Das Artifizielle (1).
Insofern ist es höchst fraglich, ob nicht die Neue Poetik, wie sie mir seit ein paar Jahren vorschwebt und mit der ich neben der direkten poetischen Tätigkeit seither beschäftigt bin, nicht in höchstem Maß luxuriös ist. Die deutschsprachige Gegenwartsliteratur will ja weniger ästhetisch erkennen, als sich einfühlbar und weitestmöglich verständlich machen; sie meint und vertritt das oft auch so, es seien komplexe Sachverhalte auch “einfach” darstellbar, - was impliziert, daß die Komplexion ein Schein sei, der sich auf eine Handvoll von Grunderfahrungen reduzieren lasse. Letztlich sei also die sagen wir Kosmologie eine Funktion der Grundrechnenarten, und es genüge völlig, wenn ein Leser nur diese verstehe. Wir müssen uns an dieser Stelle nicht darüber unterhalten, daß das zwar nicht stimmt, der Leser-Menge aber gut gefällt. Und für Autoren wie zum Beispiel Dietrich Schwanitz zum Garant dafür wird, daß ihm sein Kontoführer nicht die Liebe entzieht.
[Aus den Vortragsskizzen für Braunschweig.]
[Aus den Vortragsskizzen für Braunschweig.]
albannikolaiherbst - Freitag, 6. Mai 2005, 12:25- Rubrik: Arbeitsjournal