrauchs-Literatur." Ohne daß dieser doch sehr scharfe Vorwurf begründet wurde. Wäre er das, es wäre darüber zu diskutieren gewesen. Ohne Argument aber nicht; sondern so ist es pure üble Nachrede - und im übrigen nicht nur mir, sondern vor allem den Kommentatorinnen gegenüber von ausgesprochenem Mangel an achtender Sensibilität.
Ergänzt nach der Lektüre einer intensiven Leserinnen-Email, die mich eben erreichte.
Und nachdem ich auf sie geantwortet habe. 15.43 Uhr.)
albannikolaiherbst - Donnerstag, 14. Dezember 2006, 13:34- Rubrik: Krieg
a) Beziehungsbedürfnis (Nest) ./. Triebbedürfnis (Schöpfung).
b) Der soziale Vater ist oft ein anderer als der genetische. Deshalb vollzieht sich in ihm eine Wandlung wie die von der lüsternen Frau zur Mutter nur sehr selten in ebendem Maß; zu spüren ist sie allerdings auch; nur richtet sich das nicht-väterliche, sondern zeugend-männliche Element in ihm dann nach außen – wobei dieses Außen durchaus ein Introspektives, Imaginäres sein kann; Realisierungswille hängt von individueller Triebstärke ab.
(Aber selbst w e n n genetischer und sozialer Vater identisch sind, überwölbt innerhalb der Familienkonstellation der soziale Vater den genetischen; und es kommt eine sehr ähnliche Dynamik in Gang, die sich einerseits schützend um die Familie deckt, andererseits hinausschießt. Oder auch, anders herum: Entmannung als Garant familiärer Stabilität [ ausführen; evtl. die Reihe Mütterlichkeit-Inzesttabu-Impotenz usw.].)
c) Die Bindung des Sexus an Liebe ist ein Akt der Domestizierung, die vor allem das Bürgertum betrieben hat, das Liebe zugleich an das Eigentum-am-anderen band. Zuvor waren Ehen vor allem pragmatische Schutz- und Interessengemeinschaften, was d a allerdings - im „Volk“ - meist zu Ungunsten der persönlichen Freiheit des weiblichen Parts modelliert war. Interessanterweise wird mit der Initiation der Liebesehe durch das Bürgertum nunmehr auch die persönliche Freiheit des Mannes eingeschränkt (bzw. die notwendige Grundlage für ‚doppelte Moral’ gelegt), das Individuum also insgesamt ‚gebunden’, nämlich jenseits von Geschlechtspräferierung. Wodurch es, ganz im Interesse einer auf kalkulierbaren Marktgewinn angelegten Ökonomie, seinerseits kalkulierbar wird. Insofern ist die bürgerliche Liebesehe der gesellschaftliche Posten einer Bilanz. Indem zwar - im für die ökonomische Entwicklung maßgeblichen (der Welt das Maß gebenden) Westen - ‚Ehe’ spätestens mit der kapitalistischen Postmoderne als kleinste Staats- und Produktionseinheit auseinanderfällt, b l e i b t doch der moralisch (internalisiert) an Liebe gebundene Sexus kalkulierbar; vom anarchischen (=unkalkulierbaren) Trieb ist die Spitze gebochen. Und zwar sogar dann, wenn der weiter vorgeschrittene, arbeitsteilig perfektionierte Produktionsprozeß unterdessen Vereinzelung fordert. (Die er auch bekommt und emotional im ‚Single’ ideologisiert). [Perversion.]
albannikolaiherbst - Donnerstag, 14. Dezember 2006, 11:15- Rubrik: KULTURTHEORIEderGESCHLECHTER
Kunst >>>>> reißt auf.
(CCCCXXVIII). [Poetologie.
Perversion.]
albannikolaiherbst - Donnerstag, 14. Dezember 2006, 08:36- Rubrik: Paralipomena
Wenden wir >>>> diese Überlegungen auf das Verhältnis von Mißbrauchtem und Mißbraucher an, dann wird der >>>> Mißbrauch zu einem moralischen Akt, >>>> wenn das Opfer sich mit dem Mißbrauch identifiziert und ihn zu einer angenommenen und gewollten Maßgabe seines weiteren Handelns macht: das moralische Axiom eines Siegers wurde dann vom Besiegten internalisiert, ist also zu Eigenem Intimstem geworden, das ebenso tabubesetzt ist (es darf nicht laut werden, es darf nicht darüber nachgedacht werden usw., sondern es soll ausagiert* werden), wie es die Grundlagen jeder anderen Gesetzgebung sind. Strukturell unterscheidet sich das in überhaupt keiner Weise von irgend einem Rechtssystem, auch nicht von dem eines Rechtsstaats. Zum moralischen Konflikt kommt es immer nur dann, wenn ein Rechtssystem auf ein oder mehrere andere Rechtssysteme mit differierenden Grundnormen trifft. Ist eine kommunikationslose Koexistenz nicht möglich, wird sich dasjenige durchsetzen, das über die größeren Gewaltmittel verfügt. Wobei unter „Gewalt“ sämtliche mit Zwang verbundenen Durchsetzungsmittel befaßt sind, von der brutalen militärische Macht über Folter und polizeiliche Einschüchterung bis zu sublimen Methoden der psychischen, medialen Manipulation. [Moral.
Mißbrauch.
BDSM.
Kulturtheorie]
[*) Formen solchen Agierens, i m m e r, sind: „Kopf ab!“, „Was Recht i s t, muß Recht b l e i b e n!“, „Das Schwein sollte man sofort erschießen!“ usw. – Wäre gegeben, was unser Grundgesetz vorgibt, daß alle Gewalt vom Volke ausgeht, hätten wir bei jedem Mißbrauchsfall längst wieder die Todesstrafe; aber aus gutem - und zugleich bedenklichem - Grund geht alle Gewalt eben n i c h t vom Volk aus. Das wäre in einer derart arbeitsteiligen Gesellschaft anders auch gar nicht möglich, sondern der Satz ist eine ebensolche Proklamation wie es die Fantasie eines Vatergottes ist; ob es den gemeinten Inhalt des Proklamierten eigentlich gibt, spielt gar keine Rolle. In demokratischen arbeitsteiligen Gesellschaften muß es ganz wie in sakralen - kirchenstaatlichen - zu einer Übertragung von Macht kommen, deren Grundlage wiederum Glaube ist. Ich g l a u b e, daß der Sachverständige recht hat, wenn er darstellt, der Angeklagte sei unzurechnungsfähig oder er sei zurechnungs- und also schuldfähig. Ich habe in der komplexen arbeitsteiligen Gesellschaft gar keine Möglichkeit, ein solches Gutachten - und schon gar nicht in jedem Fall - zu überprüfen.]
albannikolaiherbst - Freitag, 15. Dezember 2006, 11:35- Rubrik: LOYOLA
Letztlich ist sie unausdenkbar. Das macht einen Menschen, der moralisch handeln will, dazu unfähig; er müßte denn annehmen, es geschehe irgend etwas ohne Grund. Deshalb sagt Voltaire: „Alles zu verstehen, heißt, alles zu entschuldigen.“
Am Anfang der moralischen Handlung steht deshalb immer ein Gewaltakt, letztlich ein Verbrechen; nämlich dasjenige, das ein Stärkeres dem Schwächeren antut. Nicht anders übernimmt eine Nation nach dem Krieg die Besiegten und zwingt sie, wie den Vasallen, in i h r Gesetz. Wobei das Interesse dieses Gesetzes will, daß der begründende Sachverhalt - gewaltsame Übernahme - vergessen werde. Nur so ist ein ständig schwärender Widerstand gegen die Besatzer ausgeschlossen. Deshalb war es für jede Missionierung so maßgeblich, die neuen Werte sich internalisieren zu lassen; daher auch Übernahme und ‚Besatzung’ fremder heiliger Feste durch neue Glaubensinhalte; so wurde aus dem Julfest Weihnachten und die Wintersonnwende zu Christi Geburt, die vor der Christianisierung des Nordens auf den 6. Januar bestimmt war.
Zum Gründungsakt von Moral gehört deshalb auch stets das Tabu: Bis hierher darfst du denken, darüber hinaus nicht mehr weiter. Beruhigt kann darüber nur der sein, der nicht nachfragt; jedem anderen, sofern er Moralist ist, ist in ständiger Schärfe bewußt, daß gerade er, a l s Moralist, unentwegte Verbrechen begeht. Daher die Schuld, die in nahezu jeder Kultur, vornehmlich in religiös fundierten, eine solche Rolle spielt. Erbschuld hat r e c h t, aber eben i n s o f e r n. Man macht sich am Verbrecher schuldig, weil er von allem Anfang an, weil er von Geburt an bereits ein Verurteilter war. Weil man das nicht sehen w i l l. Soll Moral funktionieren, d a r f man das nicht sehen.
Verglichen mit diesem nicht-wissen-W o l l e n ist jeder Racheakt, dem es nicht auf Gründe, sondern auf Ausgleich ankommt, von höherer Moral als der Rechtsstaat.
(In der kriegerischen modernen Auseinandersetzung mit dem fundamentalen Islam wird das Problem überdeutlich: Wer hat moralisch recht? Beide Seiten ziehen sich auf ihre Glaubenssätze zurück, hinter die nicht weitergefragt werden kann: das Menschenrecht ist eine Proklamation und keine naturgegebene Größe; es ist unser - wahrscheinlich wichtigstes - Kulturprodukt. Aber u n s e r e s eben. W i r sagen: Wir glauben daran und stehn dafür ein. Der Gegner sagt anderes, für ihn ist - mit logisch ganz demselben Recht - G o t t die kulturhaltende Proklamation und etwa eine Trennung von Kirche und Staat ganz entsetzlich. Gottesfürchtigkeit gilt dem Gläubigen höher als das Individualrecht. Sie genau hält s e i n e Moral zusammen, aber genau sie wird von dem permanent sich und s e i n e Werte globalisierenden Westen unterlaufen. Wer schließlich „auf der richtigen Seite“ stand, wird sich deshalb erst dann erwiesen haben, hat eine Seite g e s i e g t. Ist also die je andere Moral gewaltsam niedergedrückt worden und die eigene an deren Stelle gesetzt.) [Moral. "Praktische Vernunft".
ICE Bamberg-Berlin.] 1 <<<<
albannikolaiherbst - Freitag, 15. Dezember 2006, 10:18- Rubrik: LOYOLA
Eine Leserin schickt Der Dschungel wegen des Greifswalder Koeppen-Hauses, das eine literische Institution ist, >>>> dieses Dokument: koeppenhaus-petition-dezember-2006- (pdf, 56 KB). Wir schließen uns der Unterstützung des „Literaturzentrums Vorpommern“ an; bitte schauen auch Sie, ob Sie das ebenfalls tun wollen, auch wenn das Dezemberprogramm, wahrscheinlich aus den beklagten Gründen, mit „Sternenzauber und Glockenklang“ nicht gerade nach Literaturförderung klingt; das >>>> Programmarchiv spricht eine andere Sprache, auch wenn da ein bißchen viel unterhaltungsmusikalischer Überhang ist.
Für die Unterstützung: info@koeppenhaus.de.
albannikolaiherbst - Samstag, 16. Dezember 2006, 07:24- Rubrik: Links
Überwölbung. In der wir
wie durch einen langen Tunnel gehen.
Der schützt uns. Und sperrt ein.
An seinem Ende des Licht der Nahtoderfahrung.
[Kippfigur wie die junge Frau und die Greisin:
Naht oder Erfahrung.]
albannikolaiherbst - Sonntag, 17. Dezember 2006, 20:43- Rubrik: Gedichte
Moralisches Handeln ist eines, das aus der Annahme hervorgeht, daß eine Handlung richtig und daß, was richtig (recht) sei, auch gut sei. Diese Annahme ist ein Glaube. Deshalb ist jede moralische Handlung eine religiöse.
Zu unterscheiden hiervon ist die Handlung aus Gründen moralischer Norm, etwa nach in Gesetzen verankerten Ge- und Verboten. Es ist durchaus möglich, daß eine solche Handlung zwar gesetzkonform, mitnichten aber moralisch ist, wie umgekehrt, daß die moralische Handlung rigide gegen gesetztes Recht verstößt. Die moralische Handlung - eben w e i l sie religiös ist, praktische Religiosität aber nur subjektiv, nämlich im persönlichen Glauben, fundiert sein kann - ist n i c h t formalisierbar. Es sei denn, sämtliche jetzt und in der Zukunft lebenden Individuen kämen j e überein, daß ein Grundsatz ein moralischer s e i, und zwar indem sie a l l e ihn gleichzeitig persönlich glaubten. Nur unter dieser Voraussetzung kann allgemein moralisch gehandelt werden. Jede andere Form moralischer Grundsatzbestimmung ist eine unmoralische, d. h. anderslautende Überzeugungen unterdrückende. Wenn diese, bzw. deren Träger, weiterhin moralisch handeln möchten, m ü s s e n sie gegen die moralischen Grundsatzbestimmungen verstoßen. Für den moralischen Character ist deshalb der Gesetzesverstoß geradezu programmiert.
Dies gilt zwischen Individuen wie zwischen Völkern und Kulturen. [Moral.
Globalisierung.
Terrorismus.]
albannikolaiherbst - Sonntag, 17. Dezember 2006, 10:50- Rubrik: LOYOLA
SIE Und so manch erlegter Gazelle hast du in die glänzenden Augen geblickt im Moment des „kleinen Todes“...ER …und ich blicke wahnsinnig gerne immer wieder hinein... da doch der „kleine Tod“ so erlöst, ohne den Körper zu erlöschen. Ganz im Gegenteil, vielmehr. Und e r g r i f f e n darum ist man Pianist auf dem Körper einer Frau...
Die Seele eines andern Menschen zu berühren heißt, heiligen Boden zu betreten.
(Novalis, zit. im Netz-Profil einer devoten Frau.)
albannikolaiherbst - Sonntag, 17. Dezember 2006, 10:02- Rubrik: Arbeitsjournal
Aber spielerisch >>>> probiert >>>> er >>>> Credos >>>> a u s. Das ist das Kennzeichen seiner moralischen Ungebundenheit. Der freie Geist, immer, ist sozial unverläßlich.
(CCCCXXIX).
albannikolaiherbst - Montag, 18. Dezember 2006, 11:04- Rubrik: Paralipomena
Wie ein mißbrauchter Mensch reagiert - annehmend, also identifizierend, oder abwehrend -, hängt davon ab, wann ein >>>> Mißbrauch erstmals stattgefunden, bzw. eingesetzt hat: ob in einer Kindheitsphase, also wenn sich die Ich-Normen noch nicht entwickelt haben, oder ob dann, wenn diese Ich-Normen schon entwickelt s i n d (etwa mit Beginn der Pubertät). In letzterem Fall wird der mißbrauchte Mensch zeitlebens außen-aggressive Tendenzen haben, auch deutliche Über-Reaktionen von gegenüber vermeintlichen Aggressoren feindlicher Natur. Für das mißbrauchte Kind hingegen nimmt der - zumal, wenn fortgesetzte, ständige - Mißbrauch den Character einer Erziehung an, was zur Internalisierung des Mißbrauchs als eines Rechtes führt und den mißbrauchten Menschen zeitlebens dieses ‚Recht’ als sein Richtiges immer wieder aufsuchen läßt. Das ist möglicherweise die Kerndynamik devoter Re-Inszenierungen. [Mißbrauch.
Moral.]
Dies wäre nun noch mit der Allegorie zusammenzudenken; daß hingegen solch kindliche Prägung - mitsamt der Internalisierung als für ein Kind einzig möglichen Abwehrform: Identifizierung mit dem Aggressor/ Aufnahme der erfahrenen Aggression ins Selbst – glaubensbildend ist, nämlich das indivduell empfundene Rechtssystem begründet, zumindest darauf einen starken Einfluß hat, scheint mit ausgemacht zu sein. In dieser Hinsicht funktioniert Mißbrauch wie jede andere Form von Prägung, die in der Kindheit gegen ‚natürliche’ Trieb- und Durchsetzungsneigungen - abschneidend und auf soziales Wesen zurichtend - tätig ist. Wie bei dieser, ‚normalen’, werden auch hier Tabus eingepflanzt, deren stärkstes wahrscheinlich das Schweige-Tabu ist.
[Das Schweigetabu erklärt das mir immer auffälligere Schweigen der Mütter von mißhandelten Kindern: Es verschweigt nicht eigentlich den Mißbrauch des Kindes, sondern verschweigt den eigenen. Würde der Mißbrauch des Kindes von solchen Müttern öffentlich gemacht, es würde gegen das eigene Selbst-Tabu verstoßen und eben notwendigerweise auch über den s e l b s t erfahrenen Mißbrauch gesprochen. Solche Mütter sind also keine 'Ungeheuer', sondern sie handeln moralisch: indem sie das ihnen eingepflanzte Tabu beachten. A l l e Moral-als-Empfindung funktioniert so.]
albannikolaiherbst - Montag, 18. Dezember 2006, 06:30- Rubrik: LOYOLA
halb aufgerichtet ist von mir
ein suchender Blick dir zugeweht
an meinen Augen hielt er noch fest,
so streckt' er sich aus, dich zu ergreifen
in meinem losen, müden Schweifen
- doch s c h e u t e plötzlich. Ach es läßt
Schönheit, wenn sie derart s t e h t,
ihn i m m e r sinken: stumm vor ihr.
Und dankbar dem Tag erschauern wir.
albannikolaiherbst - Dienstag, 19. Dezember 2006, 13:54- Rubrik: Gedichte
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meinen Sohn.
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# IN DER DINGLICHEN REALITÄT:
Mittwoch, den 5. April 2017
Bremen
Studie in Erdbraun
Mit Artur Becker und ANH
Moderation: Jutta Sauer
>>>> Buchhandlung Leuwer
Am Wall 171
D-28195 Bremen
19 Uhr
Sonnabend, 23. September 2017
Beethovenfest Bonn
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Robert HP Platz
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mit zwei Gedichten von Alban Nikolai Herbst
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Bonngasse 24-26
D-53111 Bonn
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Bruno Lampe - 2017/03/29 19:48
III, 280 - Bei Äskulap
Gegen zwei löste ich mich kurzentschlossen vom Schreibtisch. Es war nichts mehr abzuliefern. Aber die ... Die in einem ...
... Deckenlabyrinth sich mäandernde Inschrift...
Bruno Lampe - 2017/03/28 21:42
Vielhard, Leichtgaard:
albannikolaiherbst - 2017/03/28 07:53
Bruno Lampe - 2017/03/27 20:43
III, 279 - Oder auch nicht
Kühler Nordwind. Die Sicht ging bis zu Sant’Angelo Romano weit unten im Latium. Jedenfalls vermute ich ... Bruno Lampe - 2017/03/24 19:55
III, 278 - Einäugigkeiten und Niemande
Ein Auge fiel heraus, abends beim Zähneputzen. Es machte ‘klack’, und der Zyklop sah nur noch verschwommen. ... Danke, gesondert, an...
bei der sich in diesem Fall von einer "Übersetzerin"...
albannikolaiherbst - 2017/03/24 08:48
albannikolaiherbst - 2017/03/24 08:28
Schönheit. (Gefunden eine Zaubernacht). ...
Es juckt sie unter der Haut. Es juckt bis in die
Knochen. Nur, wie kratzt man seine Knochen?
Sein ... Bruno Lampe - 2017/03/22 19:39
III, 277 - Die Hühner picken
Irgendwas ist schiefgelaufen seit dem 9. März. Man könnte es so formulieren: die Verweigerung der Worte ... ich hör' ein heer...
ich hör’ ein heer anstürmen gegens...
parallalie - 2017/03/21 06:51
Ich höre berittene...
Ich höre berittene Landsknecht sich ballen vorm...
albannikolaiherbst - 2017/03/21 06:18
albannikolaiherbst - 2017/03/21 06:12
James Joyce, Chamber Music. In neuen ...
XXXVI.I hear an army charging upon the land,
And the thunder of horses plunging, foam about their knees: ... den ganzen tag lärmen...
den ganzen tag lärmen die wasser
ächzen schon
trist...
parallalie - 2017/03/18 09:55
Den ganzen Tag hör...
Den ganzen Tag hör ich des brandenden Meeres
Klagenden.. .
albannikolaiherbst - 2017/03/18 08:23
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