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Es liegt etwas in der südlichen Luft, in dem Himmel, dem Meer, der Sonne, den Bäumen, was Leiden nicht zuläßt und ein Rückwärtsschauen nicht erlaubt. Leben heißt hier vorwärtsstreben, laufen, ohne zu verweilen, ohne auch nur kurz stehenzubleiben, ohne sich umzusehen, und sogar unter Tränen weiterzulaufen.
Gustaw Herling, >>>> Der standhafte Fürst, dtsch. von Nina Kozlowski.
albannikolaiherbst - Freitag, 5. Juli 2013, 11:51- Rubrik: Zitate
 Im Hintergrund der Mercato-O-Ton.
Sprecherin 1
Und du sitzt immer noch bei deinen Wirtsleuten rum.
Sprecher 1
Es gehört zur Heimat in der Ferne, sich g a r nichts mehr anzusehen, sondern dort zu tun, was man zuhause ebenfalls tut: arbeiten. Oder „einfach“ sitzen und denken, oder auch n i c h t denken, sondern nur dasein.
Sprecher 3
Man geht auf Vesuv-Lava. Weit aufsteigende Engpässe unter den weißen, blaßroten, violetten Fahnen der Wäsche, die von einem Fenster zum gegenüberliegenden gespannt ist, wie in einer zum Fest dekorierten Triumphstraße. Straßen, die zugemauert, nur zu Fuß zu erreichen sind, dort, wo in dunklen Winkeln, hinter rostigen Gittern, gelblich-blasse Lichter ein erstarrtes Madonnenlächeln erhellen.
Sprecher 1
Immer wieder auf die Gassen herabstürzende Blicke.
Sprecher 3
Zerfallene Kirchen im spanischen Stil, die bäurische Kraft des Frühbarocks in abenteuerlich verrotteten Treppenhäusern.
Sprecher 1
Oft in die verfallenen Treppenhäuser der alten Palazzi schwarz hineingebaute Wohnungen.
Sprecher 3
Unzählige lärmende Kinder, so unzählig wie die räuberischen, grauen, sehr fetten und sehr mageren Katzen, in allen Etagen.
Sprecherin 2
Eine tragbare Freihandwaage, die der Bauer am Gasseneck verwendet, wo er sein Gemüse verkauft.
Sprecher 3
Porosität begegnet sich nicht allein mit der Indolenz des südlichen Handwerkers, sondern vor allem mit der Leidenschaft für Improvisieren. Alle teilen sie sich in einer Unzahl simultan belebter Spielflächen, Balkon, Vorplatz, Fenster, Torweg, Treppe, Dach sind Schauplatz und Loge zugleich.
Sprecher 1
Orgien der Gerüche. Fisch, Benzin, Backwaren und Staub und immer wieder von Fleisch, dem die pralle Sonne einen leichten Hautgoût gibt.
Sprecher 3
Das Wasser als der eigentliche Träger der Eucharistie.
Sprecher 1
Dreirädrige trötende Kleintransporter. Die ständigen Mopeds. Selten mal ein Fahrradfahrer.
Sprecher 3
Vom Balkon des ersten Stockwerk läßt eine dicke Frau einen Eimer hinab. Unten legt der Händler seine Waren hinein. So zieht sie den Eimer wieder herauf.
Sprecher 1
Alte, kaum noch zusammengehaltene Kinderwagen werden benutzt, um die Lieferungen durch die Stände zu transportieren. Vierradgerippe.
Sprecherin 2
Süße.
Sprecher 3
Eine Tripperia napoletana, in der via Sanità. Und noch eine. Und die nächste, nahe der via Toledo.
Sprecher 1
Das Ich schmilzt. In dem Blau überm Meer wird es frei von sich selbst.
Sprecher 3
Salziges Pfeffergebäck voller Mandeln.
Sprecher 1
Man atmet sich in die Welt aus und spürt zugleich, wie sie, in dir nämlich, atmet: durch dich hindurch.
Sprecherin 2
Die dieser Stadt einzig angemessene Kunstform ist die Collage.
Sprecher 1
Und wieder habe ich das Aufnahmegerät mitlaufen lassen, hinaus auf die Gasse gerichtet.
Sprecherin 1
(Spöttisch:) Auf der Terrasse, wo du immer noch sitzt.
Sprecher 1
Wo ich immer noch sitze und sinne, meinem Erlebten voraus.
Sprecherin 1
„Einem bereits Erlebten voraus“.
Sprecher 1
Das Schweifende des Flanierens und das Gerichtete des zielenden Gangs mit den Imaginationen verschmilzen.
Sprecherin 1
Auf der Terrasse.
Sprecher 1
Gleichgültig ist, was wir wählen. Ob wir, was wir sehen, lieben, hat sich schon vorher entschieden. [Eingebaut sind hier Zitate von Ernst Bloch
und Hans Werner Henze.]
albannikolaiherbst - Dienstag, 9. Juli 2013, 09:44- Rubrik: HOERSTUECKE
... es war wie eine Aufforderung an die Erkenntnis, sich zur Erde hinab und ins Irdische zu wenden, um hier ihre Erneuerungskraft zu finden, das Prometheische, das aus dem unteren Bereich und nicht aus dem oberen herstammt. Ja, dem irdischen Bereich hatte er seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, und aufmerksam wartete er, sehr atemmüde über die Fensterbrüstung gebeugt, das Notwendige erwartend, das da kommen sollte. Hermann Broch, >>>> Der Tod des Vergil, 101.
albannikolaiherbst - Freitag, 12. Juli 2013, 12:02- Rubrik: Zitate
Nein, für den Lebenswillen bedurfte es keines Aphrodisiakums; wer zur Liebe hinliegt, der schließt die Augen, dem werden sie wie dem zum Sterben Hinliegenden von fremd vertrauter Hand geschlossen, doch wer leben will, aufgerichtet zum Leben, der hält die Augen zum Himmel hin geöffnet, zur geöffneten Himmelshelle hin, aus der aller Wunsch zum Leben, aller Lebenswille geboren wird: oh, immer wieder die Himmelsbläue sehen dürfen, morgen, übermorgen, viele Jahre hindurch und nicht daliegen müssen, gebrochen-geschlossenen Auges, aufgebahrt lehmbraun-steifen Gesichtes, während draußen, nicht mehr erschaubar, die helle Himmelsbläue sich spannt, erfüllt von unhörbar gewordenem Taubengurren. So war der Tag gewesen, hell und blau, so war der Tag gewesen, als der Vater auf der Bahre gelegen hatte. Oh, leben dürfen! Hermann Broch, >>>> Der Tod des Vergil, S. 269/270.
albannikolaiherbst - Sonntag, 14. Juli 2013, 09:16- Rubrik: Zitate
Vielarmig der Verlust, der
wegwuchs in ein frühes Weh
jener, die sich dort erinnern,
die mich fragen:
Wann kommt sie, meine Mama?
read An - Montag, 15. Juli 2013, 19:10- Rubrik: Gedichte
Der Süden ist in Wunder verliebt. Wie einsame Menschen in Träume, und erlaubt nicht, ein einziges schmückendes Attribut, das sie mit zusätzlichem Glanz überstrahlt, wegzunehmen, selbst wenn es der einfachsten Prüfung durch die Wirklichkeit nicht standhält. Denn in Wundern, in der Wundersehnsucht und Erwartung findet der Süden – eben wie der einsame Mensch in Täumen – die Hoffnung, man könne der Wirklichkeit entfliehen, wenn sie zu grausam ist. Gustaw Herling, >>>> Die Insel, 118.
albannikolaiherbst - Montag, 15. Juli 2013, 10:18- Rubrik: Zitate
keine zeit mehr für philosopheme.
ich ruf dich an.
besitz macht ruhelos,
wie der wilde wind des südens.
findeiss - Mittwoch, 17. Juli 2013, 23:43- Rubrik:
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albannikolaiherbst - Montag, 29. Juli 2013, 21:44- Rubrik: Reisen
 Radenbeck (GF), Juli 2013
albannikolaiherbst - Mittwoch, 31. Juli 2013, 17:02- Rubrik: GIACOMO.JOYCE
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Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop,
meinen Sohn.
Herbst & Deters Fiktionäre:
Achtung Archive!
DIE DSCHUNGEL. ANDERSWELT wird im Rahmen eines Projektes der Universität Innsbruck beforscht und über >>>> DILIMAG, sowie durch das >>>> deutsche literatur archiv Marbach archiviert und der Öffentlichkeit auch andernorts zugänglich gemacht. Mitschreiber Der Dschungel erklären, indem sie sie mitschreiben, ihr Einverständnis.
Kontakt ANH:
fiktionaere AT gmx DOT de
E R E I G N I S S E :
# IN DER DINGLICHEN REALITÄT:
Mittwoch, den 5. April 2017
Bremen
Studie in Erdbraun
Mit Artur Becker und ANH
Moderation: Jutta Sauer
>>>> Buchhandlung Leuwer
Am Wall 171
D-28195 Bremen
19 Uhr
Sonnabend, 23. September 2017
Beethovenfest Bonn
Uraufführung
Robert HP Platz
VIERTES STREICHQUARTETT
mit zwei Gedichten von Alban Nikolai Herbst
>>>> Beethovenhaus Bonn
Bonngasse 24-26
D-53111 Bonn
16 Uhr
NEUES
Bruno Lampe - 2017/03/29 19:48
III, 280 - Bei Äskulap
Gegen zwei löste ich mich kurzentschlossen vom Schreibtisch. Es war nichts mehr abzuliefern. Aber die ... Die in einem ...
... Deckenlabyrinth sich mäandernde Inschrift...
Bruno Lampe - 2017/03/28 21:42
Vielhard, Leichtgaard:
albannikolaiherbst - 2017/03/28 07:53
Bruno Lampe - 2017/03/27 20:43
III, 279 - Oder auch nicht
Kühler Nordwind. Die Sicht ging bis zu Sant’Angelo Romano weit unten im Latium. Jedenfalls vermute ich ... Bruno Lampe - 2017/03/24 19:55
III, 278 - Einäugigkeiten und Niemande
Ein Auge fiel heraus, abends beim Zähneputzen. Es machte ‘klack’, und der Zyklop sah nur noch verschwommen. ... Danke, gesondert, an...
bei der sich in diesem Fall von einer "Übersetzerin"...
albannikolaiherbst - 2017/03/24 08:48
albannikolaiherbst - 2017/03/24 08:28
Schönheit. (Gefunden eine Zaubernacht). ...
Es juckt sie unter der Haut. Es juckt bis in die
Knochen. Nur, wie kratzt man seine Knochen?
Sein ... Bruno Lampe - 2017/03/22 19:39
III, 277 - Die Hühner picken
Irgendwas ist schiefgelaufen seit dem 9. März. Man könnte es so formulieren: die Verweigerung der Worte ... ich hör' ein heer...
ich hör’ ein heer anstürmen gegens...
parallalie - 2017/03/21 06:51
Ich höre berittene...
Ich höre berittene Landsknecht sich ballen vorm...
albannikolaiherbst - 2017/03/21 06:18
albannikolaiherbst - 2017/03/21 06:12
James Joyce, Chamber Music. In neuen ...
XXXVI.I hear an army charging upon the land,
And the thunder of horses plunging, foam about their knees: ... den ganzen tag lärmen...
den ganzen tag lärmen die wasser
ächzen schon
trist...
parallalie - 2017/03/18 09:55
Den ganzen Tag hör...
Den ganzen Tag hör ich des brandenden Meeres
Klagenden.. .
albannikolaiherbst - 2017/03/18 08:23
JPC

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Zuletzt aktualisiert am 2017/04/01 07:33
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