signale
„Irgendwie sind wir alle in den mehr oder weniger deprimierenden Zusammenhängen unserer postbürgerlichen Existenzen verstrickt. Und die Signale die wir uns manchmal senden sind zusammengestückt aus Verlangen und vager Hoffnung und Anflügen euphorischer Erinnerung an Freiheiten, die ihre Strahlkraft verloren haben. Freier Handel und liberale Moralität – das ist alles was übrig geblieben ist von den Kämpfen der Sozialisten, Kommunisten, Anarchisten, die sich weigerten anzuerkennen, dass alles um die Welt zu verbessern bereits getan ist. Es sind keine großen Gründe mehr da zu kämpfen. Die Wildheit, die Dämonie, die Barbarei, all das was ernsthaft Spaß macht, ist umzingelt, niedergemacht und zu einem kulturellen Produkt gemacht worden, das sich eine kastrierte Klasse schlapper Vegetarier und domestizierter Psychofaschisten reinzieht. Aber nicht einmal das können sie verdauen, wenn auf dem Preisschild keine Summe steht, die entschieden zu hoch für sie ist. Wir sind uns zu nahe gekommen. Wir treiben Inzucht mit uns selbst. Das ist die lächerliche Essenz dieser Zeit und ihre Krise. Aber ich will nackt mit den Mänaden tanzen und alles zerfetzen was uns in den Weg kommt. Ich will gekreuzigt werden, rostige Nägel durch meine Handflächen getrieben, gesteinigt und vergewaltigt sein, ich will an Feuern sitzen in Höhlen und Menschenfleisch essen mit Neandertalern, Kelten und Vandalen. Aber der Mythos der Geschichte ist heruntergekommen zu einer simplen Summe unterm Strich...“ Er nahm einen Schluck aus seiner silbernen Taschenflasche. „Nightflights in leeren Maschinen. Chiffren der Transzendenz.“
findeiss - Donnerstag, 17. Dezember 2009, 00:25- Rubrik: