Eine kleine Ballade aus der Zukunft.
rauchend auf der, die noch schlief, Allee
am Regen, der klatschte wie See,
rauschend wie Wind auf dem Land,
auf den Asphalt und über die Platten
des Bürger-, des Bordsteins, den Kopfstein.
Müde sann ich. Ließ mich sein
in des Morgens letztem matten
Kunstlicht an der Mietshauswand.
Es welkte nahbei ein altes Papier
in einer Pfütze am Fahrbahnrand
und leuchtete mir.
Ich schritt durch den Regen, nahm's auf.
Es standen ein Datum vom nächsten Jahr
und morsche Verse der Sehnsucht darauf
und daß der Verfasser traurig war
und erkrankt, und er werde bald sterben.
Sieben Strophen, nicht mehr; von dem Kant
des Blatts troffen Tränen, dem herben
Rauschen ganz gleich – und wie Sand
zerfiel es, zerfielen die Verse,
zerfiel das Papier, als mich die Tram,
zum strömenden Regen traverse,
kreischend herausriß, und klamm
sah ich auf und sah den Verkehr
und sah mir zurück in die Hand.
Zwischen den Fingern war naß verbrannt
nur noch die Kippe, nichts mehr.
albannikolaiherbst - Samstag, 22. September 2007, 08:27- Rubrik: Gedichte