Le labbra di Cerere. Friedrich bei Stern (5).
>>>> Mann aus Apulien, 265
albannikolaiherbst - Sonntag, 1. Mai 2016, 10:36- Rubrik: Zitate
Alban Nikolai Herbst / Alexander v. Ribbentrop
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Le labbra di Cerere. Friedrich bei Stern (5).>>>> Mann aus Apulien, 265 albannikolaiherbst - Sonntag, 1. Mai 2016, 10:36- Rubrik: Zitate
Stadtgedicht ich will (Neufassung)den Straßen in den Wasserfällen aus Licht von den hohen Bunkern stürzendes Blut fällt mit ihnen ein Sandstein fällt eine Frau und sie schlägt auf die Straße zum Abraum der elendsten Junkies verspritzt die sich ihr H auf dem Teller mischen eines herausgebrochenen Katzenkopfpflasters und mir zum Autorennen am Kuhdamm servieren als ich ihnen hansguckindieluft die Spritze Kräne! zertrete Maffay und Scelsi gläsern verschaltet sirren in der Kuppel des Reichtstagsgebäudes will ich das Gras in den Mauern den Müll und die Alten die am Bürgersteig kentern die Radfahrer die sich gesplittertes Bierflaschenglas in die zischenden Reifen fahrn Kräne! will ich das Krächzen der Mopeds den Jungen der mit rotzender Nase über die riesige Kreuzung flitzt. Die Sirenen nachts will ich und mit- tags heulende Martinshörner Geschrei johlender Kinder besoffener Gröhler im Rinnstein verreckend bedeckt von der Motz Oh du Zeitung des Südens desnachts will Gruben am Potsdamer Platz und die Sperren aus Einsatzwagen und Gummiknüppeln der Gitter affichiertes Lachen an Leysieffers Düften will Demonstrationen freitags um fünf das leuchtende will ich blitzende glänzende Licht in den Bautümpeln nächtlich widergefunkelt will die Größenfantasie und den Protz die Graffiti und die hohen besinnungslo- sen die reinglatten Scheiben des archi- tektonischen Krieges mit anderen Mitteln des Musentempels Hund eines allheiligen Penners der mit ihm vor Penny immer sitzt. Ich will die Kaufhausgalerien Lafayettes und das Elend aus Masse und Trägheit als der plötzliche Blick einer Frau sie kurz doch innig durchbohrt und fremd will den Turmbau zu Babel & Babbel die Orgie der Sprachen Kostüme und Gesten will nachts die Angst in den Hochhausklammen wenn ferne ein Fuchs keckt ist doch der Mensch gleich wie nichts will das klackernde Laufen die Pfiffe und drüben rauschen durch Pfützen die Autos unter den Pneus knirscht Zementgries zur Elektronik der verschlossenen Kabelverteiler und über den Kränen scheint aus der Smogmilch der Mond auf das unablässiges Wispern herunter das tags zum Aufruhr der Töne wird Den will ich Krawall der Preßlufthämmer Baggerschaufeln Walzraupen Pflüge der Geschichte will ich Geschichten von Sandstrahlnarben in Hausfassaden ge- ritzt. Ich will die klammen Sitze vor dem Café die verödeten Brachen inmitten der sich für künftigen Luxus schminkenden Viertel die fantastischen Gruben von Jugendbanden will die Vampire den Techno Piraten will Wölfe und Wildsauen unter den Linden flanierend vor kettenrauchenden Witwen die in heruntergerissenen Abfallbehältern Trüffel erschnobern will den Kräne! Aufruhr der Notwehr wenn der Krankenwagen Gellen mit breitem Pinselstrich Schneisen in stockende Verkehrsströme malt will die pochenden Bässe aus einem Club und soutterraine CzernyEtuden von Dächern herab wehende wie Altweibersommer wehe Cellosonaten will oktobers die Penner am Spielplatz der Dosen und Tetrapacks Endmoränen itzt vor die fleckigen Büsche geschoben will die Flucht vor den Bullen zersprungene Scheiben will ich den Unfall Kräne! der postmodernen Buschwindröschen Stukkaturen sommers an Garment District Sarajewo das Trottoir in Senken voll Tränen gespalten will langgestrecktniedrige Wagenburgen pumpswippend Ladies in Bocadasses Fogal will den Pop und Parfums und die Pisse der Punks will die Kippen und Hundscheiße vor Villen der Bannmeile Schlickfluß die hüftelnden Schwulen will die Geschmacksverschleifung des Doms will Liebespaare umschlungen vorm Reichstag die rotzenden Prols und der Burka Kräne! Love- parades schäumende aus dem Schaum der Rhyth- musschläge geborene Näbel und Schenkel will Urwälder Wüsten Hunderte Zentren Neuronen von Scateboards und Nutten Kräne! erhitzt. albannikolaiherbst - Mittwoch, 4. Mai 2016, 09:22- Rubrik: Gedichte
Der autopoietische Sprachleib. Friedrich bei Stern (6).>>>> Mann aus Apulien, 358 albannikolaiherbst - Sonntag, 8. Mai 2016, 10:15- Rubrik: Zitate
Die Brüste der Béart (11):: Aus dem Entwurf der XIV:: Interludio 1.... … Wer war er? Wer Du warst, ich wußt‘ es | Doch wer würde ich Wer ist gemeint unter denen die lieben | wenn sie gemeint sind und meinen eine in andren | die so zu den anderen werden wie dort die Tochter die Mutter erfüllte, anfüllte – und sie w a r d es: - EIne Wie von den Stores das Licht troff, den hellen, 10 die es leicht vorm Fenster zum Berghang blähte, 11 als ob es leise zu sein sich erbäte 11 in den hitzigen Erregungsschnellen, 10 wenn durch die schäumende Wildwassergischt 10 Orfea, durch ihrer Mutter Augen, 11 sah, doch die selbst durch das stürzende Saugen 11 am Strudelgrund, das Luft und Wasser mischt. 10 Sie legte, als ich mich bäumte, flach die Hand 11 über meine Lippen und schloß sie so, 10 kicherte fast kindlich, spitzte - „still!“ - zur Wand 11 und lauschte durch die Mittagszimmerfluchten, 11 ob sich Gerege regte irgendwo, 10 Flüstern, Huschen - und sank in unsre Buchten 11 an Hals und Brust zurück, Béart, da ferne von der Loggia noch immer nur gedämpftes Gläserklingeln herdrang, bisweilen Scheppern von Geschirr | und zweimal wehte durch der Sala Kühle Mädchenkichern | flatternd unschuldshell gleich den sich | in der Siesta warmen Stete | blähenden Gardinen, da Kore doch nicht wußte, und ihre Mutter mußte, die doch auch nur ahnte, daß sie ein Durchgang war, den mir der Mann geöffnet, als er so ruhig aß, non farti pregare, und mich maß, ein weitres Mal leis lachen. Denn ich wahrscheinlich war der ihre, dacht‘ ich; | und mir schienen unsere Körper wie Zimmer in Hotels zu sein, wohinein Suchende kommen, die wieder gehn, wenn sie erwachen, nachdem sie sich erkannten, | in den Monaden bekannten, Repräsentationen von Prägungsprojektionen, und noch im doch schon wie Duft | sich verwehenden andern Körper zu fassen suchen, was sie Liebe nannten, und plötzlich war es nur Begehr, das sie n i c h t nur gewesen, sondern es war w i r k l i c h mehr – war ein sich selbst als Selbstgewesenes verbuchen... … ... >>>> Die Brüste der Béart 12 Die Brüste der Béart 10 <<<< >>>> Vorabdruck der Stücke I - XIII albannikolaiherbst - Samstag, 21. Mai 2016, 11:54- Rubrik: Gedichte
„O, sie sind auch nicht für Sie, sondern für eine spätere Zeit.“Ludwig van Beethoven zu Felix Radicati auf dessen Bemerkung, daß er seine Streichquartette op.59, die Rasumowskis, „sicherlich nicht mehr als Musik ansehen“ könne. >>>> Um 1810. albannikolaiherbst - Samstag, 21. Mai 2016, 07:15- Rubrik: PRÄGUNGEN
So düster wie grandios. Christopher Eckers Roman "Der Bahnhof von Plön".[Geschrieben als Kurzrezension für amazon.de. Dortseits nicht angenommen, weil sie gegen die "Guidelines" verstoße. Es ist mir unklar, warum, und nachfragen läßt sich's nicht. ANH, Mai 2016] Für mich gehört Christopher Ecker, vor allem seit seinem Roman >>>> Fahlmann, zu den herausragenden deutschsprachigen Romanschriftstellern der Gegenwart; möglicherweise steht er ganz vorne an der Front (ja, es ist eine) - wenn auch auf scheinbar verlorenem Posten, weil ihn weder die modischen politischen Correctnesse stören, noch daß er eine "Zielgruppe" im Auge hätte. Im Gegenteil ist er allein seinen Themen und einer modernen, dabei aber ausgesprochen erzählerischen Form verpflichtet, und er hat keine Scheu, Positionen einzunehmen, mit denen man sich ungern identifiziert. Die Texte können also durchaus unangenehm werden - darin ähnelt er dem berühmten Bret Easton Ellis geradezu extrem, der als deutscher Autor ebenso untergebügelt worden wäre, wie es derzeit Christopher Ecker geschieht. Spätere Generationen werden es, ich bin mir gewiß, korrigieren. Deshalb kann ich nur dringend empfehlen, sich auf das Abenteuer Ecker einzulassen, ganz besonders mit diesem Buch, dem so harmlos klingenden "Bahnhof von Plön": Unter diesem nämlich befindet sich eine Zwischenwelt, die jedes Gothic- und David-Lynch-Herz bangend höherschlagen läßt - eine Geschichte neben der Geschichte, quasi Urgeschichte neben der Neuzeit, parallel mit ihr laufend aber und in sie beklemmend eindringend. Dabei in einer klaren Sprache erzählt, zu der sich schnell Zugang finden läßt - auch wenn sie einen immer wieder foppt, dann überrascht und plötzlich schockiert, "man muß es sich als ein Haschen nach dem Winde peitschender und flatternder Möglichkeiten vorstellen" (S. 190), und auch, wenn sich die Erkenntnis darüber, was e i g e n t l i c h erzählt wird, erst sehr allmählich einstellt, sozusagen wider Willen der Leserin/des Lesers - worin auch "Widerwillen" mitschwingt. "Haben Sie je selbst erlebt, wie ein Fisch in Ihrer Hand zuckt, bevor Sie ihm den Griff des Messers über den Kopf ziehen? Metaphern sind nur brauchbar, wenn sie auf Erlebtem fußen" (S. 252). Was mich an diesem Roman so erstaunt hat, ist, wie geradezu organisch und darum nachvollziehbar, selbst Ungeheuer - oder das, was wir für solche halten - philosophieren, wie um Wahrheit sie bemüht sind. Insofern läßt sich dieser Roman auch als ein politisch-moralischer Kommentar zu den derzeit, m i t, drängendsten Fragen unserer Zeit lesen: zum Aufeinanderprallen einander diametral entgegengesetzter Kulturen und Moralverständnisse. Unter diesem Blickwinkel betrachtet, ist der Bahnhof von Plön ein geradezu erschreckend politisches Buch und dennoch (oder gerade deshalb?) voll des Gefühls der Versagung, des Entsagens und der Sehnsucht. Ecker gehört zu den sehr wenigen Romandichtern der deutschsprachigen Gegenwart, die sich etwas w a g e n - und sich selbst wagen. Wir sollten es ihm gleichtun --- und damit beginnen, indem wir ihn lesen. Christopher Ecker DER BAHNHOF VON PLÖN Roman Gebunden, 396 Seiten 22,95 EUR Mitteldeutscher Verlag, Halle 2015 >>>> Bestellen albannikolaiherbst - Dienstag, 31. Mai 2016, 09:19- Rubrik: Rezensionen
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