Alban Nikolai Herbst / Alexander v. Ribbentrop

e   Marlboro. Prosastücke, Postskriptum Hannover 1981   Die Verwirrung des Gemüts. Roman, List München 1983    Die blutige Trauer des Buchhalters Michael Dolfinger. Lamento/Roman, Herodot Göttingen 1986; Ausgabe Zweiter Hand: Dielmann 2000   Die Orgelpfeifen von Flandern, Novelle, Dielmann Frankfurtmain 1993, dtv München 2001   Wolpertinger oder Das Blau. Roman, Dielmann Frankfurtmain 1993, dtv München 2000   Eine Sizilische Reise, Fantastischer Bericht, Diemann Frankfurtmain 1995, dtv München 1997   Der Arndt-Komplex. Novellen, Rowohlt Reinbek b. Hamburg 1997   Thetis. Anderswelt. Fantastischer Roman, Rowohlt Reinbek b. Hamburg 1998 (Erster Band der Anderswelt-Trilogie)   In New York. Manhattan Roman, Schöffling Frankfurtmain 2000   Buenos Aires. Anderswelt. Kybernetischer Roman, Berlin Verlag Berlin 2001 (Zweiter Band der Anderswelt-Trilogie)   Inzest oder Die Entstehung der Welt. Der Anfang eines Romanes in Briefen, zus. mit Barbara Bongartz, Schreibheft Essen 2002   Meere. Roman, Marebuch Hamburg 2003 (Verbotene Fassung)   Die Illusion ist das Fleisch auf den Dingen. Poetische Features, Elfenbein Berlin 2004   Die Niedertracht der Musik. Dreizehn Erzählungen, tisch7 Köln 2005   Dem Nahsten Orient/Très Proche Orient. Liebesgedichte, deutsch und französisch, Dielmann Frankfurtmain 2007    Meere. Roman, Letzte Fassung. Gesamtabdruck bei Volltext, Wien 2007.

Meere. Roman, „Persische Fassung“, Dielmann Frankfurtmain 2007    Aeolia.Gesang. Gedichtzyklus, mit den Stromboli-Bildern von Harald R. Gratz. Limitierte Auflage ohne ISBN, Galerie Jesse Bielefeld 2008   Kybernetischer Realismus. Heidelberger Vorlesungen, Manutius Heidelberg 2008   Der Engel Ordnungen. Gedichte. Dielmann Frankfurtmain 2009   Selzers Singen. Phantastische Geschichten, Kulturmaschinen Berlin 2010   Azreds Buch. Geschichten und Fiktionen, Kulturmaschinen Berlin 2010   Das bleibende Thier. Bamberger Elegien, Elfenbein Verlag Berlin 2011   Die Fenster von Sainte Chapelle. Reiseerzählung, Kulturmaschinen Berlin 2011   Kleine Theorie des Literarischen Bloggens. ETKBooks Bern 2011   Schöne Literatur muß grausam sein. Aufsätze und Reden I, Kulturmaschinen Berlin 2012   Isabella Maria Vergana. Erzählung. Verlag Die Dschungel in der Kindle-Edition Berlin 2013   Der Gräfenberg-Club. Sonderausgabe. Literaturquickie Hamburg 2013   Argo.Anderswelt. Epischer Roman, Elfenbein Berlin 2013 (Dritter Band der Anderswelt-Trilogie)   James Joyce: Giacomo Joyce. Mit den Übertragungen von Helmut Schulze und Alban Nikolai Herbst, etkBooks Bern 2013    Alban Nikolai Herbst: Traumschiff. Roman. mare 2015.
________________________________


 

Aus: Zwölfjahreshalber (Entwurf). Argo.Anderswelt. Argo 298.

(...)
Birkengeist
Als ein solcher wird in dem Roman → „Wolpertinger oder Das Blau“ Professor Wilfried Murnau bezeichnet, der für die europäischen Geister einen ihnen unbeliebten Zukunftsweg vertrat. Dazu, damals eben dort, Hans → Deters: „Folgt ihm in die Automaten, in die Maschinen, die Raketen, Hubschrauber, folgt ihm in die Städte, nistet euch den Bauplätzen ein und den Werkzeugen, den Straßen- und Untergrundbahnen und Tiefgaragen, hackt in den Großen Datenanlagen herum, knuspert an den Fabrikmauern, durchfahrt die Kanäle und Badewannen, fräst Eure Gesichter den Glasbauten ein, kippt Mischmaschinen um, bringt Leben in die Einkaufszentren. Nur dann bekommt die Natur eine Chance.“
Blumenfeldner

Chefprokurist der Beelitzer → Cybergen, Garrafff.
Böhm, Klaus Major

Sicherheitsoffizier für → Ungefuggers Lichtdom.
Bones, Bill

Der alte Bukanier aus Robert Louis Stevensons „Treasury Island“. Ein Beiname Kalle → Kühnes.
Borkenbrod, Achilles

Der „Chill“ und „Aissa der Barde“ genannte Graffito-Poet ist der Vater Jason → Hertzfelds und kam, verkleidet als die fünfzigste Frau, mit → Deidameia aus dem Osten. Davor hat er, mit Lykomedite → Zollstein, Niam → Goldenhaar gezeugt. Vor Zeiten aus einem Ei geschlüpft, träumt er von der paradiesischen Insel → Leuke. → „Buenos Aires.Anderswelt“: „Er hatte nur Einfälle, sah er alte - materielle - Fassaden; die besprühte er wie zur Erinnerung, denen gab er das Leben zurück, das ihnen genommen. Dabei liebte er es, wenn seine Schriften verblaßten, er liebte den Wind, der die Gegenstände wusch; ein Gedicht, glaubte er, habe nur Wert, wenn es vergehen könne.“
Boudoir                                              

Striplokal in → Colón, → Buenos Aires, Calle dels → Escudellers. Einige weitere, bisher bekannte Eingänge: → Wilhelm-Leuschner-Straße 13, Martin-Luther-Straße 18, Rue Saint Denis/vers Place de Caire, Wadour St/Soho W1 – quasi überall dort, wo Hans → Deters einmal eine Stripshow besuchte. In den Hinterräumen befindet sich eine der Zentralen der → Myrmidonen. → „Thetis.Anderswelt“: „Die vierfüntelschwule Kulturszene hatte sich zu vollen acht Sechsteln zusammengefun­den und den Plüsch sehr fest im Griff. Wer noch einen Platz dazwischen finden wollte, mußte sich schon bücken.“
Boygle, Myun de

Karpfenköpfiger Synthetik-Musiker der Synthi-Welle. Er hat in → Buenos Aires die Love Parade ins Leben gerufen und leitet zusammen mit → Lasse die → Lasse & Boygle Productions.
Boygle Productions

Ein Plattenlabel für extrem harten Underground. Siehe auch → Boygle und → Lasse.
Bräustädt, Elke

Sekretärin. Ehemals rechte Hand Stefan → Korbbluts bei → Evans Sec.
Brander, Andreas

Ein Lehrer, der zum ersten Mal im → Wolpertinger auftrat. → „Wolpertinger oder Das Blau“: „Der mit dem Krokodil auf dem Herzen erzählt gerne Witze.“
Brem

Retirierter Söldner. Ein Falludsche von der Oda, der auch „Gelbes Messer“ genannt wird. Ehemals die Rechte Hand des Emirs → Skamander.
Bremen, Freie und Hansestadt

Die Stadt im Deutschland der wirklichen Welt, in der 1981 alles begonnen hat. „Die → Verwirrung des Gemüts“: „Im Bahnhof träumt die Stadt inwärts gekehrt.“ So lautet der erste Satz der gesamten Romanserie.
Broglier, John
Ehemaliger Lebemann und Cicisbeo. Kurzzeitig, wie auch Hans → Deters, ein Gespiele Corinna → Frielings. Nachdem er sich in die Klonin Dorata → Spinnen verliebt, geht er in → Garrafff verloren. → „Buenos.Aires.Anderswelt“: „Wie so oft hatte er seinen Tag verbummelt, hatte sich lockere Gedanken über Doratas und seine Zukunft gemacht; daß sie ihn aushielt - etwas, woran er von Frauen mehr als gewöhnt, schließlich war das seine Lebensgrundlage gewesen -, gefiel ihm schon einige Wochen nicht mehr, bloß konnte er sich nicht vorstellen, wie einer wie er das ändern sollte. Ihm behagte die Vorstellung nicht, sich täglich an einen kybernetischen Arbeitsplatz zu begeben, wo man sich stundenlang in leerer Routine und Disziplin verlor. Er fand das unmenschlich, war kein Mann fürs Einerlei, das hatte seine ungewöhnliche Berufswahl befördert. Sonst eine Ausbildung hatte er nicht, zwar so etwas wie ein studium generale absolviert, aber imgrunde auch da nur gelernt, charmant zu sein. Ebendas liebten die Frauen an ihm. Und er liebte sie, liebte das Leben in jeder, sogar in seiner datischen Form, war im → Orgasmatron der virtuoseste Spieler.“
Buenos Aires
Die Zentralstadt in „Anderswelt“. Der Name wird häufig auch für das ganze Europa der → Anderswelt verwendet, was aber nicht korrekt ist. → „Thetis.Anderswelt“: „Hier gediehen Bildung Intelligenz Ge­schäft. (…). Buenos Aires war das Zentrum der Banken, der Versicherungen und Makler. Die dienten im New Work, wie die All­gemeine Hausarbeit der Angestellten hieß. Hier auch gediehen Physik Chemie Medizin. Man matchte Squash und Sozio­logie. Am lau­fenden Band wurden Gesellschaftsspiele erfunden, soli­täre und solche, die die Spieler von Karlsruhe bis Bamberg vernetzten, eine Art später Ama­teurinformatik. Man lallte auf den Keyboards die ewigen Laute, Alephs und Oms, aber niemand erkannte sie mehr. Ein Regreß, der Hunderte von Jah­ren voran­wies.“
Buenos Aires. Anderswelt

Der zweite, 2001 erschienene Anderswelt-Roman, der Hans → Deters’ Aufenthalt in der von ihm erfundenen Stadt erzählt, nachdem er in → „Thetis. Anderswelt“ vor Markus → Goltz fliehen mußte. Siehe auch → Porteños.
Buster, Dolly

Porno-Filmstar in der wirklichen Welt. Quasi ein jeder Mann hat ihr Geschlecht gesehen, was ihre objektiv ganz ungeheure Lebensleistung ist.
Centaurus A
 
„Intervallo“ des Romans → „Thetis.Anderswelt“. Während eines von der → Siemens/Esa durchgeführten infonautischen Experimentes, das eine kosmische Reise simuliert, verwandeln sich die Versuchspersonen innert 15 Minuten in ungestalte aggressive Wesen, die man, um sie loszuwerden, überm Osten abwirft. → „Thetis.Anderswelt“: „Und immer noch erst die Hälfte der Reisezeit überschritten, noch immer so fern der Kentaur, nichts, einfach nichts, was ablenken würde, nichts, was die Ödnis unter­bricht, triste Ruhe steht in den Gängen, schmale Stille, weiterhin blinken Batterien von Lämpchen, surrt es in Schatten, oszilliert Elek­trik in Kabelergüssen. 49 Kosmonauten und in den Laboratorien genetische Proben von Weizen Gerste Tomaten Bohnen, im Stockwerk darunter einer jeden Tierart DNS, auch Krieg und Frieden mit hin­überge­nommen, Clausewitz und Edgar Poe und alle die andern, es soll dir nichts mangeln. Die Zeit, die es braucht, die verbleibende Strecke zu durchmessen, ist genug, um alle Leben, die nötig waren, die Bände der großen Bibiotheken von Alexandria zu schreiben und von Babylon, ein zweites Mal zu leben, genug, jedes Bauwerk auf Erden erneut zu bauen, abzureißen und abermals errichten zu lassen und je­den Baum noch einmal zu pflan­zen, das Surren, das Blinken, im Kernbrennwerk des Schiffes brannte Wasserstoff zu Helium und Helium zu → Hodna. Einmal pro Monat putzten Putzroboter die Brücke, putzten den Schlafsaal, die Armaturen putzten sich selbst.“
Chagadiel, Thorsten

Staatspräsident in → Garrafff.
Cham

Ort im Osteuropa der → Anderswelt. Von hier aus brach → Borkenbrod nach Westen auf. → „Thetis.Anderswelt“: „Krähen schrien auf die Hütten nie­der. In die Siedlung war Bewegung gekommen. Über­all krochen Leute aus dreckigem Schlaf. Als hätte man Maden übereinandergeschaufelt, und die zuck­ten nun. An einer Perlon­schnur hing Borkenbrod vor der Hüfte ein Pla­stikschlauch. Er zog den Stöpsel trank spülte. Von dem einen kriegt man Verstopfung, vom anderen Dünnschiß, dach­te er. So gleicht sich alles aus auf der Welt.“
Chelsea

Ein Stadtteil von Buenos Aires, → Anderswelt. → „Thetis.Anderswelt“: „Rote Backsteinvillen hinter gepflegten Rabatten mit Stief­müt­terchen und Hecken aus Sanddorn, der Hauseingang stets ein halbes Stockwerk er­ho­ben, paar Stufen führen zur polierten Kirschholztür hinauf.“
Church of the Latter-Days-Saints

→ Mormonen.
Claus, Udo

Ehemaliger Kollege von → Deters bei → Evans Sec.
Claußen, Robert

(...)
*******
Argo 297 <<<<

Argo.Anderswelt: Aus dem Epilog (Entwurf). Argo 299.

Nota:
Im Buch erscheinen die Verse nicht mehr mit Zeilenbrüchen,
sondern als durchlaufender Prosatext. Die Zeilenbrüche h i e r dienen
der Arbeitsorientierung und Überprüfung des Versmaßes, wobei die
Nummern den jeweiligen Vers Goethes bezeichnen; darunter steht
der zugehörige Originaltext des Achillëis-Fragments.
Der erste Vers ist der darum so verkürzte 268., weil dessen Anfang
rhythmisch bereits die Titelzeile der Überschrift bildet, die wiederum
den Fließtext des Kapitels davor fortsetzt: taucht' in die Woge des Meers.


Es krachten die hölzernen Planken
268 (ff)-/--/--/-
„ Was sollen die täuschenden Worte?

Hart und unwillig wie auf steinernen Boden; es schrieen
269 /-/--/-/--/--/-
Sprächest du, mich zu reizen etwa? Und dich zu ergötzen,

auf, als würden sie reißen, die straff, um die Masten zu halten,
270 /-/--/--/--/--/-
Wenn ich zürne, mir so vor den Himmlischen Schmach zu bereiten?

Angezogenen Wanten; alle die Ruder verriß es
271 /-/--/-/--/--/-
Denn ich glaube wohl kaum, dass ernstlich das Wort dir bedacht sei.

Hoch aus den Dollen. Niemand war fähig, dem wütigen Meer die
272 /--/-/--/--/--/-
Ilios fällt! Du schwurst es mir selbst, und die Winke des Schicksals

eigne Kraft und den eignen Willen entgegenzustemmen;
273 /-/--/-/--/--/-
Deuten alle dahin, so mag denn auch fallen Achilleus,

Wild erhoben sich über das Schiff, wie Gebirge, die Wellen;
274 /-/--/--/--/--/-
Er, der beste der Griechen, der würdige Liebling der Götter!

Krachend und schäumend schlugen sie nieder, wie wenn sie der Menschen
275 /--/-/--/--/--/-
Denn wer im Wege steht dem Geschick, das dem endlichen Ziele

Hochmut meinten, den sie zu ducken von Thetis gerufen,
276 /-/-/--/--/--/-
Furchtbar zueilt, stürzt in den Staub, ihn zerstampfen die Rosse,

die dabeiwar, die Grenze um ihr verlornes Europa
277 /-/--/-/--/--/-
Ihn zerquetschet das Rad des ehernen, heiligen Wagens.

einzureißen; mit aller Wut, die sie hatte, durchbrach sie
278 /-/--/-/--/--/-
Also acht’ ich es nicht, wie viel du auch Zweifel erregest,

gleichzeitig westlich und östlich die Mauer, zugleich aus des Rheines
279 /--/--/--/--/--/-
Jene vielleicht zu erquicken, die weich sich den Schmerzen dahingibt.

Graben, der über die ganze Länge bebte, herauf, und
280 /--/--/-/-/--/-
Aber dies sag’ ich dir doch, und nimm dir solches zu Herzen:

neues, mesozoisches altes Meer, das einlief, bedeckte
281 /-/-/--/-/--/-
Willkür bleibet ewig verhasst den Göttern und Menschen,

Länder und Städte -//--/--/-
282 /--/--//--/--/-
Wenn sie in Taten sich zeigt, auch nur in Worten sich kundgibt.

>>>> Argo 300
Argo 298 <<<<

Ein Kuss, der nicht zu verwenden ist.

Ich habe eine Wand geküsst und eine Tür, den Boden, das Blatt auf meine Lippen gedrückt und an IHN gedacht. 28 Versuche. 28 unperfekte Küsse. Es fehlen die Ritzen und kleinen Tiefen. Nicht nach Anweisung geküsst - ist das Dilemma. Buch (kein Softcover) auf eine Tischkante legen, das Blatt darüber, den Oberkörper beugen, fast am Rand, nicht zu sehr wollen, die Lippen nicht spitzen, leicht hauchen, nicht fest und auch nicht zu wenig Druck ...(!?)). !? EINFACH geküsst und nicht verwendbar zur künstlerischen Weiterbearbeitung. Ich wüsste nicht, wo ich ihn sonst hinlegen sollte. Den Kuss, der nicht verwendbar ist. Wenn nicht hier?

Kein Märchen.

Vor ungefähr zwei Monaten so geschehen: Ich stieg gerade aus der Dusche. Etwas umwehte mich. Gab mir Gänsehaut. Das Badfenster aber war noch geschlossen. Es keckerte und kicherte kindlich. Berührte mehrmals leicht meine Stirn. Dennoch sah ich nichts, nahm stattdessen diese, offenbar um mich herum, tänzelnde Leichtfüßigkeit wahr. Herzflatternd. Hypernervös. So fühlte es sich an, und auch nur weil sich mein Herzschlag in diesem Moment dem seinen angleichte. Viel zu schnell pochend für ein Menschliches. Ich lief aus dem Bad, holte eine Kamera und was ich einfing war das:



Sogleich war es auch schon verschwunden. Wirklich. Kein Märchen.

Hinterhoffrühling Berlin. (Entwurf).

Auf dem Hinterhof blüht er, der Flieder
wieder
Prall schießt aus Grün das Weiß und Violett
Fett
sind die Dolden und geil

wie schon zu Benjamins Zeiten
der Seiten
ums Jahr Neunzehnhundert
Das wundert,
doch keinen, das Seil

das für die Wäsche
auch fesche
der Höschen noch immer gespannt
Wand
zu Wand ist. Und Holz für Gesäße

steht für die biederen Leute
noch heute
Der Grill und der Tisch und die Besen
wesen
für Jause und Klause und Späße

Und immer noch singt die Amsel keck
Leck
sprüht der poröse Schlauch
er auch
auferstanden. Am Stamm lehnt ein Beil.

Seien uns freiere Tage gegeben
und Leben
als damals, und frei gewählt der Tod
- so tulpenrot
daß kein Frühling sich jemals vergäße.

Unter dem Mast. Argo.Anderswelt: Aus dem Epilog (vor dem Lektorat). Argo (300).

(...)
So sann ein jeder, bevor wir uns auf die Lager zum Schlafen legten, dem ersten auf See, und manche sannen noch lange weiter. Der Traum erst erlöste sie, der von der glucksenden Bordwand aufstieg, der ewige Meertraum, den uns die Herkunft aufs neue immer wieder bereithält, ob Frauen, ob Männern; schon Kinder wissen von ihm, und wohl ohne Vermittlung, denn erst, wenn wir altern, geht uns unvermerkt die alte Verbindung verloren, und sie versinkt in der Adoleszenz. Auf des reifen Bewußtseins ozeanischem Grund aber ruht sie nur aus, bis der Traum sie aufweckt. Dann steigt sie, erfüllt von Ruhe, zum Luftholn hinauf in unseren Atem und höher und kleidet Decken und Wände, wehrlos und frei von der Wehr, die, um zu schützen, das Ich sich aufgerichtet und um sich herum befestigt hat. Ufer, immer, machen sie flüssig und Boote, auf denen wir schlafen. Boot und ein Ufer ist selbst doch der Schlaf.
Das Gurgeln und Glucksen währte. Von Zeit zu Zeit ertönte zum Jammern des Windes, der unser Segel blähte, der Ruf nach der Ablösung. Endlich nämlich ging auch Jason zur Ruhe. Ich sah ihn, wie er sich legte. Nicht aber Michaela zur Seite; sie blieb die ganze Nacht dort stehen am Bug, staunend, entschieden und wie, als wär der Spriet sie selbst und wiese der krabbligen See die Furche, in der wir ohne Not uns dahinsegeln ließen, anvertraut ihr wie getraut die Welle der Welle, Woge die Woge hebend, senkend und abermals hebend, nicht länger Getrennte, sondern nun aufgenommen, rückgenommen in sie, Natur: als Geschöpfe einig mit dem Vergehen und nächstem, jedes neuen Entstehenden Schmerz, der, wie seine Zwillingsschwester Lust, ein bedingtes Kind ist des atmenden Daseins. Wenn sie grenzenlos würden, lösten beide sich auf ins Nichts als Ungefühlte und niemand wüßte von ihnen noch von uns. Denn sie brauchen sich, wie wir ihrer Gegenwart bedürfen, ständig, der Trauer, der Hoffnung, des Tages kurzen, selten nur mehr als Stunden währenden Glückes. Damit endet's: Nie wieder Schmerz. Es ist das der Tod schon, den ich über mir glimmen sah als funkelndes Leuchten längst vergangener Sterne im Schwarz des samtenen Lohens leerer und kalter, endlos weiter fühlloser Räume. Wie er gewiß und lebendig, der Mast - und das bauchige Segel war seine Lunge – da stand! aufrecht und hoch in den Lack des Firmamentes gespitzt, wie wenn er Linien hinein, wie Schriftzeichen, ritzte, geführt von seeseits, wie von der Woge angehoben und abgestrichen die führenden Glieder - Knöchel, Daumen und Zeigefinger Poseidons, so dacht' ich, Amphitrites vielleicht, der Nymphe, Konturen skizzierend gegen die Nacht, arabeske Spuren von Sehnsucht, die sie und Menschen eint mit den Göttern, irdischen, die wir erfanden, um uns dauernd ein Abbild zu schaffen, des Todes jedoch gewärtig, u m's so zu tun.
Das Gurgeln, das Glucksen, und manchmal schlugen spritzige Brecher, kleine, über das Deck hin, angestachelt vom Wind, den dauernden, wechselnden Brisen, die nach Tang und nach Fisch rochen und mit sich die Lieder trugen, „die ihr schon völlig vergessen, ja weggedeckt hattet in dem Lärm eurer niemals verstummenden, treibenden Städte“. Also sprach wer und regte mein Herz und hob, an der Hand mich führend, leicht mich hinauf, und also wandelten wir nun um den erhabenen Rand des immer wachsenden Schlafes, ich und die Göttin, im Traum, die blauen glänzenden Augen gegen das Meer gewendet, versuchende freundliche Worte, die ich noch für wirkliche hielt, derweil wer mich anstieß, aus meinem Argo-Traum hinaus und in das Café zurück, aus Gurgeln und Glucksen, die Wellen sprühten zur Theke. Müde sah ich, Alleingebliebener, hoch: einer jungen Frau ins Gesicht, die aufzuräumen begonnen. Sie stellte schon alle Stühle umgekehrt auf Tische und Tresen; ich hatte dabei gestört offenbar. Sie brauchte den Platz.
(...)

>>>> Argo 301
Argo 299 <<<<

Das DTs des 14.5. 2013. Credo.

Räumtag: Tag neuen Ordnens von – Material. Mit dem ich mich umgebe.

(Identität von Arbeits- und Lebensraum, d.h. Identität von Arbeit und Leben).

Poetologie. In einer Meisterreportage von Saviano: g e k a n n t zu sein. (Unterm Pflaster glimmt das Feuer, 7).

Ich bin nicht sicher, ob es wichtig ist, zu beobachten und wirklich dabeizusein, um die Dinge zu kennen, aber es ist wichtig, dabei zu sein, damit die Dinge dich kennen.

Roberto Saviano, >>>> Gomorrha, 89/92.

... begreifen bedeutet, irgendwie beteiligt zu sein. Dazu gibt es keine Alternative. Aus einer Position der Neutralität oder der objektiven Distanz habe ich nie etwas herausgefunden.

[Poetologie.
Realismus.]

Die Brüste der Béart (8): Dithyrambos I. (Skizze des Anfangs).

- und sie, die verlornen, dem Tod, ihn zu halten, entgegengeworfen
in Deiner Geste entschiedener Weitsicht, die radikal
was habe ich bei mir? was ist's denn, das Ich? fragt
das den Körper nicht braucht, sondern wie eine Stufe
abstößt
was ausgebrannt ist, bevor noch der Brandsatz gelegt,
der, wie Schrapnells, heimlichen, leisen, andere Sätze verstreut
sich in den Organen zu dehnen, Selbstzündungssätze
die des Orakels delphische Zunge heut als Genomik vorausspricht
Ruhmes-Einspruch
bitter der herrlichen Frau aus ihren Genen genommen wie Vogelflug,
den wir deuten, Kaffeesatz, gleich Runen geworfen – Heidegger, ach!
die winzigen Knochen, Knöchelchen, wer hält, wenn er knackst,
des RNA-Stranges Gabel? harsch von der herrlichen Frouwe herrlich
begegnet
der Kassandra-Mütter eine, bitter harter, den mutilations ohnedies nah
weil sie gezeichnet quer durch die Haut sind, Kunstwerke drittels,
drittels Natur und rigoros alles andere Wille, Selbstwille, ich,
ich bin und handle und stehe ein für mich und meine Entscheidung(*)
allein.
Wer spricht von Tränen? Ich habe gelacht, als das Messer
das schrieb, wie Tinte mein Blut ließ, ungefärbtes, nicht in Mustern
Schnittmustern aber der Anatomie, klaffenden, die nicht schmücken
geklammerten erst, dann genähten, und werden, die Narben, nicht bräunen -
Verwandelung
denke ich, ganz in den Hochglanz, Besetzung unrechten Herrschaftsgebiets
der ich opfre: Verstümmlungskommando, um Land zu gewinnen
und es zu halten, damit wieder Recht wird. Der Rauch steigt hinauf,
aufrecht, so seht es, zum Himmel – hoch vom OP-Tisch auf von der Frau
Ikone
(...)
*****

Recht haben ODER Wohlstand der Wahrheit.


Oft ist das Recht, das man ausspricht, zu teuer; Bedürftige schweigen drum besser.
Aber, ob arm oder reich, Menschen des Luxus beharrn.
(/--/--/--/--/--/--/-
/--/--/ /--/--/)

Nebenbemerkung zur Frauenemanzipation. Von Saviano. Unterm Pflaster glimmt das Feuer (8).

Anna Mazza baute weiter an ihrem camorristischen Matriachat.

Roberto Saviano, >>>> Gomorrha, 174/183.

Das Gesicht der Camorra und der absoluten Macht ihres Systems trägt immer häufiger weibliche Züge, doch auch die Menschen, die im Räderwerk dieses Systems zugrunde gehen, sind vor allem Frauen.



Das Entertainment und die Kunst. Von Frank Martin. (Poetologie).

So hoch man passives Genießen stellen mag, es kann doch niemals jenen wahren Genuß schenken, der das Ergebnis einer Anstrengung ist. Wir sehen den Beweis dafür oft in dem, was die Verfechter der Kunst der Vergangenheit einer neuen Kunst vorwerfen. Im gleichen Satz werden sie sagen, daß sie mitten in den Schwierigkeiten des Lebens gern Entspannung in einer bekannten, heiteren und ausgeglichenen Kunst fänden, daß sie in jener Kunst eine Geistigkeit sähen, die den heutigen Schöpfungen abgeht. Aber was für eine Geistigkeit ist es denn, die Entspannung bedeutet, oder was für eine Entspannung in der Geistigkeit? Offensichtlich kann ein neuer, noch unbekannter Gedanke in seiner Chockwirkung nicht einen weihevollen Genuß vermitteln. Erwartet man dies von einer neuen Kunst, kann man nur enttäuscht sein. Die Gegenwartskunst kann keinesfalls die Befriedigung einer klassischen Kunst schenken, aus dem einzigen Grund, weil sie noch unbekannt, noch nicht klassiert, noch nicht allgemein zugelassen ist.
Frank Martin (1943),
zitiert nach dem Programmheft zu >>>> Le Vin herbé, Staatsoper Berlin Mai 2013.

Hey Spottmaschine

Chaot speist Hymne
in Poetsystem. Hach,
metaphysische Not
ist so. Achte Nymphe
pachtet Sehmyosin
echonah. Systemtip:
MythOsTeiche Pans.
Typschema ist ohne
Noete sympathisch.
Ach hey, Miss Potent
misst Naechte. Hypo-
hypnose. Taste mich
Heim. Tat. Psychosen.
Schamestinte. Hypo-
typische ohne Samt.
 



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