Mißbrauch & Fatalität. Zur Rache und ihrer Dynamik.
Oft werden Männer, die an den traumatisierenden Geschehen gar keinen Anteil hatten, aber sich als Projektionsfiguren eignen, zu Opfern der (fehlgeleiteten) Rache. Und zwar gerade diejenigen, welche (deshalb?) der Rächerin tiefstes Liebesobjekt sind und also, nach deren Umarmung und Gegenwart und nach deren Schutz die einst mißhandelte Frau sich so sehnt: nach der sich das Mädchen in ihr sehnt. Denn >>>> in unseren frühen Verwundungen b l e i b e n wir Kind.
Nur bei den wirklich Geliebten ist nämlich jene Nähe da, deren die Rache um so mehr bedarf, als sie nichts anderes ist als ein ständig schmerzendes, in seiner Unbewußtheit unendliches Bedürfnis nach Ausgleich, mit anderen Worten: nach Harmonisierung. Diese Unbewußtheit ist eine Funktion des Rachebedürfnisses und damit eine Folge des vorhergegangenen Mißbrauchs, in ihr spiegelt sich die völlige Hilflosigkeit des Opfers wider. Damit sich Rache, also ein Ausgleich, vollziehen kann, muß die Hilflosigkeit noch und noch reinszeniert werden: denn das M ä d c h e n ist es doch, das sich wehren, das zurückschlagen will. Es ist mitnichten die Frau, als welche die Seele eben n i c h t hilflos wäre (oder im demokratischen Selbstverständnis der Emanzipation: nicht hilflos zu sein g l a u b t). Deshalb wird derjenige, der den unbewußten Prozeß in einen zu verwandeln sucht, der sich seiner bewußt wird, in einer solchen Konstellation zum entschiedensten Gegner – weil er ja, gelänge ihm sein Vorhaben, dem Opfer die Möglichkeit n i m m t, sich zu rächen. Jeder, der sprechen will - was ein anderes Wort für klären ist -, wird dann seinerseits als Mißbraucher wahrgenommen: Er mißbraucht, symbolisch, das Mädchen, weil er es abermals hilflos macht, da es sich dann nicht mehr rächen k a n n; dem bewußt gewordenen Prozeß wird die moralische Basis entzogen: So wird er als jemand wahrgenommen (und öffentlich bisweilen so hingestellt), als wiederholte e r den Mißbrauch. In ungünstigen Fällen steht er schließlich wirklich als Mißbraucher da, indes den tatsächlichen Mißbraucher das Sprechtabu schützt. Mit jenem und allen, die den einstigen Mißbrauch deckten oder die sogar seine Handlanger waren - etwa mit Müttern, die schwiegen - kann dagegen sogar nicht selten ein freundlichster (harmonischer) Umgang weiterhin gepflogen werden.
(Es gibt auch mißhandelte Jungen. Für die gilt, sehr wahrscheinlich, Ähnliches.)
Nur bei den wirklich Geliebten ist nämlich jene Nähe da, deren die Rache um so mehr bedarf, als sie nichts anderes ist als ein ständig schmerzendes, in seiner Unbewußtheit unendliches Bedürfnis nach Ausgleich, mit anderen Worten: nach Harmonisierung. Diese Unbewußtheit ist eine Funktion des Rachebedürfnisses und damit eine Folge des vorhergegangenen Mißbrauchs, in ihr spiegelt sich die völlige Hilflosigkeit des Opfers wider. Damit sich Rache, also ein Ausgleich, vollziehen kann, muß die Hilflosigkeit noch und noch reinszeniert werden: denn das M ä d c h e n ist es doch, das sich wehren, das zurückschlagen will. Es ist mitnichten die Frau, als welche die Seele eben n i c h t hilflos wäre (oder im demokratischen Selbstverständnis der Emanzipation: nicht hilflos zu sein g l a u b t). Deshalb wird derjenige, der den unbewußten Prozeß in einen zu verwandeln sucht, der sich seiner bewußt wird, in einer solchen Konstellation zum entschiedensten Gegner – weil er ja, gelänge ihm sein Vorhaben, dem Opfer die Möglichkeit n i m m t, sich zu rächen. Jeder, der sprechen will - was ein anderes Wort für klären ist -, wird dann seinerseits als Mißbraucher wahrgenommen: Er mißbraucht, symbolisch, das Mädchen, weil er es abermals hilflos macht, da es sich dann nicht mehr rächen k a n n; dem bewußt gewordenen Prozeß wird die moralische Basis entzogen: So wird er als jemand wahrgenommen (und öffentlich bisweilen so hingestellt), als wiederholte e r den Mißbrauch. In ungünstigen Fällen steht er schließlich wirklich als Mißbraucher da, indes den tatsächlichen Mißbraucher das Sprechtabu schützt. Mit jenem und allen, die den einstigen Mißbrauch deckten oder die sogar seine Handlanger waren - etwa mit Müttern, die schwiegen - kann dagegen sogar nicht selten ein freundlichster (harmonischer) Umgang weiterhin gepflogen werden.
(Es gibt auch mißhandelte Jungen. Für die gilt, sehr wahrscheinlich, Ähnliches.)
albannikolaiherbst - Dienstag, 16. Mai 2006, 09:35- Rubrik: Arbeitsjournal