Alban Nikolai Herbst / Alexander v. Ribbentrop

e   Marlboro. Prosastücke, Postskriptum Hannover 1981   Die Verwirrung des Gemüts. Roman, List München 1983    Die blutige Trauer des Buchhalters Michael Dolfinger. Lamento/Roman, Herodot Göttingen 1986; Ausgabe Zweiter Hand: Dielmann 2000   Die Orgelpfeifen von Flandern, Novelle, Dielmann Frankfurtmain 1993, dtv München 2001   Wolpertinger oder Das Blau. Roman, Dielmann Frankfurtmain 1993, dtv München 2000   Eine Sizilische Reise, Fantastischer Bericht, Diemann Frankfurtmain 1995, dtv München 1997   Der Arndt-Komplex. Novellen, Rowohlt Reinbek b. Hamburg 1997   Thetis. Anderswelt. Fantastischer Roman, Rowohlt Reinbek b. Hamburg 1998 (Erster Band der Anderswelt-Trilogie)   In New York. Manhattan Roman, Schöffling Frankfurtmain 2000   Buenos Aires. Anderswelt. Kybernetischer Roman, Berlin Verlag Berlin 2001 (Zweiter Band der Anderswelt-Trilogie)   Inzest oder Die Entstehung der Welt. Der Anfang eines Romanes in Briefen, zus. mit Barbara Bongartz, Schreibheft Essen 2002   Meere. Roman, Marebuch Hamburg 2003 (Verbotene Fassung)   Die Illusion ist das Fleisch auf den Dingen. Poetische Features, Elfenbein Berlin 2004   Die Niedertracht der Musik. Dreizehn Erzählungen, tisch7 Köln 2005   Dem Nahsten Orient/Très Proche Orient. Liebesgedichte, deutsch und französisch, Dielmann Frankfurtmain 2007    Meere. Roman, Letzte Fassung. Gesamtabdruck bei Volltext, Wien 2007.

Meere. Roman, „Persische Fassung“, Dielmann Frankfurtmain 2007    Aeolia.Gesang. Gedichtzyklus, mit den Stromboli-Bildern von Harald R. Gratz. Limitierte Auflage ohne ISBN, Galerie Jesse Bielefeld 2008   Kybernetischer Realismus. Heidelberger Vorlesungen, Manutius Heidelberg 2008   Der Engel Ordnungen. Gedichte. Dielmann Frankfurtmain 2009   Selzers Singen. Phantastische Geschichten, Kulturmaschinen Berlin 2010   Azreds Buch. Geschichten und Fiktionen, Kulturmaschinen Berlin 2010   Das bleibende Thier. Bamberger Elegien, Elfenbein Verlag Berlin 2011   Die Fenster von Sainte Chapelle. Reiseerzählung, Kulturmaschinen Berlin 2011   Kleine Theorie des Literarischen Bloggens. ETKBooks Bern 2011   Schöne Literatur muß grausam sein. Aufsätze und Reden I, Kulturmaschinen Berlin 2012   Isabella Maria Vergana. Erzählung. Verlag Die Dschungel in der Kindle-Edition Berlin 2013   Der Gräfenberg-Club. Sonderausgabe. Literaturquickie Hamburg 2013   Argo.Anderswelt. Epischer Roman, Elfenbein Berlin 2013 (Dritter Band der Anderswelt-Trilogie)   James Joyce: Giacomo Joyce. Mit den Übertragungen von Helmut Schulze und Alban Nikolai Herbst, etkBooks Bern 2013    Alban Nikolai Herbst: Traumschiff. Roman. mare 2015.
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Nach Maßen unsrer Traurigkeit

war Ihnen ins Gesicht ein Leiden,
das von Menschen rührt, geschrieben

und nahmen mit der rechten Hand,
Ihrer derart schönen, streng

dem Schuldner seine letzte Lab
und teilten seinen Schmerz darob

zugleich, als sich Ihr Körper hob
und wegging in Verlassenheit.

[Auf einen Gerichtsvollzieher.]

Bericht eines Amtsgangs: ANH leistet die Eidesstattliche Versicherung zwecks Offenbarung des Vermögens wegen eines geplatzten Kredits bei der Amex-Bank, Frankfurt am Main, und fährt dann gleich zur Stadtkämmerei Bamberg weiter, wo der nächste Vollstreckungsbeamte, der ihn hatte fast schon in Haft nehmen sollen, seiner bereits harrte. [Das Leben als einen Roman begreifen (6)].

Ich hatte dann also >>>> d o c h geduscht und mich pfleglich gekleidet, sodann sah ich mir die Wegbeschreibung beim >>>> deutschen Stadtplandienst an und radelte nach Verlassen der Villa los. Der Stephansberg ist, besonders wenn man die enge Straße "Oberer Stephansberg" nimmt, eine Herausforderung für die Oberschenkel, und es versetzte mich in eine leicht berauschte Stimmung, daß ich sie bestand. Oben ward's dann so leicht mit dem Bergauf'chen und Bergab'chen, daß ich vor lauter Freude an der linken Einmündung der gesuchten Straße vorbeifuhr und erst einmal am Wald ankam. So daß ich umkehren mußte. Aber ich hatte viel Zeit, die Luft war diesig-frisch, der Verkehr mäßig und der Handwerker, der gerade in einer Siedlung seinen Kasten-Renault belud und den ich nach dem Weg fragte, ausgesprochen freundlich. So kam ich denn immer noch viel zu früh bei dem Gerichtsvollzieher an.
Er hat seine Amtsstube im ersten Stock eines Zweifamilienhauses und öffnete, nachdem mein Fahrrad in der Auffahrt geparkt und angeschlossen war, nach einer Verzögerung von vielleicht anderthalb Minuten - - zum Betätigen der Wohnungschelle gerechnet. Ich schritt die enge Holztreppe hinauf, Herr *. stand in der Tür, hochgewachsen, aber vorgebeugt, das lange, doch schüttere Haar hinten zu einem Schwanz gebunden, wie coupierte Pferde ihn haben, unrasiert, in einer Jeans, deren Gesäßpartie bis drittels in den Oberschenkel hängt; einen Pullover hatte er, glaube ich, an, vielleicht noch eine Weste darüber. Eine große schmale, gebogene Nase, die markant wäre, vermittelte nicht auch sie den Eindruck von eben so großer Taurigkeit wie der Mann selbst. Man möchte gar nicht laut reden, um ihm nicht wehzutun; so gestoßen wirkt der Mensch, so melancholisch und, ja, eigentlich erschüttert. Ich hätte, wäre alles nicht von so existentieller Dringlichkeit gewesen, annehmen können, es sei er, nicht ich, der nun den Offenbarungseid zu leisten habe. Anders ausgedrückt, war ich für ihn, für seinen Character und für die Situation, viel zu guter Laune.
Ich reichte ihm die Hand. Weich legte sich die seine hinein. Dann führte er mich in jene Amtsstube, die eine Seitenkammer der Privatwohnung ist: Schreibtisch, ein Kopierer, kein Computer - seltsam, dachte ich - und die vielen vielen Regale vollgestopft mit Stoß auf Stoß abgelegten Papieren und handbeschrifteten Leitz-Ordnern. Es war, als wäre ich aus der Welt in eine Vergangenheit aus Amtsstücken hineingetreten, der selbst Kafkas überhöhende Fantastik fehlt, sondern die rein nüchtern ist und zugleich in einen selbstvergessenen Schlummer gefallen, worin Herr *. als mindestens ebenso vergessener Archivar unbemerkt vor sich hinlebt.
Er wies mir den Holzstuhl an, der neben die rechte Schmalseite des Schreibtisches gestellt ist und auf der zum Raum schauenden Sitzfläche ein flaches Kiss'chen hat. Dann ging er mit mir das vorbereitete Formular durch, Punkt für Punkt, wobei er stand (es gibt ja nur den einen Stuhl in der Kammer) und ich deshalb begriff, weshalb sich seine Gestalt immer so vorbeugt. Das liegt gar nicht an der Körpergröße, sondern ist aus seiner Arbeit in ihn hineingewachsen.
Während wir nun die Punkte besprachen, sog ich den staubigen Raum für immer in meine Eidetik. Herr *. wollte wissen, was die >>> KSK ist, und ihre Anschrift nachtragen; außerdem interessierten ihn meine Rentenansprüche bei der BfA; doch konnte ich ihm darüber aus Gründen des Desinteresses keine Auskunft geben. Die letzten beiden Fragebogen, die man mir von dort zugeschickt hat, habe ich weggeworfen, weil ich für solchen Formularkram wirklich keine Zeit erübrigen mag und sowieso füglich annehmen darf, daß ich von da kaum was bekommen werde. Das habe ich Herrn *. so auch gesagt und: daß ich mich überhaupt weigere, Formulare auszufüllen, weil sie einen nämlich depressiv machen (eine gemeine Bemerkung ihm gegenüber, aber er hat es, glaub ich, sowieso nicht verstanden) und die Produktivität stören. Das hier sei, sagte ich, die absolute Ausnahme, und ich käme ihr auch nur nach, weil ich nicht verhaftet werden wolle, Haft sei tatsächlich n o c h schlimmer, als Formulare auszufüllen; damit sei ich, sagte ich, erpreßbar. Aber wirklich nur damit. Deswegen müsse ich ja auch gleich noch zum Stadtkämmerer, weil der einen Beuge-Haftbefehl gegen mich habe.
Kann sein, daß ich Herrn *.'s Weltbild nicht entsprach. Andererseits war er wirklich sensibel, auch wenn er versuchte, die ihm innewohnende Amtsgewalt doch wenigstens ansatzweise ins falbe Licht der Kammer zu rücken. Außerdem hat er ungewöhnlich schöne Hände, das machte mich ihm sowieso gewogen. Als ich darüber so hinsonn, öffnete sich die Tür und - wahrscheinlich - seine Frau - oder Mutter - schaute mit dem tragbaren Telefon herein, weil jemand eine Kontoauskunft brauche und sie, die Frau, den Zettel verlegt habe, auf dem die Nummer stehe.
Herrn *. gefiel diese Störung nicht, aber was sollte er tun? Nun begann er, das Telefon in der Hand, abgeheftete Kontoauszüge aus den Akten zu ziehen, sie zu durchblättern, wobei er "Moment" ins Telefon sagte und das Gerätchen beiseitelegte, um weiterzublättern. Woraufhin wieder die Frau erschien und mitteilte, sie habe den Zettel nun d o c h gefunden. Einen Augenblick flog über Herrn M.'s Melancholie der schnelle Schatten der Grantigigkeit sowie resignativer Ergebung.
"Entschuldigen Sie", sagte er, als die Frau unter Mitnahme des tragbaren Telefons die Tür wieder geschlossen hatte. "Aber das macht doch nichts", sagte ich, weil ich diese Unterbrechung tatsächlich genoß; schließlich erlaubte sie mir, Einblicke in fremder Leute Sozialstrukturen zu nehmen.
So schafften wir es langsam auf Punkt 23, in dem es um gepfändete und zur Sicherheit abgetretene Ansprüche geht und gingen dann zu dem Fragebogen für Gewerebetreibende über. Nun b i n ich fiskalisch sowas nicht, aber an Freiberufler, vor allem an Künstler hat das Gesetz nicht gedacht; deshalb hatte ich d e n ausgefüllt. Das mit der Büroeinrichtung wird Herrn *. vertraut vorgekommen sein, da hatte er keine Fragen. Aber wegen der >>>> Lesungen im März.
"Das müssen Sie mir genau spezifizieren, wer Ihnen den Auftrag erteilt hat und unter welcher Anschrift er zu erreichen ist." "Ähm", sagte ich, "also das etwa mit der Rotarier-Lesung..." "Die haben Ihren Sitz in Fankfurt." "Sie machen sich da ein falsches Bild. Sehen Sie, die Lesung findet vor den Rotariern in der Villa Concordia statt, und bezahlt wird man sozusagen aus der Clubkasse, die für gemeinsame Unternehmungen wie z.B. Ausflüge in die Würzburger Residenz zusammengesammelt wird, nicht etwa aus dem Vermögen des Clubs. Sondern jeder, der an der Lesung teilnimmt, gibt sozusagen 10 Euro... und das wollen Sie jetzt jedem dieser armen Leute - und noch v o r der Lesung - wegpfänden?" "Ja, dann sind da aber doch gar keine regelmäßigen Einnahmen." "Selbstverständlich sind sie das nicht. Das gibt es nicht für Künstler: regelmäßige Einnahmen." In einer Form irritiert, von der ich fürchte, daß sie ihn dauerhaft traumautisieren könnte, sah er mich da an; ich hoffe tief, nicht der Grund einer zukünftigen Psychosomatose geworden zu sein. "Ja-und-wovon leben Sie?" "Das sehen Sie doch.. hier, schaun Sie. Deshalb doch die dauernd geplatzten Kredite."
Dieses Argument überzeugte ihn derart tief, daß er insgesamt von weiteren Fragen absah. Und mich bat, nunmehr zu unterzeichnen. Was ich, wie Sie hier sehen können, tat.oe-abgabe-010207[In der Amtsstube. Unterschrift. Das Bild ist nicht gefaket. Allerdings habe ich es selbst aufgenommen, weil ich plötzlich dachte, es sei pietätlos, Herrn *. um diesen kleinen Liebesdienst zu bitten.] Wohlgemut verabschiedeten wir uns; allerdings bat ich vorher noch darum, eine Kopie zu bekommen. Die fertigte er mir "gerne", wie er sagte, und, muß i c h sagen, sorgsam an. Ich zog mir wieder den Mantel über, gab ihm die Hand und vondannte.

Das Leben als Roman 5 <<<<

Beauskunftungen.

Erschrocken ruft mich ein Anwalt an und zitiert das Amtsgericht:

"Ihre Anfrage kann derzeit nicht beauskunftet werden."

Manche Hunde beißen nur, wenn sie schlafen.

Erwachen sie, ziehen sie ihren Schwanz ein.

(CDXXXV).

La Misère de la musique. RÉMANENCES.

ramenence-nr-19-ma-mis-re-de-la-musique"Le regard est toujours décevant mis il suffit d‘un récit bien mené pourque le réel perçu, tout ignoble qu‘il soit, prenne soudain les nuances passionantes d‘une prose chantée. Prise d‘otages (Misère de la musique), poursuite d‘un mafieux diabolique (Le roman de Manhattan, Èd. du Félin, Paris, 2002), deviennent sous la poigne énergique d‘Alban Nikolai Herbst prétextes à ses dialogues vifs, entrecoupés des descriptions minutieuses où rien de notre condition n‘est éludé. Le rythme est la grande affaire de son regard curieux, l‘allure est féroce la trempe irrésistible; on entre dans Herbst comme tiré par la manche, à hauteur d‘hommes et sans aucune préparation.
Une fois dans ce monde brutal, de petits signes audacieux nous apaisent; on sourit, on rêve, on s‘égare, mais la narration à fleur de terre poursuit malgré tout son déroulment violent et l‘on se dit que ce rythme effréné ne peut que nous mener à un calme imprévisible, ou le fantastique surgit comme l‘unique solution á tant de rigueur froide. Ne sommes-nous pas quotidiennement écartelés entre le stress et le chant, entre la pression délirante de nos activités et l‘évasion hors de ce monde décidément inhumain?
Et c‘est avec une reconaissance énorme qu‘on accueille vers la fin du récit l‘espérance étrange d‘une musique de haut vol. À la folie il faut un baume, et l‘abandon du sol nous jette dans une œuvre puissante qui l‘emporte sur l‘impossibilité de vivre ici et maintenant.
À travers un monde impitoyablement déchiré, Herbst nous propulse vers une mélodie consolatrice, ce chant indispensable que tout grande œuvre a pour tâche de suggérer."

Werke in ihrer ästhetischen Immanenz juristisch würdigen.

... auch wenn es vielleicht noch tote Worte sind, aber sie sind da.
Eva Inés Obergfell über das BGH-Urteil zu „Esra“.

Die Kunstfreiheit nimmt man sich h e r a u s.

Sie kann einem nicht gewährt werden. >>>> Anders bliebe die aller Kunst notwendige Überschreitung auf der Strecke. D a s, nicht ihr Verbot, höhlte sie aus.

(CDXXXVI).

Und niemand möchte.

Und niemand möchte, daß der Tag sich nicht in die Nacht legt
Niemand möchte, daß die Nacht sich nicht in den Tag legt
mit ihren weiten wallenden Rändern

die wie Flossen eines Mantas sind
Lamellen halbbewußer Liebkosung

dunkler Geruch eines Honigs, der Heuschrecken sammelt

".... und niemand möchte Stufe s e i n!" (Von LH.)

Kunst ist narzißtisch, ihre Mutter heißt Hybris. Selbstübersteigerung oder Kränkung heißen die Töchter.

Säuglinge.

Für Ophelia und Gabriel.
Sie schlafen nie, sie träumen
und knarzen davon stillend laut
Erinnerungen an ein Meer
dreiviertel noch hinter dem Vorhang,
der es vor der Welt verschließt

ganz wie ihr Blick, der achtsam bang
sie im Erwachen erstmals liest:
aus einer dunklen Weite her,
die sich vergißt, wenn sie das Licht erschaut.

So treibt aus Schnee, der unter Bäumen
liegt, behaftet schwer von Erde,
ein Trieb - und was er werde.

Sie schlafen nie, sie träumen
knarzend, ob gestillt, ob laut.
Es ließ von ihrer Haut
noch nicht das Meer.

Dreiviertels hinter dem Vorhang,
der es vor der Welt verschließt,
geht jeder Blick, als ob er bang
in einer fremden Sprache liest

und sich, aus einer dunklen Weite her,
vergißt, wenn sie das Licht erschaut.
Und nicht mehr ist.

(So treibt aus Schnee, der unter Bäumen
liegt, ganz naß und schwer von Erde,
ein Trieb - und was er werde.)

Herr Wolfram Schütte, der Perlentaucher und ANH. Wolfram Sc hütte (1).

Nicht daß wir ihn für maßgeblich hielten, schließlich gilt auch in der Literatur ein Jugend- wie Altersschutz, den wir stillschweigend auf Kritiker ausgedehnt wissen wollen. Jedoch findet sich >>>> in Wolfram Schüttes nachtretendem Ausbruch die Formulierung „In Billers und Herbsts brutalem Bruch mit der schmierigen Devise...“, was nun entweder auf einen Druckfehler schließen läßt. Dann wäre schon das Objekt des Satzes falsch, als wäre nämlich ein Buch von beiden Verfassern gemeinsam geschrieben worden. Das wird von Der Dschungel mit Entsetzen bestritten. Oder aber es ist gemeint, Biller und Herbst hätten mit einer schmierigen Devise gebrochen, was moralisch eigentlich nicht recht prekär wäre, geschweige justiziabel. Im übrigen kennt der Herr Schütte zumindest das eine der beiden Bücher nicht, sondern erzählt wie von >>>> der Tagung so von dem Roman aus seinem Hörensagen, Gelesenhaben und persönlichen Meinen. Letztres hat Wolfram Schütte allerdings v o r seiner literaturbetrieblichen Berentung auch schon immer getan, die, zeigt sich jetzt, aus gerontologischen Gründen auch literarästhetisch notwendig war. Wir werden das in einem der nächsten Artikel Der Dschungel belegen, der sich ausgebig mit den Meinungen und wahrhaft mannhaften Begeisterungen des Herrn Wolfram Schütte, eines übrigens Knebelbartträgers, beschäftigen wird.

Des für >>>> seine in Sachen ANH intentiösen Zusammenfassungen bekannten Perlentauchers HEUTE IN DEN FEUILLETONS >>>> verlinkt übrigens eigens auf den Text. Das ist insofern interessant, als das >>>>> Netz-Magazin Titel, das Schüttes diffammierungsdurchzogenen Text, vielleicht um ihm Licht zu geben, ein „Highlight“ nennt, für den Perlentaucher kaum je Relevanz hatte. Offensichtlich reagieren >>>> seine Redakteure, wo‘s ihnen in den Kram paßt, auf moralische Rhetorik.

[Nur für noch Unverdorbene wird hier hinzugefügt, daß Herr Schütte und ANH sich kennen.]

>>>> Wolfram Schütte 2.

Autor ...

... beim >> Literaturport.

Kokelnder Junge auf der Kiesterrasse.

Im Nieseln hockt er konzentriert
den kindlichen Rücken gewölbt
und brennt die Welt an

ein kleiner Gott
probiert an ihren Mächten
Gegenmacht:

was ein Mann ist
unter dem Himmel

Sich täglich rasieren.

Und wissen, das Tier kommt doch wieder raus.
Nur mag man‘s nicht zeigen, weil eines Gebärtes
sanfteres Testosteron den Mann so domestiziert.
Das mag man nicht teilen; peinlich berührt
greift man zur Klinge. Nicht jedem gewährt es,
sei‘s Temperament, sei‘s Wollen, den Applaus
der guten, müden Moral. Und ihr waches Genieren.

Schaumdrauf drum!
Auf daß die kultivierte Glätte
dem Tier die Lefzen fette!

Wenn ich solche Zeilen lese.

Wird mir Kraft geraubt.
Zu meinem Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass Sie nach dem Votum der Juroren nicht in den Kreis der Stipendiaten aufgenommen werden konnten.
Haben Sie noch einmal herzlichen Dank für die Zusendung Ihrer Bewerbung und für Ihr Interesse am Autoren-Förderungsprogramm. Für Ihren weiteren literarische Weg wünsche ich Ihnen alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Linda Anne Engelhardt
Leiterin . Programmabteilung
Wer i s t das, mir für meinen weiteren literarischen Weg alles Gute wünschen zu dürfen? Welch eine Vermessenheit angesichts des vorgelegten Werks! Doch von der narzißtischen Fremd-Kränkung abgesehen, besteht die eigentliche ja darin, daß ich sie mir, indem ich mich überhaupt bewarb, selbst zugefügt habe – anstatt ein- für allemal zu begreifen, daß es sich hier nicht um Gegnerschaft, sondern um tiefe Feindschaft handelt und daß ich endlich gefressen haben sollte, in einem Geistes-K r i e g zu stehen. Und es doch immer noch nicht geschluckt krieg.

Wie >>>> schon einmal hier die Namen der Juroren. Googlen Sie nach ihnen selbst, mir ist die Link-Legerei auf solche Leute momentan zu eklig.
Hugo Dittberner(Vorsitzender und Mentor), Heinz Ludwig Arnold, Angelika Overath, Franz Schuh, Stefan Weidner. Und schauen Sie >>>> hier, damit klarwird, w a s abgelehnt wurde. Interessant wird deshalb sein zu sehen, was diese ehrenwerten Leute für förderungswürdig erachten. Daran wird sich‘s bemessen.

[Es gehört zur >>>> Ästhetik der Offenheit, die Die Dschungel vertreten, >>>> solche inneren Zustände (9.46 Uhr) zuzugeben, und zwar auch dann, wenn das die Häme der Gegner erst noch so richtig füttert. Es ist uns aber radikales Anliegen, Produktionsverhältnisse auf das deutlichste sichtbar zu machen.]

Cyborg. ARGO-ÜA (29). Sätze (ff).

Man gebiert kein Metall, und Metall wandelt sich auch nicht in Geist um. Das sind die Grenzen der Metamorphose.
Argo, EF TS 771.

28 <<<<

Eschatologie. ARGO-ÜA (28).

Weitere theologische Spekulationen wären anzuschließen gewesen: Weshalb hatte die Mutter das eigene Junge verspeist oder doch verspeisen lassen, das ausgeschickt war, in den Rechten des Ostens i h r e Rechte zu wahren? War der Halbling letztlich zu sehr Mensch geworden, und die Viertelsthetis Lamia, in der das g a n z e Meer wieder durchbrach, sollte vollenden, wozu der Sohn nicht imstande war? Gibt es in den historischen Geschehen einen teleologischen Sinn? Oder ist selbst er - sind die Sinne - der Wandlung unterworfen, sind es veränderbare, zusammen- und wieder auseinanderfließende Verdichtungen von Lebens- und Gestaltungsformen, in der niemand, letztlich, bleibendes Recht hat? Eine solche Vorstellung wäre, dachte Cordes, Thetis wie gleichermaßen Ungefugger widerlich: daß es so wenig ein Erstes Wahres wie ein Letztes Paradies gibt und sowohl Lichtdom wie Meer von höchst bedingtem Recht sind.

27 <<<<

ARGO-ÜA (30). Sätze (ff).

Aissas der Wölfin Verlautbarungen klangen allerdings mehr nach esoterischem Prophetismus als nach Kanonik, worin, wie wir deutlich lesen können, eine K a n o n e steckt.
Argo EF, 825


29 <<<<

Und wenn man wissend es verbiegt.

Jemandem übelnehmen, daß man s i c h in ihm geirrt hat.

Das quält. Also stellt man mit aller Gewalt sein Rechthaben h e r, auch wenn dies das Unrecht ins vermeintlich Rechte w i s s e n d verbiegt.

(CDXXXVII).

Bamberger Elegien (56). Die Erste Elegie in der Zweiten Fassung.

Wo aber bleibt das bleibende Tier? Ein gebliebenes ist es?
Wie das Ozon, gewesenes, das uns davonging? Erblindend
sehen wir noch firmamentweit, dann wird es dunkel. So floh es?
Und es kauert, die Bindehäute verkrustet, zum Sterben?
Wo denn? Wo b l e i b t Welt, wenn uns der Geist von den Körpern ganz ablöst?
Zweiwertig ist er und kennt keine Schatten, die lichten, noch, daß
leidenschaftlich er irrte, sondern will recht und immer
völlig korrekt sein. Harmonisch, doch lau sein befriedeter Atem,
in dem das bleibende Tier nichts mehr reißt. Vegetarisch verhungert‘s.
Er aber weht, verblasene Abstraktionen, durch Häuser,
gittergleichen Koordinaten von Ordnung, in denen
leiblich die Schwester in sich das Weib nicht erkennt und den Bruder
nicht, und er küßt nicht leiblich den Vater mehr, noch erkennt er
in ihr, der Mutter, die, die ihn b l u t e n d gebar und empfing ihn
naß, ach so voller Geilheit. S c h ö n werden davon die Kinder.
Geist aber, rein binär, ist aseptisch und will Retorten
gegen das Tier. Ach Correctness! U m b r i n g e n ist sie in ihrer
zivilisierten Demokratenmoral. So verkriecht‘s sich
kraftlos. Entbeint der Instinkt. Welch sekretloser Jammer, wenn wir
präservativ der Paarungen schäumende, spritzende Säfte
fernhalten sollen von uns – aus Furcht nicht vor Empfängnis,
sondern weil wir hygienisch sind und die Ansteckung fürchten.
Diskriminierung des Tieres. Verkitscht jede Wiese. Verniedlicht,
was das tobende Milchmeer war, und als Vergiftung
abgewehrt die Flüssigkeiten des Geliebten;
weggerückt beide einander vom Nahsten, dem Tier, im Intimsten.
War denn Schöpfung nicht i m m e r auch Tod? War essen nicht töten
stets und zeugen also: überheben? Und blieb‘s das
nicht, bis heute? Ist das derart vergessen? Weggedrängt ist es.
Aber wir fühlen‘s als im Geschlechtsrausch Entichte w i e d e r:
D a s ist‘s, was wir da fühlen! Jeder Orgasmus ist Heimkehr.
Die soll nicht sein, ihrer erwehrt sich, des Tieres, die Krankheit.
Wo denn bleibt es, wenn schon mein Kuß bösblütig prall wird
und erblüht so schmerzhaft entzündet auf Deiner Lippe?
Inkompatibel - allein schon das Wort! - wurden Flora und Flora,
die sich glichen und obsessiv aufeinanderstrebten.
Samen diffundiert zu Nullen, spermatozoen
funktional, der einzigen Eins Membran zu durchstoßen.
Seele? Wo denn? Praktikable Biomechanik.
Zwischen Organ und Gedanke nistet die Menschheit und r e i n i g t
sich von allem Organ, bereits vom Tod fast entkeimt schon,
fast befreit schon von Liebe. Distinktion gilt‘s, nicht Heimkehr
(sie nur als Schein, ein heronanierter, und letztlich monadisch).
Jedes Sekret wird zum Zahlenpaar, sich hoflos zu rechnen
ohne spitze Gerüche, die es einst formten. Wir wollen,
e i n glatter Stein unter Steinen, fensterlos rein in uns selber
stehen, emanzipiert, insektizid unberührbar,
offen allenfalls Kindern, die uns mit dem Tier noch verbinden.
Ach wie vergessen der fette Geschmack auf den Weiden und so
ganz verloren mein schmutziger Fuß! Der pulsierende Schweiß, der
salzen uns, Meeresströme, von den Schläfen floß! Und
Hand ist vergangen und jeder Finger. Dein Ohr, meine Zunge,
die es an seine Spiraldämmchen lockte, auf daß das Tier sie
leckend entgrenzte, und, Anahit, ihren spins verborgne
Welten in ein Bewußtes entbebten, die nicht ein Ich fühlt,
sondern alleine das Uns – Physiologie und Metapher,
alles in einem, das nicht mehr trennt, noch will es trennen,
noch, daß es trennen k ö n n t e, bevor es dann ruht.

Ruht‘s nun für immer? - Wie weit ich entfernt bin, eingerichtet
in meinem kargen Künstlerluxus, dem grundfinanzierten,
der mich vor diese Fensterfront setzte! Kiesterrasse,
Bänke und Langtisch, die Rücken steinerner Allegorien,
stehender; namenlos verwittern sie auf ihrer
langen Balustrade, hinter der es zum Garten
abfällt zu Rosen und Rasen, den vor der Regnitz die Mauer
und ein schmiedeeisernes Gatter wie vor Deinen,
Anahits, meiner Geliebten, verlorenen Blicken beschließen.
Du aber, wie dieser Fluß, blickst hindurch. Es ist ein Rufen.
Es ist ein fließendes Klagen. Und fließt, als ob es blutet.
So erschöpft ruht das Schwertpaar auf einer erkaltenden Asche.
So ist der Himmel. So ist der Garten. Wie, wenn er wartet.
Denn es ruht n i c h t, auch wenn Liebe, so sagt ihr, bedingt sei und ende:
eine Funktion von Funktionen, sentimentaler Restzweck
biologischer Zwecke. So pragmatisch verkleinern
wir unsre Hoffnung und richten uns kleinlich drin ein. Wir wissen‘s,
daß wir bestimmt sind - ja! kein Raum ist fürs freie Entscheiden.
Aber, Geliebte, was tut es? Es macht uns s c h ö n, wenn wir glauben:
auch, wenn‘s nicht wahr ist und wir es nur meinen. Liebe, gewiß, ist
nichts als archicortisches Blitzen, ein leuchtendes Feuern
der Synapsen, Signale der Evolution aus dem Großhirn -
aber F e u e r n doch - F e u e r! Wenn wir das spüren, dann i s t es!
Wenn wir‘s nicht löschen mit Physiologie, dann macht es, Geliebte,
höre!: d i c h schön, die Mutter, dich schön, den Sohn, und mich Vater,
der dir die Schultern vererbte, die Illusionen zu t r a g e n,
Illusion von Nähe und Haut, die wir jedes Mal riechen,
wenn uns der Schlaf umfängt, erkräftend, der die Morganen
pflegende gute. Sie, nicht pragmatische Wahrheit, nährt uns.
Alle sind wir aus Stoffen des Irrtums gemacht. So ist Seele.
Wahrheit, das ist ein zu früher Krebs, der verbitternden Frauen
aus dem Gehäuse niemals empfangener Früchte den Saft preßt:
wo Plazenta wäre geworden, verkümmert ein Drahtspan.
Nun, statt zu weinen, keift eine Frau. Keift aus Trauer. Um Würde.
Braucht doch Erbarmen. So schenke es ihr! Von ungewesnen
Göttern erzähl ihr und glaube, mein Junge, was du erfindest!
Nimm ihre Hände, beide, halte sie auseinander,
rechts halt sie links, ihre Linke mit rechts, so daß offen der Körper,
und dann erzähl, wie wir Mehrere sind, immer, doch Eines,
herrlich menschlich, im Irrtum. Barmherzigsein geht so. (Sie lächelt;
siehst du‘s?)

Ihr sagt, das sei Pathos? Ja, es ist Pathos: das wahre
Teil von uns Männern, wenn wir‘s denn s i n d, und gewidmet den Frauen,
weil ihnen Sorge ums Nest eine letzte Ergebung versagt hat,
weil das sie zwingt, verhalten zu werden. Ach und verlangten
derart nach Einheit! Wollten sich hingeben ganz, doch zu früh von
Männern und ihren Kindern verlassen, entblühn sie früh schon,
früher als wir, zu frühe reifende Menschen ergreift sie
ihr Klimakterium und spricht ein Vorbei, wenn, mein Junge, Männer
immer noch reifen und zeugen können und nehmen sich jüngere
Frauen, die‘s auch schon, ganz wie die älteren, sehen. Ach, daß
wir sie achteten drum! Denn dennoch, s i e leben länger,
und sie pflegen uns noch, kaum daß ein Infarkt uns greis macht.
Hätten umgekehrt w i r eine Kraft, die derart gefaßt ist?
Ist sie nicht bitter genug? - Eine Lehrerin, als du klein warst,
hatte Angst davon in den Augen. Häßlich war sie.
Lieblos, verloren in Vorschrift und Ordnung, kommandierte
sie euch Kinder durch ihre Klasse und über den Schulhof.
Da erzählte ich ihr von der Schönheit und was dich deine
Eltern gelehrt: daß Sterne hoch überm Meer stehn, nichts andres
als das Blinken von etwas, das nicht mehr ist. Doch wir f ü l l e n‘s.
Daß auch Wiesen nicht sind, was sie sind: sekündliches Morden,
sondern Friede, Gesummse und sirrender Laut von Böen,
die sich in an ihnen ziehenden Halmen verfangen,
Harfen des Windes, die jede Bedrohung eines Geschöpfes
mit einem Wohllaut entgelten. Ob man‘s auch reißt, jetzt ist‘s
glückhaft befriedet. Das sei, sagte ich, kein Betrug, sondern feiern
müßten wir das und daß wir s i n d und es teilen dürfen.
Das erzählte ich ihr, und momentlang standen Tränen
hinter den Brillengläsern der Frau, ein sehnsuchtsvolles
feuchtes Schimmern. Die trockenen Wangen röteten sich fast
kindlich, als ich weitererzählte, so sei auch zu lernen:
d a s noch, jede Zahl, jede Letter wollten Kinder verwandeln,
Halden aus Schutt zu Wäldern voll Elfen und Wölfen mit Goldblick.
Jeder Tisch wird zum Raumschiff. Alles dieselbe Bewegung.
So sei der Blick von Liebhabern, Künstlern. So, nicht anders,
sehn wir die Sterne, sehn wir die Wiese. Das, Frau G., ist
wahrer als Wahrheit. So, Anahit, küßt ein Mensch.

Bamberger Elegien (55). Überarbeitung zur ZF (1). Motti (1).

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.
Rilke, Buch vom mönchischen Leben.

Poi ch'èi posato un poco il corpo lasso,
ripresi via per la piaggia diserta,
sì che 'l piè fermo sempre era 'l più basso.
Dante, La Commedia.

Meine Blume ist schön, gewiß, aber traurig, traurig wie ich.
Es ist eine Bambergia, ich habe mich dafür entschieden,
daß es eine Bambergia sein soll.
Aragon, La mise à mort.*

[*) Ich nähme den Aragon-Text gern im französischen Original, habe aber nur
die deutsche Übersetzung. Mal sehn, ob Prunier helfen kann. Mein Französisch ist viel
zu schlecht, als daß ich mir diese Dichtung im Original gekauft hätte.]

ARGO-ÜA (31). Autopoeisis.

Statt dessen mochte er geahnt haben, daß Erissohns Prophezeiungen, allein weil der sie aussprach, in die Wirklichkeit drängten. Daß es außerhalb unserer selbst Gewalten gibt, Energieformen, die darauf reagieren, daß man sie denkt: ein, sagen wir, Magnetismus der Möglichkeiten von Schicksal.
ARGO, EF 828.

30 <<<<

„Zärtlicher gläubiger Mann gesucht.“

Bei >>>> dieser Anfrage kommt Google ausgerechnet auf Die Dschungel. Allerdings erst auf Platz 9, direkt über >>>> Elsi, der seltsamen Magd. Dachte man: a u f ihr? Doch ganz ohne >>>> Tier?

Man kann aus schlechten Gründen recht haben.

M i t schlechten Gründen auch.

(CDXXXVIII).

Die Entblößung und ihr Dunkles. Dialog mit der Leserin.

SAMT....und ist >>>> das vielleicht auch der Grund für die Todesangst, die der Mann empfindet im Angesicht der ihn und alles verschlingenden Weiblichkeit, weil es kein Ende findet, das Eindringen, das Begehren?ANHEs ist nicht Todesangst - oder nur metaphorisch. Sondern, mit Paglia weitergedacht, ist es die Angst vor dem Verlust von K o n t u r e n. Also Angst um Identität.

Gerichtsvollzieher (ff). Dialog mit dem Leser.

UV... Ihre Offenheit in privaten Dingen (z.B. Bericht über die Abgabe der eidesstattlichen Versicherung)...ANH...ich denke einmal, so >>>> etwas wie diesen Bericht können sich nur Künstler leisten - aber dann s o l l t e n sie das auch tun; denn 1) können sie literarisch damit reussieren, also entweder satirisch oder anderweitig poetisch Lust bereiten, 2) sind sie sozial von so etwas sehr viel weniger gefährdet als etwa Arbeitnehmer, die von bürgerlichem Ruf abhängig sind, und 3) wirft es tatsächlich ein scharfes und genaues Licht auf Produktionsverhältnisse in künstlerischen Umgebungen. Schließlich ist 4) ihr S t o l z davon eigentlich um so weniger verletzt, als sie offensiv mit ihrer Situation umgehen.
Es geht also insgesamt nicht sehr um den Narzissmus - auch, aber eben nur wenig. Außerdem steht man damit in einer endlosen und bitteren Traditionslinie von Künstlern-insgesamt, das wertet narzißtische Kränkungen dann schon auf, und zeigt zugleich den sozialen Stellenwert ästhetischer Arbeiten als einen, der ziemlich unverändert geblieben ist. (...)

Bamberger Elegien (57). Überarbeitung. Motti/Motto (2).

[Dank Prunier:]
Ma fleur est belle, c'est vrai, mais triste, triste comme moi.
C'est un Bambergia, j'ai choisi que ce soit un Bambergia.
Aragon, La mise à mort. (Gallimard, Folio, p. 485).

BE 56 <<<<
BE 55/Motti 1 <<<<

Volkslied.

Ich habe kein Zuhause.
Da klopf ich niemals an.
Die Sonne scheint so herrlich
auf meine Schritte nieder.

Ich gehe eine Straße.
Sie kennt nicht Ort noch Dach.
Du hast mich nicht verloren.
Kein Ringlein blieb von Dir.

Die Laster fahrn vorüber.
Die U-Bahn kreischt und lacht.
Ein Krüppel spielt Gitarre.
Ich trete auf den Platz.

Ein Wölklein zieht und breitet
sich dunkel drüber aus.
Ein Junge weint am Wagen.
Die Mutter steht und tröstet.

Kein Donnern folgt den Blitzen.
Mein Herz ist nicht zerbrochen.
Ich fasse meinen Schläger.
Mir ist so klamm und wohl.

Wahrlich Blogosphärenklänge!

Du meine Güte, >>>> was für Ideologen! Ist denn die ‚Blogo‘sphäre ‚reiner‘ als eine andere Luft? War je gemeint und intendiert, daß sie‘s sei? Und wenn, von wem denn? Von mir auf keinen Fall. I c h hätte, statt mich aufzuregen, >>>> einen solchen Laptop angenommen, aber im übrigen getan, was ich sonst i m m e r tue und nicht ein Komma an meiner Arbeit verändert. Wissen womöglich >>>> Herren wie Stefan (dort Nr. 13), daß, wären s i e beschenkt, sie nicht nur ein K o m m a änderten? Und wehren das deshalb moralisch tamtammend so ab? Und nehmen ihren zynischen Standpunkt deshalb ein? Vielleicht auch aus Neid?

Plattenbau. Am Thälmann-Park. (2).

Hier steht die Hoffnung, öde noch
aus Ruinen, die ihr der Westen ließ.
Schuhkartonhohes Wohnloch,
wenn einer drinnen sitzt. Es blies

zu lange Zug durch die Fenster.
Ein blasser Ruß blieb den Gesichtern
der Kinder, die hilflos wie Gespenster
in den westlichen Aufschwunglichtern

nach einer toten Zukunft greifen.
Mit Maulkorb zwar, sie kacken an Leinen
vor die verschmierten Gitterglastüren,

lassen alte Vampire Kampfhunde schnüren.
Zwei Jungens werfen mit Steinen.
Man hört die Alten den Hunden pfeifen.

Am Thälmann-Park. (1).

Lange Schals über Schädel und Schultern und tief in den Rücken
streife ich aus dem Blick. So Frauen ihr Haar.
 



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