Auf die hübschen Verben warten ODER Der Treck der Attribute. Fahlmann (3).
Ecker, Fahlmann 290.
albannikolaiherbst - Sonntag, 10. November 2013, 12:46- Rubrik: Zitate
Alban Nikolai Herbst / Alexander v. Ribbentrop
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Auf die hübschen Verben warten ODER Der Treck der Attribute. Fahlmann (3).Ecker, Fahlmann 290. albannikolaiherbst - Sonntag, 10. November 2013, 12:46- Rubrik: Zitate
...Guten Abend Dergestalt,
bevor ich dir mit einem Text antworte, der aus „blättrigen Schönworten“ besteht, möchte ich dir von der kleinen R. erzählen. R. ist 11 Monate alt und ist, seitdem sie auf der Welt ist, neurologisch auffällig. Das würde auch ein Laie erkennen. Eigentlich könnte ich auch sagen, sie hat eine ICP. Da ich aber kein Medizinstudium absolviert habe, sollte ich das lassen. So wie es bisher auch offenbar alle Ärzte taten. Warum auch immer. Es interessiert vielleicht einfach nicht. Oder niemand möchte derjenige sein. Und es geht natürlich ums Geld. Trotz ihrer Jejunalsonde, über die sie ernährt wird, ist sie ein Fliegengewicht und wird es wohl aufgrund ihrer ständigen Krämpfe, die den Körper viel Energie kosten, auch bleiben. Zudem erbricht sie sehr häufig. Die letzten Tage habe ich mich um sie gekümmert, vor allem dann, wenn ihre Eltern nicht da waren. Sie schreit und weint teilweise stundenlang, ist kaum zu beruhigen. Ihr ganzer Körper versteift sich und ist angespannt. Und je stärker diese Anspannungen sind, umso mehr dreht sie ihre Extremitäten dabei ein. Schon am ersten Tag, als sie mir zugeteilt wurde, habe ich gemerkt, es reicht nicht sie in den Arm zu nehmen und sanft umherzuwiegen. Ruhiger wurde sie erst als ich sie unbewusst ein wenig fester umschloss und auch meine Bewegungen an sie etwas grober zurückgab. So, als müsste sich das, was sie anscheinend ein wenig daraus zu lösen vermag, an den Zustand und die Vorgänge ihres Körpers anpassen. Ich sang ihr etwas vor. Die ganze Zeit über fixierte sie dabei mit ihren Augen meinen Mund, die sonst oft eine Schielstellung einnehmen. Sie schien konzentrierter. So als holte es sie herauf, als sammelte sie sich innerlich. Als wäre ein Zustand hergestellt, der nicht nur aushaltbar, sondern ein Stück weit, für sie, auf ihrer Ebene der Wahrnehmung, ein entsprechender ist. Nun hat so ein kleines Bündel Leben noch sicher keine Vorstellung davon, was z.B. Enttäuschungen sind und wie es ist, wenn das was ent:täuschte, für einen ins erfahrbar Reelle rückt. Und auch noch nicht so sehr, was es mit ihr und der Welt auf sich hat, was ein Ich ist, über das sie nachdenken kann, oder gar ein Selbst oder eine Selbstfiktion. Sie tut nur eines, sie schließt an das an, was ihr und ihrem Körper Anschluss ermöglicht. Weniger an mich, als durch mich an sich selbst. Eine Form von Empfindungswahrnehmung, in der sie ist, und es anhaltender bleiben sollte. Das, was der Mensch als Seele bezeichnet, erdet den Körper auch. Ist das, was diese Differenz von Innen- und Außenwahrnehmung, Ich und Welt, versucht aufzuheben. Dass das nicht immer gelingt, weiss ein Mensch. Weiss ich. Weiss jemand, der von Enttäuschungen spricht. Ich will damit sagen: es schließt immer an was es ist. Von sich aus. Ans Leben. Auf viele Weisen erfahrbar und möglich durch ein Gegenüber. Ein anderes. Das lässt diese kleine Seele mich momentan empfindend verstehen. Und es ist das, was ich dir >>> darauf antworten möchte. read An - Dienstag, 12. November 2013, 21:33- Rubrik: LexikonDerPoetik
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James Joyce, Giacomo Joyce. In den Neuübertragungen von Helmut Schulze und ANH.James Joyce Giacomo Joyce Mit den Aneignungen von Helmut Schulze und Alban Nikolai Herbst Broschur , 72 Seiten, Euro 12,--/sfr 15,-- etkBooks, Bern ISBN: 978-3-905846-25-6 >>>> Bestellen albannikolaiherbst - Samstag, 16. November 2013, 07:56- Rubrik: Veröffentlichungen
JETZT ALS PODCAST. Die Hölle und das Paradies. IM DEUTSCHLANDFUNK. Ein poetisches Hörstück über die Stadt Neapel von Alban Nikolai Herbst. Mit Antje von der Ahe, Kavita-Janice Chohan, Andreas Nickl und Gerald Schaale. Musik von Luigi Dallapiccola, Pino Daniele, Giacomo Carissimi, Hans Werner Henze, Canio Loguercio u.a. (Erstausstrahlung am 8. November 2013, 20.10 Uhr.) Unterm Pflaster glimmt das Feuer (17).albannikolaiherbst - Samstag, 16. November 2013, 07:53- Rubrik: HOERSTUECKE
NancyDu trägst dein, an einer Seite ausrasiertes,
Haar so kurz, wie ich es einmal trug. Ist es das weiche Sepiabraun deiner Augen? Ist es der Schwung deiner ultralangen Wimpern, die ragen den Himmel zu kitzeln? Du schlägst aus der zweiten Reihe nach dem, was Hilfe unterlässt. Du nimmst es dir heraus. Du schlanke Riesin. Du überragst mich um einen Kopf. Deine Gesichtszüge schneiden den Wind. Mehr von deiner Sorte sollte es geben! Mehr von deinem Humor! Du bist schön. -Bist laut auf eine wunderbare Weise. Du Mensch. Du hast mich erwischt. Schau nicht so, sagtest du und lächeltest. Was sollte ich sonst tun? Konnte gar nicht anders. read An - Freitag, 22. November 2013, 19:29- Rubrik: Gedichte
Gedenken an Peter Kurzeck.Soeben erreicht mich per elektronischer Post die Nachricht, daß Peter Kurzeck gestorben sei. Er hat seit Jahren zurückgeblickt, weit, immer weiter, und sich in seiner letzten Zeit sogar von der großen Form seines schriftlichen Ausdrucks zurück in das Sprechen, ein dauerndes Ein//Sprechen, begeben, um schließlich, nämlich gestern, den nächsten Schritt, den ins Verstummen, zu tun – als eine Folge, wird mir erzählt, mehrerer Schlaganfälle. Ich kannte Peter, kannte ihn ein wenig, nicht gut, aber sein Weg hat einige Zeit lang den meinen leise begleitet. Das konnte anders nicht sein, wenn man gemeinsam in einer kleinen Stadt wie Frankfurt am Main gelebt hat und in demselben Metier zuhause war. Näher mit ihm befreundet als ich war der Dichter Paulus Böhmer, mit dem nun aber ich befreundet bin. Wir trafen uns alle bisweilen zu Veranstaltungen, wir sprachen, anerkannten uns. Ihm ward das Glück zuteil, zwar nicht schon früh, danach indes umfassend gewürdigt zu werden, und sehr zurecht. Ihm verdanke ich die Einsicht, daß unsere Dichtung „noch nicht einmal“, sagte er mir, „auf der formalen Höhe“, womit er nicht nur die Schnelligkeit, sondern literarästhetisch auch die qualitative Durchdringung unserer Wahrnehmungsformen meinte, „des Autofahrens ist“. Ich zog aus diesem Satz die Konsequenzen, zumindest einige, nein, sicher nicht alle, aber solches aus dem Mund eines Dichters vorgehalten zu spüren, der seinerseits den entsprechenden Schritt zu tun nicht bereit, wohl auch nicht fähig war, sondern dem Kindheit immer das Thema blieb, die Verlorene Zeit, verpflichtete mich auf eine, die zu gewinnen sei, zu entdecken und zu gestalten. So gabelten sich unsere Wege, wie es kaum weiter denkbar ist. Doch den Impuls dazu hat e r mir gegeben: hat meine spätere Arbeit geradezu paradigmatisch bestimmt. Ich bin voll Dankbarkeit dafür. Er hat mich, in der ihm eignen leisen Weise, auf meine eigene Klarheit verpflichtet: eine, die nach vorn schaut. Peter verfügte über die eidetische Gabe. Sie hielt ihn im Vergangenen fest, umschlang ihn und durchdrang ihn. In ihm und seiner Literatur ist nicht nur die Geschichte einer bundesdeutschen Provinz bewahrt, sondern er hat sie auseinandergefächelt zu immer kleineren und deshalb weiteren Wahrnehmungseinheiten, hat auch diese jeweils mikroskopisch erfaßt bis in den kurzen Geruch, den der Wind momenthaft um eine Hausecke zieht, oder vorandrückt, ist den Baumstamm der Kindheit hinan auf die Äste geklettert, von ihnen auf die Zweige und hat noch – wie kann jemand derart leicht sein, daß er gar nie hinabfiel, sondern jedes Reis ihn noch hielt? – die Knospe, die kaum schon herausbrach, mit seinen Worte gehoben und in seinen Worten geehrt. Mit Peter Kurzecks Tod ist, so fühle ich, nicht nur er, sondern nun auch diese Welt, die er uns aufschlug, als wär sie eben grad erst geschehen, wirklich und für immer vorüber: eine temps perdu finale. Er, alleine er, war ihr Homer, ihr Atem noch und ihr Glanz, einer, der von dem Geheimnis des Staunens bewirkt ist, das er ihr, von seiner Sprachkunst und schließlich in Sprechkunst entdinglicht, unentwegt zurückgab. Doch gestern ließ er los. Vielleicht hat er gewußt und hat es endlich sagen können, vielleicht allein für sich: daß es nun gut sei und, wie nur selten Menschen können, also es wissen und sprechen: vollendet. ANH. 26. November 2013. Berlin. albannikolaiherbst - Dienstag, 26. November 2013, 07:20- Rubrik: LexikonDerPoetik
Das Logbuch beginnen. Traumschiff (5).>>>> Traumschiff 6 Traumschiff 4 <<<< albannikolaiherbst - Donnerstag, 28. November 2013, 16:32- Rubrik: TRAUMSCHIFF
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